Warum Radio hören in Österreich?

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Toyota

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in dieser Zeit der sich immer weiter verflachenden (inhaltlich und musikalisch)
Angebote der österreichischen Rundfunkanbieter stellt sich immer deutlicher folgende Frage:
warum hören die Leute noch Radio in Österreich?

meine Meinung: weil es den ORF gibt. das Radioangebot des ORF ist wenn auch nicht sensationell zumindest achtbar und vielfältig. (das betrifft alle Sender)

oder warum hören nach all den Jahren noch immer so wenig Leute Privatradio (nur etwa 20%)

Meine subjektive Meinung: das Angebot ist quantitativ zwar gegeben (wie viele Sender gibt es ? über 50...) aber qualitativ sehr mäßig. meist unspannend, inkompetent, zu vorsichtig oder schlicht irrelevant. scheinbar wird auch überhaupt nicht mehr in Personal und dessen Ausbildung investiert.
Manche Sender hören sich an wie Ausbildungsradios..

warum glaubt ihr kommen die Privaten nur sehr langsam oder nicht von der Stelle,
immerhin 10 Jahre nach Start der ersten Privaten ?
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

Meine Meinung: Wenn ein Gesellschafter mehrere Sender besitzen dürfte, würde es viel mehr Vielfalt im Markt geben. Er könnte einen Sender in der Mitte positionieren und die anderen in verschiedenen Clustern darum herum. Vergleiche einmal die Positionierungsstrategie von ClearChannel in New York!
Auch in Deutschland gibt es dafür Ansätze: Oschmanns Funkhaus in Nürnberg, 104.6 RTL / 105'5 Spreeradio, oder die MACH3-Sender: R.SH, Nora. deltaradio.
Wer sich mit nur einem Programm nur aus Werbung finanziert, hat kaum eine andere Chance als AC zu spielen, um den Sender am Leben zu erhalten. Und deswegen fischen alle im AC-Teich, auch ö3, und da ist die Werbeluft schon ziemlich dünn.

ORF ist reine Mischkalkulation, Ö1 und FM4 könnten z.B. auf privater Basis gar nicht existieren. Ohne gleiche Rahmenbedingungen kann man das also nicht vergleichen. Es fängt mit den Gebühren an und hört bei den Senderstandorten und Senderleistungen auf...
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

Was mir teilweise bei diversen Sendern abgeht, ist der Mut, neue Sparten zu erkunden - musikalisch, genauso, was das Radioformat anbelangt. Da hält man sich eben an Radioberatungsfirmen und den Hörgewohnheiten, die durch erfolgreiche(re) Marken, wie Ö3 geprägt worden sind, weil, da sollte man denken, kann man eh nix falsch machen. Der Mut zu "Neuem" ist es, der fehlt, die Schar an Idealisten, die das Produkt "Radio" aus der programmierten Industrialisierung wieder herausheben und Innovationen bringen, abseits von seichter Comedy und Verclaimung der Hörerschaft und die ihr Hirnkastl wieder einschalten und SELBER wissen, was die HörerInnen an Radio interessiert, ohne Consulting. Professionalität im Radio, finde ich, definiert sich nicht durch perfekte SprecherInnen oder glasklare Jinglepakete, sondern durch Kreativität und Individualismus, sowie dem Bewusstsein, was man den HörerInnen bieten kann, was der Radiomarkt sonst nicht abdeckt. Blumige Worte, ich weiss. Iss halt meine Meinung als jemand, der terrestrisches Radio nurmehr sehr selten hört...
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

was mir bis heute NICHT eingeht:
WAS genau bringt einen Radiomacher dazu, in einem Gebiet, wo bereits 2,3 Sender mit einem bestimmten Format senden, just genau dort mit DEMSELBEN Format ebenfalls on Air zu gehen?

Wozu soll das gut sein?
Je mehr Sender sich ein und dieselbe Zielgruppe teilen, desto weniger bleiben für einen einzelnen über.
Ob ich also nun einen gewissen Bruchteil einer großen Zielgruppe von den Konkurrenzsendern abwerben kann, oder gleich eine vollkommen andere Zielgruppe bediene, die derzeit noch KEIN Angebot im Radio haben, ist doch schon egal.
Da ists doch besser, ich versuch mein Glück und locke all jene, die bisher kein oder nur kaum Radio hören, hinterm ofen hervor und schau, daß ich für die was brauchbares gestalte.

Somit auch die Frage:
Was nutzen einem somit diese angeblichen 50 Sender, wenn sich die Formate, die diese Abdecken auf private Kopien der ORF Sender beschränken?
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

@toyota:

Die "verflachenden" Angebote implizieren einen Qualitätsbegriff, ich fürchte in einer bourgeoisen-normativen Sichtweise im Sinne einer Abgrenzung zur konsumorientierten Unterschicht nach Pierre Bourdieu.

Was ist also Qualität? Was ist Verflachung?

Ich kann das daher schon das Eingangsstatement nicht nachvollziehen - eine Verflachung des Angebots bei gleichzeitigen Mediennutzungsalternativen müsste doch wohl eine Reduktion des Radiokonsums - zu Gunsten von zB Webcasts, interaktivem TV etc. nach sich ziehen.

Das Gegenteil ist der Fall: Die Radionutzung ist durch die Einführung des Privatradios gestiegen. Das bedeutet zumindest, dass es für eine große Mehrheit offenbar attraktiver geworden ist, Radio zu hören. Damit kann und will ich nicht implizieren, dass das für jeden Menschen individuell so wahrgenommen werden muss.

Was die Quote betrifft: Man muss neidlos (auch wenn es schwer fällt 8-)) anerkennen, dass Ö3 die Jahre 1996-1998 hervorragend genutzt hat, um sich nach dem Antenne-Steiermark Schock auf die Privatradiokonkurrenz vorzubereiten.

Insbesondere die exzellente Arbeit der bci - einer der ganz wenigen Beraterfirmen, die auf die kulturelle Verfasstheit des Verbreitungsgebiets eingeht, wie auch der Erfolg bei Radio Express in der Slowakei zeigt, bavo Mike Haas!! - hat dazu beigetragen, die durch politische Motivation und gesetzlichen Pfusch verursachte Verzögerung des Privatradios um 3 Jahre optimal zu nutzen.

Ö3 hat es damals in einer - weitgehenden - Monopolsituation geschafft, viele Musikimages (Pop/Rock 80/90, Hits, R&B, sogar Dance) und Wortimages (Comedy, News, Service - gottlob auch Werbung, Quatscher, Wiederholer, sonst wäre es ja ganz bitter) zu besetzen.

Und durch die Arbeit hervorragener, motivierter Mitarbeiter hat Ö3 diese Stellung eine ganze Weile lang nicht nur gehalten, sondern sogar weiter ausgebaut. (Übrigens trotz der oben erwähnten Negativimages - was sagt uns das?)

Diese - auf freien Märkten nicht zu beobachtende - Anomalie macht den Privaten zu schaffen, die natürlich auch fröhlich, von Beratern die das Phänomen Ö3 nicht zu dekodieren wussten angefeuert, ins offene Messer liefen. Zuerst die Antenne Wien anno 98, später neben anderen auch Krone Hit R@dio.

Und auch die Berater, die in die "gegen Hit Position hilft nur die Mix Position" Falle getappt sind (Rik deLisle gleich zweimal, trotz seiner unbestreitbaren Meriten in anderen Märkten) haben ihren Anteil an der Privatradiogeschichte.

Die zum Teil mit unglaublichem Aufwand geschrieben wurde. Es wurden bis vor 1-2 Jahren Rekordsummen in Österreichs Privatradio gesteckt - und oft auch versenkt. Heute stellt sich die Situation bei vielen Sendern anders dar: War vor 2 Jahren ein Sender mit schwarzen Zahlen die Ausnahme, so wird es jetzt langsam zum Regelfall. Und erst das schafft die Möglichkeit zur Konstanz - einer weiteren Qualität, die viele Privatradios vermissen ließen. (zB 92,9 RTL Rock und Pop-Power Music Radio-Rockmix-HiT FM)

Deswegen meine ich, dass - zusätzlich zu aktuellen internen Faktoren im ORF, die das Privatradio begünstigen - das Privatradio guten Zeiten entgegengeht: Keine Hauruck Aktionen, sondern Sender, die durch Konstanz das tun, was meiner Meinung nach die Qualität von privaten Unternehmungen sein sollte: Geld zu verdienen. Mittels gutem Programm, gutem Personal, auf einem immer besser funktionierenden Markt. Die Entwicklung - speziell bei Ö3 in den letzten 6 Tests - macht Hoffnung.

Noch ein Wort zu der Zahl der Sender: In den meisten Gebieten Österreichs ist die Zahl der empfangbaren ORF Sender höher als die Zahl der empfangbaren kommerziellen Privatsender - deswegen ist die Zahl 60 (wie kommst du auf so viele Privatradios, im Radiotest, auf den du dich beziehst, werden nur etwa 22 ausgewertet) irreführend: Ein Vorarlberger wird die Marktbereicherung durch Radio-Grün Weiß nicht wahrnehmen.

Einzig in Wien herrschen einigermaßen duale Marktverhältnisse (6 kommerzielle inkl. Stephansdom, 6 ORF Sender), hier liegt Ö3 im Marktanteil zum Teil auch schon hinter den Privatradios.

@Jackson: Den Versuch gab es ja auch in Österreich, er hat schon zweimal mit Lizenzverlust geendet, Welle 1 IBK und 92,9 HiT FM. Es handelt sich dabei um die Grundsatzfrage der Erwerbsfreiheit und Meiungsfreiheit. Tendenziell verfolt Österreich derzeit eine Politik, die stärkere Konzentration ermöglicht, vor allem weil den Privatradios mit dem ORF ein geradezu kartellartiger Gegner gegenübersteht und so mehr Chancengleichheit herbeigeführt werden soll.

@radiodragon: Was konkret würdest du mit der 98,3 in Wien machen?
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

schöne analyse - kann nur gratulieren zu endlich mal wieder einem profonden statement im erlauchten kreise der poster... allerdings - und darauf kommts an: so oft ich mir private anhöre, kehre ich wieder zurück zum ORF. warum? teils nervt mich die musik, teils nerven mich die leute, teils nervt mich die gähnende inhaltsleere. du sprichst von konstanz... nun - die is in diesen bereichen auch vorhanden - nämlich konstant NICHT da... :( leider!
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

@radiowatch:

ich kann Deine interessante Analyse sehr gut nachvollziehen und verstehe Deinen Ansatz.

Was aber in deinen Gedankengängen meiner Meinung nach ein wenig fehlt:
Die Privatradios leiden trotz eines image mäßig eher kränkelndem ORF unter eher schlechtem Image - dieses ist nur schwer wieder aufzupolieren.
Deinen Optimismus für die weitere Entwicklung der Privatradios würde ich gerne teilen aber ich fürchte er ist verfrüht.
Für eine echte Stärkung und wirklich relevante Zuwächse wären wirtschaftliche
vernünftig agierende Eigentümer (die gibt es mittlerweile) mit einigermaßen vermarktbaren Programmen (Produkten) geben. Momentan sind die meisten Produkte zu schlecht oder sie sind schlicht bestehenden zu ähnlich
Weiters sind die zur Verfügung stehenden Werbemittel sind zu gering und werden falsch genutzt.
Auch richtige Ansätze (lokale Akzente etc) werden aus Expansionsgier und Größenwahn heraus nicht langfristig durchgehalten und werden auf kurz oder lang zu weiteren Senderpleiten führen.
Was fehlt? punktgenaue Analyse der Marktdefizite und Potentiale und Positionierung von Sendern in Marktnischen abseits des CHR/AC Mainstreams.
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

Zitat: Momentan sind die meisten Produkte zu schlecht

Ich bin etwas konfus in diesen gut/schlecht fragen. Was genau meinst du mit schlecht? (Pete Venkman zu Ray Stantz in Ghostbusters vor Inbetriebnahme des nichtlizensierten Nuklearbeschleunigers).

Nochmal: Mit diesen Qualitätsaussagen tu ich mich schwer. Ich glaube, dass die Ursache für Erfolg oder Scheitern von Radiosendern zum größten Teil in der Wahl des adäquaten Formats besteht, und zu einem geringeren - jedoch von Radiomachern meist sehr hoch geschätzten Teil - von handwerklicher Finesse.

Hat Welle 1 die professionellere Musikauswahl als HiT FM im Burgenland? Hat Arabella die beste Verpackung? Hat Energy die besten Nachrichten? Es geht darum, in der grundsätzlichen Formataussage a) Marktbereichernd und b) glaubwürdig zu sein. Wobei a) und b) empirische Fragen sind und keineswegs produktanalytisch "die spielen ja gar nicht die Hits, ehrlich" gesehen werden sollten.

Lokale Akzente sind für manche Sender wohl gute Ansätze, für andere wiederum eher nicht. (vgl. zB. das unterschiedliche Wettbwerbsumfeld Antenne Salzburg vs. Antenne Wien - 2 strategisch gleich aufgebaute Produkte mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen im Radiotest)

Es ist eben schwer - aber keinesfalls unmöglich - sich von einem Mitbewerber zu differenzieren, der - wie oben beschrieben - massig Images besitzt. Diese Images sprechen jedoch oft nicht dem realen Produkt, und auch die Kommunikationsmöglichkeiten von Ö3 sind reduziert - das gibt doch mittel/langfristig Hoffnung für die Privatradiofutures. Die Lage des Privatradios in Österreich ist heute jedenfalls ökonomisch fundamental besser als vor 2 Jahren - und hättest du das vor 2 Jahren gedacht? Ich jedenfalls nicht, ich habe es aber gehofft. :)
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

@radiowatch
die wahl des richtigen "Formates" ist natürlich wichtig.
aber gerade direkt an das "Format" muss dann die Qualität in welcher Form auch immer anknüpfen.
es ist auch falsch zu glauben es würde in der heutigen Musikmarktsituation noch klare Formate geben wie wir es in den 80ern und 90ern gelernt haben.
Viel ist hier in Bewegung und die Formatenscheidung und -Definition wird immer schwerer.
Hörer entscheiden unbewusst (so wie Käufer in einem Supermarkt) nach eigenen Qualitätskriterien.
Was ist Qualität im Radio ?
die Gesamtheit des Angebotes das ein Sender seinen potentiellen Konsumenten bietet.
Die Bestandteile sind Musik und Wort - darüber schwebt hoffentlich ein ganz bestimmtes "Image".
in diesen Bereichen geht es letztendlich nur um Qualität.
Diese entscheidet ob der Hörer sich letztendlich für den Sender entscheidet und sei es nur als gelegentlicher WHK Hörer.
Qualität in Musikauswahl (gute Formatumsetzung), Abwechslung,Verlässlichkeit,richtige Ansprache der Hörer durch die Moderatoren (Musicsells,Information,Unterhaltung) und Redakteure, gut gemachte und richtige Promotions etc.

Ich denke einfach dass in diesen Bereichen noch immer zu wenig gut und genau gearbeitet wird um echt erfolgreich zu werden.

Momentan geht es mir als musikoriuentiertem Konsument in etwa so:
das Angebot de Privaten muss breiter (viefältiger) und professioneller werden.
ich bin als konsument von den ö privatsendern ohne ausnahme enttäuscht.
ich zappe ungefähr 60 sekunden durchs frequenzangebot und lande dann nur für kurze manchmal bei fm4, mal bei ö3 oder bei ö1 oder irgendeinem landesstudio.
und so geht es (siehe radiotest) immer noch einem überwiegenden teil der österreicher
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

Momentan geht es mir als musikoriuentiertem Konsument in etwa so:
das Angebot de Privaten muss breiter (viefältiger) und professioneller werden.


Du wirst lachen, als Konsument geht es mir genauso. Auch und speziell mit "Hitradio" Ö3. Nur: Ich glaube, dass ein Radiosender, der Leute wie dich und mich als Maßstab nimmt, vermutlich eine zu enge Nische bedienen würde.

Ich würde mir mehr Vielfalt wünschen, mehr X-Ray-Spex in der Primetime, gefolgt von einer 2 Stunden Huldigung der Godfathers. (Als Contest zB das Riff "Birth, School, Work, Death" nachspielen). Vielleicht noch ein paar Features rein - zB über die Sahel-Zone oder Nordkorea (zB über die Kräuterschnapsfabrik in Kaesong) - oder ganz was neues: Nachrichten, die über den Tellerrand blicken von Redakteuren, die das Wall Street Journal lesen und mir das beste daraus servieren - z.B. über ökonomische Entwicklungen in Indien, weil das in meinem neuen Fond drinnen ist - das wäre mein Sender.

Börsenkurse unter Berücksichtigung meines privaten Portfolios. Reiseberichte mit dazupassenden Angeboten. Das ganze bitte auf dem Niveau von BBC Radio 5 live. Ahja: Fussball live wäre auch cool, wobei ich besonders cool finde, dass Artmedia Petrzalka in der Championsleague spielt und da live wirklich fein wäre falls ich unterwegs bin (zu Hause sehe ich es eh auf Premiere)

Vielfalt pur. Dazwischen durchaus noch ein paar kommerzielle, schnellere 80er 90er Titel. Eigentlich würde ich für so etwas sogar noch lieber als bisher ORF-Gebühr bezahlen.

Ich würde das (leider) allerdings keinem Privatsender als Weg zu mehr Gewinn empfehlen können.

Also was können wir empfehlen? Welche Gruppe der Ö3 Hörer lässt sich am besten rauslösen? Denn von dort wird ein Gutteil der Hörer des neuen Privatradios ja kommen müssen - oder?
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

@radiowatch :ach so spezifisch wie du das willst wird's natürlich nicht gehen-dafür gint es das Internet
was aber möglich sein sollte:
ein gut gemachtes Oldie Format
ein "altes" Rock Format
ein "junges" Rock-Crossover Format
ein echter CHR Sender mit aktuellen Hits auch vor ö3
ein echter Schlagersender
ein softes "good music" relax format

das sind nur Beispiele-alle diese Musikformate hätten bei guter Umsetzung und schlanken personalbudgets gute chancen am markt.
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

@radiowatch:
;)ich würde die Postmaterialisten anknabbern.mit musik von Madonna "Material World"
auf Dauerschleife.

ich war im punkt "formate"vielleicht zu verkürzt.
ich glaube für sender mit marktbeherrschungsanspruch nicht mehr an die formatlehre der 90er die streng zwischen "pop" und "alternative" -"dance" und "rock" etc unterschieden hat-
fast aller pop ist heute ein crossover hybrid aus ehemaligen alternative-styles (r&b,rock etc)
was aber sehr wohl bleibt sind zielgruppensegmente mit klaren musikpräferenzen-
für die kann man sehr wohl mit erfolg klare musikradioformate anbieten.
 
AW: Warum Radio hören in Österreich?

Mit welchen empirischen Daten können wir das absichern?

Oder anders gesagt: Ich mach zB meinen reinen Old-Rock sender - gibt es genügend Fans, die das nicht als zu wenig abwechslungsreich wahrnehmen. Ich denke, die Formatradios müssen in ihrer Kommunikation von der produktanalytischen Seite (Hits, Oldies, Rock, die größten Hits der 80er und 90er das bedeutet die Abwechslung hoch 3) hin zu emotionalen Marken (bci gebraucht hier gerne das Wort Superbrands) tendieren, gutes Beispiel dafür ist FM4.

Deswegen glaube ich auch, dass wir von der Zielgruppe ausgehen sollten, und nicht vom Produkt, dass sich dann quasi "zielgruppensegmente mit klaren musikpräferenzen" suchen muss. Ich weiß nicht, ob die Message: Endlich Rock im Radio so zieht - die Sender in D die es probiert haben Star FM, Radio 21, rockland Radio haben bei weitem nicht den Erfolg, den ich mir von dieser - produktanalytisch gedacht - klaren Positionierung erwartet hätte. Mein Fazit: 99% Der Hörer denken eben nicht produktanalytisch sondern komperativ in Images. Der Rest postet hier.
 
AW: Warum Radio hören in Österreich?

emotionale marken das trifft es gut aber was wichtig ist
die kann man nicht "vorberechnen".
viele haben sich,weil sie chance dazu hatten einfach entwickelt in zeiten als überhaupt keine marktforschung betrieben wurde.
es gibt auch bereiche die nicht erforschbar sind sondern in denen man mit zielorientiertem geschmack, gespür und kompetenz arbeiten muss.
so ist zum beispiel star fm nicht erfolglos weil rock nicht zieht sondern weil der sender im gesamten einen schwachen auftritt hat. produkt eher mau- vermarktung detto- was folgt ist ein kaum vorhandenes image.
 
AW: Warum Radio hören in Österreich?

also was mich jetzt mal als "nur-redakteur" und beitragsgestalter immer wieder verwundert bei diesen diskussionen ist, dass sich alle leute NUR darum gedanken machen, welche musik spiel ich? nicht nur, dass durch dieses denken zahlreiche jobs im redakteursbereich gefährdet sind ("wir spielen das beste von - bis, auf den rest wird gschi****n), mocht ich mal die frage aufwerfen, ob sich ein guter radiosender echt nur durch die musik definiert? wie hoch ist eurer ansicht nach der stellenwert des wortes? ich erleb's bei mir selbst, dass ich bei manchen sendern stundenlang musikgedÖdel hör, ohne dass mich jemand anspricht, dass mir wer geschichten erzählt, ohne dass ich erfahre was ums eck oder in den usa passiert. ich will das aber wissen, gleich ob ich in der arbeit sitze, im stau steh oder grad unter dusche bin *ambodenstampf* - ja um alles in der welt, warum erzählt mir das kein privatradio? die düdelei hör ich im Ö-R genau so - aber eben gespickt mit unterhaltung und information. kein wunder, dass ich lieber dort hängen bleib als bei den privaten :(

reicht's für einen - um beim beispiel zu bleiben - old rocksender, wenn er NUR musik spielt? kann das echt genug sein? welchen mehrwert - im vergleich zu anderen sendern - hab ich denn, wenn ich als oldrock-fan diesen sender einschalte?

ich halte die überlegungen von radio watch durchaus für den richtigen ansatz (gut, indien is verflucht weit weg, aber trotzdem :) ), die frage ist nur - wenn wir es hier im forum wissen, wissen es dann auch andere privatradioanbieter? oder herrscht da landauf landab tatsächlich ignoranz? wieso passiert da nix? was ich auch noch ansprechen möchte, ist die qualität. gibts denn eigetnlch - ähnlich der GHR beim orf - eine gemeinsame bemühung der privatsender, um qualitativ gute mitarbeiter aufzubauen und zu fördern? mir wäre bis dato nichts untergekommen, vielleicht bin ich aber auch nur zu ignorant gewesen,

wundert sich radioxtreme...
 
AW: Warum Radio hören in Österreich?

Also, meiner Meinung nach ist es gerade in Zeiten des iPods wichtig, daß Radio mehr zu bieten hat als nur Musik. Wer nur Musik hören möchte, kann sich ja auch Festplatte oder iPod mit Musik vollknallen und sich das anhören. Dann hat man genau das, was einem gefällt, und nur Musik ohne Werbespots. Dafür braucht man also kein Radio. Der Überraschungseffekt (welches Lied kommt als nächstes?) läßt sich mit Shuffle heute auch schon machen.

Was mir eigentlich immer am meisten gefällt, ist Radio unter Beteiligung der Hörer... also wenn man anrufen und mitreden kann, oder Musikwünsche abgeben kann, die dann erfüllt werden, und die Anrufe auch auf Sendung geschaltete werden. Oder der Moderator sich von einer Veranstaltung meint, die man dann auch selbst besuchen kann. Als ich 16-18 war, habe ich z.B. aus diesem Grund gerne den Treffpunkt Ö3 gehört, weil es auch solche Aktionen immer wieder gab. Ich habe mich da irgendwie als Teil einer großen Gemeinschaft gefühlt, von der ich zwar die anderen Mitglieder nicht gekannt habe, aber sich doch immer wieder jemand per Hörerwunsch oder Anruf gemeldet hat, und mit der Zeit hat man auch die Moderatoren und ihre Vorlieben recht genau kennengelernt... und wenn man dann mal bei einer Veranstaltung hatte, einen Mod "live" zu sehen oder sogar ein paar Worte zu wechseln, hat man sich dann vollständig "dabei" gefühlt.

Was die Redakteursarbeit, also das Wort generell betrifft, finde ich, daß die Positionierung vieler Sender inhomogen ist. Die gewählte Präsentation bzw. der Inhalt scheint teilweise eine andere Zielgruppe anzusprechen als die gespielte Musik. Wenn z.B. auf Antenne Wien ein Veranstaltungshinweis für eine Veranstaltung in den Kammerspielen kommt, denke ich mir immer "Bekommen wir dann auch solche Musik zu hören?". Oder andersrum: "Wen sollte so etwas interessieren?" Wenn so eine Veranstaltung wirklich viele der Hörer interessiert, dann sollte vielleicht auch musikalisch in dieser Richtung getan werden. Wenn nicht, dann frage ich mich, warum dieser Veranstaltungshinweis überhaupt gebracht wird. Ansonsten denke ich, so eine Veranstaltung ist eher etwas für Hörer von Ö1 oder die Regionalsender (so sie dort angesichts der jetzt herrschenden Musikrichtung noch vereinzelt zu finden sind).
Und die Positionierung dem Hörer gegenüber ist auch unklar... es wird mehr in Superlativen gesprochen (die besten Hits der 80er, 90er und von heute, der Supermix, oder Superoldies und Megaschlager) als genau herausgearbeitet, was eigentlich geboten wird.
Bei einem neuen Format ist natürlich immer die Frage, ob das durchgehen bzw. gut ankommen kann. Ich würde da aber doch einige Marktlücken sehen...

1. eine Art "Theatersender" mit Couplets, evtl. auch gesprochenen Sketches, und den besten Stücken aus Oper, Operette, Musical und anderer hauptsächlich gesungener klassischer Musik... evtl. auch Lieder aus Filmen (aber auch eher musicalartige Filme oder Filme, in denen gesungen wird, wie z.B. von Walt Disney, oder die ganzen alten deutschen Filme von Hans Moser, Heinz Rühmann etc.)... und eventuell noch einigen Megahits, die in das Genre passen ("My heart will go on", "Candle in the wind 1997", "I will always love you" etc.)... dazwischen viel Klatsch und Tratsch über Promis, aber auch Hinweise zu Veranstaltungen mit klassischer Musik, Theater, 3 Tenöre etc.
Zielgruppe: "Feine Damen" oder solche, die es noch werden wollen. ;)

2. ein "etwas anderes" Rockformat, das etwa dort anfängt, wo sich 88,6 gegenüber Ö3 etwas abhebt (mit Alternative-Bands wie U2, Coldplay, The Cure, Radiohead etc.), aber nicht so viele unbekannte Titel spielt wie FM4... dafür auch einiges aus dem Bereich Classic Rock (Pink Floyd, The Rolling Stones, die frühen Kinks, The Who und... ja, auch The Beatles, aber vielleicht mit einigen weniger mainstreamig, dafür rockiger klingenden Titeln). Dazu auch neue Gruppen wie Franz Ferdinand, Death Cab for Cutie, Green Day usw. Zielgruppe: "Die Szene" (wer immer das auch sein mag). Dazwischen Hinweise auf Rockkonzerte, Vorstellung neuer Gruppen (auch mit Hörerbeteiligungsmöglichkeit, also Einschicken und Vorstellen eigener Demos - in diesem Genre ist die Szene erfahrungsgemäß relativ breit).
(Für weitere Inspiration siehe: http://www.last.fm/charts/ )

3. ein "extremer Schlagersender". Extrem deshalb, weil vieles, was heutige Schlagersender spielen, eigentlich keine Schlager sind. Damit meine ich ca. 60-75% Anteil an deutschen Titeln, mit Schlagern, auch Polkas, Stimmungslieder, volkstümliche Schlager etc., evtl. vereinzelt noch vermischt mit Blasmusik und Volksmusik. Auch englische Titel, aber nur die bekanntesten, und auch Eurodance-Stimmungstitel, die anderen Sendern wohl "zu tief" sind. Stichwort "Der alte Holzmichl", "Schnappi"... oder "20 Zentimeter". Zielgruppe: "der einfache Mann". Das würde ungefähr der Musik entsprechen, die bei den Live-Konzerten, die ich spiele, in der Regel recht gut ankommt.
Dazu allgemeine Themen wie Tierhaltung, Hinweise für Straßenfeste und ähnliche Volksveranstaltungen, Übertragungen von Frühschoppen...

4. ein Dance-Sender mit tanzbaren Hits von den 70er-Jahren (Disco) bis heute. Hier wäre auch auf Durchhörbarkeit und Durchtanzbarkeit zu achten, das heißt, daß wenn eine längere Musikstrecke kommt, daß die dann auch so gemixt ist wie in einer Disco, daß die Titel etwa das gleiche Tempo haben und gut ineinander übergehen. Da könnten dann auch ältere Dance-Tracks laufen, die sonst trotz großen Erfolgs schon in Vergessenheit geraten sind ("Das Boot", "No limit", "Hyper Hyper" etc.), aber auch tanzbare Mainstream-Hits (Kylie Minogue, Backstreet Boys, New Kids on the Block, Boney M. etc.). Dann evtl. auch noch etwas Hip-Hop, englisch und deutsch.
Dazwischen Hinweise auf Discos und Clubbings und alles, was die Szene noch so zum Tanzen braucht. Zielgruppe: eher junge Leute bis Jugendliche, die noch in "dem Alter" sind und sich eher für Discos und Clubbings als für Rockmusik interessieren.

Jo... das wären so einige Formate, denen ich Chancen einräumen würde, erfolgreich zu werden, falls sie jemand realisieren würde... zumindest hier in Wien, wo es zu keinem der 4 genannten Formate etwas wirklich vergleichbares gibt.
 
AW: Warum Radio hören in Österreich?

@toyota

Doch, die kann man (und muss man) vorberechnen (wie immer im Leben gibt es keine 100%iger Erfolgschanve) - Die bci hat Ö3 und Radio Express schon ganz gut vorberechnet, auch Jack FM ist ein schönes Beispiel wie "spontan" in unterschiedlichen Ballungsräumen Nordamerikas Menschen zu Freunden gehen, sich alte Scheiben raussuchen und die ganz einfach spielen. Man hätte ja auch Star WXY - Classic Rock 24/7 sagen können (produktanalytisch) statt dessen Jack (Image, Gesamtaussage, Zielgruppenaffin)


Viele haben sich,weil sie chance dazu hatten einfach entwickelt in zeiten als überhaupt keine marktforschung betrieben wurde.


Primär waren das doch Zeiten, in denen es keine Konkurrenz gab, soweit ich mich erinnere. Sobald es Komkurrenz gab, gab es auch Marktforschung. Und auf einem Monopolsender, der sich um die Bedürfnisse der Menschen nicht extrem zu scheren brauchte, Kult zu produzieren, halte ich für eine lösbare Aufgabe. Ich erinnere nur an Forcher´s Black - Eskapaden am Nachmittag auf Ö3, an die Music Box etc. - alles Dinge die mir zT persönlich gefallen haben, die aber nur möglich waren, weil die Mehrheit es hören musste.

Als dann die Radiohörer auf Radio CD wechseln konnten, kam schwupp die erste Programmreform (Musicbox in die Nacht, später entsorgen zu FM4), nach der Antenne Steiermark dann die zweite Reform, powered by bci.
 
AW: warum Radio hören in Österreich?

blu schrieb:
was mir bis heute NICHT eingeht:

Was mir nicht eingeht: Warum haben (zumindest die wiener privatradios) oftmals zwei moderatoren (und dann für nachrichten/wetter/verkehr) noch einen dritten?

Ich persönlich täte mit null moderatoren (na, ok, nachrichten dürfen gebracht werden) vollkommen auskommen: Kein nerviges, inhaltsleeres, dafür umso hysterischeres geklapper, das mir erzählt, dass in drei minuten wieder das unbekannte geräusch kommt. Vom ständigen verbreiten von guter laune (um 6:30 uhr in der früh!) will ich gar nicht extra sprechen.

(tcp)
 
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