Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

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Tom2000

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Wieso dominiert beim privaten und mehr und mehr auch beim ör Radio, anders als auf dem Printsektor, der Primitivfunk?

Wieso transfomieren sich FAZ, Süddeutsche, die regionalen Tageszeitungen sowie der Spiegel nicht zu Bild-Zeitungen um? So könnten sie wie die Radios mit weniger Einsatz und Kohle mehr Knete machen.

Warum also ist die Gier beim Radio an grössten?
 
Wenn Du die FAZ oder Süddeutsche von heute mit früher vergleichst, sagen wir 1998, dann wirst Du leider bestätigen müssen, dass deren Niveau auch schon mal höher war. Weniger Geld, weniger Redakteure/Freie, weniger Kompetenz, weniger Qualität, weniger Niveau. So einfach ist das. Zugegeben, ihr Niveau ist immer noch höher, als das einer normalen lokalen Tageszeitung, aber über deren Niveau müssen wir hoffentlich nicht lange reden. Sonst zieht Dein Argument gar nicht mehr, denn warum Du überhaupt Tageszeitungen mit Radiosendern vergleichst, ist mir nicht klar.
Beim Radio ist nicht die Gier am größten, es sind die Einnahmeausfälle, die beim Radio am größten sind. Die Gründe dafür liegen aber durchaus nicht in der mangelnden Qualität der Sender, sondern darin, dass auf Radiowerbung idR am ehesten verzichtet wird. Dass die inhaltliche Programmqualität und damit die gesellschaftliche Relevanz von Radiosendern dadurch deutlich gesunken ist, ist erst die Konsequenz, deren Konsequenz wiederum sein dürfte, dass Firmen, wenn sie wieder über mehr Geld verfügen, nicht so schnell wieder zurückfinden zur Radiowerbung. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Zudem: Wenn Du von Gier sprichst, wäre es sehr freundlich von Dir, mal aufzulisten, welche Sender eigentlich sehenswerte Gewinne erwirtschaften, die den Begriff "Gier" rechtfertigen. db
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Meine Meinung zu den Zeitungen: Würden die Hochqualitätsblätter einen auf Bild machen, wären sie ihr Stammpublikum schnellstens los. Es würden aber wohl kaum neue Leser nachkommen, da ihnen in der neuen Zielgruppe dann noch immer der Ruf "anlasten" würde, sie wären elitär, zu intellektuell oder was auch immer.

Im Privatfunk kannst du wohl davon ausgehen, dass immer dasjenige Programm gemacht wird, das gerade die höchsten Gewinne (bzw. niedrigsten Verluste) verspricht. Gewinne sind unverzichtbar, um einen Sendebetrieb überhaupt erst zu ermöglichen. Überdurchschnittliche Gewinne sind notwendig, um auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben. Mit Gier hat das wohl eher wenig zu tun. Traurig finde ich jedoch, dass man vielen Programmen ihre wirtschaftliche Ausrichtung anhört. Idealismus ("Radio macht Spaß") kann ich aus deutschem Privatfunk selten heraushören.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@ der beobachter:

Ganz klares NO: Die Werbeeinnahmen sinken. Richtig, aber wegen der zunehmenden Verflachung und Niveau-Regulierung auf "Limes gegen unendlich". In einem Umfeld, dass sich von den meisten anderen Sendern nicht mehr unterscheidet, will auch keiner mehr werben. Warum auch ???

@ stereo:

Genau ! Aber ich seh im Geiste schon "Honk", "Jasemine" und andere Vertreter des "modernen" Radios auf uns einschlagen...Idealismus oder Berufsehre gelten heute fast nichts mehr (Ärzte, Politiker, etc).
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Die renommierten Blättern kämpfen wenigstens noch.

Bei so Sendern wie FFH habe ich den Eindruck, es geht von vornherein NUR ums Geld. Mit so einem seichten Programm haben sie mehr als 600.000 Hörer durchschnittlich in der Stunde. Mit der Hälfte der Hörer dürften sie immer noch in der Lage sein, ein Programm dieser "Qualität" zu produzieren.

Die ÖRs nehme ich hier mal aus. Die hätten bzw. haben die finanzielle Unabhängigkeit und nutzen sie vielfach nicht zur Qualitätssicherung bzw. mangels Kreativität kopieren die Privaten.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Bei so Sendern wie FFH habe ich den Eindruck, es geht von vornherein NUR ums Geld. Mit so einem seichten Programm haben sie mehr als 600.000 Hörer durchschnittlich in der Stunde. Mit der Hälfte der Hörer dürften sie immer noch in der Lage sein, ein Programm dieser "Qualität" zu produzieren.

Damit hast du dir deine Frage indirekt selbst beantwortet. Wenn ich mir eine Zeitung kaufe (egal welche), kaufe ich diese gezielt. Radio allerdings macht kein gezieltes Programm und ist nach neuester Eigendefintion ein dudelndes Hintergrundmedium. Ich teile diese Ansicht zwar nicht, aber die meisten Privatsender sehen sich nun mal leider so. Daher wird auch der Anspruch immer weniger. Die wirtschaftlichen Aspekte kommen dann noch hinzu. Was übrig bleibt kann man sich tagtäglich flächendeckend im gesamten Bundesgebiet anhören. Der Schrott wird immer mehr und die wenigen Lichtblicke immer kleiner...
Andersrum betrachtet: Wer hat noch die Zeit gezielt einer Radiosendung ganz bewußt zu lauschen ? Wahrscheinlich die wenigsten. In der Zeitung kann ich gezielt nachlesen was mich interessiert. Auch das geht beim Radio nicht.
Die Glotze hat letztlich den entscheidenden Vorteil der Visualität gegenüber dem Radio, deshalb wird auch da eher eingeschaltet als beim Radio.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@Radiokult
"Radio allerdings macht kein gezieltes Programm"

Für Deutschland stimmt das.
Anders ist das...na Ihr wisst schon wo.

Ist schon merkwürdig. Überall dort gibt es brauchbare Oldiesender. Harmony hingegen ist nichts anderes als ein Soft Oldie AC. Im Vergleich zu Radio 10 Gold oder Capital Gold ist es so weichgeschliffen und so sehr auf absolute Mainstream-Titel ausgerichtet - was soll das?!
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

U87, vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt. Dass die Werbeindustrie, als die Kohle BEGANN knapper zu werden, beim Radio gekürzt hat, hat meiner Erfahrung nach mit dem Medium an sich zu tun. Zeitung hat Bild und Text, man blättert öfter drüber und sieht es öfter, Fernsehen liefert darüber hinaus noch Ton und "Handlung". Das macht die beiden Medien auf die Schnelle betrachtet für Werbende zunächst attrraktiver als den Hörfunk. Deshalb ging da die Kohle zuerst und entsprechend deutlich flöten.
Ob die Sender ihrerseits auf die ausbleibende Kohle mit der richtigen Strategie geantwortet haben, ist eine zweite und eben andere Frage, die ich oben nicht beantwortet habe. Wenn Du eine Antwort haben willst, dann antworte ich mit Dir: NO.
Dass DANACH nämlich Radio als grundsätzlich immer unattrraktiver empfunden wurde und folglich noch mehr Kohle weg blieb, die man bei anziehender Konjunktur sicher nicht so schnell wieder sehen wird, das sind alles Folgeerscheinungen. Ich hatte mich oben aber zur Erstreaktion nach der schwindenden Kohle geäußert - falls das unklar gewesen sein sollte. db
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@db
Da stimme ich dir absolut zu. Radio schaufelt sich mit der Eliminierung von Aufmerksamkeitsfängern sein eigenes (Werbe-)Grab. Welcher Werbende möchte seine Botschaft in einem niemals endenden, eintönigen Klangbrei untergehen sehen?

@Tom2000
Die Gier war in den 90ern vorhanden. Billige Produktion bei einem Nachfrageüberhang an Werbung. Spekulanten in Goldgräberstimmung. Damit hat (Privat-)Radio sein Image vergeigt. Heute wird Rationalisierung allerdings eher mit Überlebenskampf begründet. Ob das allerdings der richtige Weg ist wage ich (wie db) zu bezweifeln.

Gruß postit
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Tom2000 schrieb:
@Radiokult
"Radio allerdings macht kein gezieltes Programm"

Für Deutschland stimmt das.
Anders ist das...na Ihr wisst schon wo.

Ist schon merkwürdig. Überall dort gibt es brauchbare Oldiesender. Harmony hingegen ist nichts anderes als ein Soft Oldie AC. Im Vergleich zu Radio 10 Gold oder Capital Gold ist es so weichgeschliffen und so sehr auf absolute Mainstream-Titel ausgerichtet - was soll das?!

Tja...die Ironie des Schicksals will es aber, daß die Musik von Harmony ein Niederländer (Roel Oosthout) zu verantworten hat ;)
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Lieber Tom,

für jemanden, der die enge Rotation im Radio beklagt, wiederholen sich Deine Themen aber erstaunlich oft.
Ich möchte an die erste Antwort von db noch hinzufügen, dass Qualitätsblätter idR von großen, starken Verlagen getragen werden - die ihre Kohle über Yellow-Press- und Boulevardblätter scheffeln/scheffelten. Die Gesellschafterstrukturen beim Radio sind dann doch etwas anders.........
Wenn Du dann noch berücksichtigst, dass hinter vielen Sendern ebenfalls Verlage stehen, die entweder lokale Radiokonkurrenz kleinhalten oder ohne großen Aufwand ein paar kleine, süße Scheine drucken wollten, dann müssen wir Dein Bild vom guten Verleger, der rein vom Idealismus getrieben wird, ein bisschen korrigieren.
Ich habe das Glück, beide Seiten aus der "Binnenperspektive" betrachten zu können, und ich darf Dir versichern: Wenn Du der Qualitätspresse im Besonderen und den Printmedien im Allgemeinen ähnlich viel Aufmerksamkeit widmen würdest, wie der Radiobranche, dann würden Dir auch dort gravierende Änderungen auffallen, die nicht ganz politisch korrekt sind und so einiges aufgefangen haben. Bis hin zu der Tatsache, dass gelegentlich ALLE Tageszeitungen in einem Einzugsgebiet auf wichtigen Seiten ein und das selbe Feature einer Nachrichtenagentur abdrucken - und das ganz sicher nicht deshalb, weil das Thema so spannend ist.
Viele Grüße
Die Hexe
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@ fast alle die vor mir gepostet haben:

Schrecklich, wenns nur ums Geld geht, oder? Aber was dachtet ihr eigentlich, weshalb die Veranstalter Privatradio machen? Aus Langeweile?
Komische Diskussion, so wohl nur nur hierzulande möglich.

Beiliegend die Marktanteile der größten deutschen Radioveranstalter (S+P, Stand: Feb. 04)

RTL 11,1%
ASV 4,5%
Burda 2,9%
NRJ 1,4%
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Jo, die Privatsender senden nicht um des Sendens willen, sondern um Geld zu verdienen. So viel hab ich schon kapiert!
Die Frage ist doch aber: Welchen Anspruch möchte ich an mein Produkt stellen und welches Image will ich dem Produkt geben?
Um da beim Zeitungsbereich zu bleiben: Die FAZ hat Probleme, die Sz hat Probleme...usw. Um das zu ändern, ändert man das Layout, spart vielleicht ein paar Stellen ein und hat mitunter weniger eigene Stories, sondern übernimmt mehr von Agenturen, während bei kleinen Blättern der Trend umgekehrt ist, weil eine dpa halt zu viel kostet.
Was die Zeitungen, vor allem die Qualitäts~, nicht machen, ist, von ihrem Image abzuweichen. Sie bleiben Qualitätsblätter und mutieren NICHT zur BILD!
Im Radiobereich hingegen scheint es den Betreibern der "Programme" vollkommen wurscht zu sein, welches Image die Hörer mit den Sendern verbinden. Frei nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert...
Da ist es den Programmverantwortlichen total egal, ob in einer Moshow der Moderator dazu auffordert, dass die Leut sich kugelrund fressen oder ein Badezimmer zerkloppen. Da ist es auch wurscht, ob ein Sender, egal ob nachts oder am Tag, aktuelle Nachrichten hat oder eben nur halb aktuelle. Da ist es den Verantwortlichen wurscht, ob die Verkehrsmeldungen nachts den Tatsachen entsprechen oder nicht. Da ist es den Verantwortlichen wurscht, ob zu Ostern der Automat dudelt, am Besten noch ganz ohne einen Mitarbeiter und einfach ein liebloses "Programm" zusammengeschustert wird.
Wie sieht es beim Fernsehen aus? Gut, die Privatsender haben beispielsweise über Ostern nicht gerade durch Eigenproduktionen gestrotzt, aber immerhin liefen da ganz gute Kinofilme. Auch sehenswert. Also attraktiv.
Was ich damit sagen will: In keinem anderen Medium wird so wenig Wert auf Inhalt gelegt, wie im Radio. Und DAS kann nicht sein! Selbst wenn ich in den MA-unrelevanten Tageszeiten KEIN Programm mache, muss ich theoretisch Gefahr laufen, dass die Leutz einen anderen Sender anschalten. Das Problem ist, anders als im Fernsehen und bei der Zeitung: Die Konkurenz bietet dieselbe Grütze an, so dass ich also nur die Wahl zwischen Pest und Cholera habe. Und allein diese Tatsache wird dafür verantwortlich sein, dass es dem privaten Radiomarkt mittelfristig nicht sehr prächtig gehen wird. Denn wo kein Inhalt, da auch keine Werbung, weil weniger Aufmerksamkeit innerhalb des "Programms" und bezüglich des Mediums Radio im Allgemeinen.
Auch bei privaten TV-Sendern geht es nicht nur um die Quote als solche, sondern auch um Qualität. Das Wunder von Bern oder die Lengede-Verfilmung sind herausragende TV-Movies, die sich SAT.1 geleistet hatte. Sie waren teuer. Und sie hatten Erfolg. Doch so sehr voraussehbar war der Erfolg nicht. auch Privatsender haben ab und an Prestige-Projekte. Auch die H.s.-Show war eine Prestigesache. Klar, sie ist eingestellt worden. Vermutlich, weil man sich ein solches Prestige nicht länger leisten wollte/ konnte.
Aber sollten nicht auch die privaten Radiosender, vor allem die landesweiten, (ab und an) auf Qualität, auf wirkliche Aufmerksamkeit, setzen, um sich so zu positonieren? Über "kranke" Major-Promos redet doch schon gar keiner mehr, weil den Leutz das auch total Wurscht ist, was die im Radio so verzapfen. Denn die Majors sind mitunter fern jeglicher Realität.

Und über Sinn und Unsinn der MA-Erhebungsmethode will ich hier lieber gar nicht sprechen.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Sachsenradio hat es meiner Meinung nach exakt auf den Punkt gebracht:

"Die Frage ist doch aber: Welchen Anspruch möchte ich an mein Produkt stellen und welches Image will ich dem Produkt geben?...
Was die Zeitungen, vor allem die Qualitäts~, nicht machen, ist, von ihrem Image abzuweichen. Sie bleiben Qualitätsblätter und mutieren NICHT zur BILD!"

Darüberhinaus stellt sich die Frage, warum der qualitative Niedergang des Privatradios in Frankreich, England, Holland oder den USA so nicht stattfindet.

@mediascanner
Auch Privater Rundfunk ist der Gesellschaft verpflichtet. Es geht eben nicht nur ums Geld.
Was hielte sonst die Fernsehsender davon ab, Exekutionen im Fernsehen zu zeigen?
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Tom2000 schrieb:
Auch Privater Rundfunk ist der Gesellschaft verpflichtet. Es geht eben nicht nur ums Geld.
Was hielte sonst die Fernsehsender davon ab, Exekutionen im Fernsehen zu zeigen?

1.) In Deutschland gibt es keine Todesstrafe.
2.) Gesetze und gesellschaftlicher Druck. Wenn das Quote (und Werbeeinnahmen) bringen würde, gäbe es das auch im Fernsehen oder die letzten Röchler (O-Töne) im Radio.

Gruß postit
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@ tom2000

könntest du bitte die aussage, "privatfunk sei der gesellschaft verpflichtet", etwas präzisieren? süffisante anmerkung meinerseits: eine derartige these über, auf gewinnmaximierung angelegte unternehmen, habe ich zuletzt in einem alt-68iger dominierten politikwissenschaftlichen seminar gehört.

@postit

yep
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@ postit

Die Frage, wer seine Werbung in einem eintönigen Klangbrei auf Dauer versenken möchte, stellt sich ja schon eine Weile. Bisher gabs da noch keine befriedigenden Antworten, finde ich...

Und zum Glück hat tatsächlich schon ein mal der gesellschaftliche Druck eine sehr erfolgreiche, aber widerwärtige RTL-Fernsehsendung vom Bildschirm verbannt. Da wollte kaum noch einer Werbung in diesem Umfeld unterbringen, obwohl die Quoten sehr gut waren. So muss das sein!
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@radiohexe
Du sprichst ein ganz wichtiges Problem an: das starke Involvement von Zeitungsverlagen beim privaten Radio. Dieses wurde Anfang der 90er im Interesse der Verlage von den LMA gefördert. Handlungsleitenden These der LMA war, dass Werbung im Lokalfunk zumindest einen Teil der Werbung in Zeitungen sustituieren würde, den Verlagen durch die Existenz des privaten Hörfunks also Einnahmeverluste entstünden. Belegt ist diese These bis heute nicht. Manchmal habe ich allerdings den Eindruck, dass die Verlage durch ihren Einfluss auf die "Konkurrenz" den Niedergang des privaten Radios fördern. Die von dir angesprochene Konzentration im Printbereich lasse ich jetzt mal unkommentiert, sie ist aber auf jeden Fall auch sehr wichtig.

@rayshapes
Ja, die Frage taucht auch hier im Forum immer wieder auf. Wird aber irgendwie ignoriert ... ist wohl zu unbequem und stellt das Selbstbild des Radios in Frage.

Gruß postit
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Habe diese Diskussion jetzt interessiert verfolgt. Dazu mehrere Dinge: 1.) Wissen alle Diskutanten (so heißt das doch?), dass wir - ich meine die kommerziellen Radiomacher - von der "unangenehmen" Werbung leben? 2.) Schön fand ich auch den Beitrag von Tom2000, der FFH flach findet und empfiehlt, auf die Hälfte der Hörer zu verzichten, um mehr "Anspruch" ins Programm zu bringen. (Bezeichnend dabei ist, dass FFH als einer der wenigen Sender überhaupt noch Wortbeiträge, also Themen, neben Promotions und Slogans unterbringt.) Geschenkt.

Bringt mich aber zu 3.) "Bild-Zeitung". Man mag es gut oder schlecht finden, dass dieses Blatt die auflagenstärkste Tageszeitung ist. Nur: sollen die dann auch auf die Hälfte ihrer Auflage verzichten, um mehr "Niveau" zu bringen? Und schlussendlich deswegen hunderte (ja, richtig gelesen!) Arbeitsplätze konzernweit abbauen, wie der Süfddeutsche Verlag?

Guten Morgen, liebe Idealisten! Angenommen, ihr betreibt eine kleine Bäckerei und kommt gut über die Runden. Nebenan gibt's eine Öko-Bäckerei mit der Spezialisierung auf Dinkel-Brötchen, kann zwar ihre Mitarbeizer nicht bezahlen, macht aber das politisch-ökokogisch korrektere Produkt. Wie würdest IHR entscheiden? Produktion runterfahren und ganz "niveauvoll" wie die Nachbarn backen, oder so weiter machen, wie bisher?

Noch anders gefragt: würde einer von euch auf EIGENES Einkommen verzichten, um "gesellschaftlich relevantes" Programm zu machen? Ja? Kein Problem: gibt genug engagierte Radiomacher in Offenen Kanälen, die Unterstützung brauchen... Nur, und jetzt komme ich zum Ende, gut Kohle verdienen wollen UND sich keinen Kopf darüber machen, woher die kommt, ist, sorry, naiv.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Vergleiche von (figurbildenden?) Bäckereien und (meinungsbildenden?) Medien gab es in der Vergangenheit ja auch schon reichlich hier!
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Wauzi, ich geb Dir Recht und auch nicht. Sicher, wir müssen wissen, woher unser Geld kommt und damit leben, Sachen zu machen, die uns nicht passen. Aber: Die Rechung "Niveaulosigkeit verkauft sich besser als interessanter Inhalt" ist in meinen Augen zu einfach. Das bringt zwar etwas Geld, soviel aber auch nicht, wenn man den Gewinninformationen vieler Sender glauben darf(!). Wieviel Geld mit einem inhaltlich stärker profilierten Programm zu verdienen ist, bedarf eines Versuchs. FBR hat nicht funktioniert, ob es an mangelnden Einnahmen oder am zu kurzen Atmen des Betreibers in einer wirtschaftlich schwierigen Lage lag - ist heute egal. Vieles hat sich geändert. Zu diesen Änderungen gehört die konsequente Verflachung einer noch größeren Anzahl von Programmen in den vergangenen drei/vier Jahren. Da dürfte es entsprechend leichter fallen, sich mit mehr Inhalt, ohne Dauerwort senden zu müssen, Profil zu verschaffen. RayShapes' Verweis auf sinkende Werbeeinnahmen trotz hoher Quoten, weil das Programm nicht zum Image der Werbenden passt, halte ich deshalb für wichtig und richtig.
Eben weil wir alles nehmen müssen, was uns Geld bringt, sollten wir nach den Einnahmequellen schauen, die uns auf längere Sicht am meisten davon versprechen. Und danach Programme ausrichten. db
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Hallo Wauzi,

dem möchte ich ein Zitat aus dem Editorial der Chefredakteurin Katharina Skibowski von "Insight - Markt und Management für Journalisten" 03/2004 gegenüberstellen.

Gruß postit



Bei der deutschen Industrie gibt es bereits Überlegungen, eine Art Fliege-hilft-Stiftung für die Medien zu gründen. Die Notwendigkeit, etwas dafür zu tun, dass unsere Medienlandschaft vielfältig bleibt, dass wir uns neben der Bild-Zeitung auch eine taz, beziehungsweise neben der taz eine Bild-Zeitung leisten können und müssen, ist erkannt. Die Wirtschaft hat dabei einen Wunsch: Qualität und Kompetenz. Aber weiß den jemand, der das Glück hat, direkt von der Journalistenschule und/oder Universität in eine Redaktion zu kommen, genug darüber, wie es im wirklichen Leben zugeht? [...] Haben wir vielleicht dank der "fetten" Jahre vergessen, dass ein Verlag auch ein Wirtschaftsunternehmen ist? [...] Wenn es allerdings heißt: Schreib doch mal was Nettes, damit wir eine Anzeige kriegen, darf und muss der Journalist sich das "Nette" verbieten, Schönschreiber haben nichts mit Qualität zu tun. Ein Sparringspartner, der nicht in der Lage ist, auch mal einen guten Schlag zu platzieren, bringt dem Boxer schließlich auch keine Trainingserfolg. Oder um bei den Lehrern zu bleiben: Welche haben wir denn in positiver Erinnerung behalten? Die, die sich mit Duzen bei uns anbiedern wollten, oder die, die hart aber gerecht Leistung einforderten und in ihrem Fach Bescheid wussten?
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Eben weil wir alles nehmen müssen, was uns Geld bringt, sollten wir nach den Einnahmequellen schauen, die uns auf längere Sicht am meisten davon versprechen. Und danach Programme ausrichten.

Sorry wenn ich mich jetzt wie ein Alt68er anhören sollte, aber das ist doch nicht dein Ernst ? Die Wirtschaft bestimmt dein komplettes Programm ? Da wundert mich der Niedergang des deutschen Radios im Allgemeinen nicht mehr wirklich. Aber dieses Problem ist ja bei den Privaten nicht neu. Alles was noch zählt sind die Zahlen der MA. Einschaltquote und Hörerbindung sind nun aber manchmal zwei verschiedene Dinge...
Hat eigentlich speziell bei den Privatsendern schon mal einer darüber nachgedacht, das das eigentliche Problem nicht der Dudelfunk an sich ist, sondern die Masse dieser Sender ? Der Markt ist in dieser Beziehung gesättigt, wenn nicht sogar schon übersättigt. Da mittlerweile ja auch immer mehr ÖR's auf die "seichte Schiene" setzen frage ich mich ernsthaft, wo das am Ende hinführt. Du als Macher des Programms bzw. ihr als Sender habt den direkten Draht zum Hörer nicht der, der euer Gehalt bezahlt ! Du machst Programm für den Hörer (!!!) nicht für den, der dir das Geld gibt. Wenn dir nämlich keiner mehr zuhört wirst du für deinen Geldgeber uninteressant, oder etwa nicht ?

Ich weis, das hört sich irgendwie nach Traumtänzer an, aber letztlich ist es doch so ...
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@db: wie soll ich sagen: Jein. (Insider :)) Mich macht nur dieser - für mich persönlich(!) - vorgeschobene Kulturpessimusmus madig. Guck dir den Berliner Rundfunk an. Ist ja nun wirklich ein Kommerzsender. Aber: die erhöhen nach und nach (natürlich nicht genug, ich weiß! *g*) den Wortanteil, experimentieren mit einem "Echtzeit-Krimi" und - gewinnen an Quote. Hey - und das in einem solchen Markt.

Ich freue mich eher über SOWAS, anstatt nur den Niedergang des westlichen Abendlandes zu betrauern. Und, um mir sonst nicht zu eigen, auszuholen *g*, hier beklagen mir ZU viele leute die Claimerei der Stationen. Ich wäre gespannt, wie die Programme klingen würden, wenn genau diese Menschen auf einmal, journalistisch agieren müssten. Recherche, Interviews, Beitrag... Ich bin fest von folgenden Eckpunkten überzeugt:

1.) Die überwiegende Mehrzahl der Mods heute wäre überfordert, wenn auf einmal mehr verlangt würde, als nur zu claimen.

2.) Hier findet Jammern auf höchstem Niveau statt. Wem's bei Privaten nicht passt, kann - wenn man ihn denn nimmt - zu den Öffis ( - oder ohne kommerzielles Interesse - zu den Offenen Kanälen) gehen und "für die Meinuingsbildung" arbeiten.

3.) Jeder erwartet Kohle auf seinem Lohnzettel. Zu Recht! Nur muss man dann auch den Gesellschaftern der privaten Sender zugestehen, dass auch sie Kohle wollen. Deswegen finanzieren sie schließlich den Laden.

Noch krasser: so lange Leute unbedingt zum (privaten) Radio wollen, dann dort landen und sich über "Niveaulosigkeit" beklagen, wird sich nix ändern. Nur eben: reinkommen, Gehalt/Honorar kassieren und dann - ohne sich einen Gedanken über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Unternehmens zu machen - meckern, aber keine persönlichen Konsequenzen zu ziehen... das geht für mich gar nicht.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Na ich weiß nicht, ob das jetzt nicht ein wenig am Thema vorbei war?
 
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