Warum wirkt Radio aus Bayern "menschlicher"?

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Merkwürdig, über welch' belanglose Themen hier in seitenlangen Diskussionsfäden geplaudert wird, während gleichzeitig Threads, bei denen es um wirklich wichtige Themen geht, entweder kaum beachtet oder aber vom Support geschlossen werden, weil sie in Streitereien ausarten...

Für Dich belanglos, für anderer User diskussionsfähig. Was Dir wichtig oder unwichtig erscheint, ist lediglich Dein subjektiver Eindruck, denn einen objektive Eindruck kann es nur geben, wenn er von anderen Personen kommt, aber dann ist der Eindruck erneut subjektiv.
Was ist denn, Deiner Meinung nach, wichtig? Welches "wichtige Thema" (Du meinst wohl Thread) wurde vom "Support" geschlossen?

2Stain
 
@2Stain: Hier ein paar Beispiele:

City Radio wird neuer Sender für Düsseldorf - Bei diesem Thread geht es nicht nur um die Eröffnung eines neuen Lokalsenders, sondern darum, dass eines der letzten Rundfunkmonopole in Europa fällt. Mehr noch: Durch den favorisierten Ansatz soll das System mit seinen eigenen Waffen geschlagen werden.

Schlechtester Kommerzfunk - Hieraus hätte sich eine interessante Grundsatzdiskussion über Bewertungskriterien für den Privatfunk entwickeln können.

Radioinitiative NRW - Einladung zur Mitarbeit - Dieser Diskussionsfaden wurde mit einem Verweis auf einen anderen geschlossen, der ein anderes Thema behandelte (und ebenfalls geschlossen wurde).

Radio ffn: Reaktion von Timm Busche auf Kritik - Auch hier wären noch manche interessanten Beiträge zu erwarten gewesen.

Ein weiteres Thema, welches gar keinen Einzug in dieses Forum gefunden hat: cityREdio Recklinghausen - Landesanstalt für Medien NRW untersagt die Verbreitung auf der Standortfrequenz - Der Grundstücksfunk, - eine der letzten Nischen zum Betrieb unabhängigen Privatfunks auf UKW -, wird durch ein vor wenigen Monaten eingeführtes Mitspracherecht der Landesmedienanstalten beim Genehmigungsverfahren in zunehmenden Maße eingeschränkt. cityREdio in Recklinghausen ist eines der ersten Opfer.

Was ebenfalls eine interessante Diskussion auslösen könnte, wären Fragen, die den Einfluss der Presseverlage auf die Vergabe von UKW-frequenzen in Deutschland anbelangen. Gibt es bspw. in diesem Zusammenhang einen freien Markt und wenn nicht, weshalb?

Hierbei handelt es sich nur um eine kleine Auswahl, die zugegebenermaßen subjektiv ist (was sich nicht vermeiden lässt), dennoch denke ich, dass nicht alle Themen den gleichen Stellenwert aufweisen: Es ist halt nicht alles relativ.
 
Internetradiofan schrieb:
Schlechtester Kommerzfunk - Hieraus hätte sich eine interessante Grundsatzdiskussion über Bewertungskriterien für den Privatfunk entwickeln können.

Von diesem Wettbewerb "schletester Kommerzfunk" handelt doch jeder zweite Faden hier im Forum.:D
Allerdings gebe ich Dir im Grundsatz Recht: Es erschließt sich nicht immer, nach welchen Kriterien hier ganze Thread oder auch einzelne Beiträge geschlossen, bzw. gelöscht werden. (Bitte jetzt keinen Hinweis auf die Forenregeln, die sind so auslegbar wie das Strafgesetzbuch von Weißrussland).
 
Was ebenfalls eine interessante Diskussion auslösen könnte, wären Fragen, die den Einfluss der Presseverlage auf die Vergabe von UKW-frequenzen in Deutschland anbelangen. Gibt es bspw. in diesem Zusammenhang einen freien Markt und wenn nicht, weshalb?

Da es hier eigentlich um Bayern geht, möchte ich kurz auf diesen Themenvorschlag eingehen. Für die im Privatfunkbereich beherrschenden Zeitungskonzerne dienen die Radiobeteiligungen bekanntermaßen als Kompensation ihres Verlagsgeschäft. Neben geringfügig rückläufiger Verkaufs- und Auflagezahlen will man mit seichten, anspruchslosen Hitwellen bei jüngeren Zuhörern Werbeeffekte erzielen, die als Käufer der hauseigenen Regionalblätter kaum in Frage kommen. Während sich Presseanzeigen in Deutschland vorwiegend an ältere Adressaten richten, wurden die im konzerneigenen Radiogeschäft involvierten Werbeagenten und Berater auf eine junge Zielgruppe angesetzt.

Wie wir wissen haben sich im Bereich der Radiowirtschaft kartellartig-erpresserische Strukturen etabliert, die von einer Werbewirtschaft getragen werden, die teilweise tief in die Sender und Anstalten hineinragt. Betrachtet man das Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks, so erkennt man bei sämtlichen Wellen die überdeutliche Handschrift der Werbezeitvermarkter. Die gesamte Wellenflotte wurde nach den Vorstellungen der im BR-Hörfunk maßgeblichen Werbeclique umgekrempelt und ans gängige Beraterideal angeglichen. Somit hat sich der Bayerische Rundfunk ohne Not in die Fänge einer von Printunternehmen getragenen Beratungsindustrie begeben, die von der Umfrage bis zum pekuniären Füllhorn der Werbeetatzuteilung alle Schalthebeln im Radiogeschäft fest im Griff hat.

Ich wäre nie so vermessen, einen Privatsender zu kritisieren, weil er sich wirtschaftlichen Zwängen beugt oder sich den Bedingungen des Marktes unterwirft. Wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender zum verlängerten Arm der Werbewirtschaft verkommt, haben wir es aber mit einer ganz anderen Gemengelage zu tun. Alle Pioniere, die sich dem rigiden Zielgruppenvorgaben des Zeitungsoligopols und des damit einhergehenden Werbegeflechts entziehen wollen, müssen zwangsläufig auf die Nase fallen. Ich spreche hier insbesondere von wirtschaftlich unabhängigen Kleinanbietern, die mit ihren Versuchen Alternativformate zu etablieren und Nischen zu besetzen an den zentralistischen Strukturen gescheitert sind und mit einem Werbebann belegt wurden.


Die Kollaboration zwischen BR und Werbewirtschaft schlägt sich mittlerwewile im gesamten Hörfunkangebot nieder:


Bayern 1: Durchkommerzialisierte Oldiewelle nach dem Vorbild des in den 80er-Jahren eingeführten Oldiebased-AC-Strickmusters mit überflüssigen wie niveaulosen Comedyrubriken, Selbstbeweihräucherung und Spruchweisheiten aus dem Beraterlehrbuch. Hauptgegner: Die bayerische Lokalkette.

Bayern 2: Das einzige Programm, das Gebühren rechtfertigt. Ein qualitativ hochwertiges journalistisches Wortprogramm mit vielen Eigenproduktionen, hohem Rechercheaufwand und breiter Themenvielfalt. Zum Zwecke der Werbezeitenvermarktung mit einem höchst umstrittenen Musikprogramm ummantelt.

Bayern 3: Kommerzielles Hitradio, Kommentar überflüssig.

Bayern Klassik: Der durchkommerzialisierte Klassik-Dudler ist ein Ebenbild der privaten Konkurrenzwelle "Klassik Radio". Wirbt mit den Schlagworten "Klassik-Hits", Filmmusik und Lounge-Chill-Out-Sounds. Der am schlimmsten verwässerte Sender der letzten fünf Jahre ist der neueste Coup der BR-Radiowerbung.

B5 aktuell: Nachrischtenschnellversorgung mit wenig Tiefgang, manchmal ganz nützlich aber kein großer Wurf. Wie nicht anders zu erwarten wurde auch diese Welle auf den mobilen Zwischendurchhörer zugeschnitten und ganz auf Quote getrimmt.


Trauriges Fazit: Von 5 Wellen könnte man getrost 4 dem Markt überlassen.

Dazu kommt eine machtlose Hörfunkdirektion, die dem "Staat im Staate" (dem Werbemanagmant) das Feld überlassen musste.
 
@ricochet: In Bayern gibt es, ungeachtet des Einflusses von Gunter Oschmann, wenigstens hier und da interessante und unabhängige Programme. In diesem Zusammenhang denke ich bspw. an Radio 2DAY, Coolradio, Vilradio Premium Musik, Extra Radio, Radio Euroherz, MagicStar und das frühere 89 Hit FM.

Darüber hinaus ist der BR in technischer Hinsicht weitaus innovativer als andere Rundfunkanstalten: Man vergleiche nur das DAB-Angebot des BR mit jenem des NDR oder WDR.

Bei einem Nord-Süd-Vergleich würden auch in anderen Dingen die südlichen Bundesländer besser abschneiden, Stichwort: Pisa-Studie.
Lesenswert ist in diesem Zusammenhang folgender Artikel: Wo Deutschland am innovativsten ist
 
Radio 2DAY, Coolradio, Vilradio Premium Musik, Extra Radio, Radio Euroherz, MagicStar und das frühere 89 Hit FM.

Nur weil diese Sender vermehrt seltene Titel auflegen, heißt das noch lange nicht, dass sie innovativer sind oder gar gegen den Strom schwimmen; außerdem macht es nicht den Anschein, als ob diese Sender große Bedarfslücken füllen würden. Alles in allem müssen sie sich irgendwie mit den Werbeagenturen arrangieren, ihre "geringe Wertschätzung" von seiten der Branche/Hörerschaft spiegelt sich aber unzweideutig in den MA-Ergebnissen.

Darüber hinaus ist der BR in technischer Hinsicht weitaus innovativer als andere Rundfunkanstalten: Man vergleiche nur das DAB-Angebot des BR mit jenem des NDR oder WDR.

Was nicht den geltenden werbetechnischen Grundanforderungen entspricht schiebt der BR ins DAB-Netz ab und spricht nicht mehr darüber.

Durch den ÖR Grundauftrag bedingte Ausnahme: Bayern 2
 
ricochet schrieb:
Nur weil diese Sender vermehrt seltene Titel auflegen, heißt das noch lange nicht, dass sie innovativer sind oder gar gegen den Strom schwimmen; außerdem macht es nicht den Anschein, als ob diese Sender große Bedarfslücken füllen würden.
Die Hauptbedarfslücke besteht natürlich in Sachen Schlager und Volksmusik, stimmt's ricochet? :D

Nichtsdestotrotz denke ich, dass Programme wie die genannten die Radiolandschaft durchaus bereichern. Eine Station wie Radio 2DAY würde auch gut nach Köln passen.

ricochet schrieb:
Alles in allem müssen sie sich irgendwie mit den Werbeagenturen arrangieren, ihre "geringe Wertschätzung" von seiten der Branche/Hörerschaft spiegelt sich aber unzweideutig in den MA-Ergebnissen.
Vermutlich müssen die sich noch viel eher mit Herrn Oschmann arrangieren.

Was meinst Du, wenn diese kleinen Sender im Hinblick auf die Quote Stationen wie Arabella und Charivari gefährlich werden würden?
Dann würde die BLM ganz sicher intervenieren: Einen politischen Filz gibt es gewiss nicht ausschließlich in NRW, nur dass sich in Bayern große und kleine Anbieter halbwegs arrangiert haben, während die kleinen in NRW gar nicht erst zum Zuge kommen. ;)
 
Die Hauptbedarfslücke besteht natürlich in Sachen Schlager und Volksmusik, stimmt's ricochet? :D

Es geht nicht um mein Empfinden, sondern um den gesamtgesellschaftlichen Bedarf und das öffentlich-rechtliche Selbstverständnis. Ich selbst bin ja kein Schlagerfan, weiß aber gute Musik aus diesem Bereich genauso zu schätzen wie aus jedem anderen. Die Kumpanei, die die Werbeleute inerhalb des BR mit den Drahtziehern außerhalb verbindet ist ja Legende und eine Schande für eine gebührenfinanzierte Anstalt.

Wenn's nach dir ginge hätten wir ja ein ganzes Arsenal an Soul-Disco-Wellen...

Vermutlich müssen die sich noch viel eher mit Herrn Oschmann arrangieren.

Wer lebt hier eigentlich von wem?

Einen politischen Filz gibt es gewiss nicht ausschließlich in NRW, nur dass sich in Bayern große und kleine Anbieter halbwegs arrangiert haben, während die kleinen in NRW gar nicht erst zum Zuge kommen.

Richtig, da gibt es nichts zu beschönigen. Trotz allen Filzes wirkt die vom Platzhirschen WDR beherrschte nordrhein-westfälische Radiolandschaft auf mich noch eine Spur abwechslungsreicher als der bayerische Beratersumpf. Obwohl das NRW-Rundfunkmodell in Sachen Wettbewerbsfeindlichkeit natürlich jeder Beschreibung spottet.
 
ricochet schrieb:
Es geht nicht um mein Empfinden, sondern um den gesamtgesellschaftlichen Bedarf und das öffentlich-rechtliche Selbstverständnis. Ich selbst bin ja kein Schlagerfan, weiß aber gute Musik aus diesem Bereich genauso zu schätzen wie aus jedem anderen. Die Kumpanei, die die Werbeleute inerhalb des BR mit den Drahtziehern außerhalb verbindet ist ja Legende und eine Schande für eine gebührenfinanzierte Anstalt.
Ihr habt doch "Bayern Plus" als landesweites Programm via DAB.

Wieder einmal hat es der BR etwas besser umgesetzt als der WDR: Die Oldiewelle Bayern 1 auf UKW, die Schlagerwelle Bayern Plus über Digitalradio, nicht so eine ungenießbare Schlager- und Oldiesmischung wie bei WDR 4.

ricochet schrieb:
Wenn's nach dir ginge hätten wir ja ein ganzes Arsenal an Soul-Disco-Wellen...
Keineswegs; ich würde nur dafür sorgen, dass diese Musikrichtungen im deutschen Radio wieder salonfähig werden, nachdem sie inzwischen nahezu komplett verbannt wurden.

Funk&Soul kann man gut in ein oldiebasiertes Format integrieren. Bei Schlagern ist dies nahezu unmöglich, dafür braucht man schon ein eigenes Programm, da sich diese Musik nicht mit anderen Richtungen verträgt.

ricochet schrieb:
Richtig, da gibt es nichts zu beschönigen. Trotz allen Filzes wirkt die vom Platzhirschen WDR beherrschte nordrhein-westfälische Radiolandschaft auf mich noch eine Spur abwechslungsreicher als der bayerische Beratersumpf.
Das lese ich immer wieder! Meist von Bewahrern des NRW-Systems, was ich bei Dir jedoch ausschließe.

Ich weiß nicht, was man an der bescheidenen Auswahl in NRW gut finden kann?!

Klar, WDR 2 ist in qualitativer Hinsicht schon besser als die meisten Popwellen der ARD und auch bei Radio NRW hat es eine geringfügige Verbesserung der Musikauswahl durch die vermehrte Integration älterer Titel gegeben, aber das war es dann auch schon.
 
Ihr habt doch "Bayern Plus" als landesweites Programm via DAB.

Ja klar, Schlager über DAB und Oldies über UKW...?

Wie es scheint haben einige Foristen den Bezug zum Normalbürger verloren. Die technische Vorhut hat eben kein Verständnis für die Belange der abgehängten Masse. Wären alle so weit wie du, hätten Sender wie "Bayern 1", "Bayern 3" oder "Antenne Bayern" kaum noch Hörer.

Funk&Soul kann man gut in ein oldiebasiertes Format integrieren. Bei Schlagern ist dies nahezu unmöglich, dafür braucht man schon ein eigenes Programm, da sich diese Musik nicht mit anderen Richtungen verträgt.

Wie bitte?

Dabei macht ein halbes Dutzend reichweitenstarker ARD-Landeswellen vor, dass es doch geht. Es gibt genügend Schlageroldies die von der Anmutung her gut in ein Oldiekonzept (Beat, Gitarrenpop) passen würden.

Wie sich der Foxschlager in die Oldieschiene einfügen soll, ist mir allerdings auch ein Rätsel.
 
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