Was haltet ihr von diesem Satz...?

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Klar ist: Wer Radio nur in seinem heutigen Zustand (in Deutschland) betrachtet und nichts anderes kennt, dem fehlt natürlich jegliche Fantasie, wie Radio jemals etwas anderes sein könnte als überflüssiges, dünnschissiges Seichtwasser.
Wer aber unter "senden" und "hören" etwas mehr versteht, nämlich beides als einen interaktiven, kulturellen und intellektuellen Prozess begreift, der wird in das Klagelied einstimmen, welches vergessenen, ignorierten, noch nie ausgeschöpften und der heutigen Generation unbekannten Möglichkeiten des Radios nachtrauert.
Was könnte Radio nicht alles? Aktueller, authentischer, emotionaler, kontroverser und leidenschaftlicher als Radio kann kein anderes Medium der Welt, - und wir nehmen es hin, dass es stattdessen die immergleiche gewürzfreie, sterile, geschmacksneutrale Konservenkost bietet, und wir betreiben einen Wettstreit, wer das bunteste, peppigste, am raffiniertesten gelogene Etikett auf seine Konservendose klebt.
Und dann kommen hier die Schlaumeier, um zu verkünden: ja, so ist halt die Welt, es geht nicht anders. Nein, es gehört euch nicht anders!
 
Hier unser Radio vom Donnerstag, 23. Januar 1969
Mit unseren Highlights: BFBS und Luxemburg.
Quelle: Hör Zu

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Herrlich, diese alte Programmübersicht aus den 60ern! Das Programm selbst war, bis auf einige bekannte Ausnahmen, leider total verspießt und vermufft.
Bemerkenswert finde ich die Sendung auf Hilversum I "Für kranke Hörer". Diese Sendung wäre heute auf Wellen wie WDR II, SWR III, etc. wieder hochaktuell. :) Die Berater verfielen heute angesichts solch einem goldig unbedarften Titels in Schnappatmung.
 
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Es ist doch ganz einfach, der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit (Nutzung) zwischen den Medien wird immer härter. Der erste Verlierer steht fest, die Tageszeitung. Sie verliert seit Jahren und nicht nur aufgrund des Webs Leser. Die Auswirkungen sind heute schon sichtbar. Redaktionen werden ausgedünnt und zusammengelegt, Titel werden eingestellt. Der Magazinmarkt ist ebenfalls angeschlagen. TV hält sich auf hohem Niveau ist aber auch im Zenit. Radio ist auf einem hohen Nutzungsniveau, allerdings mit der niedrigsten Innovationsquote. Die Web-Nutzung nimmt ungebremst zu. Um es mit Robert Zimmermann zu singen: The times are changing...

Ich will mich nicht zum x-mal wiederholen. Radio tanzt mit seiner Innovationsschwäche auf einem Vulkan, der Veränderung heißt. "Berater" die Weisheiten aus den 90er Jahren wie aktuelle News verbreiten, sollten auf Vodoo-Priester umschulen. Sorry liebe Leute, wenn der Wandel kommt, dann kommt er schnell, brutal und kostet Blut. Sehr schnell wird es für etliche Radio-Pappnasen ganz schön eng werden. Die meisten Privatradios sind seit der dot-com Krise bis aufs Skelett abgemagert worden. Ein Blick in die Jahrbücher zeigt das. Noch sprudeln die Einnahmequellen der Sender munter. Wenn sie versiegen oder nur noch tröpfeln, dann wird es ganz schnell eng.
Es gibt einen Titel, der die Zeitungskrise sehr gut meistert: DIE ZEIT. Die ist nicht durch Ausdünnung und Verflachung aufgefallen, sondern hat die Zielgruppenschärfe und Redaktionsqualität kontinuierlich verbessert. Eigentlich haben die also alles falsch gemacht oder? Irgendwie dumm gelaufen, die Auflage, Vertriebeserlöse und Werbeeinnahmen steigen und DIE ZEIT erwirtschaftet Gewinne, obwohl sie Jahrzehnte lang ein Verlustobjekt war. Auch wenn hier gern auf die BWLer eingedroschen wird. Es ist BWL-Lehrbuchwissen, dass man Unternehmen in nur sehr konkreten Situationen gesund sparen kann. Angebotsverbesserung, Qualitätssteigerung, Marktnähe sind die Erfolgsfaktoren - sprich mehr Hörer = mehr Werbeeinnahmen.

Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Unternehmensberater einem Restaurant empfohlen hat: KOCHE SCHLECHTERES ESSEN und STELLE UNFREUNDLICHES UNFÄHIGES PERSONAL ein. ABER beim Radio ist alles ganz anders, ich weiß. Da holt man sich gern mal einen Berater, der der versammelten Mannschaft sagt, eigentlich finde ich euer Musikformat große Scheiße, ist nicht mein Geschmack bla, bla. Komischerweise Rechnungen an den den Sender hat er wohl gern geschrieben...
 
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