Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

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freiwild

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Angeregt durch einige Threads hier im Forum habe ich mich entschossen, nun einmal einen grundsätzlichen Vergleich zwischen dem deutschen und dem US-Rundfunksystem zu ziehen (Meinetwegen auch Fernsehen, aber vor allem Radio). Das US-System unterscheidet sich im internationalen Vergleich wohl am stärksten von der deutschen Rundfunkverfassung.

Was in den USA besser ist:

- Es gibt deutlich mehr Programme (ich glaube mal etwas von 23.000 UKW- und MW-Programmen gelesen zu haben), mehr Programmformate und mehr Programmanbieter. Eine mittelgroße Stadt verfügt i.d.R. allein über 40 eigene Radioprogramme. Dazu kommen noch zahllose Satellitenprogramme.

- Es gibt zwar große Konzerne, die aber nicht so dominierend sind und über einen solch großen Anteil am Radiomarkt verfügen, wie in Deutschland.

- Programmnischen werden eher abgedeckt; Orchideenformate haben oft ihren eigenen 24-Stunden-Sender. Auch ethnische oder sprachliche Minderheiten kommen zu ihrem Recht.

- Durch das kleine Sendegebiet haben viele Sender oft einen klaren regionalen Bezug. Lokales Geschehen findet nicht nur im dritten Buch der Regionalzeitungen statt. Angesichts zahlreicher Einzeitungskreise in Deutschland würde das in Deutschland die Lokalberichterstattung weitgehend entmonopolisieren.

- Es gibt keine Rundfunkgebühren.

- Da es nur eine einzige US-weite Lizensierungsbehörde gibt, gelten überall in den USA (zumindest rechtlich) die gleichen Bedingungen. Ein Zuschanzen von Frequenzen an landesregierungsfreundliche Zeitungsverleger ist hier nicht so leicht möglich.

- Scharfe Kartellgesetze, die auch crossmediale Aspekte untersuchen, unterbinden weitgehend eine zu starke Anballung von lokaler Medienmacht.

- Der direkte Einfluss der Regierung auf das Programm ist deutlich geringer.

Was in den USA schlechter ist:

- Es gibt deutlich mehr Werbung auf den Stationen, manchmal über einer Viertelstunde pro Stunde, außerdem wird die Werbung nicht so konzentriert, sondern in vielen kleinen Häppchen gesendet. Selbst Nachrichten werden oft durch Werbung unterbrochen.

- Auf längeren Reisen ist es praktisch unmöglich, einen Radiosender länger stabil zu hören, das gilt vor allem für UKW-Stationen.

- Es fehlt ein öffentlich-rechtliches Grundangebot. Der NPR, der einzige öffentlich-rechtliche Sender der USA, ist chronisch unterfinanziert und in vielen Regionen nicht über Affiliates zu empfangen. Auch Nachrichten-, Kultur- und Bildungsprogramme in unserem Sinne gibt es kaum, viel häufiger sind s.g. "News-Talk"-Stationen.

- Durch den hohen Konkurrenzdruck werden Nachrichten meist nach dem Motto "Erster sein, nicht bester" zusammengestellt, Recherche wird oft eingespart. In den Meldungen überwiegen oft leicht darstellbare, masseninteressante Meldungen z.B. über aktuelle Gewaltverbrechen. Dies führt (u.a.) - wie Untersuchungen zeigen - bei einem Großteil der Bevölkerung zu einer schiefen Realitätseinschätzung.*

- Da nahezu jede politische und weltanschauliche (v.a. religiöse) Ideologie ihren eigenen Sender hat, ist die Bereitschaft, möglichst ausgewogen zu berichten, deutlich geringer als in Deutschland; man versucht eher, seine jeweilige Klientel zufriedenzustellen. Insbesondere in den ländlichen Südstaaten gibt es zahlreiche Frömmler-Kanäle.

- Es gibt fast nur Formatradios - wenn auch viele verschiedene.



Wat is nu beder? Das deutsche oder das amerikanische System (oder ein ganz anderes?) Wie könnte oder sollte man (idealistisch oder realistisch) das deutsche Rundfunksystem verändern?
(Ich habe natürlich nach vergangenen Diskussionen gesucht. Vor zwei Jahren gab es eine ähnliche - hier.



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* (Ich will hier kein billiges Amerika-Bashing betreiben, sondern auf den Umstand hinweisen, dass z.B. seit Einführung der 24-Stunden-Nachrichtenkanäle im US-Fernsehen die Dominanz von Gewalt in den Nachrichten, und dadurch auch in den Köpfen zugenommen hat. So wird von vielen Befragten ein starker Anstieg der Kriminalität angenommen. "Nachrichten"kanäle wie Foxnews liefern außerdem ein bequemes servierfertiges Weltbild, in dem Liberale, Links und andere nichtamerikamische Umtriebe nicht sonderlich gut wegkommen).
In Deutschland ist etwas ähnliches zu beobachten; seit jeder Fall von Kinderschändung (die auch von mir natürlich verurteilt wird) tagelang durch Bild, taff, Explosiv , Brisant und blitz gezerrt wird, glauben viele Menschen in Deutschland, diese Fälle hätten drastisch zugenommen; in der "Bild" wurde das sogar explizit behauptet.)

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AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Wenn man die "Weltbürger" der USA und ihren Präsidenten so verfolgt kann das deutsche System eigentlich nur besser sein. Gleiches gilt für die Bildung. :wow:
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Wie wäre es mit einer Kombination aus beiden Systemen? Gebührenfinanzierte Informations-, Klassik- und Kulturwellen (möglicherweise bundesweit) und dazu viele werbefinanzierte, also private, Sender mit kleinen Sendegebieten, zum Beispiel eigene Stationen für jeden Landkreis.
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

@ Wuffi:

Lebt sich prima im wohlig-warmen Klischee der eigenen Vorurteile, oder? :wall:
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

freiwild schrieb:
Eine mittelgroße Stadt verfügt i.d.R. allein über 40 eigene Radioprogramme. Dazu kommen noch zahllose Satellitenprogramme.
Echt? Glaub' ich nicht. Die Zahl erscheint mir viel zu hoch. Vielleicht für New York und Los Angeles mag das stimmen. Bitte belegen! Für Städte wie Dallas, Phoenix usw. kann ich mir das nicht vorstellen. Wie sollen die sich finanzieren?
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Wuffi schrieb:
Wenn man die "Weltbürger" der USA und ihren Präsidenten so verfolgt kann das deutsche System eigentlich nur besser sein. Gleiches gilt für die Bildung. :wow:
Klar, daß man in den "Blühenden Landschaften" über den Westen an sich vergrätzt ist. War ja auch ein schönes Leben dort bis zur "Wende".
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Was ist eigentlich so schlimm daran, dass das DDR-Bildungssystem (von Propaganda-Fächern wie Staatsbürgerkunde mal abgesehen) nunmal definitiv das Bessere war? Das sehen selbst hoch angesehene Wissenschaftler (aus dem Westen!) so. Und waren es nicht zufällig die Finnen, die Teile dieses Ossi-Bildunssystem abgekupfert haben?
Wenn ich mir dann anschaue, dass die Zahl der Analphabeten in Deutschland gerade bei rund 6% liegt, in den USA aber bei rund 40%, dann sagt das wohl alles (Zahlen:UNESCO).
Zugegeben, die Äußerung von Wuffi ist arg polemisch, aber Unrecht hat er damit nicht!

Was das eigentlich Thema angeht:
Eine Mischung aus beiden wäre wohl das optimalste. Eine unabhängige, bundesweite Infowelle und ein bundesweites Kulturprogramm per ÖR und den Rest per privater Finanzierung könnte ich mir durchaus vorstellen.
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

BlueScorpio1963 schrieb:
Echt? Glaub' ich nicht. Die Zahl erscheint mir viel zu hoch. Vielleicht für New York und Los Angeles mag das stimmen. Bitte belegen! Für Städte wie Dallas, Phoenix usw. kann ich mir das nicht vorstellen. Wie sollen die sich finanzieren?
Die englische Wikipedia weiß in (der Region) Dallas von 70 (siebzig!) Radiostationen zu berichten (26 MW + 44 UKW); in (der Region) Phoenix von 60 (sechzig; 23 MW + 37 UKW).

Was die Gesamtzahl angeht, so fand ich gerade ebd. den folgenden Hinweis:
http://en.wikipedia.org/wiki/Lists_of_radio_stations_in_North_and_Central_America schrieb:
As of June 2004, the FCC had licensed 4771 AM stations, 6218 commercial FM stations, and 2497 educational FM stations.
Meine Gesamtzahl von 23.000 konnte ich dort aso nicht bestätigen (vielleicht wurden dort die Satelliten-Stationen mitgezählt); aber: auf 5 kommerziele UKW-Stationen kommen 2 Bildungs- (wahrschein Schul- oder Universitäten-)radios. Davon können wir in Dtl. nur träumen!
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Ich finde beides gleich gut. Aber das deutsche etwas besser, weil ich es hier hören kann.
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

BlueScorpio1963 schrieb:
Klar, daß man in den "Blühenden Landschaften" über den Westen an sich vergrätzt ist. War ja auch ein schönes Leben dort bis zur "Wende".


Klasse, nur weiter auf diesem Niveau. Ich würde mich nicht polemisch über die Polemik anderer beschweren.:wall:
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

@BlueScorpio1963

Dallas/Ft. Worth kann man schlecht als "mittelgroße" Stadt bezeichnen. In den U.S.-Märkten steht diese Region unter den Top10!!

Außerdem:

Fakt 1: in den USA gibt es ca. 60% FM und 40% AM Nutzung. Da die Mittelwelle hierzulande völlig unterrerpäsentiert ist, gibt es also rein technisch in den USA schon mal mehr Sender.

Fakt 2: In den USA gibt es keine landesweiten (also Bundesstaat-weiten) Sender wie hierzulande, sondern nur Lokal- und Regionalsender. Dadurch erhöht sich erneut die Zahl der Sender.

Fakt 3: Deutschland ist mit ca. 200 Einwohnern pro Quadratkilometer ungefähr zehn Mal (!) so dicht besiedelt wie die USA. Auch das macht in den USA deutlich mehr Sender möglich als in Deutschland.

Fakt 4: Es gibt eine ENORM hohe Flukutation am Markt. So wie hier die Fernsehpgrogramme wechseln, wechseln dort die Radiosender. Es gibt Format-Quantensprünge und zahllose Stationen, die plötzlich und für immer aus dem Äther verschwinden (so viel zum Thema: was ist besser, was ist schlechter).

Schönen Gruß!
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

AVB schrieb:
Fakt 3: Deutschland ist mit ca. 200 Einwohnern pro Quadratkilometer ungefähr zehn Mal (!) so dicht besiedelt wie die USA. Auch das macht in den USA deutlich mehr Sender möglich als in Deutschland.
Einspruch, zehnmal so viele Einwohner pro Quadratkilometer sind m.E. auch zehnmal so viel potentielle Hörer pro Quadratkilometer.

AVB schrieb:
So wie hier die Fernsehpgrogramme wechseln, wechseln dort die Radiosender.
Und noch mal Einspruch, RTL Television gibt es hier seit der ersten Stunde, Hitradio RTL (Karlsruhe und Umgebung) gab es nur wenige Monate.
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Die nichtkommerziellen UKW-Stationen sollte man sich lieber genauer anschauen, bevor man in Verzückung verfällt. Darunter finden sich nämlich auch allerlei Betbrüder und dergleichen Trash mehr.

Was die Bevölkerungsdichte angeht: Da schaue man sich doch einmal an, wie es eigentlich in den ländlichen Regionen der USA mit der Vielfalt im Hörfunkmarkt aussieht. Wenn man die Anzahl der Sender in den großen Städten bemüht, dann wäre das hiesige Gegenbeispiel Berlin. Schon schmilzt der große Unterschied auf die hierzulande nahezu tote Mittelwelle zusammen.

Was die Dynamik des Marktes (so nennt man das wohl) angeht: Ich verweise nochmals auf die Geschehnisse vom Mittwoch in Washington. So ein Handstreich wäre hierzulande undenkbar, spätestens seit die Ordnung wiederhergestellt ist und Rundfunkchefs nicht mal eben gemeinsame Arbeitsgruppen von Radio DDR und RIAS Berlin einsetzen können.


Im übrigen ließ mich der Aspekt der Bevölkerungsdichte gerade einen Blick in den alten Atlas aus Gotha werfen. Dort sehe ich auf einer Karte „Elementarbildung“ die USA im dunkelgrün, das den Anteil der Lese- und Schreibkundigen in der Bevölkerung auf 90 Prozent oder mehr beziffert. Nun könnte man sagen, daß man dieser Kartenfälscherwerkstatt nicht über den Weg traut, aber eine Fälschung hätte hier doch andersherum aussehen müssen.

Hellgrüne Kennzeichnungen (60 bis unter 90 Prozent) gibt es dafür in Europa: Portugal, Griechenland und Titos Paradies.
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Wieso ist Fluktuation eigentlich schlimm? Stellt Euch doch mal vor, der Markt wäre so ähnlich, wie im Printsektor. Jeder könnte auf eine kostengünstige Weise Radio machen. Nicht kostenlos, damit nicht flächendeckend Programme ähnlich der Bürger- oder Internetradios entstehen. Aber auch nicht unter Einsatz mehrerer Millionen Euro an Festkosten wie Übertragung, GEMA, bla, was einfach eine ganze Reihe potentieller Programmveranstalter ausschließt. Gerade soviel, dass sich der Betreiber Gedanken machen muss, wie er sein Angebot finanziert, was eine gewisse Professionalität voraussetzt. Aber nicht soviel, dass er ohnehin blockiert wird. Was würde passieren?
Musiker, Interessengruppen und Menschen mit einer Affinität zu diesem Medium könnten selber in die Spur gehen, entsprechende Finanzierung vorausgesetzt. Sie könnten vor Ort ausprobieren, was ankommt, bei entsprechendem Feedback der Hörer expandieren, ansonsten die Idee an der Realität korrigieren. DAS, so ist mein Schluss aus der Radiowelt, bedingt Vielfalt. Und wenn die Formate ständig wechseln, Sender verschwinden, so what? Das passiert im Printbereich ständig. Trotzdem ist der deutsche Printmarkt einer der weltweit vielseitigsten.
Das bedingt natürlich auch, dass Radiojournalisten das Bild ihres Mediums überdenken müssten. Den Anspruch, dass jedes Programm ein volljournalistisches Angebot beinhalten muss, halte ich für überholt. Ein Jazz-Sender muss vielleicht gar nicht lange Features über politische Themen beinhalten, auch ein regionaler Rocksender muss nicht zwingend aus dem Kreistag berichten. Das können andere Formate inkl. der Tageszeitung anders, besser. Die Versorgung mit Medien passiert doch insgesamt, nicht auf das Radio begrenzt. Es wäre eine konsequente Formatierung, die aber eben NICHT zwangsläufig im AC mit ihren Unterspielarten enden müsste.
Insofern halte ich die Betsender nicht für das Problem, wenn sie ihr Klientel erreichen und es die Möglichkeit gibt, dass mir andere Medien die Themen aus einem anderen Blickwinkel anbieten. Wie viele dieser Möglichkeiten ich als Konsument nutze, ist dann meine ureigenste Entscheidung.
Der amerikanische Radiomarkt hat einige interessante Ansätze. Vielleicht würde es in Deutschland aber schon ausreichen, die Medienpolitik inkl. Frequenzvergabe mal endlich aus den Händen der Landespolitik zu nehmen. Da hat sie nämlich, so glaube ich felsenfest, nichts zu suchen.
Viele Grüße
Die Hexe

PS: Schade, dass noch niemand auf den Gedanken gekommen ist, Freiwild für die gute Diskussionsgrundlage zu danken. Statt dessen kloppen die üblichen Verdächtigen aufeinander ein, weil sie zum Thema nichts zu sagen haben, aber der Titel des Threats gut klingt, weshalb der eigene Name hier drin unbedingt mal auftauchen sollte. Das ist so ähnlich, wie die "Zeit" zu abonnieren, weil es schöngeistig ist - und sie dann nicht zu lesen. Könnt Ihr nicht woanders spielen gehen?
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Das sind für 'WessiOhren' ja ganz revolutionäre Ideen! Utopie oder Phantasy?
Schöner Wunschtraum, der in der realen, deutschen Medienwelt kaum eine Chance haben dürfte - es sei denn, Du könntest wirklich hexen.... :cool:
Wenn Du Glück hast, sind jetzt zumindest die sekundären bzw. funktionellen Analphabeten auf der Strecke geblieben. ;)

ISI
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

@hexe
sehr konstruktiver beitrag!

ich kann über die reflexartigen antihaltungen mancher schmierfinken nur schmunzeln.
gerade wenn es wieder um die angeblich so ungebildeten amis geht.

wären unsere stationen doch nur halb so professionell, wie die amerikanischen! wären die jingles nur halb so hörbar! würde man hier nicht dynamische moderation mit dem brüllen von phrasen von irgendwelchen teenies, wie auf rtl 89.0, verwechseln! gäbe es hier nicht diesen jugendwahn, was moderatoren betrifft! hätte man hier diese auswahl an rocksendern! immerhin hören in den staaten über 60% keine hitsender (ac, top 40)!

und alle die meinen, ausserhalb der grossen städte wäre das frequenzband leer, kann ich nur auslachen - ich habe fast alle ecken dieses landes befahren und gänzlich anderes erlebt. wahrscheinlich sind die, die über die angebliche leere philosophieren, entweder nie in den usa gewesen, oder sie sind stundenlang im death valley im kreis gefahren! :D
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Geht mir auch so : Hexe hat gut geschrieben. Lob.

Mir fallen zum Thema USA-Radio und DL-Radio noch ein paar Dinge ein : im ukwtv.de-Forum gab es neulich ein paar Berichte von einem DXer, der in den USA einige Zeit arbeitete und viele Beobachtungen geschrieben hat. (in der Österreich-Ecke zu finden).
Auch fiel mir wieder der Satz eines Radiofreundes ein, der mal in Südamerika war: "Die amerikanischen Sender zu erleben ist fantastisch. Mit ihnen zu leben ist der Horror."
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

grundsätzlich würde ich die anzahl der verfügbaren stationen auch nicht als das maß aller dinge sehen.
da mit zunehmender anzahl der sender auch eine klarere abgrenzung geschehen muss, um einen hörbaren unterschied zu erzeugen, läuft es dann darauf hinaus, zu polarisieren.
dem einen gefällt es, dem anderen nicht.....biblische themen, kreischende teenies etc.
weiterhin dürfte es zahlreiche stationen hinterm grossen teich geben, die von finanzstarken oder radioverrückten betrieben werden, denen es weniger ums grosse geld sondern eher um die verbreitung der eigenen meinung geht.

und dann würde ich auch glatt behaupten, die unterschiedliche weltanschauung, bildung, lebensart etc kann man nicht einfach übereinander legen und behaupten, ein erfolgreicher us-sender könnte das in deutschland auch sein bzw umgekehrt!
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Zunächst einmal danke für den, wie ich finde, guten Einstieg in diesen Thread von "Freiwild".

Auch ich beobachte bzw. "belausche" den amerikanischen Radiomarkt seit einiger Zeit. Phonostar bietet hierfür ja eine sehr gute Möglichkeit.

In Amerika kann der Radiohörer wirklich aus einer Vielzahl von Programmen genau das Programm wählen, welches ziemlich exakt seine Bedürfnisse befriedigt. Egal ob Country, Rock, Black, Klassik, Jazz, News etc. - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und das in jedem Bundsstaat gleich mehrfach.

Hier können wir von den Amerikanern noch einiges lernen, denn diese Vielschichtigkeit und Auswahl gibt der deutsche Radiomarkt meist nicht her.

Die Programme in Deutschland werden sich immer ähnlicher und obwohl das streng formatierte Marketingradio irgendwann mal in den USA erfunden wurde, wird es hierzulande bis zum Erbrechen modifiziert, optimiert und somit ständigen Änderungen bzw. Experimenten ausgesetzt.

Der Wettbewerb unter den Sendern besteht meist nur noch darin, sich mit der Gewinnsumme oder den Sachpreisen, welche mit viel Marketingaufwand an den Hörer gebracht werden sollen, gegenseitig zu überbieten. Der Sender, der die meiste Kohle oder die fettesten Preise raushaut, gewinnt dadurch auch meist die größte Menge an Hörern.

Man arbeitet das ganze Jahr oft nur auf eines hin: Das bestmögliche Ergebnis bei der FA / MA zu erzielen um so für den Werbemarkt interessant zu bleiben und den wirtschaftlichen Erfolg abzusichern. Natürlich ist dies prinzipiell in Ordnung, aber sehr oft geht genau das zu Lasten der Qualität der einzelnen Programme und somit auch der Zufriedenheit der Hörer.

In den USA gibt es sehr viele "kleine" Sender, die seit Jahren, sehr erfolgreich, ihren Weg gehen, ohne ständig drastische Veränderungen im Programm durchzuführen. Sie kennen Ihre Hörer und wissen, was die Hörer wollen. Das Programm hat seit Jahren eine klare Linie, die von den Hörern so gewünscht und akzeptiert wird. Die Anzahl der "Stammhörer" dürfte in den USA ohnehin weitaus größer sein als bei uns. Sie haben meist motivierte Verkaufsmannschaften, die für den wirtschaftlichen Erfolg sorgen und sich auf den regionalen Markt spezialisiert haben. Generell ist das Thema Radiowerbung in den USA weitaus populärer als in Deutschland.

Eine Bekannte von mir, sie ist Amerikanerin, arbeitet für einen Countrysender in San Diego. Sie war vor ein paar Monaten in Deutschland und hat sich hier mal sämtliche Sender angehört, die sie im Autoradio empfangen konnte. Irgendwann sagte sie: "Warum klingen die Sender hier denn alle gleich und warum spielen sie alle die gleiche Musik?"
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Hallo Leutnant,

nein, die Zahl der Stationen ist nicht das Maß aller Dinge. Im wesentlichen lässt sich das Problem auf drei korrelierende Punkte herunterbrechen:
1. Die Kernfrage: Wie hoch ist der Aufwand, um mit einer Station die Nutzschwelle zu erreichen?
2. Wieviele Hörer muss ich demnach erreichen, um wirtschaftlich arbeiten zu können?
3. Welches Sendegebiet brauche ich, wenn ich meine Zielgruppe enger definieren möchte als "zwischen 14 und 49" und vielleicht noch das Geschlecht dazu - und trotzdem wirtschaftlich erfolgreich sein will?

Ändere etwas an Punkt 1 und die übrigen Punkte verändern sich auch.
Natürlich liefe ein solches Konzept auf Low-Budget-Produktionen und Syndications heraus. Aber ich glaube auch, dass nicht jeder kleine Sender, dessen USP nicht unbedingt regionale Berichterstattung ist, eine eigene, große Redaktion braucht. Nachrichten lassen sich einkaufen, Beiträge über z.B. regionale Events und Musiker liefern Freie, Überregionales, das für die Zielgruppe interessant ist, kommt von Redaktionsbüros. Und wenn über die allermeiste Zeit das Programm vom Computer kommt - so what? Entscheidend ist doch, WAS zu hören ist.
Die ländlichen Regionen würden mangels Werbekraft wohl trotzdem immer die Stiefkinder auf dem Radiomarkt bleiben. Aber in den Ballungszentren wäre einiges möglich.
Viele Grüße
Die Hexe
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

radiohexe schrieb:
Aber ich glaube auch, dass nicht jeder kleine Sender, dessen USP nicht unbedingt regionale Berichterstattung ist, eine eigene, große Redaktion braucht. Nachrichten lassen sich einkaufen, Beiträge über z.B. regionale Events und Musiker liefern Freie, Überregionales, das für die Zielgruppe interessant ist, kommt von Redaktionsbüros. Und wenn über die allermeiste Zeit das Programm vom Computer kommt - so what? Entscheidend ist doch, WAS zu hören ist.
Zusammengefasst: Du willst für 2000 Euro im Monat den Musikcomputer spielen lassen, dazwischen Werbespots senden und ein paar Billig-Moderatoren ins Mikrofon sprechen lassen. Viel Spaß dabei. Wundere Dich aber nicht, wenn's niemand hören will.
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Es gibt schon heute sehr populäre Internet-Radios mit großen Hörerzahlen, trotz der noch bestehenden Beschränkung auf kabelgebundenen PC-Empfang. Diese Programme kommen zu 90% und mehr aus dem Computer. Die Behauptung, dass das niemand hören will, ist durch die Realität schon wiederlegt.
 
AW: Was ist besser - deutsches oder amerikanisches Rundfunksystem?

Grenzwelle schrieb:
Es gibt schon heute sehr populäre Internet-Radios mit großen Hörerzahlen, trotz der noch bestehenden Beschränkung auf kabelgebundenen PC-Empfang. Diese Programme kommen zu 90% und mehr aus dem Computer. Die Behauptung, dass das niemand hören will, ist durch die Realität schon wiederlegt.
Erzähl' doch mal ein bißchen darüber. Gerne auch über die Hörerzahlen.
 
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