AW: Was ist mit Radio Ton los?
Habt ihr den Radio-Kurier-Bericht gelesen, der auf der Hauptseite abge"druckt" ist? Da sind auch ein paar Fehlerchen drin.
Weg vom Formatradio? Was Radio Ton jetzt macht, ist auch Formatradio. Nur weil sie ab und zu mal Led Zeppelin oder AC/DC spielen, bedeutet ja nicht, dass die Musikauswahl willkürlich geschieht (auch wenn es sich manchmal so anhört...siehe Kritik in früheren Postings von mir und anderen, bspsw. rv). Selbst wenn es noch extremer wäre...Radio Bob ist auch Formatradio. Im Prinzip fährt man mittlerweile ein etwas rockigeres AC-Format.
Dann die Passage:
"Im Gegensatz zu den bayerischen Lokalsendern
haben baden-württembergische
Stationen keine Möglichkeit, sich abends in
hörerschwachen Zeiten an ein Mantelprogramm
anzuschließen. Ein solches wird von
der zuständigen Landesmedienanstalt Lfk
in Stuttgart nicht angeboten."
Ist es Aufgabe der Lizenzierungsbehörde, ein Mantelprogramm anzubieten? Das macht auch die BLM nicht, sondern die BLR! Ein Buchstabe Unterschied, den der Autor wohl übersehen hat. Wobei der bayerische Lokalfunk rechtlich eh ein Sonderfall ist...
Es gab ab Ende der 80er ein Mantelprogramm in BaWü, das erste bundesweit sogar, aus der Heusteigstraße. Später gab es dann eine Zeitlang eine gemeinsame Initiative mehrerer Sender, die ein Mantelprogramm aus Karlsruhe gestalteten. Seit der dritten Lizenzierungsperiode gibt es keines mehr...stattdessen jede Menge Fusionen und Übernahmen. Zu mehr Vielfalt haben die m.E. nicht geführt.
"Das Gefühl für
Musik , Rock und Pop, steht im Vordergrund,"
Hmmm...wenn ich mir die Playlists so anschaue habe ich meine Zweifel, ob das Gefühl so ausgeprägt ist. Dabei müsste es Höflinger besser können als alter Radiohase! Vielleicht hat er nicht die Zeit dafür als Programmleiter?
"Ich glaube
nicht, dass sich die meisten Hörer bei einem
Radiosender Gedanken machen, woher der
sendet"
Oooh oooh oooh! Ich glaube, da täuscht sich Höflinger wirklich. Viele waren anfangs vom Lokalsender begeistert, weil er eben "um die Ecke" war, weil man auch mal vorbeischauen konnte, weil auch mal der örtliche Dialekt zu hören war oder Leute, die man kannte. Die lokale Präsenz ist gar nicht zu unterschätzen. Und da hat Radio Ton das Problem, das es nicht mal für einen zusammenhängenden Raum sendet. Bad Mergentheim und Balingen sind schon verdammt weit auseinander, nicht nur in Kilometern, sondern auch in Sachen Dialekt und Menschenschlag. Gut, Ton bringt noch mehr Lokales als Energy oder 107.7, aber meines Erachtens immer noch zu wenig. Das Alleinstellungsmerkmal fehlt. Das man die Musik jetzt Richtung 107.7 ausgerichtet hat (wenngleich nicht ganz so konsequent) ändert daran auch nichts.
"Die
Schwaben sind schon ein anderer Volksstamm
als z.B. die Berliner. Sie lieben es
nämlich nicht aufgeregt und schrill.“
*zähneknirsch*. Erstens sind in etwa der Hälfte des Sendegebiets von Radio Ton Badener und Franken beheimatet, zweitens ist natürlich richtig, dass Berliner eine andere Mentalität haben, drittens aber glaube ich, dass es die Schwaben/Badener/Franken doch etwas progressiver und flotter vertragen. SDR3 z.B. war eines der progressivsten Popradios in ganz Deutschland, wesentlich unkoventioneller und kantiger als die erfolgreichsten Radios in Berlin. Antenne 1, der Marktführer im Zielgebiet, ist laut und marktschreierisch bis zum Exzess (wenn auch nicht im positiven Sinne). Und wenn man sich die Sendungen mit Hörerbeteiligung z.B. bei SWR1 anhört, merkt man, dass die Südwestler mehr Pfeffer im Arsch haben (nicht nur in Sachen Musik) als man ihnen gemeinhin unterstellt. Aber die Schwaben wurden schon immer unterschätzt...was immer fatal für die anderen war.