Was ist nur aus dem Medium "Radio" geworden?

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Wenn ich mir 3FM anhöre, klingt Radio aus Deutschland im Vergleich stinklangweilig! Das liegt sicher am Tempo, aber auch an der Sprache.
 
In Deutschland ist es im kommerziellen Rundfunk leider halt immer noch nicht üblich, Neues auszuprobieren. Gerade bei den knappen UKW-Frequenzen kann ich da die Programmchefs auch verstehen, lieber vorsichtig zu sein als Hörer und Werbekunden zu überfordern.

Aber vielleicht gibt es doch Lichtblicke: Gerade (Sonntag Nachmittag, 13. Oktober) hör ich bei Mega Radio ganz neue Stimmen und musst beim Hören grad echt mal wieder so richtig herzlich lachen. Das Format nennt sich Shock, die Show ohne Konzept und ist wohl von einem Internetradio übernommen worden. Egal was man jetzt vom krachigen Aufftritt der Show halten mag - es ist toll, daß das Digitalradio endlich mal nicht nur zur Simulcast-Ausstrahlung der langweiligen UKW-Angebote genutzt wird.
 
Früher war Radio in Deutschland definitiv nicht besser. Bevor die Privaten kamen war es Monopol-Behördenfunk und ungefähr so sexy wie eine 75jährige Stripteasetänzerein.


Da gebe ich Dir bedingt recht, ist aber natürlich auch immer eine Frage des persönlichen Anspruches. Manche wünschen sich ein anspruchsvolles Radio, das im wesentlichen der Information und der Wissensvermittlung dient, für andere ist das Medium in erster Linie Unterhaltung.

Selbst der "Monopol-Behördenfunk" schaffte es vor dem Entstehen der Privaten, eine wesentlich größere Bandbreite abzudecken, Quote interessierte nicht bzw. wurde auch gar nicht ermittelt, es gab wesentlich mehr motivierte Themensendungen auch auf den Sendern, die sich eher an die jüngere Generation wandten.

Die Privaten traten in ihren Anfangsjahren rebellisch, mutig und ebenso vielfältig auf. Ich erinnere an die Anfangszeiten von R.SH oder Radio Hamburg, zu deren Programm auch regelmäßige Themensendungen gehörten oder aber ein sich an keinerlei Konventionen haltendes Programm eines OK-Radios in Hamburg.

Heute zählt regelmäßig nur noch die dumpfe Devise "more music less talk", traurig, daß damit entsprechende Erfolgte erzielt werden, aber auch das ist wohl ein Ergebnis der schleichenden Verdummung der Einheitsgesellschaft.
 
Heute zählt regelmäßig nur noch die dumpfe Devise "more music less talk", traurig, daß damit entsprechende Erfolgte erzielt werden, aber auch das ist wohl ein Ergebnis der schleichenden Verdummung der Einheitsgesellschaft.

Es werden ja gar keine Erfolge mehr erzielt, nur traut sich das noch keiner auszusprechen. Die Entscheider wissen einfach nicht wohin die Reise gehen soll, leiden unter einer chronischen Ladehemmung und wehren reflexartig jeden Gedanken an Zukunft, Internet und Mobiltechnologien ab. Für mehr als Dudelkram und Minimalversorgung ist eben kein Geld mehr da, das ist das logische Resultat jahrelanger Misswirtschaft; irgendwann kann man nichts mehr einsparen ohne den Ast auf dem man sitzt gleich ganz abzusägen.

Gerade bei den knappen UKW-Frequenzen kann ich da die Programmchefs auch verstehen, lieber vorsichtig zu sein als Hörer und Werbekunden zu überfordern.

Ach komm... die Werbekunden können nichts dafür, dass ein paar Leute ihren zentral organisierten Musikmix wellenübergreifend verkommerzialisieren wollen und dafür beste Bedingungen vorfinden, die Hörer hüpfen ja schon lang im Dreieck. Solange es nichts anderes gab als UKW-Radio und Walkman hat das ja auch so einigermaßen funktioniert.

Was sollen die wenigen halbwegs unabhängigen Kleinanbieter auf dem deutschen Radiomarkt denn machen? Den Hungertod sterben, weil man sie von allen Geldkanälen abschneidet? Wer sich heute noch um eine Frequenz bewirbt ist entweder Idealist oder Abenteurer.
 
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Da gebe ich Dir bedingt recht, ist aber natürlich auch immer eine Frage des persönlichen Anspruches. Manche wünschen sich ein anspruchsvolles Radio, das im wesentlichen der Information und der Wissensvermittlung dient, für andere ist das Medium in erster Linie Unterhaltung.

Gerade deshalb ist eine echte Formatvielfalt so wichtig. Nur, ein Format kann sich wirtschaftlich nur durchsetzen wenn relevante Märkte (Zielgruppen) abgedeckt werden. Die Privatradio-Monopol-Landschaft im größten deutschen Bundesland ist ein Bürde für jedes Format ausgenommen Hot AC.

Selbst der "Monopol-Behördenfunk" schaffte es vor dem Entstehen der Privaten, eine wesentlich größere Bandbreite abzudecken, Quote interessierte nicht bzw. wurde auch gar nicht ermittelt, es gab wesentlich mehr motivierte Themensendungen auch auf den Sendern, die sich eher an die jüngere Generation wandten.
Quoten wurden schon ermittelt, spielten aber eine eher geringe Rolle. Man war sich eben selbst genug. Nutzerorientierung war eher ein Schimpfwort. Hörer und Zuschauer wurden gern erzogen.

Die Privaten traten in ihren Anfangsjahren rebellisch, mutig und ebenso vielfältig auf. Ich erinnere an die Anfangszeiten von R.SH oder Radio Hamburg, zu deren Programm auch regelmäßige Themensendungen gehörten oder aber ein sich an keinerlei Konventionen haltendes Programm eines OK-Radios in Hamburg.

Natürlich waren die Privaten in der Startphase wesentlich frischer und moderner. Mit der ersten und zweiten Werbekrise sind jedoch fast alle Sender zu Cash-Cows der Eigentümer mutiert. Die lokalen Werbemärkte sind verteilt und neue Radiowettbewerber gibt es nicht. Seitdem machen fast alle Sender mehr oder weniger gut "Kasse". Besser für Programm/Angebot wären nationale Networks, die miteinander konkurrieren. Aber davor ist die deutsche Medienkleinstaaterei. Es müsste eine große Radiokrise geben damit sich da etwas ändert.

Heute zählt regelmäßig nur noch die dumpfe Devise "more music less talk", traurig, daß damit entsprechende Erfolgte erzielt werden, aber auch das ist wohl ein Ergebnis der schleichenden Verdummung der Einheitsgesellschaft.

Die Verdummung der Gesellschaft setzte schon vor gut 200 Jahren ein. So etwas wird gern geschrieben oder behauptet. Früher waren es Romane, Groschenhefte, Kino, Comics.... Für viele Menschen ist Radio im besten Sinn des Wortes Unterhaltung. Wer nur Wert auf Sättigung legt, wird heuer bedient. Wer mehr als eine Sättigungsbeilage erwartet, der muss eben in der Radiokantine-Deutschland Kohldampf schieben. Merke: Eine technisch hochwertige Küche macht noch lange kein Gourmet-Restaurant. Neben guten Zutaten (Musik - für die ein Sender nichts kann) braucht es auch Kreativität und gutes Handwerk und Liebe zum Medium. Privatradiosender in Deutschland von innen, erinnern mich häufig an die Restaurants aus den Kochshows, in denen Köche alles können, ausser kochen.

Der kollektive Rinderwahnsinn von vielen deutschen Privat-Radiomachern ist schon bemerkenswert. Langweile als angebliches Erfolgskriterium. Liebe Öffis, warum gebt ihr nicht einmal programmlich richtig Gas? Geld und Ressourcen sind mehr als ausreichend vorhanden. Ach ja, ich vergass: da könnte ja jeder kommen, haben wir immer so gemacht und warum ein Risiko eingehen? Im Zweifelsfall werden bei Euch ja 20 Frauen- und Compliance-Beauftragte neu eingestellt, als einen Euro ins Programm zu investieren. Der blöde Gebührenzahler finanziert ungefragt und ohne Einfluss diesen von Gremien-, relevanten gesellschaftliche Gruppen, Politik gesteuerten Selbstbedienungsladen mit super Pensionen und vielen vielen geilen Posten im Apparat.
 
Aber vielleicht gibt es doch Lichtblicke: Gerade (Sonntag Nachmittag, 13. Oktober) hör ich bei Mega Radio ganz neue Stimmen und musst beim Hören grad echt mal wieder so richtig herzlich lachen. Das Format nennt sich Shock, die Show ohne Konzept und ist wohl von einem Internetradio übernommen worden.

Na, wenn wir hier schon erwähnt werden, wollen wir auch Licht ins Dunkel bringen: shock gibt's jeden ersten Sonntag im Monat als Syndication auf diversen Stationen, u.a. über DAB+ auf MEGARadio. Alle Infos unter www.shockdieshow.de
 
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