Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Weil ich mich auch ein wenig angesprochen fühle, will ich auch mal antworten - allerdings muss ich sagen, dass hier eben oft die Nebensächlickeiten in Beiträgen weitergedreht und weiterdiskutiert werden, dafür kann ich dann auch nichts...
Zunächst ist in diesem Thema eigentlich alles fehl am Platz, was die Inhalte beleuchtet - schließlich geht es rein um die Stimme. Und die ist nun mal gegeben, da helfen oft auch viele Regler und Knöpfe nichts. Manch einer, den man in der Schlange beim Bäcker trifft, hat eine tolle Stimme (eine Mikrofonstimme) und hin und wieder sind die O-Töne sehr angenehm zu hören, der Moderator drumrum aber gar nicht (Waigel hat zum Beispiel so eine Stimme).
Mit dieser Stimme, so man sie hat, umzugehen, ist eben die Kunst. Um nochmal auf die Mikrofonarbeit zu kommen, die ich oben beschrieben habe - immer mit der gleichen Stimme zu sprechen (sei sie noch so gut) reicht eben nicht, Schumi fährt ja auch nicht nur schnell, das Gaspedal ganz durchdrücken kann ja jeder. Variation in Tempo, Abstand zum Mikrofon, Lautstärke, Lautheit, Sprechhöhe und Agogik, das gehört alles dazu. Und wirkliche Mikrofonarbeit machen die wenigsten Moderatoren, weil sie es gar nicht kennen und auch noch nie ausprobiert haben.
Man kann durchaus Ironie im Radio transportieren, wenn man entsprechend spricht und die Stimme bewusst einsetzt. Man kann verliebt klingen, enttäuscht, launisch... das alles muss die Emotion transportieren und es geht auch, wenn man mit Stimme und Mikrofon arbeitet und nicht nur eine Emotion hat, nämlich aufgedreht und gut gelaunt.
Schließlich bekommt der Hörer nur unsere Stimme - ausprobieren rate ich allen Kollegen, sich was trauen und mit Stimme und Mikrofon viel mehr arbeiten.
Sonst muss man sich auch nicht wundern, wenn ein Gag nicht funktioniert hat, oft lag es eben an der Art des Vortrags.
Nur Wort an Wort ins Radio reinsprechen (auch mit einer "tollen" Stimme) ist zu wenig.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

@Nähkästchen: Vieles davon spricht mir aus der Seele, jedoch leben wir im Land radiophoner Monokultur. Da gelten Gesetze, an die man sich halten muß, sonst gerät man schnell ins Abseits. Ein Moderator (ich mag schon diesen Begriff nicht besonders) hat freundlich und natürlich zu klingen, langsam zu sprechen und stets deutlichst zu formulieren. Von Variationsreichtum wird da zwar immer geredet, aber wer es dann wirklich einmal ausprobiert, wird schnell zurückgepfiffen.

Das paßt eben in eine Radiolandschaft, wo jeder die Hosen voll hat, alles Unterhaltsame Richtung Mainstream und alles Informative Richtung ÖR tendiert, früher oder später.

Da muß ich mal wieder, auch wenn´s einige hier nicht gerne lesen, auf Amerika zurückkommen. Da gibt es eben himmelweite Unterschiede zwischen einem Scott Lockwood auf "The Coast" (AC) und einem Major Danger auf dem legendärem Z-Rock. Wolfman Jack erwähnte ich bereits. Wo gibt es hier Vergleichbares?

Ich glaube inzwischen fest daran, daß es aber nicht allein an den Machern liegt, sondern durchaus auch am Publikum: Wer immer sich was traut, wird durch die MA abgewatscht.

Aber zurück zum Thema: Die guten Mikrofonstimmen höre ich zumeist im Fernsehen und in der Werbung: Das sind die professionellen Sprecher, Synchronmenschen und Schauspieler. Dagegen höre ich im Radio durchaus einige Präsentatoren, die sicher einen guten Job machen (all die Zeusens, Wirbitzkys, Ments etc. pp.), aber stimmlich überhaupt nicht überzeugen.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Rösselmann schrieb:
Die guten Mikrofonstimmen höre ich zumeist im Fernsehen und in der Werbung: Das sind die professionellen Sprecher, Synchronmenschen und Schauspieler.

Für meinen Geschmack muss man hier auch wieder differenzieren: Viele der Werbestimmen bedienen leider ein in Mode gekommenes Klangmuster: Die HF-Spots quellen über von aufgepumpten, strohbassregisterlastigen "Ballon"-Sprechern, die so aufgeblasen klingen, als ob sie gleich platzen wollten. Aber natürlich, Rösselmann, die "Könner" vermögen dem Produkt (und den Kundenwünschen) gerecht zu werden, ohne ihre Individualität und vor allem ihre Qualität zu verraten. Nur kosten die meistens auch mehr als das Heer von undifferenzierten Bläh-Sprechern.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Bei den Werbestimmen müßte man freilich auch fragen, wie die ohne den fetten, gleich platzenden Kompressor klingen würden, durch den sie gejagt wurden.

Noch ein Beispiel für diesen Zeitgeist ...
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

OnkelOtto schrieb:
Die HF-Spots quellen über von aufgepumpten, strohbassregisterlastigen "Ballon"-Sprechern, die so aufgeblasen klingen, als ob sie gleich platzen wollten.... Nur kosten die meistens auch mehr als das Heer von undifferenzierten Bläh-Sprechern.

Deine plastische Ausdrucksweise gefällt mir immer wieder! :D
Bläh-Sprecher ist wirklich merkenswert!

Christian Brückner fällt mir übrigens gerade als Beispiel ein, daß es nicht immer die tiefen Stimmen sein müssen.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Natürlich, der Herr Brückner. Möglicherweise auch der Herr Lehmann oder der Herr Danneberg - alles wunderbare Sprecher, die naturgegeben über relativ wenig Bässe verfügen. Allerdings machen sie auch einen völlig anderen Job- denn moderieren habe ich von diesen Herren noch niemanden gehört.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

TOLL - ich hab mich echt gefreut, gerade hier noch einmal rein zu schauen und so viele spannende andere Ansätze zu finden als vorher :D

Zum Thema "Werbestimme" - muss sich das immer ausschließen?? Na klar ist es schwer für einen Moderator, der ins "werbliche" verfällt, echt und authentisch rüber zu kommen. ABER sind nicht auch Werbungen unendlich schlecht, denen man den Marktschreier-Charakter 10 Meilen gegen den Wind anhört??!!

Unverwechselbar und ganz nah an mir dran - das ist für mich nach wie vor ein guter Sprecher - sowohl in der Werbung als auch on air in jedem Radio.

Ansonsten sollten wir echt mal mit gutem Beispiel voran gehen und zeigen, was wir im Deutsch-LK spätestens gelernt haben :wow: - denn da lassen wir manchmal wirklich unangenehme Lücken vermuten...


Liebe Grüße und eine fröhliche Nacht wünscht die Idealtistin
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Idealistin schrieb:
Unverwechselbar und ganz nah an mir dran - das ist für mich nach wie vor ein guter Sprecher - sowohl in der Werbung als auch on air in jedem Radio.

Nur, wie K6 schon in einem anderen Thread bemerkte - sie sollten mir nicht auf dem Schoß sitzen. Der Nahbesprechungseffekt ist ein Verführer...



Idealistin schrieb:
...eine fröhliche Nacht wünscht die Idealtistin
...sind auch selten geworden, gute Alt-Stimmen bei den Moderatorinnen...:D
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben