Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

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maociao

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Hallo,

oftmals liest man ja als "Must-Havs" radiotaugliche/fähige Stimme oder gute Mikrofonstimme mit Präsenz.

was genau macht eine radiostimme aus? sprechen die meisten so wie sie es im normalen alltag auch tun oder verstellt?

wieviel prozent der bevölkerung hätten denn so eine stimme mit denen sie im radio sprechen könnten wenn sie wollten?

Grüße
MaoCiao
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Da wirst du von Vielen vieles hören. Im klassischen Sinn (Nachrichtensprecher, Unterhaltungsmoderatoren der alten Schule) sind Stimmen gemeint, die angenehm klingen, das heißt, die nicht künstlich verstellt sind, pathologisch nach oben oder unten verlagert, Stimmen, die resonanzreich sind, stresszeichenfrei, die keinen hörbaren Dialekt aufweisen, die keine "Mundnebengeräusche" oder Schnappatmer produzieren und die vor allem keinen Sprechfehler wie z.B. Sigmatismen (s-Fehler, Lispler) zeigen. Neben diesem Grundgerüst gehören - nach Ausbildung - dazu: gemäßigte Standardlautung nach Siebs/Duden, sinnvolle Gliederung der Sprache durch Staupausen an korrekter Stelle, eindeutige und vor allem richtige Betonungsentscheidungen, kurz: Sinnfassendes Präsentieren, Beherrschen des Aufbaus von spannungsbögen usw..
Moderatoren müssen mehr noch als der Nachrichtensprecher in eine Rolle schlüpfen können, müssen glaubwürdig Emotionen "rüberbringen" und mit den Farben ihrer Stimme Wirkung erzielen können.
Das mal erste Kurzantwort. Die Kolläschn werden ergänzen wollen...
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Im Radio: Keiner mehr! Das ist es ja!
Okay, manches ist vielleicht auch obsolet, Dialektfreiheit muss nicht immer sein (Mundartfärbung ist in Bayern oder Österreich ja eher fast ein Must-have) und seit die Umgangssprache Einzug in die Medien gehalten hat, nimmt man es auch mit den anderen Dingen nicht mehr so genau.
Witzigerweise erfüllt z.B. der Kultmoderator Klaus Vieh von Eins Live kein einziges dieser Kriterien: Er hat einen eklatanten Sprachfehler (lispelt was das Zeug hält), hat eine sehr eigenartige aussprache und vermasselt sogut wie jeden Ramptalk. Eigentlich der absolute Anti-Moderator. Aber trotzdem hat er seine Fangemeinde.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Die Frage ist schwer zu beantworten. Denn ein guter Sprecher muß nicht zwingend ein guter Moderator sein und umgekehrt. Wer Nachrichten spricht, liest ab. Das ist so, und das hört man auch. Wer moderiert sollte sich niemals so anhören, als ob er abliest.

Entsprechend unterschiedlich sind dann auch die Stimmen, denn natürlich lesen auch Moderatoren ab ... nur sollte man es bei ihnen nicht hören! Das setzt natürlich voraus, daß sie ihre Texte so schreiben, als wären sie gar nicht vorhanden.

Von einem Moderator erwarte ich eine natürliche Sprache. Bei Männern eine angenehm tiefe, männliche Stimme. Bei Frauen eine helle, klare Stimme, wobei sie sich nicht mädchenhaft anhören sollte. Eher so, als wäre die Sprecherin 22. Egal, ob sie in Wirklichkeit 46 ist oder nicht.

Was mich am meisten ankotzt sind Moderatoren die sich so anhören, als würden ihre Hörer im Schlips vor dem Radio sitzen und ihren Worten lauschen. Gerade die Sender für das ältere Publikum sind ein echtes Negativbeispiel. Ich bezweifle stark, daß man mit 70 so debil ist und das goutiert.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

BlueScorpio1963 schrieb:
denn natürlich lesen auch Moderatoren ab ... nur sollte man es bei ihnen nicht hören!
Da fällt mir was Lustiges ein: Marcus Japke von der Ostseewelle schreibt seine abgelesenen Witze offenbar gar nicht selbst, weil er manchmal etwas falsch ausspricht. Zum Beispiel hat er aus dem Wort Womanizer dies hier gemacht: "Wumaziner". Hätte er den Witz vorher selbst geschrieben oder wenigstens mal vor der Moderation kurz durchgelesen, kann sowas doch nicht passieren, oder!?

Und als es um Zigaretten ging, war der geplante Joke in Anlehnung an Goethes Faust folgender: "HB (habe) nun ach ..." Herr Japke kapierte seinen eigenen Witz nicht und hat nur HB, HB, habe, HB??!?! gestottert.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

sp schrieb:
Da fällt mir was Lustiges ein: Marcus Japke von der Ostseewelle schreibt seine abgelesenen Witze offenbar gar nicht selbst
Wir alle, die wir hier im Forum aktiv sind, hielten Japke für den besten Moderator der Welt und die Ostseewelle für die Ehrlichkeit selbst. Nur du, SP, hast uns stets weismachen wollen, dass das glatte Gegenteil der Fall ist. Und jetzt das! Warum haben wir dir nur keinen Glauben geschenkt?
Oder hab ich da was verwechselt?
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

BlueScorpio1963 schrieb:
denn natürlich lesen auch Moderatoren ab

Was macht einen Moderator aus, der darauf angewiesen ist, seine Moderationen zuvor aufzuschreiben? Wenn eh vom Blatt abgelesen wird - auch wenn man es nicht hört - dann braucht auch niemand live im Studio sitzen, sondern kann den ganzen Mist gleich voicetracken. Moderation heisst für mich frei gesprochen, frisch von der Leber weg, spontan und nicht Stunden zuvor bis aufs letzte Wort ausgepfeilt.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Von der Stimme her gefällt mir Jens Vogt am besten, moderiert gelegentlich den Abend bei NDR 2.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Radiocat schrieb:
Im Radio: Keiner mehr! Das ist es ja!
Okay, manches ist vielleicht auch obsolet, Dialektfreiheit muss nicht immer sein (Mundartfärbung ist in Bayern oder Österreich ja eher fast ein Must-have) und seit die Umgangssprache Einzug in die Medien gehalten hat, nimmt man es auch mit den anderen Dingen nicht mehr so genau.
Witzigerweise erfüllt z.B. der Kultmoderator Klaus Vieh von Eins Live kein einziges dieser Kriterien: Er hat einen eklatanten Sprachfehler (lispelt was das Zeug hält), hat eine sehr eigenartige aussprache und vermasselt sogut wie jeden Ramptalk. Eigentlich der absolute Anti-Moderator. Aber trotzdem hat er seine Fangemeinde.

Absolute Zustimmung, Radiocat! Manchmal bleibe ich auch am Radio kleben, weil mir da einer in die Ohren dringt, der alles als tugendhaft und gut Beschriebene gerade nicht umsetzt. Zumindest das Amüsement darüber ist dann ein Grund, weiter zu lauschen.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Tom2000 schrieb:
@OnkelOtto

Und wer kann das heutzutage alles?

Wikipedia: Die Aufgabe eines Schornsteinfegers ist die Reinigung und Überprüfung von Schornsteinen und Feuerungsanlagen.

Damit ein sicherer Abzug der Abgase gewährleistet bleibt, müssen Schornsteine überprüft bzw. gereinigt werden. Insbesondere bei Feuerung mit festen Brennstoffen in offenen Kaminen, Festbrandöfen, Holz-Zentralheizungen usw. entsteht durch unvollständige Verbrennung Ruß, der sich im Schornstein bei Nichtentfernung entzünden und einen Schornsteinbrand bzw. genau genommen einen Rußbrand auslösen kann. Auch eine Verstopfung des Schornsteins (zum Beispiel durch Laub, Vogelnester oder altersbedingte Schäden am Schornstein) kann zu einer Gefahr werden, wenn es dadurch zu einem Abgasrückstau kommt.

Der Schornsteinfeger überprüft auch den Kohlenmonoxid-Gehalt (CO) im Abgas von Gasfeuerstätten.
Darüber hinaus misst der Schornsteinfeger auch den Abgasverlust einer Heizungsanlage (Umweltschutz). Für den Abgasverlust einer Heizungsanlage gibt es Grenzwerte, die unter anderem vom Baujahr und der Leistung der Anlage abhängen und deren Einhaltung vom Schornsteinfeger überprüft wird."


...und wer kann das heutzutage alles?
Warum, oh Tom, sollte es nicht auch im Radiobereich Leute geben, die einfach ihren Job beherrschen? :D
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

maociao schrieb:
was genau macht eine radiostimme aus? sprechen die meisten so wie sie es im normalen alltag auch tun oder verstellt?

wieviel prozent der bevölkerung hätten denn so eine stimme mit denen sie im radio sprechen könnten wenn sie wollten?
Zum ersten Teil der Frage hast Du ja die wesentlichen Antworten von OnkelOtto bekommen.
Der zweite Teil lässt sich unmöglich beantworten. Das hat sicher noch niemand untersucht.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Interessant wäre auch die Frage, wieviel der beschriebenen Optimal-Eigenschaften sich wohl durch Training aneignen läßt und wieviel man einfach an Naturbegabung mitbringen muß .....

Ne Mörder-Kiekse ist doch mit der besten Sprecherziehung bestenfalls ne Lachnummer..... oder ?! Biiieeeker ....;)
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Funkgeist schrieb:
Interessant wäre auch die Frage, wieviel der beschriebenen Optimal-Eigenschaften sich wohl durch Training aneignen läßt und wieviel man einfach an Naturbegabung mitbringen muß .....

Ne Mörder-Kiekse ist doch mit der besten Sprecherziehung bestenfalls ne Lachnummer..... oder ?! Biiieeeker ....;)

Du glaubst gar nicht, Funkgeist, wie viele Menschen 'ne Mörderkiekse haben, aus der man eine volltönende Stimme zaubern kann. Man zeigt ihnen die richtige Atmung ("Was? Daaaaa unten hin soll ich atmen?"), lässt sie Resonanzübungen machen ("huch, da brummen ja meine Lippen"), lässt das Ganze wie einen guten Wein über ein, zwei Jahre reifen - und schwupps, erschrecken sich die Leute plötzlich selbst, weil sie so präsent und klangreich geworden sind...
(Aus higginshafter Erfahrung eines langjährigen Sprecherziehers) :D
Aber natürlich schadet es nix, wenn man von Natur aus mit einer schönen Stimme gesegnet ist, die ein Lehrer nur noch veredeln muss
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Ich möchte OnkelOtto wieder ergänzen. Was das übrige Handwerkszeug angeht, ist es so, dass manch künftiger Sprecher von Natur aus (fast) alles richtig macht und einige Stunden und viel Praxis ausreichen. Diesen Hochtalentierten muss in der Ausbildung praktisch nur bewusst gemacht werden, worauf es ankommt. Andere bringen einfach das angeborene gute Material mit, betonen aber wie Wildsäue, haben keine Ahnung von Fremdsprachenphonetik und große Defizite in der dt. Phonetik (z.B. ig-Regeln u.ä.). Da dauert es dann länger mit der Sprecherziehung.
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

"...aber selbst der geschickteste NF-Techniker kann aus einem nuschelnden Hans Moser-Organ keinen Benjamino Giglio machen"
H.F. Steinhauser, Amateurfunker und Buchautor
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Rösselmann schrieb:
"...aber selbst der geschickteste NF-Techniker kann aus einem nuschelnden Hans Moser-Organ keinen Benjamino Giglio machen"
H.F. Steinhauser, Amateurfunker und Buchautor
:wow: :wow: :wow:
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Rösselmann schrieb:
"...aber selbst der geschickteste NF-Techniker kann aus einem nuschelnden Hans Moser-Organ keinen Benjamino Giglio machen"
H.F. Steinhauser, Amateurfunker und Buchautor

Dem ist auch von meiner Seite nichts hinzuzufügen :wow:
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

:) - faszinierend ist aber doch, dass grade er als Vergleich genommen wird - immerhin hat er nächstes Jahr 50. Todestag und er hat wohl nie in ein anständiges Mikrophon gesungen. Das war wohl eher "alles zusammen in einen Trichter". Wie er mit heutiger Aufnahmetechnik geklungen hätte - wir werden es nie erfahren...
(bitte das auch entsprechend salbungsvoll am 30.11.2007 als Moderationsvorschlag verwenden)
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

MichaNRW schrieb:
Was macht einen Moderator aus, der darauf angewiesen ist, seine Moderationen zuvor aufzuschreiben? Wenn eh vom Blatt abgelesen wird - auch wenn man es nicht hört - dann braucht auch niemand live im Studio sitzen, sondern kann den ganzen Mist gleich voicetracken. Moderation heisst für mich frei gesprochen, frisch von der Leber weg, spontan und nicht Stunden zuvor bis aufs letzte Wort ausgepfeilt.
Ich bezweifle, daß die frei von der Leber weg geäußerten Gedanken von 99,9% der Moderatoren in irgendeiner Form von Relevanz für den Hörer sind. Eine schriftliche Grundlage erscheint mir unerläßlich. Oder sollte man das, was DU von Dir gibst (frei von der Leber weg) in jedem Fall ernst nehmen?
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Gemeint ist doch nur, daß der Moderator nicht wortwörtlich alles aufschreibt und das dann abliest. Gerne soll er sich Stichpunkte aufschreiben, aber bitte frei formulieren!

Im übrigen geht das am Thema "Mikrofonstimme" haarscharf vorbei, oder...?


Gruß TSD
 
AW: Was zeichnet eine "Mikrofonstimme" aus?

Alles, was Onkel Otto eingangs geschrieben hat stimmt - und stimmt auch wieder nicht.

Der "Vater aller Radio-Disc Jockeys", Wolfman Jack ist ein gutes Beispiel: Schreien, ja toben, grunzen, schnaufen und abstruse Betonungen setzen gehörte bei ihm zum Mundwerk und machte einen wesentlichen Teil seiner Persönlichkeit aus. Ähnliche Beispiele, speziell aus Amerika gibt es noch mehr.

Ähnlich ist es in der Musik: Eric "Slowhand" Clapton spielt jede Note sauber, jeder Akkord sitzt. Jimi Hendrix dagegen setzte falsche Noten als Stilmittel ein (oder hatte er sich schlicht verspielt?) und gilt noch heute als einer der innovativsten Rockgitarristen.

Oder Helge Schneiders "Katzeklo" u.ä. Musik ist was anderes, aber dennoch hat es...Stil. Aber, wie sagte Schneider selbst: "Wer schlecht spielen will, muß gut spielen können!"

Und da sind wir dann wieder bei Onkel Otto...
 
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