Ich habe in meiner frühen Kindheit nur zwei Radiosender gekannt: WDR 2 und WDR 4. WDR 2 lief bei meinen Eltern im Wohnzimmer und im Autoradio und meine Oma lauschte ausnahmslos WDR 4. Natürlich kennt man alle Sendungsopener vom Mittagsmagazin bis zum Verkehrsbericht. Man hatte das Gefühl, es wird viel geredet, aber es lief auch immer gute Musik. 1995 wurden die Jingles dann erstmals vereinheitlicht und zu dieser Zeit wechselte ich - dank Kabelradio - zur Konkurrenz aus Baden-Baden: der Musik wegen. Einslive habe ich zwar auch kurzzeitig gehört, da war der Sender noch mit Musik aus den 80ern gefüllt und nicht so ein Techno/Hiphop-Sender wie heute. WDR 2 hörte ich nur zur Bundesliga- und Roger-Handt-Zeit. Die "Wende" kam 1997: da waren wir mit der 10. Klasse auf Abschlussfahrt in Berlin und kamen gegen 1 Uhr zurück ins Jugendhostile. Da ich noch nicht schlafen konnte, hörte ich Radio und stellte fest, dass auf "Radio B Zwei" die "WDR 2 Nachtschicht in der ARD-Popnacht" lief. Da hört man in Berlin WDR 2. 1997! Von da an wurde WDR 2 wieder ein täglicher Begleiter, zumal man zu dieser Zeit als erster WDR-Radiosender brauchbaren RadioText sendete, mit Titel- und Interpretenangabe. Das hatten nicht mal die Hilversumsender oder BFBS.
Wie so viele Sender, hat WDR 2 heute bei weitem nicht mehr diese Qualität: man hat das Gefühl, es gibt nur eine CD, die täglich mit Random-Modus gespielt wird und auch die Qualität der Moderationen - fängt schon beim Moderationsstil der Verkehrsmeldungen an "da steht 'n defektes Fahrzeug rum" - hat sich dem Niveau der Privatsender angepasst. Seriös ist WDR 2 nicht mehr. Schade, WDR 2 war eine Mischung aus Jugend- (Pop Session, Radiothek, Mal Sondock, Schlagerrallye, Treffpunkt Musik) und Informationssender (Morgen-, Mittagsmagazin, Zwischen Rhein und Weser) und ist heute meilenweit von dieser Qualität entfernt. Aber im Netz lebt das alte WDR 2 es ja weiter.