WDR-Journalistin: "Wir sind angewiesen, pro Regierung zu berichten"

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Die WDR Journalistin Claudia Zimmermann im Interview (Auszüge):

Zwang man Sie zum Dementi ?

Zimmermann "Nein, denn ich habe mich ja tatsächlich vergaloppiert, insofern war die Reaktion des WDR nur verständlich"

"Unausgesprochen haben sich fast alle Journalisten über Jahre einen Maulkorb auferlegt, so wie auch die Polizei und die Politik. Wir haben doch alle die Tatsachen verschwiegen, political correctness falsch verstanden."


"Niemals gab es senderintern Anweisungen, merkelfreundlich zu berichten. Nur, es gibt auch eine gefühlte Wirklichkeit. Ich habe das eben so empfunden, dass man als Journalist in diesen Monaten, als die Flüchtlinge kamen und manche dann auch straffällig wurden, nicht allzu kritisch berichten sollte."

Das ganze Interview:
http://www.rp-online.de/panorama/fe...alle-die-tatsachen-verschwiegen-aid-1.5709516


Diskussionen von freien WDR Autoren zum oben erwähnten offenen Brief finden sich hier:
http://wdr-dschungelbuch.de/wp/diskussionsseite-zu-wir-bekommen-keine-politischen-vorgaben/
 
Zimmermann

"Niemals gab es senderintern Anweisungen, merkelfreundlich zu berichten. Nur, es gibt auch eine gefühlte Wirklichkeit. Ich habe das eben so empfunden, dass man als Journalist in diesen Monaten, als die Flüchtlinge kamen und manche dann auch straffällig wurden, nicht allzu kritisch berichten sollte."

Die ZEIT hat das aufgegriffen:

Es gibt offenbar auch im Journalismus Menschen, die aus Unsicherheit oder Denkfaulheit die Meinung ihrer Chefs zu antizipieren versuchen, sich deren Meinung zu eigen machen und hoffen, mit dieser Taktik Scherereien zu vermeiden.
...
Natürlich kann man sein Berufsleben auch damit verbringen, nicht weiter aufzufallen, indem man nur das sagt, von dem man glaubt, dass es auch alle anderen sagen würden. Das ist in Redaktionen nicht anders als in jeder anderen Organisation. Und es hat ja auch sein Gutes: Immerhin stört man nicht. Wenig hilfreich ist es allerdings, wenn man mit heroischer Geste seinen eigenen Opportunismus als Zwang ausgibt, den einem irgendjemand anders auferlegt hätte als man selbst.
http://www.zeit.de/kultur/2016-01/wdr-claudia-zimmermann-medien-rheinische-post
 
Der gute Felix kann nicht schlecht mit Worten hantieren. Auf das eigentliche Problem geht er aber nicht ein. Es geht in den Qualitätsmedien häufig darum, Deuter über die Wirklichkeit zu sein. Nein es wird nicht falsch informiert.
Es werden nur bestimmte Fotos, Bildausschnitte, Zitate etc. in die Berichterstattung eingebaut. Die Folge, es entsteht eine "Medienrealität" die häufig immer weniger mit wirklichen Realität übereinstimmt. Kein Wunder, dass das
ganz bewusst die Inszenierungen der politischen Klasse fast 1:1 zu abgebildet werden. All die Gipfeltreffen, Parteitage etc.

Oder man arbeitet mit subtilen Sprachbildern: z.B. die AFD veranstaltet Aufmärsche die Gegendemonstranten demonstrieren. Wenn Flüchtlinge abgebildet werden sind es zu 80% Frauen mit Kindern, tatsächlich sind aber mindestens 70% der Flüchtlinge junge Männer.

Der Presse-Kodex wird wie Monstranz vor sich her getragen. Wo bitte ist denn da die: "Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse." Wenn eine Bildauswahl tendenziös erfolgt, oder Frau Reschke findet, das macht sich besser in einem Beitrag...
 
Auf das eigentliche Problem geht er aber nicht ein.

Da widerspreche ich. Für wen was das Problem ist, das ist Sache des Betrachters. Das "eigentliche Problem" ist im Fall dieses Artikels eine Frau, die mit ihrem Gequatsche für manche zur Kronzeugin für gesteuerte Systempresse geworden ist. Vielleicht ist es nicht beabsichtigt, aber Deine Formulierung, "das eigentliche Problem" sei ja in Wahrheit etwas ganz anderes, empfinde ich als relativierend und verharmlosend. Ich finde es wichtig, richtig und angemessen, sich konkret an den Aussagen dieser Frau abzuarbeiten und dem auch argumentativ etwas entgegenzusetzen. Der Autor hat sich mit der von Dir beschriebenen inszenierten Medienwirklichkeit vermutlich nicht befasst, weil das schlicht nicht das Thema seines Artikels ist. Die inszenierte Medienwirklichkeit ist Gegenstand von vielen anderen Artikeln.
 
Umso bemerkenswerter, dass diese Journalistin dennoch an ihrer Grunderkenntnis festhält:
Meedia-Studie schrieb:
... an der generellen Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, hält sie jedoch fest: „Vor allem die großen Fernsehsender ARD und ZDF werden immer als Staatsfernsehen kritisiert, und meiner Meinung nach stimmt das. Es wird zu wenig kritisch über die Regierung berichtet. Das liegt nicht daran, dass die Journalisten schlecht sind. Das System funktioniert von oben nach unten. Chefredaktionen oder Studioleitungen sorgen dafür, dass zu kritische Berichte gar nicht erst gesendet werden.“
 
Interessant finde ich eine andere Textstelle, die allerdings nicht als direktes Zitat auf meedia steht:

Laut ihrer Aussage, konnte sie auch bei anderen Sendern oder Verlagen in Deutschland seither keine Themen mehr absetzen.

Demnach ist das ja alles noch viel schlimmer in Deutschland. Nicht nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist direkter Staatsfunk, sondern es sind auch noch die (Zeitungs?)verlage gleichgeschaltet und an dieses Staatsmedien-System angeschlossen und es existiert also offenbar eine zentrale Aufsichtsbehörde, die genau regelt, wer wo etwas veröffentlichen darf.

Damit bekommt die Story noch eine viel größere Bedeutung. Diese allumfassende Gleichschaltung (die ich erstmal nicht glaube, offenbar hat es Frau Zimmermann nicht bei der Jungen Freiheit versucht, Artikel unterzubringen, oder gehört die inzwischen auch zu Merkels gleichgeschalteten Medien?) wirkt auf mich deshalb zunehmend wie eine ganz individuelle Neurose. Zu gerne würde ich die abgelehnten Texte mal sehen, um mir ein Bild drüber machen zu können, warum sie angeblich abgelehnt wurden.

Auch geil ist das:

Claudia Zimmermann meldete sich bei MEEDIA, nachdem sie die Berichte über die aktuelle Studie des Medienforschers Michael Haller gelesen hatte.


Die Berichte darüber wohlgemerkt, nicht die Studie selbst. Das Thema hatten wir hier doch in nem anderen separaten Thread, weil die Berichterstattung so bemerkenswert war.

Nachdem nun die aktuelle Wehklagerei pünklich zur Veröffentlichung des Buches der Frau Zimmermann - sozusagen als Werbung dafür - erschienen ist, wäre es ja vielleicht an der Zeit, einen Textband mit den von Merkel-Funk und Merkel-Presse abgelehnten Arbeiten zu veröffentlichen? Das Volk dürstet doch danach. Zumindest die hysterisch hyperventilierenden Nachbarinnen meiner Eltern in der ostdeutschen Provinz (deren xenophobe und ihr eigenes Leben effizient behindernde Grundstimmung dem SPIEGEL kürzlich einen umfangreicheren Artikel wert war, der natürlich vollständig gelogen ist und zum Erwachen des Volkszornes bis hinauf ins dortige Rathaus führte) wären sicher begeisterte Käufer. Die brauchen dringend Nachschub, damit das Hass-Feuer nicht verlischt. Denn draußen in dem, was andere "Realität" nennen, passiert nicht genug, um den Hass aufrecht zu erhalten.

Ansonsten bleiben mir zu diesem Vorgang nur noch 3 Dinge festzustellen:

1.
Die "Schere im Kopf" funktioniert noch viel umfangreicher. Mein gesamter Freundeskreis und der Teil des Bekanntenkreises, bei dem ich mir "Kontakt / kein Kontakt" selbst aussuchen kann, ist in bestimmten Grundwerten auch "gleichgeschaltet". Das betrifft Menschen aus Ost- und Westdeutschland, das betrifft Menschen aus Österreich, aus der Schweiz, aus Portugal, aus den USA, aus Kanada, aus Kenia, Namibia, Palästina und (herkunftsmäßig) auch einen Mann aus dem Iran. Das betrifft 90-jährige genauso wie 9-jährige. Manchen von denen (die, die weiter weg leben) sind bloß ohne jede Anbindung an Deutschland, das deutsche politische System oder Frau Merkel. Spätestens dann sollte man stutzig werden und mal schauen, ob die alle wirklich der deutschen "Diktatur" hörig sind oder ob hier nicht eventuell ganz andere Werte und Leitbilder zur Anwendung kommen, international geachtete, in der Natur gesunder Menschen angelegte, die halt einfach "nur" derzeit auch noch in Deutschland weitgehend anerkannt sind.

2.
Nicht so pessimistisch, was die "journalistische Karriere" in Deutschland betrifft. Es werden andere Zeiten kommen, zumindest in Ostdeutschland. Dann findet sich vielleicht ein Platz in den dann voraussichtlich tatsächlich gleichgeschalteten Medien. Zumindest so lange, wie man dort konform zum vorgegebenen Kurs bleibt.

3.
Seien Sie dankbar, Frau Zimmermann. Wäre das ganze in der Türkei passiert, säßen Sie im Gefängnis, weil Sie es mit einer Diktatur zu tun gehabt hätten. So hat am Ende das Merkel-Regime ja doch noch was gutes, es sei denn, man bedauert, nicht vollumfänglich zum Märtyrer geworden zu sein.
 
Meedia schrieb:
Claudia Zimmermann publiziert noch in den Niederlanden und hat mit „Terroristen der Finanzmärkte“ ein Buch über die Machenschaften von Online-Brokern geschrieben, das am 31. Juli veröffentlicht wird.
Nach 25 Jahren beim WDR sollte sie lieber ein Buch über denselben schreiben. Ein kurzer Vorgeschmack war ihr ja bereits vor anderthalb Jahren rausgerutscht und macht Lust auf mehr.
 
Panorama, Monitor, Fakt... Es gibt sie immer noch, die Magazine die sich auch mit der hiesigen Politik kritisch beschäftigen. Insofern sind die Aussagen von Claudia Zimmermann nach wie vor dummes Zeug. Andererseits, Meedia und kritisches Hinterfragen... das ist mittlerweile ein genauso klickgeiles Portal wie digitalfernsehen.de - überflüssig und uninteressant.
 
Seien Sie dankbar, Frau Zimmermann. Wäre das ganze in der Türkei passiert, säßen Sie im Gefängnis, weil Sie es mit einer Diktatur zu tun gehabt hätten. So hat am Ende das Merkel-Regime ja doch noch was gutes, es sei denn, man bedauert, nicht vollumfänglich zum Märtyrer geworden zu sein.

In der Türkei würde Frau Zimmermann wahrscheinlich aus purer Berechnung zur lautstärksten Erdogan-Claquerin aufsteigen und allen Systemfeinden mit der spitzen Feder unbarmherzig in die Weichteile pieksen. Frau Zimmermann gehört nämlich zu den NutznießerInnen der freien Medienlandschaft, die die Marktlücke der konsequenten Systemschelte für sich entdeckt haben, die sie für alle Querulanten, Missgünstigen, Paranoiden und andere Miesepeter zur willkommenen Projektionsfläche macht. Und genau diese Reflexe will sie bedienen.

Ungestraft gegen die Institutionen stänkern kann man nämlich nur in einer funktionierenden Demokratie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Frau Zimmermann gehört nämlich zu den NutznießerInnen der freien Medienlandschaft, die die Marktlücke der konsequenten Systemschelte für sich entdeckt haben, die sie für alle Querulanten, Missgünstigen, Paranoiden und andere Miesepeter zur willkommenen Projektionsfläche macht. Und genau diese Reflexe will sie bedienen.

Chapeau! Besser kann mans nicht auf den Punkt bringen.
 
Vorsicht vor vorschnellen Urteilen.
Die Frau hat sich beim ersten Aufschlag eher fahrlässig verplappert. Das war sicher kein Geschäftsmodell, im Gegenteil, es hat ihr das Geschäftsmodell zerschlagen, wie man ja nachlesen kann.
Dass sie nun daraus (vielleicht) Profit schlägt und ihren Fall zu einer prinzipiellen Systemschelte ausweitet, ist möglicherweise auch dem Umstand geschuldet, dass dahinter tatsächlich eine prinzipielle Frage steht.
 
Die ursprüngliche Aussage von Claudia Zimmermann hat politische Sprengkraft, da "verplappert" man sich nicht mal eben. Daß ihre Karriere schaden nehmen würde, mußte ihr klar sein. Die Hoffnung, daß Sie diesen Prozeß mit einem Dementi noch abwenden könnte, ist naiv - gleich, ob sie sich selbst besonnen hat oder ein bißchen nachgeholfen wurde. Die späte Erkenntnis darüber könnte der Grund sein, daß sie jetzt doch wieder vorwärts rudert, und von einer Einflußnahme von "oben" bei der Berichterstattung zur Flüchtlingskrise spricht, nur nicht mehr als direkte Anweisung, sondern über das "System".

Andererseits, Meedia und kritisches Hinterfragen... das ist mittlerweile ein genauso klickgeiles Portal wie digitalfernsehen.de - überflüssig und uninteressant.
Die wesentlichen Aussagen des Meedia-Artikels bestehen aus direkten Zitaten von Zimmermann. Ich gehe davon aus, daß Meedia richtig zitiert hat.
 
Die wesentlichen Aussagen des Meedia-Artikels bestehen aus direkten Zitaten von Zimmermann. Ich gehe davon aus, daß Meedia richtig zitiert hat.
Das hat niemand bestritten. Aber man hätte ihre Aussagen auch mal hinterfragen können. So sieht das Gespräch eher nach versteckter Werbung für ihr Buch aus, zumal der Meedia-Artikel inhaltlich keinerlei neue Erkenntnisse beinhaltet.
 
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