Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

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Funkgeist

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Nachdem ich dieses "Problem" in diversen threads entdeckt habe, hier mal folgende Frage :
Wie isses mit der Notwendigkeit eines Radiosenders, den Hörern gewisse "Vorgaben" zu machen, was zB das wie auch immer definierte Niveau angeht ?
Ganz unabhängig von jederlei Geschmacksfragen gibt es auch im Rundfunk ja Unterschiede wie zwischen FAZ und Super-ILLU. (okay, übertrieben...)
Muß bei Quotenabhängigkeit nicht zwangsläufig ein Programm entstehen, das immer flacher wird, weil "die Masse" usw usw... (stimmt das ??)
Haben alle Radiomacher nicht evtl eine gesellschaftliche Verantwortung, dem was entgegenzusetzen ?
Is doch wie in der Wirtschaft: Wenn alle nur noch "billig" kaufen, gerät doch Qualitätsarbeit zunehmend in die Krise, oder ?
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

Lieber Funkgeist, in unserer heutigen Zeit gehört Qualität zu jenen Dingen die nur noch eine Minderheit interessieren. In vileen Bereichen geht heute vieles nur noch über die Quote oder den Preis. Wer im Geizmarkt ein Radio kauft, guckt auf den Preis und wieviele Funktionen/Ausstattungen es hat. Ob der Empfang auch gut ist interessiert kaum jemanden, Hauptsache der Lieblingsdudler kommt rein. Es ist sicher nur ein Beispiel von vielen, aber ich denke in Sachen Radioprogramm ist es heute nicht anders.
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

Na - ich seh schon.... wenigstens WIR beide sind uns einig..... ob es am zufälligen, gemeinsamen verwenden des fast altmodischen Begriffs "Funk" im Nickname liegt ?! ;) ..... es scheint ja auch offenbar für die Meisten gar kein Thema zu sein.
Andererseits wird das Abendland davon nicht untergehen, und wenn schon...(ebenfalls ;) ) -
-
PS, ich bin keineswegs Kulturpessimist, sondern "kritischer Optimist", frei nach - "und jetzt erst recht" -
Hauptberuflich im B-Funk NRW kann ich´s immerhin probieren, andere Akzente zu setzen. Die übrigens sehr wohl honoriert werden. Ich hab mir sagen lassen, unsere "Quote" läge abends nach 19:00 immer noch bei stolzen 8,7% .... nu denn - da ist ganz sicher nicht "das beste aus den 80ern 9oern und von Heute" dabei.....jedenfalls nicht in DER Verpackung mit tot-dumm-jinglen usw.

Grüße / FG
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

Doch, das Thema ist schon sehr spannend, ich hatte gestern auch angefangen, was dazu zu schreiben. Aber man kommt da sehr schnelle an grundsätzliche philosophische Fragen, die so einfach nicht zu beantworten sind.

In einer Demokratie gilt: "die Mehrheit hat immer recht". Dagegen zu argumentieren ist nicht so einfach. Wobei ich nicht der Meinung bin, daß ein gut gemachtes Nebenbeiformat gleich niveaulos ist.

Auf der anderen Seite handeln die meisten Verantwortlichen (nicht nur in den Medien) nach dem Motto: ich sehe zwar, daß ich etwas tue, das nicht richtig ist. Aber ich mache damit weiter, weil es sonst ein anderer an meiner Stelle täte. Dieser Ansatz kommt aus der Ökonomie (v.a. aus der BWL). Dagegen kann man nur ankommen, wenn jeder einzelne nach seinen Möglichkeiten das Niveau / die Qualität hochhält.
 
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Funkgeist schrieb:
" -
Hauptberuflich im B-Funk NRW kann ich´s immerhin probieren, andere Akzente zu setzen. Die übrigens sehr wohl honoriert werden. Ich hab mir sagen lassen, unsere "Quote" läge abends nach 19:00 immer noch bei stolzen 8,7% .... nu denn - da ist ganz sicher nicht "das beste aus den 80ern 9oern und von Heute" dabei.....jedenfalls nicht in DER Verpackung mit tot-dumm-jinglen usw.

Grüße / FG

Nun, eine Zeit lang scheinen wir mal den gleichen Job gehabt zu haben :D Ist zwar schon lange her, aber damals konnte ich nur Akzente im BF setzten, mit Inhalt,Professionalität und einem progressiven AC Format. Die Quote bei uns lag im Keller und wenn man mit Erfolg Inhalte vermitteln wollte, mußte man die Hörer schon mal mit aktraktiver Musik locken. Nun, die Kriterien bei einer Magazinsendung sind sicher andere als bei einer (Sparten)Musiksendung.
Dennoch habe ich Qualitätsradio gemacht (Wortanteil 30-40 % je nach Thema) ohne Langeweile aufkommen zu lassen. :)
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

Na... vielleicht ist es ja der "Zeitgeist"...... Ich finde es alleine schon bemerkenswert, daß dieses Thema auch hier keinen nennenswerten Anklang findet - es stört eben kaum jemand, wenn marktschreierische Trivialitäten dominieren.
Natürlich kommt man dabei jetzt schnell in einen Kulturpessimismus, zB über einen Vergleich mit dem Niedergang des römischen Reiches, als in zunhemendem Wohlstand immer mehr Brot&Spiele angesagt waren.....
Etwas gemeiner ist dann die Ansage "wenn es den Menschen zu gut geht"...
... geht dann so in Richtung des Aufklebers in den Farben der Deutschlandfahne mit der Aufschrift "f***,fressen,fernsehn"---
-ok, is sicher auch in anderen Ländern präsent, dieses Phänomen, oder ?

@Funkbude : genug neue Denkanstöße ? - die Dummheit stirbt ohnehin nie aus, das sollte man vermutlich auch gar nicht versuchen zu ändern, sonst ist man ganz schnell bei faschistischen Denkweisen.. :)
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

Es scheint tatsächlich der Zeitgeist zu sein. Die Ex und Hopp Gesellschaft läßt grüßen.
 
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musicology, interessante These.

Ich halte aber dagegen, dass selbst in einer Demokratie dei Mehrheit keineswegs Recht, sondern nur das Sagen hat.
Andererseits ist eine Demokratie nur ein politisches System, unabhängig vom marktwirtschaftlichen Prinzip, das in einer Gesellschaft herrscht.
Kommerzielle Radiosender dagegen wenden sich an den Markt und an die Masse, weil sie Geld verdienen wollen.

Zur Beruhigung: Wir Radiomacher haben im Idealfall genug Verantwortungsbewusstsein, um ein Mindestmaß an Qualität zu sichern (z.B. keine Lügen verbreiten).
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

schön gesagt ! - und mitten in der uralten Streitfrage, was denn nu Qualität ist, bzw der Maßstab dafür......
Ich halte es gerne damit, Geschmacksfragen von Handwerks-Fragen zu trennen. SO sind denn auch die banalsten Dudler meistens handwerklich gut - nur der Herr vergibt Ihnen nicht, weil sie wissen, was sie tun... ;)

mal ernsthaft : Reicht es aus, nicht zu lügen ???
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

AVB schrieb:
musicology, interessante These.

Ich halte aber dagegen, dass selbst in einer Demokratie dei Mehrheit keineswegs Recht, sondern nur das Sagen hat.
Andererseits ist eine Demokratie nur ein politisches System, unabhängig vom marktwirtschaftlichen Prinzip, das in einer Gesellschaft herrscht.
Kommerzielle Radiosender dagegen wenden sich an den Markt und an die Masse, weil sie Geld verdienen wollen.

Zur Beruhigung: Wir Radiomacher haben im Idealfall genug Verantwortungsbewusstsein, um ein Mindestmaß an Qualität zu sichern (z.B. keine Lügen verbreiten).

Viele Radiomacher (Ansager) sind doch nur noch supergut gelaunte DJs, die
die die tollsten mega super Hits im Mix auflegen mit Werbe- und
Nachrichtenunterbrechung mit den gröbsten Schlagzeilen. Ach ja ich hab noch die super geilen Jingels vergessen.... ich kanns nicht mehr hören
Gerade höre ich das UNIRADIO Mephisto 97.6 da könnte sich so manch grosser Sender mal ein Beispiel nehmen. Die senden leider nur zwischen 10 und 12 Uhr in Leipzig.
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

AVB schrieb:
Zur Beruhigung: Wir Radiomacher haben im Idealfall genug Verantwortungsbewusstsein, um ein Mindestmaß an Qualität zu sichern (z.B. keine Lügen verbreiten).

Ein sehr schönes Zitat, denn damit ist vieles ausgesagt: wie oft werden (gerade in diesen Tagen) Dinge vorwiegend "zur Beruhigung" gesagt. Mehr steckt meist auch nicht dahinter.

"im Idealfall": richtig, aber wie oft wird dieses Ideal erreicht? Wie oft dreht man eine Geschichte einen Tick (zu viel) anders, um sie spannender und interessanter zu machen, als sie in Wirklichkeit ist. Klar, das ist nie absichtliches Lügen; trotzdem behaupte ich, daß die Medien in der Abbildung der Realität immer verschwommener werden.

Anderes Beispiel: Allein durch die simple Vorauswahl von Hörer-Calls (und den absichtlichen Ausschluß bestimmter Hörergruppen) wird ein Bild erzeugt, daß mit der Wirklichkeit nicht mehr ganz übereinstimmt. Ob das jetzt schlimm ist oder zu vernachlässigen, steht auf einem anderen Blatt.

Noch was fällt mir gerade auf: "im Idealfall wird ein Mindestmaß an Qualität gesichert". Sollte es im Idealfall nicht maximale Qualität sein?
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

Ganz schlichte Frage : hat Radio (als Massenmedium ) eine "gesellschaftliche Verantwortung" ? :)
 
AW: Wechselwirkung zwischen Sendern und Hörern

Funkgeist schrieb:
Ganz schlichte Frage : hat Radio (als Massenmedium ) eine "gesellschaftliche Verantwortung" ? :)

Eine gute Frage !!! Meiner Meinung nach haben Sie das zu erfüllen, ob es allerdings immer der Fall ist, ist eine andere Sache. Nicht zuletzt hatte man im Bereich Fernsehen so seine Bedenken als es darum ging, das bestimmte Medienkonzerne evtl zukünftig einen Großteil des privaten Fernsehangebotes inne haben.
Beim Radio wird dies sicher nicht anderes sein, wobei dort auch ein Blick in die Beteiligungsverhältnisse der Sender zuweilen ausreicht . Was ich sagen will ist das bei solch einer Medienkonzentration heutzutage sich auch Meinungen "bilden lassen" bzw beeinflussen. Das ist sicher nicht wünschenswert, aber besteht darin nicht die gesellschaftliche Verantwortung der Bürger gegenüber?
 
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