Weitere ARD-(Schlager-)Wellen via DAB+ geplant

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Etwas suspekt erscheint mir übrigens auch, das der mdr ausserdem die Schlagerhitparade von den Bayern übernimmt. Gerade der mdr, der mit seiner Schlagerwelt ja durchaus Erfolge feiern konnte, übernimmt die Hitparade als Fremdproduktion? Ziemlich eigenartig.
Das ist nicht richtig. Ob "der MDR" mit "seiner Schlagerwelt ja durchaus Erfolge feiern konnte", ist mir verborgen geblieben. Wo? Die DAB+-Hörfunkreichweiten sind bisher nicht gemessen worden. Das MDR-Schlagerwelt-Hörfunk-Programm hat mit der Übernahme der BayernPlus-Hitparade die damit verbundene Schwierigkeit, die dort platzierten Titel im eigen Tagesprogramm einzusetzen. Sie tun es ja bisher nicht. Auch nicht mit den noch relativ schlagerlastigen Titel der MDR-Sachsen-Hitparade, erst recht nicht mit denen aus Magdeburg. Letzteres würde ich auch nicht passend finden.
 
Das habe ich wissentlich unterschlagen. Selbst wenn Matthias Gehler (MDR Erfurt) für das Radio-Angebot in der "Radioszene" schwadroniert: "Unsere Hörer sagen uns immer wieder, wie begeistert sie sind, dass es ein Schlagerradio gibt" (Hast Du mal geschaut, welch uralte Schlagergrütze die da spielen?), die Frage: Gibt es halbwegs verlässliche Klickzahlen für das Online-Angebot MDR-Schlagerwelt? Welche vergleichsweise Bedeutung hat solch ein Portal?
 
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Die Zugriffszahlen auf die Online-Plattform wird dir wohl nur der mdr selbst verraten können. Ich zielte auch eher auf die zahlreichen TV-Geschichten ab, die ebenfalls unter mdr-Schlagerwelt laufen und dort durchaus erfolgreich sind. Allerdings gebe ich dir insofern Recht, dass dort wiederum einiges an Musik stattfindet, die in diesem DAB-Kanal nicht vorkommt... und andersrum.
 
Das mit der Hitparade find ich auch etwas merkwürdig. Man könnte ja auch die hauseigenen Deutschen Hitparaden, die man noch hat (Sachsen-Anhalt und zumindest die zwei Stunden mit der Wertung aus Sachsen), wiederholen. So hätten die vielleicht auch noch eine Handvoll mehr Leute mehr, die mitvoten. Und die zusammengelegte NAcht ... So wahnsinnig viel wird man da wohl nicht einsparen.

Hast du mal geschaut was da überhaupt an Musik in der Wertung ist. Bei der Hitparade vom MDR ST , dazu sage ich das ich den Müll auf der Schlagerwelt nicht hören will was da in der Hitparade ist. Und die von Sachsen ,naja da geht es eigentlich mit der Auswahl der Musik. Denke das die Kooperation mit dem BR besser ist, als langfristig mit MDR Sachsen. Irgendwann wird die Schlagerparade auf MDR sachsen auch durch Müll Mukke ersetzt. So wie in Magdeburg.
 
Ich finde grundsätzlich, das jedwede Musik zu unterschiedlichen Zeiten und zu unterschiedlichen Anlässen ihre Berechtigung hat. Im engen Künstlerkreis, im Familien- und Bekanntenkreis, in den Medien dort, wo die Zielgruppe erreicht wird. Das gilt für u.a. Jazzmusik dort, für Klassik da, wir Rock hier, für Pop dort, für Deutschpop da, für Schlager hier. Ich würde nicht im Leben darauf kommen, Musik auch nur eines einzigen Genres als Müll zu bezeichen.
 
Heute unten auf Seite 1 (!) der VolkswachtOstthüringer Zeitung: Geraer Senioren gegen den MDR. Man fordert mehr deutsches Liedgut und adressiert es ausgerechnet an den Ministerpräsidenten. Sollte der auch nur ein kleinwenig deswegen zucken, hätte man ihn wegen Verletzung der formal auf dem Papier gültigen "Staatsferne" des Rundfunks am Wickel.

Und für mich völlig erwartungsgemäß, was man von DAB hält: nichts. Hat man nicht, kostet Geld, will man nicht. Ist ja auch kein UHD-55"-Fernseher. Abgesehen davon: die MDR-Schlagerwelt, dieser lieblose Festplattendudler, wäre mir auch keine 30 EUR wert. Schon gar nicht in 88 kbps HE-AAC.

Warten wir mal nochn bissl. Ich vermute: nach den nächsten Wahlen wird das die AfD als Regierungspartei schon (hin)richten.

Senioren gegen MDR - OTZ Gera 2017118.jpg

(In der gleichen Zeitung schrieb vor wenigen Tagen ein Leser, welch Unglück der 9.11. für das ostdeutsche Volk wäre. Seitdem die Mauer auf ist, kämen massenhaft Ausländer ins Land. Aber das nur am Rande.)
 
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(In der gleichen Zeitung schrieb vor wenigen Tagen ein Leser, welch Unglück der 9.11. für das ostdeutsche Volk wäre. Seitdem die Mauer auf ist, kämen massenhaft Ausländer ins Land.
Gleich vorweg: Das soll jetzt nichts gegen Leute sein, die mit Akzent sprechen. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass jener Leser einer von denen ist, die sich übelst darüber aufregen wenn Ausländer nur marginal Deutsch sprechen können, selber aber im Fernsehen im Falle eines Interviews Untertitel verpasst bekommen müssten.
 
Ostthüringen geht diesbezüglich eigentlich noch, bissl nachlässige Aussprache, aber sehr gut verständlich. Allerdings ist für mich jeder Heimatbesuch immer wieder ein Kulturschock, wie junge Eltern mit ihren Kindern in der Öffentlichkeit umgehen, ist für mich ebenso unerträglich wie Wortschatz und Themen der Kommunikation. Auch wirken die Warenangebote in den großen Supermärkten wie auf die ost-Spezifik zugeschnitten: kaum Bio, weniger hochwertige Lebensmittel, mehr Alkohol und billige Fertiggerichte, lieblosere Warenpräsentation, zumindest ist das mein Eindruck. Und überall frustrierte, graue Gesichter. Wer halbwegs gebildet ist, wird zunehmend als "Elite" angefeindet. Ärzte sind teilweise schon weggezogen und pendeln lieber von Jena rüber. Die Region ist so etwas ähnliches wie ein Destillationsapparat in der Chemie: die leicht flüchtigen Bestandteile sind längst weg, es bleibt ein eher klebriger Bodensatz zurück, der sich zunehmend auch noch braun verfärbt. Und von den 21.000 nicht-Deutschen, die im vergangenen Jahr nach Thüringen kamen, sind 18.000 auch wieder weg. Sind halt auch viele Schnellmerker dabei: Zukunft gibt es hier auch keine. Wegen der verbliebenen 3.000 (auf 2,1 Mio Einwohner) gibt es Panik: Überfremdung. Kinder dürfen nicht mehr auf die Straße, Menschen fürchten sich in der leeren ostdeutschen Fußgängerzone vor "Islamisten".

Es sind wohl vor allem Menschen, die keinerlei Halt mehr in der Welt haben. Das alte DDR-Feindbild vom "Kapitalisten" ist weg, den hat man freiwillig ins Land gelassen, denn er hat BILD, Bananen und schrottreife Audi Quattro gebracht. Dieses Feindbild zu strapazieren, verschafft einem heute in der vom Westen übernommenen Staats- und Gesellschaftsstruktur auch im Unterschied zur DDR keinen gesellschaftlichen Status mehr. Den bekäme man nur noch über Geld, doch dafür fehlt den meisten gelernten Ostdeutschen (mir auch) die Fähigkeit zur Suggestion absoluter Kompetenz bei völliger Ahnungslosigkeit. Zu deutsch: sie taugen nicht als Blender und können sich nicht gut vermarkten. Diese Not haben sie selbst erkannt und schon recht bald nach 1990 den Witz mit dem 13. Schuljahr ("Schauspielunterricht") daraus gemacht. Viele sitzen da und warten, dass sie versorgt werden. Viele von jenen, denen das auf den Nerv geht, sind bereits in den Westen gegangen. Vor Ort halten immer weniger Menschen aus der eher bürgerlichen Schicht die Stellung. Manche sagen, sobald sie das Rentenalter erreicht haben, ziehen sie genau deswegen auch weg.

Die Menschen haben Angst, und die ist berechtigt. Die Ostdeutschen sind da etwas weiter als die Westdeutschen, von denen viele wohl noch den Traum von "alles ist erreichbar" träumen. In der Fata-Morgana-Insel im Osten, der Stadt Jena, nehme ich ähnliches wahr: alles super - und keinerlei Checkung, wie wie globalen Uhren ticken. Dieser Traum gehört zu einem System, das jahrzehntelang die elementarsten Naturgesetze ignoriert hat und nun zunehmend an seine natürlichen Grenzen kommt. Für die Zeit nach der Wachstumsgesellschaft hat unser Land wie jeder andere sogenannte "entwickelte" Staat auch aber keinerlei Konzept - außer dem der Bestrafung derjenigen, die bereits in der Zukunft ohne Arbeit angekommen sind (Hartz 4). Gleichzeitig rächt sich, dass nur dem ein Wert zugestanden wird, was dauerhaft wächst. Auch das ist ein elementarer Verstoß gegen sämtliche Naturgesetze und führt dazu, dass die Finanzierung und generell die Würdigung elementarer menschlicher Verpflichtungen kaum erfolgt (siehe Notstand und Wertschätzung in der Pflege, siehe auch teils das medizinische System). Die Menschen im Osten merken das sehr sensibel, da ihre Reservepolster oft nicht so üppig sind wie in Westdeutschland. Und vor allem, da sie die Realität nicht an dem messen, was im Westen Realität ist, sondern an dem, wie sie sich den Westen vorgestellt haben, als sie noch durch eine Mauer von ihm getrennt waren.

Aus dieser Angst und der Ohnmacht, nicht Herr über das eigene Leben zu sein, erfolgt Rückzug, Abschottung, inzwischen auch Ablehnung der Westdeutschen und ihres Systems. Dazu gehört auch zunehmend der Hang zum Nationalsozialismus. Fremdenfeindlich war man in dieser Region schon immer, auch zu Ostzeiten. Einfach mal den aktuellen Thüringen-Monitor lesen und erschaudern.

Soviel zur psychosozialen Situation in dieser Region. Nun zum Thema:

Dass man sich darüber beschwert, dass im Radio nun meist englischsprachiger Blödsinn dudelt statt deutschsprachigen Blödsinns, ist für mich betrüblich. Man hätte sich bereits 1992 beschweren müssen, dass nun überhaupt gedudelt wird. Dass sämtliche kulturellen Nischen, die der ach so böse Staatsfunk der DDR in den späten 80er Jahren zunehmend ermöglicht hat (DT64!!!), vernichtet wurden. Dass es kaum noch relevantes Wort mehr gab und gibt im Radio. Aber nein, darum geht es nicht. Es geht ums Dudeln. Die Dudel-Geschmacksrichtung schmeckt halt nicht. Damit hat das Ganze letztlich keinen Wert, da es nichts verbessern würde. Es bleibt somit nur die Gefahr, die daraus besteht, dass heute im Osten alles als Hass-Katalysator dienen kann. Und davon profitieren wie immer bei sowas die finstersten Mächte.
 
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Als ob das den MDR juckt was seine Hörer wollen,wobei man das MDR streichen kann und das nahezu auf alles was in Deutschland sendet beziehen kann. Was der Hörer wirklich möchte,interessiert doch schon lange nicht mehr.
 
Es sind wohl vor allem Menschen, die keinerlei Halt mehr in der Welt haben. Das alte DDR-Feindbild vom "Kapitalisten" ist weg, den hat man freiwillig ins Land gelassen, denn er hat BILD, Bananen und schrottreife Audi Quattro gebracht. Dieses Feindbild zu strapazieren, verschafft einem heute in der vom Westen übernommenen Staats- und Gesellschaftsstruktur auch im Unterschied zur DDR keinen gesellschaftlichen Status mehr. Den bekäme man nur noch über Geld, doch dafür fehlt den meisten gelernten Ostdeutschen (mir auch) die Fähigkeit zur Suggestion absoluter Kompetenz bei völliger Ahnungslosigkeit. Zu deutsch: sie taugen nicht als Blender und können sich nicht gut vermarkten. Diese Not haben sie selbst erkannt und schon recht bald nach 1990 den Witz mit dem 13. Schuljahr ("Schauspielunterricht") daraus gemacht. Viele sitzen da und warten, dass sie versorgt werden. Viele von jenen, denen das auf den Nerv geht, sind bereits in den Westen gegangen. Vor Ort halten immer weniger Menschen aus der eher bürgerlichen Schicht die Stellung. Manche sagen, sobald sie das Rentenalter erreicht haben, ziehen sie genau deswegen auch weg.

Ist zwar off-topic, aber sehr gut beobachtet.
Im Übrigen sind auch deine anderen Ausführungen zu diesem Thema in der Regel zutreffend und immer lesenswert.

Sagt ein Wessi, der den umgekehrten Weg gegangen ist und einige Zeit im Osten zugebracht hat.
 
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Nach einer fast kompletten Seite mit Leserbriefen Für und Wider (auch einer direkt "gegen Senioren") gestern oder vorgestern heute die erwartungsgemäße Reaktion:

Landesfunkhaus-Direktor Boris Lochthofen: „Deutsche Schlager sind ein Abschaltgrund“
(falls Seite nicht lesbar dargestellt wird, bitte mit der Überschrift googeln und den Google-Link aufrufen)

Was hätte denn auch sonst kommen sollen? Aber so haben die Schlagerfreunde nun auch mal schriftlich (und das nicht zum ersten mal), dass ihre kommerzielle Macht nicht ausreicht, um im auch von ihnen mit Gebüren finanzierten Hörfunk auch auf UKW vorzukommen. Letztlich geht es ihnen damit genauso, wie es den Freunden jeder anderen Musikrichtung außer "massentauglicher Hit oder ehemaliger Hit" bzw. "gehobenes Gesäusel, klingt bissl elitär, eckt aber nicht an" geht und den Freunden intelligenten journalistischen Wortes in den meisten Fällen auch - nur dass die auch keinen Platz unter der Kellertreppe (= auf DAB) zugewiesen bekommen haben, sondern komplett leer ausgehen.

Herr Lochthofen lehnt sich an einer Stelle etwas weit aus dem Fenster:

"Das Konzept der Radioprogramme des MDR reicht von aktueller Information und Kultur über Pop, Klassik bis hin zur MDR Schlagerwelt. Da ist für alle Interessen etwas dabei."

Wenns so wäre, müsste ich als Exil-Thüringer ja nicht den MDR meiden und stattdessen Bayern 2 hören, weil ich mir meine restliche Menschenwürde nicht durch Radioprogramme ruinieren möchte. Es ist eben nicht "für alle Interessen etwas dabei". Das, was ich an Bayern 2 schätze - engagierte, ethisch anständige Sendungen über im besten Sinne zukunftsfähige Menschen, Ziele und Bewegungen - muß ich beim MDR mit der Lupe suchen.
 
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Wenn man sich die Einschaltquoten mal ansieht, dann ist Klassik ein weitaus größerer Abschaltgrund, als der deutsche Schlager. Nur würde es natürlich niemand wagen, an der "Hochkultur" zu rütteln.
 
Inzwischen ist die Thread-Überschrift hinfällig. Es sind keine weiteren ARD-(Schlager-)Wellen via DAB+ geplant.

Auch für mich erstaunlich (oder doch nicht?), dass sich der Hörerservice, die Musikredaktionen, die Musikchefs, die Chef- und Programmdirektionen bishin zu Funkhausdirektoren immer wieder ausgerechnet am Thema Schlager im Programm abarbeiten. Je höher in der Hierarchie, desto größer augenscheinlich die Ablehnung.

Und nun wage ich allen medienberatenden Empfehlungen konträr zu behaupten, dass gerade die Polarisierung im Programm ein hervorragendes Hilfsmittel wäre, das Programm spannend, vielfältig und abwechslungreich gestalten zu können und dabei ganz bewusst Hörer aufzufordern, der Verfielfalt gegenüber aufgeschlossen und neugierig auf diese zu sein.

Ein Programm mit so geschärftem Profil ist langfristig ganz sicher das bessere Konzept für Hörertreue und Quote als das bis heute immer noch verfochtene der "Durchhörbarkeit", gleichsam Beliebigkeit, Langeweile.
 
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Wenn man sich die Einschaltquoten mal ansieht, dann ist Klassik ein weitaus größerer Abschaltgrund, als der deutsche Schlager. Nur würde es natürlich niemand wagen, an der "Hochkultur" zu rütteln.

Leider unzutreffend. Die Klassik- und Kulturwellen haben - neben den Schlagerformaten - in den letzten Jahren besonders arg bluten müssen. NDR Kultur ist heute nur noch ein belangloser Dudler mit Klassikhäppchen, hr2 wurde programmlich massiv ausgedünnt und der BR würde sein Klassikprogramm lieber heute als morgen komplett ins digitale Ghetto abschieben.
Das dies noch nicht vollzogen wurde liegt nur an den juristischen Winkelzügen der privaten Wettbewerber in Bayern, die PULS auf UKW verhindern wollen.
 
[QUOTE="digitale Ghetto [/QUOTE]

Hmm, kann ich so nicht nachvollziehen.
Ich hab seit einem halben Jahr DAB-Radios zuhause und im Auto und bin damit völlig zufrieden.
Es fühlt sich jedenfalls nicht als "Ghetto" an, sondern eher als das Gegenteil.
Auf keinen Fall will ich zurück zu UKW.
 
Im Fall BR-Klassik bekommt man über DAB+ auch wirklich UKW-Qualität geboten, da wärs dann egal ob man UKW mit PULS belegt oder nicht. Hörer können ja immer noch wechseln und haben im Gegenteil zu anderen Sendern keinen klanglichen Qualitätsverlust.
 
Und nun wage ich allen medienberatenden Empfehlungen konträr zu behaupten, dass gerade die Polarisierung im Programm ein hervorragendes Hilfsmittel wäre, das Programm spannend, vielfältig und abwechslungreich gestalten zu können und dabei ganz bewusst Hörer aufzufordern, der Verfielfalt gegenüber aufgeschlossen und neugierig auf diese zu sein.
Es würde möglicherweise sogar die Engstirnigkeit in anderen Lebensbereichen etwas aufweichen können. Aber man ghettoisiert sich halt in seinem Genre, bloß keine Impulse von außen, bloß nichts Neues, bloß nichts bislang Unbekanntes. Sieht man im Sendegebiet des MDR auch sehr gut in der Radio-fernen Alltags"kultur". Fremdenfeindlichkeit beginnt hier nicht erst bei der Ablehnung von nicht-Deutschen. Sie beginnt nichtmal bei der Ablehnung von Westdeutschen. Sie beginnt bereits bei der Ablehnung von Zuzüglern aus der gleichen Region oder bei solchen Dingen, wie sich z.B. nachdem man das Dach nicht vom ortsansässigen Dachdecker, sondern von einem, der im Nachbar-Landkreis zu Hause ist, hat decken lassen, Anfeindungen über den Gartenzaun hinweg ausgesetzt zu fühlen.

Wie gut vielfältige Programme ankommen können, sahen wir doch gerade letztens an den Reaktionen auf "hr 8" anlässlich der Bombenentschärfung in Frankfurt.

Die Klassik- und Kulturwellen haben - neben den Schlagerformaten - in den letzten Jahren besonders arg bluten müssen.
So ist es. Kann man gleich noch beim SWR weitermachen: einen Klangkörper von Rang und Namen vernichtet und im Budget von SWR 2 massiv herumgestrichen. Dabei sind diese Wellen oft nichtmal reine Klassikwellen, sondern müssen als "Resterampe" alles aufnehmen, was in die plattformatierten Massenprogramme aufgrund des engen Format-Korsetts nicht mehr stattfinden darf. Neben Klassik ist das oft der Jazz und alles zu den Themen Literatur, Zeitgeschehen, Wissenschaft, Theater, Bildung (!), Hörspiel, Programm für Kinder, oft sogar letztlich jede Art von Musik, die nicht ins Pophit-Format passt.

Beim NDR hat man noch den glücklichen Umstand, dass die Infowelle abends erst Jazz bringt und sich dann die Erben von Klaus Wellershaus der Vielfalt der Popkultur widmen (und das sehr gut). Beim BR hat man noch den glücklichen Umstand, mit Bayern 2 ein hochwertiges Gesamtprogramm zu haben (in dem dann von Verbraucherberatung über Religion, Medizin, Wissenschaft, jeglichem Blick in die Welt, Satire bis hin zur Popkultur alles stattfinden muss). Doch auch da machen sich Einsparungen bemerkbar: die phantastische Sendereihe "Weitwinkel" wurde bereits aus Kostengründen eingestellt, ebenso das unmittelbar an der Wunde der Kulturlandschaft operierende Magazin "Taktlos" auf BR Klassik. Einfach mal durch das Sendungsarchiv gehen und staunen, wie sehr die Themen mit dem allgemeinen Elend unserer Gesellschaft verbunden sind und dringlicher denn je zu behandeln wären. Und die Fotos unter jeder archivierten Sendung anschauen: soviel Lebensfreude haben Menschen, die noch eine Verbindung zu Kultur besitzen. Die Streichungen werden weitergehen: ab 2018 droht soweit mir bekannt die "Fläche" am Wochenende im Programm von Bayern 2.

Was die reine Klassik betrifft: die läuft teils unter "ganz billig". Wie beispielsweise beim MDR, dessen Rundfunkbeitragsverwendung für MDR Klassik (digitale Wege olny) 3 Cent im Monat von jedem Gebührenzahler vorsieht, während z.B. MDR Jump 19 Cent kosten soll (Technik, IT und Ausstrahlung jeweils nicht inbegriffen). Die 3 MDR-1 -Landesdudler kosten zusammen angeblich 90 Cent - genausoviel wie MDR Kultur, MDR Klassik und die MDR-Klangkörper zusammen (91 Cent). MDR Jump und MDR Sputnik (zusammen 34 Cent) kosten demnach mehr als das hochgradig aufwendige MDR Aktuell (28 Cent). Entweder mir erklärt das jemand nochmal mit diesen Zahlen, oder ich muss mir weiterhin nur an den Kopf fassen.

Ich hab seit einem halben Jahr DAB-Radios zuhause und im Auto und bin damit völlig zufrieden.
Es fühlt sich jedenfalls nicht als "Ghetto" an, sondern eher als das Gegenteil.
Hängt sehr vom jeweiligen "woher komme ich" ab. Für mich wäre z.B. DAB keinerlei Zugewinn, da ich die für mich relevanten Programme allesamt über Satellit (Wohnort 1) oder Digitalkabel (Wohnort 2) beziehen kann - in weitaus besserer Klangqualität als über DAB in den jeweiligen Gebieten und vor allem auch vollständig (Deutschland, Österreich, Schweiz).

Wer viel mit dem Auto unterwegs ist und im Bundesmux etwas mag und sich an der bescheidenen Klangqualität nicht stört, hat mit DAB natürlich ein Plus. Bei wem die Öffis dann noch attraktive Zusatzangebote auf DAB laufen haben und mit der Bitrate einigermaßen großzügig umgehen, der hat ein dickes Plus.

Ich muss aber auch darauf hinweisen, dass es sehr, sehr arme Menschen in Deutschland gibt. Das geht weitgehend unter in unserer Hochglanz-Welt mit den Hochglanz-Fassaden. Da geht der Sat-Receiver vor dem 50er noname-Röhren-TV mit dem magentastichigen Bild kaputt und dann wars das. Der alte SD-Kabelreceiver von guten Bekannten aus der Stadt hilft dann nicht und ein "neuer" gebrauchter Satreceiver für 25 EUR ist finanziell nicht drin. Dazu erlebt man dann zuweilen eine Mischung aus Verzweiflung und absolutem nicht-mehr-Klarkommen mit der Welt insgesamt. Solche Situationen haben wir zuhauf im Land, ich wollte es anfangs auch nicht glauben und musste es erst selbst einmal bei einem Wohnungsbesuch kennenlernen. Hatte letztens mit jemandem zu tun, der als Teil der Besatzung eines Notarztwagens täglich Menschen daheim besucht. Er kennt die soziale Situation speziell in Ostthüringen und sagte zu mir, 1/3 der Menschen wären "alt und krank" und ein weiteres Drittel wäre "asozial" - auch jüngere, auch Menschen im Berufsleben, auch Lehrer, Sozialarbeiter etc. Er habe gelernt, in solchen Wohnungen durch den Mund zu atmen, um den Verwesungsgeruch zu ertragen, aber nach 10 Minuten würde der Rachen trocken und dann wirds eklig. Ebenfalls von ihm kam die grobe Abschätzung, dass etwa 50% der Ärzte in dieser Region AfD-Anhänger sind. Nur um ein weiteres Klischee zu entkräften: das sind nicht die Anwälte der "kleinen Leute".

Darüber hinaus gibt es geistig top-fitte und niveauvolle Menschen, die nach einem Berufsleben im Bereich des Kulturschaffens eine so geringe Rente beziehen, dass auch sie kaum noch Teilhabe an der Welt haben können. Da gibt es kein Auto, kein Autoradio und einen DAB-Empfänger der vielleicht nicht untersten Klasse (es soll ja auch einigermaßen klingen) für vielleicht 100 EUR können sie sich auch nicht leisten. Diese Menschen fallen aber draußen kaum auf, da sie ihr Leben in Würde und Bescheidenheit führen, ohne optisch oder durch ihr Verhalten auffällig zu werden.

Im Fall BR-Klassik bekommt man über DAB+ auch wirklich UKW-Qualität geboten, da wärs dann egal ob man UKW mit PULS belegt oder nicht. Hörer können ja immer noch wechseln und haben im Gegenteil zu anderen Sendern keinen klanglichen Qualitätsverlust.
Ja, BR Klassik klingt mit seinen 144 kbps LC-AAC brutto super auf DAB. Aber es ist eben wieder ein neuer Empfänger nötig für jeden Ort, an dem es bislang UKW tat. Solche Umstellungen tun teils finanziell weh, teils hat es aber weitere Konsequenzen, die man anfangs nicht sieht, die sich aber in der Praxis zeigen: da wird u.U. die Stereoanlage wertlos, weil sie keinen Aux-In hat. Oder - ein absolut nicht-monetäres Problem - es sieht einfach hässlich aus, noch eine Empfangsdose mit Steckernetzteil, Zimmerantenne und Adaptergestrüpp oben drauf zu stellen. Es gibt Menschen, die sich nicht wild Technikgerümpel in die Wohnung stellen wollen, sondern mit Bedacht eine optisch anständige Lösung auswählen - und das wird dann durch solche Änderungen zerstört. Klar, 1st-world-problem, aber für die Betroffenen mindestens ärgerlich.

In Bayern kommt ja noch hinzu, dass ab 2019 UKW-Verbreitung in Kabelnetzen und größeren Hausantennenanlagen gesetzlich verboten (!!!) ist. Man könnte also nichtmal auf BR Klassik via UKW-Kabel ausweichen, wenns an der Wurfantenne nicht mehr spielt. Man muss neue Technik kaufen.
 
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In Bayern kommt ja noch hinzu, dass ab 2019 UKW-Verbreitung in Kabelnetzen und größeren Hausantennenanlagen gesetzlich verboten (!!!) ist. Man könnte also nichtmal auf BR Klassik via UKW-Kabel ausweichen, wenns an der Wurfantenne nicht mehr spielt. Man muss neue Technik kaufen.

Das habe ich zwar noch nicht gehört, aber selbst wenn das stimmt, so wäre DAB+ das Letzte, was dann als Alternative in Frage käme.

Wer am Kabel hängt, der kann ohne Probleme einen Internet-Receiver verwenden und ist dann nicht auf das beschränkte DAB+-Angebot angewiesen, sondern kann aus abertausenden von Sendern genau das Programm wählen, was ihm gefällt, oder aber er weicht gleich zu Spotify & Co. aus.

DAB+ für stationären Empfang ist jedenfalls so überflüssig, wie ein Kühlschrank am Nordpol.
 
Das habe ich zwar noch nicht gehört
Bayerisches Mediengesetz (BayMG)

Art. 33
Betrieb von Kabelanlagen
(1) Betreiber einer Kabelanlage ist, wer berechtigt ist, über die Kabelanlage, insbesondere über die Signalaufbereitungsanlage, zu verfügen.
(2) Der Betreiber einer Kabelanlage, die der Verbreitung oder Weiterverbreitung von Rundfunk oder Telemedien in 10 oder mehr Wohneinheiten dient, hat der Landeszentrale den Betrieb einen Monat vor Betriebsbeginn anzuzeigen.

Art. 34
Vielfaltssicherung in Kabelanlagen
Zur Sicherung eines ausgewogenen und vielfältigen Programmangebots werden ab dem 1. Januar 2019 Rundfunkprogramme und Telemedien in Kabelanlagen ausschließlich in digitaler Technik verbreitet.


In Sachsen ist die Formulierung schwammiger:

Sächsisches Privatrundfunkgesetz

§ 4 Zuordnung technischer Übertragungskapazitäten
(6) Spätestens ab dem 1. Januar 2010 erfolgt die Übertragung von Rundfunkprogrammen und vergleichbaren Telemedien in Sachsen ausschließlich in digitaler Technik. In Abweichung von Satz 1 dürfen Hörfunkprogramme auf Ultrakurzwelle bis zum Ablauf des 31. Dezember 2025 sowie Rundfunkprogramme und vergleichbare Telemedien in Kabelanlagen bis zum Ablauf des 31. Dezember 2018 weiter in analoger Technik übertragen werden


-> meint "Ultrakurzwelle" hier nur terrestrische Verbreitung, während "Rundfunkprogramme ... in Kabelanlagen" auch UKW-Kabel-Radio meint?

Derzeit übliche Lesart im Falle Bayern ist, dass ab 10 Wohneinheiten UKW gesperrt werden muss. Ist natürlich absoluter Irrsinn und verursacht beim Radio das Gegenteil dessen, was beabsichtigt wurde (zur Abschaltung analoger TV-Kanäle in "richtigen" Kabelnetzen zwingen und damit per Gesetz eventuelle Einspeiseverträge in Abstimmung mit der Wohnunsgwirtschaft brechen). Kabel Deutschland / Vodafone nimmt 2018 in Bayern und Sachsen UKW aus den Kabelnetzen raus. Wie Band II dann genutzt werden wird, entzieht sich meiner Erkenntnis. Vor der Verwendung als erweiterter Rückkanalbereich für Internet/Telefonie müssen jedenfalls umfangreiche Umbauten vorgenommen werden, u.a. Austausch / Umrüstung sämtlicher Verstärker in den dafür zu ertüchtigenden Netzen.

Kabel Deutschland wird offenbar dann die regionalen UKW-Programme als DVB-C-Radio umsetzen und beginnend in Landshut (Pilot-Netz) einen kastrierten, nur für DVB-C-Radio tauglichen und ohne Bildschirm rudimentär bedienbaren Receiver als "Radio-Ersatz" anbieten: https://www.infosat.de/radio/vodafone-bringt-kabelradio-receiver-zur-analogabschaltung


Wer am Kabel hängt, der kann ohne Probleme einen Internet-Receiver verwenden
Nicht in jedem Fall haben Kabel-Nutzer auch Internet. Alleine ich kenne da mehrere Ausnahmen (Senioren, die gar kein Internet haben). Und darüber hinaus bietet
Internetradio ausgerechnet bei der ARD oft schlechtere Klangqualität als UKW-Kabelempfang. Außer WDR 3 (320 kbps MP3!) und SWR 2 (256 kbps MP3) kenne ich bislang keine Kulturwelle mit anständiger Bitrate. Alternative ist da schon eher DVB-C, doch das krankt halt an den kaum je ohne Bildschirm bedienbaren Geräten.

und ist dann nicht auf das beschränkte DAB+-Angebot angewiesen, sondern kann aus abertausenden von Sendern genau das Programm wählen, was ihm gefällt, oder aber er weicht gleich zu Spotify & Co. aus.
Aus Sicht von Radiofreaks, denen es auf absolute Vielfalt und den zumindest theoretisch möglichen Zugriff auf "alle Programme" dieser Welt geht, ist das zutreffend. Aus Sicht derjenigen, die z.B. weiterhin nur ihr BR Klassik hören wollen, ist das nicht zutreffend. Ich habe Senioren in meinem Umfeld, die können ihre Tabletten-Sortimente nicht mehr zusammensuchen wegen zunehmender Erblindung oder anderer körperlicher Gebrechen. Sie könnten nie ein WLAN konfigurieren und nie eine IT-typische Fehlermeldung korrekt parieren. Sie brauchen einen Kasten, an dem ein Knopf dran ist, an dem man dreht und dann kommt ihr Wunschprogramm raus. Das ist offenbar häufiger so, als wir Freaks möglicherweise glauben. Und da ist DAB bei einem stabilen Empfänger ohne hinderliche Softwaremacken deutlich im Vorteil.
 
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