Jaja, Tom2000 und die DLF-Peitsche.
Unbestritten klingen die DLF-Nachrichten vielfach nach dpa-Vorlesen. Ist es auch. Aber warum ist es das? Wer meint, die suchten sich einfach die passenden Meldungen raus, ausdrucken und ab ins Studio, der irrt gewaltig. Wer eine Nachricht bekommt und sie prüft, wird zumindest bei dpa-Meldungen häufig genug zu dem Ergebnis kommen, dass sie wasserdicht ist. Also wird sie so genommen. Manches könnte durch Veränderung des Satzbaus fürs Hören vereinfacht werden. In der Sache würde das nichts ändern. Hitradionachrichten klingen dagegen "besser", moderner, sprachlich treffender, dabei sind sie nur reißerischer und oft weniger gut recherchiert. Da wird dpa nämlich wirklich nur boulevardesk und inhaltlich manchmal haarsträubend umformuliert, aber nicht gegenrecherchiert.
Oder soll es zum Vergleich lieber WDR2 oder SWR1 sein? Oh, nein. WDR5 lese ich da bei dir. Gut. Nehmen wir den. Mehr eigene Recherche dahinter mag sein, ob es aber auch in der Sache mehr ist, bleibt fraglich.
Nehmen wir eine reichlich beliebige Meldung von der WDR-HP:
"Bundesregierung und Opposition: Weitere Reformschritte notwendig
Nach dem gestern im Bundestag und Bundesrat verabschiedeten Reformpaket denken Bundesregierung und Opposition über weitere Schritte nach.
Bundeskanzler Schröder sagte, er wolle im neuen Jahr gemeinsam mit der Union eine große Steuerreform erarbeiten. In der "Bild am Sonntag" verlangte der Kanzler von CDU und CSU nicht nur einen konkreten Vorschlag für niedrigere Steuertarife, sondern auch für den Abbau der Steuervergünstigungen.
Bayerns Ministerpräsident Stoiber kündigte ein vereinfachtes Steuerkonzept an. Es sei von CDU und CSU gemeinsam durchgerechnet worden und solle schon im Frühjahr im Bundestag eingebracht werden, sagte Stoiber der "Welt am Sonntag".
Gleich zu Beginn des neuen Jahres müsse auch über die Neustrukturierung des föderalen Systems nachgedacht werden. Deshalb sei am 20. Januar in Potsdam eine Klausurtagung mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Müntefering geplant, bei der über die Neuregelung der Beziehungen zwischen Bund und Ländern diskutiert werden soll, so der CSU-Vorsitzende."
Zwei Zitate aus Zeitungen. Das ist es. Mehr nicht.
Dass beim DLF jeder "Hinterbänkler" zu Wort kommen "darf", ist eine merkwürdige Interpretation, die wohl der Ansicht folgt, "Hinterbänkler" hätten weder etwas zu sagen, noch bewirkten sie etwas. Das Gegenteil ist der Fall. Auch wenn Schröder, Merkel und Stoiber die Ergebnisse von Verhandlungen als IHR Werk verkünden, ausgearbeitet und in der Sache einigermaßen informiert angegangen werden politische Entscheidungen von "Hinterbänklern" in "Hinterzimmern". Also in ihren Büros in Gesprächen mit Kollegen. (Ob sie auch die wirklich nötige Kompetenz haben, steht bitte auf einem anderen Blatt.)
Deshalb haben sie oft genug mehr zu sagen als "Vorderbänkler". Nennen wir es also einfach mal: Versuch einer differenzierten Auseinandersetzung.
Oft genug hört man auch Fraktionsvorsitzende und ihre Stellvertreter, keine "Hinterbänkler" also. Da knallt die DLF-Peitsche, diese Politiker dürften ohne kritische Nachfragen ihre Ansichten rausposaunen, der DLF-Redakteur sei damit nichts weiter als ein Mikroständer auf zwei Beinen. Abgesehen davon, dass mein Eindruck da ein anderer ist, gehört es für mich dazu, einen Politiker "live" zu hören, ungeschnitten. Vielleicht manchmal etwas zu lang, aber auf jeden Fall nicht gekürzt durch einen Redakteur, dessen inhaltliche Schere ich nicht kenne.
Was ich davon halte, was ein Politiker meint, ist dann eine Frage meiner eigenen Reflektiertheit. Aber dazu möchte ich erstmal wissen, was er sagt. Anhand gezielter Fragen eines informierten Journalisten. Und das liefert der DLF.
Ist bei weitem nicht alles golden dort. Aber deine Kritik scheint mir recht grob und undifferenziert zu sein.
Schlage vor, Tom2000, wenn es dich weiter interessiert, du machst einen neuen Thread dazu auf. Dann können die anderen beim Kult bleiben oder was sie dafür halten und wir haben unsern staubtrockenen DLF-Spaß.
db