Welche Ursachen gibt es, wenn ein Webradio einfach keine Hörer bekommt?

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Das Schlimme ist nicht nur, dass mit solchen Konzepten ambitionierte Webradio-Starter keine Chance haben, sondern dass die Anwendung der sogenannten Marketing-Grundlagen sogar beim lineraren Radio für den Garaus sorgen.
 
Vielleicht sollte vor der Niederschrift von Allgemeinplätzchen erst mal geklärt werden, wer mit "Marketing-Grundlagen" was meint. Vielleicht meint beatsandcharts ja etwas völlig anderes als countdown - stellt sich gar heraus, das diese Standpunkte nix mit Marketing zu tun haben??? I. S. Social Media finden sich IMHO bespw. löbliche Ansätze von Rundfunkveranstaltern...
 
Jetzt wird es spannend:

Du machst also Radio, um „Geld zu sehen“. Das ist Dein gutes Recht, ich jedoch sage: Damit wird die Qualität des Programmes auf der Strecke bleiben, weil Du nicht mehr mit dem Herzen dabei bist, sondern mit Dollarzeichen in den Augen.
[...]
Genau diese „bewährten“ Strategien haben die Radiolandschaft in den Abgrund geführt. Ich halte sie eher für gescheitert, da sie eben nicht mehr zu einem einigermaßen erkennbaren Produkt führen. Da widerspricht sich Dein Konzept.

Je länger ich darüber nachdenke, "wie Radio funktioniert", komme ich zu einer These, die hier im Forum m.W. noch nicht so genau erörtert wurde:

Mein Eindruck ist: Gefühlte 99% der Leute WOLLEN einfach nur Mainstream. Die interessiert einfach nichts anderes. Der damals übliche "Gemischtwarenladen" wurde nur akzeptiert, weil es nichts anderes gab. Hätte es in den 30ern und 40ern schon die heute übliche Programmauswahl gegeben, hätte die NS-Propaganda im "Volksempfänger" logischerweise KEINE CHANCE beim Publikum gehabt - die hätten einfach umgeschaltet. Und auch viele bis in die 90er existenten Programmformate existierten letztlich nur, weil es noch kein Internet gab. Die Sender konnten im Prinzip senden, was sie wollten: Weil die Leute ja noch nicht auf den Computer oder aufs Smartphone ausweichen konnten, also Radio hören MUSSTEN, wenn sie Musik hören wollten, hatten die Sender auch immer ordentliche Einschaltquoten.
Die meisten Menschen wollten aber immer schon eigentlich nur die aktuellen Nachrichten, ein paar Lokalinfos, das Wetter, den Verkehrsfunk und Mainstream-Musik - mehr nicht. Und als Anfang der 90er die ersten privaten Sender aufkamen, die sich nur auf diese Inhalte beschränkten, hatten die "Gemischtwarenläden" keine Chance mehr am Markt.
Natürlich gibt es immer noch einige Leute, die gerne eine größere Abwechslung im Radio möchten - und das Internetradio liefert ihnen auch genau das. Weil es allerdings mittlerweile sehr einfach geworden ist, ein eigenes Webradio hochzuziehen, machen das auch ganz viele. Letztlich teilt sich vielleicht 1% der Hörerschaft auf mehrere 1000 Sender auf - klar, dass dann jeder Sender nur eine Handvoll Hörer hat.
Ein abwechslungsreicheres und gleichzeitig quotenstarkes Radioprogramm könnte also nur funktionieren, wenn man per Gesetz die Konkurrenz ausschaltet.

Die Konzentration auf den Mainstream ist anderswo auch zu beobachten: In fast jeder Großstadt gibt es kleine Clubs oder Kneipen, die regelmäßig Jazz-Jamsessions anbieten. an denen meist ambitionierte Hobby-Musiker und Musikstudenten teilnehmen. Damit überhaupt Zuschauer kommen, muss der Eintritt kostenlos sein, und das Angebot rechnet sich nur, weil das Lokal die Jazzmusik als "Untermalung" beim Restaurant- und Kneipenbesuch nutzt. Nur die wenigsten Gäste (zu denen gehöre auch ich) kommen wirklich nur wegen der Musik, bestellen lediglich ein Mineralwasser und wären bereit, Eintritt zu zahlen.

Die Leute sind heutzutage halt einfach übersättigt. Das Kleine, Lokale zieht nicht mehr. Wenn unsere (mittlerweile verstorbenen) Großeltern mal Opernmusik hören wollten, suchten sie das örtliche Stadttheater auf. Das war schnell zu erreichen, und ein Theater-Abonnement hatte man vielleicht ohnehin schon. Heute haben die Leute kein Problem damit, einige hundert Kilometer zu fahren, bis zu 800 (!!!!!) Euro Eintritt hinzublättern, um in der Hamburger Elbphilharmonie Andrea Bocelli zu sehen (siehe Eventim).
Mich interessiert nicht, ob da ein "Superstar" auf der Bühne steht. Ich habe schon drei Mal die Soul-Diva Soleil Niklasson live gesehen, weil ich die einfach stark finde. Eintritt jeweils gerade mal ca. 15 €, aber jeweils nicht mal 50 Zuschauer da. Die Leute interessiert es offenbar einfach nicht. Die Radiosender würden es ja spielen, wenn es Quote bringen würde. Die 537. Ausstrahlung von Lady Gaga kommt offenbar einfach besser an.
 
Je länger ich darüber nachdenke, "wie Radio funktioniert", komme ich zu einer These, die hier im Forum m.W. noch nicht so genau erörtert wurde:
Na ja ...

Mein Eindruck ist: Gefühlte 99% der Leute WOLLEN einfach nur Mainstream. Die interessiert einfach nichts anderes.
Das glaube ich nicht. Und ich glaube, ein Großteil des Forums glaubt das auch nicht.
Die meisten Menschen werden über weite Strecken der Einschaltquoten Radio eher bei Tätigkeiten nutzen, bei denen ihnen der Sinn nicht danach steht, neue Musik zu entdecken, weil sie sich auf andere Dinge konzentrieren müssen, wenn überhaupt, sei es im Straßenverkehr, beim Buchen von Rechnungen oder beim Staubsaugen. Da ist Musik eigentlich nichts weiter als Hintergrundgeräusch, und wenn es das bekannte Hintergrundgeräusch ist, dann hat das ungefähr den Stellenwert vom Klacken, das der Kühlschrank regelmäßig absondert, wenn er mal wieder nachlegt.

Die meisten Menschen wollten aber immer schon eigentlich nur die aktuellen Nachrichten, ein paar Lokalinfos, das Wetter, den Verkehrsfunk und Mainstream-Musik - mehr nicht. Und als Anfang der 90er die ersten privaten Sender aufkamen, die sich nur auf diese Inhalte beschränkten, hatten die "Gemischtwarenläden" keine Chance mehr am Markt.
Wie man's nimmt ... ich glaube schon, daß die "Gemischtwarenhändler" eine Chance am Markt hatten und wahrscheinlich immer noch hätten. Ist halt doof gewesen, daß diese gemeint haben, sich unbedingt beim Run auf die Quote irgendwie mit einbringen zu müssen. Will sagen: es ist doch okay, daß es Fast Food gibt, aber deshalb muß man doch noch lange nicht sein Restaurant in eine Currywurst-Bude ummontieren.

Natürlich gibt es immer noch einige Leute, die gerne eine größere Abwechslung im Radio möchten - und das Internetradio liefert ihnen auch genau das. Weil es allerdings mittlerweile sehr einfach geworden ist, ein eigenes Webradio hochzuziehen, machen das auch ganz viele. Letztlich teilt sich vielleicht 1% der Hörerschaft auf mehrere 1000 Sender auf - klar, dass dann jeder Sender nur eine Handvoll Hörer hat.
Ein abwechslungsreicheres und gleichzeitig quotenstarkes Radioprogramm könnte also nur funktionieren, wenn man per Gesetz die Konkurrenz ausschaltet.
Kommt drauf an, was man als "quotenstark" bezeichnet. "Wir sind für die Werbung so interessant, daß wir davon gut existieren können" ist doch eigentlich erst mal quotenstark genug.

Die Konzentration auf den Mainstream ist anderswo auch zu beobachten: In fast jeder Großstadt gibt es kleine Clubs oder Kneipen, die regelmäßig Jazz-Jamsessions anbieten. an denen meist ambitionierte Hobby-Musiker und Musikstudenten teilnehmen. Damit überhaupt Zuschauer kommen, muss der Eintritt kostenlos sein, und das Angebot rechnet sich nur, weil das Lokal die Jazzmusik als "Untermalung" beim Restaurant- und Kneipenbesuch nutzt. Nur die wenigsten Gäste (zu denen gehöre auch ich) kommen wirklich nur wegen der Musik, bestellen lediglich ein Mineralwasser und wären bereit, Eintritt zu zahlen.
Na ja, da kommen mehrere Faktoren zusammen.
Zunächst mal: ich denke nicht, daß das irgendwas mit dem "Mainstream" zu tun hat ... die Zuschauer bleiben "heutzutage", heißt: auch wenn wir zufälligerweise mal kein Corona haben, bei unbekannten Musikern ebenfalls im großen Umfang aus, die den Mainstream bedienen *könnten*. Hat was mit Bequemlichkeit bzw. mit leichter zu erreichenden Alternativen zu tun, mit - nach meinem Gefühl - weitestgehend fehlenden "Szenen", in die man mehr oder weniger eingebunden war, wenn man sich für bestimmte Stile interessierte, und wahrscheinlich ganz allgemein mit fehlender Wertschätzung der Leistungen von Kreativen oder Interpreten.

Die Leute sind heutzutage halt einfach übersättigt.
Das weiß ich nicht. Ich hatte vor ein paar Jahren eine interessante Diskussion mit einem Musiker, der der Meinung war, die Menschen seien nicht übersättigt, sondern eher selbstverschuldet dauerhaft unterfordert. Er hat's mit Whiskey oder Wein verglichen. Natürlich kann man die Plörre aus dem Supermarkt abkippen und sich toll dabei fühlen, daß man Whiskey trinkt, aber sich mit dem Getränk zu beschäftigen und zu lernen, wie man es tatsächlich trinkt und genießt, ist halt schon eine andere Baustelle. Um von der einen zur anderen Baustelle zu kommen, braucht es aber vom Konsumenten erst mal das Bewußtsein, daß da noch mehr ist als die Formel "Whiskey = brennt gut + macht dicken Schädel".

Mich interessiert nicht, ob da ein "Superstar" auf der Bühne steht. Ich habe schon drei Mal die Soul-Diva Soleil Niklasson live gesehen, weil ich die einfach stark finde. Eintritt jeweils gerade mal ca. 15 €, aber jeweils nicht mal 50 Zuschauer da. Die Leute interessiert es offenbar einfach nicht.
Andere Zeiten. Ich denke, solche lokalen Geschichten haben auch eine Menge mit sozialen Aspekten zu tun. Wenn genügend Leute im eigenen Dunstkreis rumlaufen, mit denen man sich über solche Themen unterhalten kann, dann bekommt man auch mehr davon mit, und das wird früher wahrscheinlich eher der Fall gewesen sein als heute. Da, wo man sich früher auf der Straße begegnete und sich über über schöne Konzertereignisse aus den letzten paar Monaten unterhalten (oder sich eventuell sogar zu einem weiteren verabredet) hat, trifft man sich heute und unterhält sich über die Serie, die man sich gerade am Stück reingezerrt hat. Solche Alternativen haben halt mittlerweile doch einiges an Zuspruch. Es ist zwar irgendwie skurril, wenn irgendwelche Streifen vom anderen Ende der Welt eher für Gesprächsthemen auf der Straße sorgen als die Virtuosen aus der eigenen Stadt, aber - so isses halt.

Gruß
Skywise
 
Wie kommst du darauf?
Naja, das Thema ist hier zwar schon mal angerissen worden, aber meist arten diese Diskussionen sehr schnell dahin aus, dass sich die Forumanen rätselnd fragen, warum sich denn das große Radioprogramm heutzutage immer nur auf Mainstrean beschränken muss.

Erst heute wird eine Nachricht aktuell, dass (wieder mal) darüber nachgedacht wird, ARD und ZDF zu fusionieren. Und wie bei solchen Themen üblich, geht dort auch gleich eine emotionsgeladene Diskussion los. Aber das Problem begann doch schon in den 1990ern, dass die öffentlich-rechtlichen Unterhaltungssendungen (Wetten dass, Geld oder Liebe, ZDF-Hitparade) irgendwann quotenmäßig nicht mehr gegen die privaten Angebote anstinken (Big Brother, Dschungelcamp, Bauer sucht Frau...) konnten. Oder; Erinnert sich noch jemand an die Musiksendung "Hit Clip"? Das Format funktionierte in den 90ern noch, weil VIVA und MTV noch nicht von jedem empfangen werden konnte (zu dem Zeitpunkt hatte unser Haus noch keine Satellitenschüssel). Die Hit-Clip-Macher konnten es sich leisten, Guildo Horn, Guns'n'Roses und Blümchen in eine einzige Sendung zu packen - es gab ja nichts Anderes. MTV und VIVA selbst wurden dann ein paar Jahre später selbst obsolet, als YouTube die Möglichkeit bot, Musikvideos selber auszuwählen.

Noch ein Rückblick: Die erfolgreichste Musik-Fernsehsendung in den 70ern, "Disco":
Würde man dieses Format heute 1:1 übernehmen, hätten wir eine Radio- oder Fernsehsendung, in der in einer Ausgabe nacheinander womöglich Andrea Berg, Capital Bra, Nathan Evans, Angelo Kelly, die Foo Fighters, Tim Toupet und DJ Tiesto auftreten würden. Kein Sender dieser Welt könnte mit einem solchen Konzept Quote machen in der heutigen Zeit, wo jeder sich per Mausklick aus YouTube oder Spotify seinen Lieblingssong anklicken kann.
 
Ich denke, solche lokalen Geschichten haben auch eine Menge mit sozialen Aspekten zu tun. Wenn genügend Leute im eigenen Dunstkreis rumlaufen, mit denen man sich über solche Themen unterhalten kann, dann bekommt man auch mehr davon mit, und das wird früher wahrscheinlich eher der Fall gewesen sein als heute.
Soleil Niklasson war aber schon in Amerika aktiv und ist heute deutschlandweit unterwegs. Eine andere Sängerin, die ich mir vor knapp zwei Jahren mal live angesehen habe, war die Kanadierin Barbara Chamberlin. Auch hier das Phänomen: Über eine Stunde Auto-Anfahrt meinerseits, nur 12 Euro Eintritt, vielleicht 30 Leute in dem Club. Beides hat also mit "lokal" nichts zu tun. Der "normale Mensch" hat ja bereits - selbst unter Musikfans - ein Konversationsproblem, wenn er zu Soleil Niklasson oder Barbara Chamberlin geht, nicht aber zu Adele oder Depeche Mode.

Da, wo man sich früher auf der Straße begegnete und sich über über schöne Konzertereignisse aus den letzten paar Monaten unterhalten (oder sich eventuell sogar zu einem weiteren verabredet) hat, trifft man sich heute und unterhält sich über die Serie, die man sich gerade am Stück reingezerrt hat. Solche Alternativen haben halt mittlerweile doch einiges an Zuspruch. Es ist zwar irgendwie skurril, wenn irgendwelche Streifen vom anderen Ende der Welt eher für Gesprächsthemen auf der Straße sorgen als die Virtuosen aus der eigenen Stadt, aber - so isses halt.
Dass diese Sachen vom anderen Ende der Welt kommen, ist m.E. nicht das Problem, sondern die bereits erwähnte übermächtige Konzentration auf den "Mainstream".
Und damit dreht sich die Diskussion wieder zurück zum Publikum: Im Wesentlichen will das Publikum nur Mainstream. Und jetzt, in Zeiten von Privatfernsehen, Privatradio und Internet haben die Konsumenten die Möglichkeit, den öffentlich-rechtlichen Sendern und anderen eher vielfältig ausgericheteten Programmen endlich den Stinkefinger zu zeigen.

Die hier im Radioforum und anderswo zu findenden Radio-Freaks, die sich aus eigenem Interesse ein so vielfältiges Programm wünschen, wie es früher aus Alternativlosigkeit üblich war, sind offenbar eine derart kleine Minderheit, dass es sich nicht lohnt, für die paar Hanseln ein Programm anzubieten. Wenn sich mit so einem Programm tatsächlich Geld verdienen ließe, würde irgend ein cleverer Geschäftsmann das auch tun - die sind ja nicht blöd.
 
Ich glaube, das Problem ist auch, dass sich im Hörfunk heutzutage kaum noch wer damit begnügt, nur die Nummer 3 oder 4 zu sein, bzw. nur eine geringe, aber solide Hörerschaft zu haben. Darum werden die Programme halt dann doch irgendwann kommerziell kaputtoptimiert und jeglicher Ecken und Kanten beraubt, um ganz oben mitmischen zu können.

Ein weiteres Problem ist auch, wie Hörfunksender an ihre Werbeeinnahmen gelangen. Ohne Teilnahme an der MA und Vermarktung in irgendwelchen Werbekombis geht es nicht. Dabei könnte Werbung in Spartenprogrammen vielleicht sehr viel zielgruppengerechter stattfinden, weil ich - auch wenn das Programm weniger Leute insgesamt erreicht - gezielter ein gewisses Klientel ansprechen kann. Aber das funktioniert irgendwie nicht richtig. Da hab ich dann ein Spartenprogramm für elektronische Musik und es laufen Spots für Waschmittel... Nun ja...
 
Ich glaube, das Problem ist auch, dass sich im Hörfunk heutzutage kaum noch wer damit begnügt, nur die Nummer 3 oder 4 zu sein, bzw. nur eine geringe, aber solide Hörerschaft zu haben. Darum werden die Programme halt dann doch irgendwann kommerziell kaputtoptimiert und jeglicher Ecken und Kanten beraubt, um ganz oben mitmischen zu können.

Das wiederum liegt am bereits erwähnten völlig übersättigten Markt. Das Radio steht ja in direktem Wettbewerb durch CD's (auch schon wieder auf dem absteigenden Ast), MP3's und Musik-Apps auf dem Handy. Wer sich mit "Nummer 3 oder 4" zufrieden gibt, wird ganz schnell von anderen Anbietern überholt und verschwindet unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.

Das Phänomen sieht man auch z. B. bei Amazon: Kein Normalkonsument klickt sich z.B. bis zum Suchergebnis Nr. 748 durch, sondern guckt sich - wenn's hoch kommt - vielleicht die 5-10 ersten Treffer an und trifft dann eine Kaufentscheidung. Wer es also nicht unter die ersten zehn schafft, wird einfach nicht mehr angeschaut und damit auch nicht mehr wahrgenommen.

Dieses Problem existierte früher nicht, weil es noch nicht so viel Konkurrenz gab. Wer damals auf Nummer 3 oder 4 stand, verkaufte sich immer noch ausreichend. DIe Sender konnten im Prinzip senden, was sie wollten, und wurden totzdem gehört. Es bestand ja keine Gefahr, auf Platz 420 abzurutschen, weil es nicht so viele Anbieter gab.

Ich wiederhole mich: Fernsehsendungen wie "ZDF-Hitparade", "Wetten Dass" oder "Montagsmaler" hatten ihre hohen Quoten nicht wegen der Qualität ihres Programms, sondern weil es noch kaum Konkurrenzsender gab.

Ein weiteres Problem ist auch, wie Hörfunksender an ihre Werbeeinnahmen gelangen. Ohne Teilnahme an der MA und Vermarktung in irgendwelchen Werbekombis geht es nicht. Dabei könnte Werbung in Spartenprogrammen vielleicht sehr viel zielgruppengerechter stattfinden, weil ich - auch wenn das Programm weniger Leute insgesamt erreicht - gezielter ein gewisses Klientel ansprechen kann. Aber das funktioniert irgendwie nicht richtig. Da hab ich dann ein Spartenprogramm für elektronische Musik und es laufen Spots für Waschmittel... Nun ja...

Wohl keine Werbestrategie ging gründlicher daneben als die so genannte Zielgruppendenke. Wenn aus Taxifahrern Minister werden können (Joschka Fischer) oder aus Straßenmusikern Weltstars (Kelly Family), dann sind mitunter Taxifahrer, Minister, Straßenmusiker und Weltstars in derselben Zielgruppe, obwohl sie völlig unterschiedlichen sozialen Schichten angehören. Der private Geschmack (den die Werbung ja bedienen soll) ändert sich ja nicht zwangsläufig, nur weil sie plötzlich einer anderen sozialen Schicht angehören.

Die Frage ist also: Was für "zielgruppenspezifische" Werbung gibt es denn? Die meisten Musikrichtungen sind ja mittlerweile so lange existent, dass man mittlerweile nicht mehr vom Alter auf den Musikgeschmack schließen kann. Die Musiker (und teilweise auch die Fans) von Kraftwerk oder Jean-Michel Jarre sind jetzt auch schon Ü70, d.h. es dauert nur noch zehn Jahre, dann ist diese Klientel werbetechnisch auch interessant für Treppenlifte oder Rollatoren. Gleichzeitig hören aber mitunter auch 20-jährige den Sender. 20-jährige hören aber mitunter auch Shanties und Folk (Nathan Evans, Angelo Kelly), genauso wie die Generation Ü70. Die Rockmusik hat die Ü70-Generation auch längst erreicht (Rolling Stones, Paul McCartney) - diese Klientel schaltet nicht ab, wenn im Radio mal die Foo Fighters oder H-Blockx laufen (die allerdings auch schon wieder über 20 Jahre im Geschäft sind. Sugarhill Gang "Rapper's Delight" ist von 1979 - wer damals 15 war, ist heute Ü50, d.h. ein HipHop-Freak kann heutzutage durchaus ein gestandener Unternehmer, auf der Arbeit im Anzug, und BMW-Fahrer sein, und abends geht's zum Konzert von 50 Cent.
 
Ich wiederhole mich: Fernsehsendungen wie "ZDF-Hitparade", "Wetten Dass" oder "Montagsmaler" hatten ihre hohen Quoten nicht wegen der Qualität ihres Programms, sondern weil es noch kaum Konkurrenzsender gab.
Damals hatten viele Dinge noch eine Monopolstellung. Wenn auch deutlich weniger Filme erscheinen ist es klar, dass die Besucherzahlen bei einem Film höher sind und wenn weniger Musik erscheint ist es auch klar, dass sich die Leute auf die viel geringere Auswahl fokusieren und eine Single physisch in der Woche 200.000 Mal verkauft wird.
 
Völlig richtig.

Dank des gigantischen Überangebots, von UKW über DAB+ bis zu Spotify hat ein Webradio nur dann eine Chance, wenn es erstens eine echte Marktlücke bedient und zweitens niemand anderes auf die Idee kommt, ebenfalls diese Marktlücke bedienen zu wollen.

Die Chancen dafür sind fast mit einem Lottogewinn gleichzusetzen.
 
Ich denke, man sollte sich nicht auf Sparten spezialisieren, wenn man nur ein einziges Streaminganebot hat. Bei 40 Streams in einer eigenen App kann man durchaus sowas einbauen. Für Hobby-Enthusiasten mag das auf lange Sicht reichen (also die spartentypische tendenziell geringe Hörerzahl ). Wenn man zusätzlich Geld sehen möchte, sollte man einen Zwischenweg wählen- das was die meisten Leute hören wollen und den eigenen Touch des Senders einbauen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man zusätzlich Geld sehen möchte, sollte man einen Zwischenweg wählen- das was die meisten Leute hören wollen und den eigenen Touch des Senders einbauen.
Ich lach' mich scheckig..... Solche Sender gibt es zwar, werden aber von der Öffentlichkeit schlicht nicht wahrgenommen. Solche Sender bleiben im Verwandten- und Bekanntenkreis der Betreiber stecken. Mehr als fünf Hörer gleichzeitig ist da schon viel.

Das Thema Marktübersättigung hatten wir ja schon angesprochen. Zudem ist seit Jahren der Trend zu beobachten, dass die Popmusik immer weniger wirklich eingängige Melodien hervorbringt. Dadurch schwindet das Interesse bei einem Großteil der Bevölkerung immer mehr. Dadurch geht ja auch das Interesse bei jungen Leuten, selber Musik zu machen, immer weiter zurück. Früher waren Songs wie "Blowin' In The Wind" oder "Fool On The Hill" in den Charts, die man mit ein bisschen Geduld und Fleiß auch auf der Gitarre nachspielen konnte - was durchaus ein Motivationsschub für damalige Kinder und Jugendliche war. Heute aktuelles Zeug à la Taylor Swift oder Apache 207 ist für Laien nicht mehr nachsing- und nachspielbar. Nicht zuletzt dadurch geht das Interesse an Popmusik generell runter. Diese Entwicklung gibt es aber auch bei allen möglichen anderen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten: Film & Fernsehen, Computerspiele, Literatur... Und überall führt das rückläufige Interesse nicht zu weniger Produkten, sondern nur zu geringerer Reichweite. Ein anderes Hobby von mir (neben Radio & Musik) ist der Modelleisenbahnbau. Auch hier sieht man genau denselben Trend: Hunderte Hersteller tummeln sich auf dem Markt, und von vielen Produkten werden nur wenige Hundert Stück verkauft. Es scheint mittlerweile in so ziemlich allen Bereichen der Freizeitgestaltung "von allem zu viel" zu geben.
 
Wenn man zusätzlich Geld sehen möchte, sollte man einen Zwischenweg wählen- das was die meisten Leute hören wollen und den eigenen Touch des Senders einbauen.
Substanzlose Beratersprech-Worthülse.
Als Redakteur, der so eine PM auf den Tisch bekömmt, würde den Satz mit der Bemerkung "Füllsel" streichen.

Ich denke, man sollte sich nicht auf Sparten spezialisieren, wenn man nur ein einziges Streaminganebot hat. Bei 40 Streams in einer eigenen App kann man durchaus sowas einbauen.
Warum nicht?
Sich in einer Nische / Sparte spezialisieren, sich einen Namen machen, seine Zielgruppe klar fokussieren und damit auch für Werbekunden viel attraktiver werden, weil die ihre potenziellen Kunden gezielt ansprechen können statt allgemein breit zu streuen.

Das allgemeine Gewäsch bekommst du überall woanders. Schärfe dein Profil!
 
Wenn man zusätzlich Geld sehen möchte, sollte man einen Zwischenweg wählen- das was die meisten Leute hören wollen und den eigenen Touch des Senders einbauen.
Das, was die meisten Leute hören wollen, ist genau das, was es längst im Überfluss gibt. Und jede MA beweist es aufs neue, dass je stromlinienförmiger man so ein Programm gestaltet, je weniger eigenen Touch man ihm verpaßt, umso höher die Einschaltquoten sind.

Auf UKW ist die Konkurrenz ja noch einigermaßen begrenzt, aber im Web sind tausende, zigtausende direkt konkurrierende Programme, die alle das bieten wollen, was "die meisten Leute hören wollen" nur genau einen Klick entfernt, vom kleinsten Festplattendudler bis zu den Streamingprogrammen der "richtigen" Sender.
 
Sorry, guys. Still haven’t signed up for a German course, so here is a long post in English again. Go ahead and keep scrolling if you’re not interested :).

@beatsandcharts Online radio works differently than FM radio. Here in the Netherlands we have a choice of around 10 national stations, a few regional ones and 1 local station per region. For those who stick to FM, there is a limited choice, as you see. So these stations play the same, because they don’t want to miss a piece of the pie for playing non-mainstream music. Makes sense, as you say. Commercially interesting, indeed. People scroll around the FM band and find a station they like.

That’s a lot different online. Online people don’t scroll around a band to find something they like. It works with instant gratification. A listener wants to hear something and will try to find it. If a listener is fond of dance music, that person will search for a dance station. If that person wants to hear 60s, x search for a station that plays 60s. Guess what? These ‘niche’ online only stations have the most listeners online. Talpa in the Netherlands owns an online blues channel, ran by a well known soccer analyst (who is fan of Blues) - he has easily 400 listeners simultaneously at any given moment of the day.

The problem is that many start an online radiostation that’s a copy of what already can be found on FM. The idea behind that is: ‘It works for them on FM!’ - yeah, of course, because on FM there are no millions of channels to choose from.

So, yes, niches DO work. You just need to find the right audience for it, create great content and market the hell o
 
Yes, online unterscheidet sich "Radiomachen" deutlich von UKW. Deswegen verstehe ich nicht, warum ausgerechnet in diesem Faden dann wieder endlose Kritik zu analogem Radio zu finden ist.
Bedankt voor de post - maar je mag ook in onperfect duits schrijven :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier meine Erfahrung:
Ich habe seit 2020 einen Sender bei laut.fm und wohne seit 1 Jahr in Rotenburg (Wümme).
Ohne Werbung passiert nichts, das hat @chapri ja auch schon geschrieben. (Werbung, werbung, werbung)

Ich habe eine private Facebook Seite und eine Unternehmens Seite für meinen Sender.

Das Schlachtschiff ist hier Radio Bremen.

Ich kann regional. Meine Webseite und mein Sender sind Rotenburg (Wümme). Ich habe einen starken Bezug auf meinem Heimatort aufgebaut...und es hat nichts gebracht.
Werbung in unseren regionalen Zeitungen habe ich noch nicht geschaltet, kommt aber noch.

Was aber erfolgreich war: Werbung auf meiner Facebook Unternehmensseite.
Ich habe eine Werbeanzeige bei Facebook geschaltet, 5 Tage, je 10 Euro.
Ist viel Geld, stimmt!

Sind aber: Über 7000 erreichte >Personen, über 500 Interaktionen
und über 500 Facebook-Likes.

Meine Hörerzahlen bei laut.fm haben sich mehr als verdoppelt.

Ich weiß nicht wie lange der Werbeeffekt anhält. Die Werbung hilft , das ist Fakt.
 
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