Welche Zielgruppe rettet das Radio?

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"Dr. Fu Man Chu" hat die Grundproblematik gut umschrieben, da gibt es wenig hinzuzufügen. Das UKW-Radio hat natürlich eine beachtliche technische Reichweite, weil unzählige Geräte in Haushalten und Privatfahrzeugen derzeit nur analogen Empfang erlauben. Die Reichweite wird im Zuge der MA-Studien aber unseriös ermittelt, weil hier mit Methoden gearbeitet wird, die werder glaubhaft, zeitgemäß noch statistisch lauter sind.

Außerdem sagt die Reichweite nichts über die für Werbetreibende tatsächlich ausschlaggebende Hördauer, weil Hörer, die nach wenigen Minuten das Weite suchen, logischerweise nicht viel wert sind. Und die von der Arbeitsgemeinschaft MA unter der Hand ausgewiesenen Marktanteile sind noch viel abwegiger als die Reichweiten, weil sie Reichweiten beinah 1:1 in Marktanteile umrechnet. Um Marktanteile zu ermitteln muss man den Zeitfaktor einbeziehen, und der erfordert eine halbwegs seriöse, repräsentative Messung.

Die meisten Hörer unterschiedlichen Alters fanden bis vor einigen Jahren selbst auf UKW noch durchaus interessante Musikangebote vor, die in Kombination mit verlässlichen Informationsträgern ein regelmäßiges Einschalten rechtfertigten. Zwar hat die MA die tatsächliche Hördauer bereits vor Jahren schamlos nach oben korrigiert, dennoch gab es vor allem im öffentlich-rechtlichen Bereich noch bedeutend mehr Vielfalt und interessante Alternativformate, die ein tägliches Einschalten lohnten.

Wenn man behauptet, dass die Ertragslage der privaten Hörfunkanbieter befriedigend ausfällt, gibt man eine stark verkürzte Sicht wieder. Jahrzehntelang betrachten die Zeitungsverlage ihre Radiosparte als Zuschussgeschäft für den kränkelnden Printbereich und bearbeiteten im Radio demzufolge ausschließlich zeitungsresistente Jugendliche und wenig gebildete, sämtlichen Medientrends stark hinterherhinkende junge Menschen, die man nicht gerade zur technischen Vorhut zählen würde, und die das Radio am oft recht lauten und ablenkungsintensiven Arbeitsplatz längere Zeit mit moderater Lautstärke laufen lassen konnten.

Beim deutschen Radio wurden immer schon kleine Brötchen gebacken - so liegt man wegen des unattraktiven und von den Zeitungen mit aller Macht abgeschotteten Werbemarkts umsatztechnisch gerade mal auf Augenhöhe mit der Plakatwerbung, weit abgeschlagen hinter Fernseh-, Internet- und Printwerbung. Lange Zeit fuhr man ganz gut mit einer kurzsichtigen Strategie aus Rationalisierung in Form von Personalabbau und partieller Programmfusionierung nachrangiger Wellen sowie der Erschließung alternativer Einnahmequellen, die sich heute vor allem auf großflächiges, nervtötendes Payola (exzessives Musik- und Künstlermarketing) stützt.

Die Neuen Medien schmälern die Einnahmebasis der Radiostationen immer mehr, sodass es trotz mittelfristiger Stärkung der großen Landessender auf Kosten lokaler Angebote immer schwieriger wird aus den insgesamt mageren Werbeeinkünfte nach Abzug aller Kosten eine anständige Rendite herauszuziehen. Das deutsche Musikradio ist nun mal bei der Mehrheit der potentiellen Hörer verhasst und das schlechte Image ruinierte die ohnedies verheerend gepflegten Marken schon vor vielen Jahren.

Außerdem beschleunigen Smartphones, Tablets und Internetstreams die Abwanderung im jungen Hörersegment dramatisch, während die Verlage, die mithilfe ihres Radioengagements ohnehin nur die schwindenden Printmargen ersetzen wollten, kein Interesse an einem gesamtgesellachaftlich interessanten Radioangebot haben und die Hände in den Schoß legen. "Radio für alle" bedeutet aus Sicht des Verlegers nur Konkurrenz für den regionalen Printanzeigenmarkt.

Und so wirft man den Beratern noch mal schnell den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zum Fraß vor, ehe die Weide abgegrast ist, während man im eigenen Zuständigkeitsbereich eifrig darum bemüht ist, echte Konkurrenz nach altbekannter Manier so lange wie möglich von den Futternäpfen fernzuhalten (die Etablierung von DAB als Massenmedium bedeutete das Ende der absoluten Marktkontrolle). Denn nicht einmal im Privatradiobereich glaubt noch jemand an die Zukunft des UKW-Radios, man versucht nur noch sich so lange wie möglich die Taschen zu füllen, und sei es auf Kosten der Substanz, durch Unterwanderung der ARD-Wellen oder durch Verscherbelung des Tafelsilbers.

So sehen die Verhältnisse wirklich aus, mein lieber "Bi-Ba-Butzemann", und die Öffis schnallen allmählich selbst welche Nattern sie an ihrer Brust nähren - und wie sie sich gerade um die lange so sicher geglaubten Marktanteile und damit um die eigene Radiozukunft bringen - nur um des lieben Werbegroschens willen.
 
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Radiostationen, bei denen es finanziell mager aussieht, sollten sich fähige Consultants leisten. Dann läuft's! :thumbsup:

Und was kommt dabei heraus?? Richtig. Ein Sender wie die Landeswelle Thüringen. Sparen bis zum geht nicht mehr auf einem Markt, wo zwei Mitbewerber das selbe Format anbieten. Und das ohne jegliche Form von Voicedrecking und dgl. Hier wird auf Teufel komm raus versucht, noch ein Stück vom Werbekuchen zu bekommen. Der Erfolg spricht nicht gerade für sich. Warum eine schlechte Kopie hören, wenn das Original weitaus besser ist?
 
Nur lieber Kindererschrecker, das gilt schon lange nicht mehr für Deutschland größte Radio Holding. Denn mehr als ein kostenoptimiertes Dümpeln bekommen die nicht mehr hin. Etliche Private leben sowieso mehr von der Dämlichkeit der Radiobeamten bei den Öffis als vom eigenen Programm Know-how. In vielen Märkten sind die Öffis übrigens Marktführer.

Nur Masse ist nie ein Gradmesser. Aus Marketingsicht ist entscheidend, wie ein Werbemedium seine Zielgruppe aktivieren kann und das zum einem akzeptablen absoluten und relativen Preis. Da können kleinere Sender schon größtere Sender ganz schnell ganz schön alt aussehen lassen. Zumal die Promotionkraft von Radio schon kräftig abgenommen hat. Mit einer cleveren Web- und Socialmediastrategie kann man durchaus mit weniger Mitteln gegenüber einem Radio mehr erreichen. Das ist eben etwas was viele Radiomacher einfach nicht wahrnehmen wollen. Die Spielregeln haben sich geändert und ein zurück ist ausgeschlossen.

Ansonsten landesweites Privatradio war eigentlich von Start ab sehr profitabel. Da musste nichts von irgendwelchen Verlegern durchgeschleppt werden. Nur, in der Startphase waren die Programmaufwendungen prozentual gesehen wesentlich höher und es mussten nicht alle Gewinne ausgeschüttet werden.

Payola, ich lach mich tot. Auf so eine Idee ist ja noch nicht mal KEN FM, das will was heißen, gekommen. Schön wäre es wenn die Musikindustrie Radiosender bezahlen würde. Warum sollen die in ein Medium Geld investieren, dass einen Großteil seiner Musikkompetenz schon vor Jahren verloren hat?

Fähige Consultants? Wenn ein Team keinen Erfolg hat, nützt auch ein "fähiger Consultant" nichts. Braunschweig hätte den besten Trainer der Welt engagieren können, mit den Spielern wären sie trotzdem abgestiegen. Die Inhaber von Radiosender sollten lieber die Geschäfts- und Programmleitung austauschen, bzw. mal ihr eigenes Programm hören.

In China stellt der Titel "Geschäftsführer eines Radiosenders" die Vorstufe zur Beleidigung dar. Sorry, die guten GFs kannst du in Deutschland mit zehn Fingern abzählen.
 
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Payola, ich lach mich tot. Auf so eine Idee ist ja noch nicht mal KEN FM, das will was heißen, gekommen. Schön wäre es wenn die Musikindustrie Radiosender bezahlen würde. Warum sollen die in ein Medium Geld investieren, dass einen Großteil seiner Musikkompetenz schon vor Jahren verloren hat?


Kluger, kenntnisreicher Beitrag, keine Frage. Nur in Sachen Payola - der Begriff ist polemisch, ich weiß - muss ich widersprechen. Wir wissen alle, dass die Musikindustrie sehr wohl Geld rüberschiebt, um Downloads und Plattenverkaufe zu generieren. Das kann sich jeder Depp locker an der Zusammenstellung der Playlists abfingern.

Ob das über Provisionen, gut verdienende Mittelsmänner bzw. durch Kooperations- und Beraterverträge (die ja meist nur verdeckte Zuwendungen kaschieren) geschieht, ist unerheblich. DJs werden heute nicht mehr bestochen, weil die sowieso nix mehr zu melden haben. Die Vereinbarungen laufen über das Vorfeld, in den USA dinieren Radiomanager mit Musikagenten und besprechen mehrmals jährlich die gemeinsame Interessenlage. Am Ende schließt man verbindliche Verträge, die über Gewährsleute laufen und einen erklecklichen Teil der Gesamteinnahmen ausmachen, seitdem das US-Radio an der Werbefront mächtig unter Druck geraten ist.

Längst sind die Playlists der kettenabhängigen, gleichformatierten Stationen zu über 90% koordiniert und selbst kettenübergreifend gibt es kaum noch Unterschiede in der Musikzusammenstellung. Fließt nicht genug Bakschisch, kommt der Titel nicht in die Rotation, kommt der Geldfluss zum Erliegen, hat er keine Chance auf nennenswerten Airplay. Und genauso ist es bei den deutschen Privatradios, nur mit dem Unterschied, dass hier überall dergleiche Quark läuft .

Das kommerzielle Radio ist heute ein reines Promotionsmedium, bei dem Musik genauso Werbefläche ist wie die Reklamespots. Das in keinster Weise zu beanstanden, schließlich ist Kommerzradio ein von privaten Anbietern getragenes gewinnorientiertes Geschäft, in höchstem Maße beklagenswert sind nur die katastrophale Formatarmut (Monokultur) und die Käuflichkeit der Öffentlich-Rechtlichen.

Die Musikindustrie kann das Zielgruppendenken der deutschen Radioveranstalter nicht beeinflussen und hat bei der Formatwahl nichts zu sagen. Man richtet sich lediglich in den bestehenden Verhältnissen ein und nutzt die Lautsprecherfunktion des Radios, denn irgendwie müssen die eigenen Produkte ja beworben werden und ein paar chartträchtige Zugpferde beflügeln das Musikgeschäft immer noch ungemein.

In Wahrheit ist die Musikindustrie mit der deutschen Radiolandschaft äußerst unzufrieden und setzt längst auf die direkte Kommunikation mit dem Käufer, der auf Seiten wie "Spotify", "Youtube" oder "Vevo" so lange in den Plattenregalen schmökern kann bis er eine Kaufentscheidung getoffen hat. Mehr als ein notwendiges Zweckbündnis ist die Kooperation Dudelfunk-Musikindustrie schon lange nicht mehr.
 
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Ja, Butzemann, ich könnte denen erzählen, wie es geht. Umfassende Beobachtung verschiedener Radioprogramme international macht es möglich. Und es braucht das richtige Gefühl dafür. Entweder Du hast das Gespür für gutes Radio oder Du lässt es bleiben. So einfach ist das!

"Fähige Consultants? Wenn ein Team keinen Erfolg hat, nützt auch ein "fähiger Consultant" nichts. Braunschweig hätte den besten Trainer der Welt engagieren können, mit den Spielern wären sie trotzdem abgestiegen. Die Inhaber von Radiosender sollten lieber die Geschäfts- und Programmleitung austauschen, bzw. mal ihr eigenes Programm hören."
Besser könnte ich es auch nicht zusammenfassen. Sogenannte "Consultants" leben von der Ahnungslosigkeit und der Hilflosigkeit überforderter Chefs. Die Lösung lautet dann meistens: Spare hier, spare dort, entlasse Leute...damit Du uns bezahlen kannst.
 
Eines muss man Butzemann zugute halten: Seine knackigen Beiträge bringen eine echte Würze in den Thread! :thumbsup:

Wenn alle der gleichen Meinung sind, wird es irgendwann langweilig.
 
Der Nebenbeihörer nimmt Werbung nicht wahr und fällt deshalb auch nicht auf sie herein.
Der konzentriert zuhörende Hörer realisiert bewusst, welchen Stuss die Werbespots liefern (Siehe Nachbarthread "Die shclimmste Reklame ....") und fällt deshalb auch nicht auf sie herein.
Wer sind also die Menschen, die begeistert die Produkte dieser Werbewirtschaft kaufen?
Bei den Konsumgütern ist es m.E. ziemlich klar: Alles, was es in den Super-, Groß- und sonstigen Märkten gibt, findet Abnehmer. Da ist der Vertriebsweg und die Platzierung in den Regalen das entscheidende Kriterium, dann wird der tumbe Konsument schon nach der Ware greifen.
Bei solchen nervtötenden Dienstleistern wie Carglas, SpardaBank, Ergo-Versicherung etc. ist es mir bis heute ein Rätsel. Arbeiten die mit Drückerkolonnen, oder wie bringen die ihr Zeugs unter das Volk? Vielleicht weiß jemand eine schlüssige Antwort.

Zur SpardaBank werde ich demnächst wechseln. Aber nicht wegen der Radiowerbung. Sondern weil ich mit der 0815-Bank Sparkasse unzufrieden bin.


Glaubt jemand, Radio Dideldaddel würde vermisst werden, wenn es dichtmacht?

Vor kurzen wurde ja 50 Jahre DT64 gefeiert.

Da kam es mir gerade in den Sinn deine Frage auch so zu formulieren:

"Glaubt jemand das man, wie einst für DT64, irgendjemand auf die Straße gehen würde um für Radio Dideldaddel zu demonstrieren wen es dichtmachen würde?"
 
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Biba Butzemann schrieb:
"Radio... Geht von den Ohren direkt ins Herz!

Erfolgreiche Radiomacher, die bei den jeweiligen Marktführern arbeiten, wissen das. Sie passen das Radioprogramm mit kundiger Hand an die Zielgruppe an. Gute Hörerzahlen kommen nicht von ungefähr.

Nur eine große Hörerzahl ist ein Gradmesser für Erfolg. Nichts anderes. Da erübrigen sich sämtliche Diskussionen.

"

Dir haben sie irgendwas gegeben, stimmts?
 
Vielleicht könnte man auch mal die Frage stellen, ob Radio zusätzlich "neue Journalisten" benötigt, sieht man sich die vermeintliche Einstellung der aktuellen an, wie Thomas Knüwer in einem Artikel "mehr Demut" - zu recht, wie ich finde - fordert.
 
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Dir haben sie irgendwas gegeben, stimmts?
Nö, der will einfach nur provozieren.

... haben Forentrolle so an sich. ;)

Daher gilt:

Forentroll.jpeg
 
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Weiß nicht, diese einvernehmlichen Forentroll-Stigmatisierungen erinnerten mich schon immer ein (klein!) wenig an: "Kauft nicht bei Juden!"

Andererseits:

"Norr eine grroße Hörrerzahl ässt ein Grradmässärr förr Errfolg! Nächts anderres! Da eröbrägen säch sämtlächä Däskossionän!!!" [SFX: Schuss aus Jagdflinte]

(Selber jahrelang Forentroll gewesen.)
 
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Es ist immer die Frage, wenn man wirklich als "Hörer" zählt. Diejenigen, die das Gerät eingeschaltet haben? - Nein!
Diejenigen, die sich bei der MA-Frage an den Namen des Senders erinnern? - Nein!
Diejenigen, die den immergleichen Sender als Geräuschkilisse nebenbei laufen lassen? - Nein!
Diejenigen, die zuhören und im Idealfall sogar noch über das Gehörte nachdenken? - Ja!
Aber von dieser letztgenannten Sorte Hörer redet Biba Butzemann nicht. Er meint die anderen.
 
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Die Gegenstromanlage strömt zwar mitunter etwas heftig, dürfte aber mit ihrer Einschätzung durchaus nahe an der Wirklichkeit liegen. Über die Stellen hinter dem Komma mag man sich streiten können.

Aber macht man den Selbstversuch und fragt wirklich x-beliebige, "normale" Menschen, ob sie nicht auch die Situation der Radiolandschaft für beklagenswert, schrecklich und unzumutbar erachten, erntet man tatsächlich nur fragende Blicke und bekommt die Gegenfrage:

"Wieso? Was ist denn mit dem Radio? Meins läuft einwandfrei und morgens kommt doch immer diese coole Morningshow auf Shitradio-Antenne! Oder gibt's die etwa nicht mehr?"

Noch Fragen - Kienzle?
 
Auch 99 Prozent der Höhlenmenschen in der Steinzeit waren mit ihrer Situation zufrieden, solange sie Essen und Trinken und ein warmes Feuerchen hatten. Das eine Prozent, das nicht zufrieden war, hat den Unterschied ausgemacht.
Man nennt das Evolution.

Wenn alle zufrieden sind und sich nichts mehr ändert, dann nennt man dies Stagnation.

Wenn von einer Situation, mit der alle zufrieden waren, nach und nach immer mehr verlorengeht, dann heißt das Rückschritt, auch wenn es nur einem Prozent der Betroffenen auffällt.
Das ist möglicherweise mit dem Radioangebot seit den 1980er Jahren geschehen.
 
Die von Dir, Mannis Fan, beklagte Stagnation, bzw. der daraus resultierende Rückschritt, scheinen mir eher ein gesamtgesellschaftliches denn ein Radioproblem zu sein.

Ich kann mich im täglichen Erleben des Eindrucks nicht erwehren, dass immer weniger Menschen gewillt, respektive überhaupt noch fähig sind, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Bei vielen mangels Masse?

PS: Da kommt mir Schopenhauer in den Sinn!

Viele verlieren den Verstand deshalb nicht, weil sie keinen haben.
 
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Ich weiss ja nicht, was für Menschen der Legasthenix kennt. In meinem Umfeld merke ich schon, wie Radio an Bedeutung verloren hat. Aber nicht aufgrund irgendwelcher Konkurrenz aus dem komischen Internet, sondern einfach deshalb, weil ja sowieso nur noch tagein, tagsaus dasselbe läuft. Weil Radio so belanglos geworden ist, blühen andere Angebote. Der Konsument sucht sich dann halt das, was er will. Und wenn er es anderswo kriegt, ist er weg. Bumms aus. Und es ist schwierig, sehr schwierig, ihn wieder zurückzuzholen. Radio ist aktuell für mindestens 2/3 der Leute nur noch ein Lückenbüßer in Situationen, an denen man kein Medium brauchen kann, das mehr Aktivität oder höggschde Konzentration braucht. Also beim Zähneputzen, beim Autofahren, beim Fensterputzen...als Hintergrundteppich. Für den Rest gibt es die Kulturprogramme. Aber die Faszination des Mediums ist verloren gegangen. Da tönen sie alle seit Jahren: "Radio braucht Personality". Ja, wo ist denn die geblieben. Genau, da, wo normal nur Zewa und Hakle Feucht hinkommen...
 
Ja, radiocat. Und mehr müsste man eigentlich nicht dazu sagen, denn so isses!
Wenn es nur nicht so traurig wäre.
 
Es gibt Phänomene, die ich auch nicht verstehe: Da wird in einem Dorf ein grosses Zelt aufgestellt und es wird ein grosses Musikfest abgehalten. Und sonntags spielt die Blasmusik bis zum Ohrenkrebs. Und die Meute tobt, wünscht sich zum zehnten Mal den böhmischen Alptraum. Alte Opas mit Hut ab 70? Pustekuchen. Jungvolk zwischen 15 und 40. Genau wie der grosse Teil derjenigen, die es spielen. Aber im Radio hat man diese Musikrichtung mittlerweile fast überall entsorgt, weil sie nicht ins Weltbild der Programmacher passt. Manchmal staunt einer, wenn er mit offenen Augen und vorurteilsfrei durchs Leben geht. Den Kopf kann man drüber schütteln, aber Arroganz hilft nicht. Denn wie schon gesagt: Die Leute holen sich das, was sie wollen, schon. Und wenn es das Radio nicht bringt, dann eben anderswo.
 
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