Werbung bei den ÖR´s

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radiowatcher

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Ergänzend zur Diskussion über Private und Öffentliche , frage ich mich, warum bei den ÖR´s fast genausoviel Werbung läuft, wie bei den Privaten !?

Wenn man mal die Werbeblöcke je Stunde an einem ganz gewöhnlichen Werktagmorgen vergleicht, stellt man fest, daß zumindest in Berlin kaum ein Unterschied festzustellen ist ! Die Privaten liegen bei ca 5-7 Minuten, die ÖR´s bei 4-6 Minuten.
Da tut sich schon der Eindruck auf, das die ÖR´s schlampig mit den Geldern umgehen , wenn man berücksichtigt, welche Gebühren als Einnahmequelle noch dazukommen.

Ich habe den Eindruck, daß bei den ARD-Radios der Werbeanteil viel höher ist als beim ARD-Fernsehen, weil sich beim radio niemand beschwert !! Wenn ich ARD-Radiosender höre, möchte ich bitteschön WESENTLICH !!! weniger Werbung ertragen müssen als bei den Privaten !
 
schwieriges Thema, weil...

...hat schon mal jemand daran gedacht, dass ein werbefreies ör-Radio gegenüber den privaten Sendern dann auch einen gewissen Wettbewerbsvorteil hätte? (Programm ohne störende Werbung hätte für den Hörer doch einen nicht zu unterschätzenden Benefit...)

Eine Lösung wäre z.B. ein System ähnlich dem der Krankenkassen, bei dem die AOK ja auch Ausgleichszahlungen an die Ersatzkassen leisten muss.

Heisst: Erwirtschaftete Gewinne müssten dann an die private Konkurrenz nach einem Schlüssel verteilt werden. Dies würde allerdings voraussetzen, dass sämtliche Kosten der ör-Sendern auch genauer unter die Lupe müssten als heute, heisst quasi, jeder Euro, der ausgegeben wird, müsste auf Einsatz zur Erfüllung des Staatsvertrages (Grundversorgung, Bilungsauftrag etc) geprüft werden. Kosten, die nicht ausschliesslich dazu dienen, könnten dann auch nicht von der Einnahmeseite abgezogen werden und würden in den zu verteilenden Topf wandern.

Somit hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn

- die Welle, die Geld in anspruchsvolles und bildendes Radio steckt wird weiterhin gefördert
- die Welle, die "nur" Unterhaltungsradio im Sinne des privaten Rundfunks macht und Werbeeinnahmen generiert, unterstützt so mit ihren Einnahmen auch den privaten Rundfunk

Um das auch zu gewährleisten, müssten allerdings auch alle Kosten (inkl. der Personalkosten) auf den Prüfstand. Ein einheitliches und vergleichbares Niveau müsste gefunden werden.

Beispiel: Personalkosten
Als Basis wird jeweils das Durchschnittsgehalt eines Redakteurs, Moderators, Buchhalters, Programmchefs etc. im privaten Rundfunk definiert samt Anzahl der Mitarbeiter, die für die Aufrechterhaltung eines Senders nötig sind. Bezahlt die ör Welle für einzelne Mitarbeiter mehr oder beschäftigt für gewisse Bereiche mehr Menschen, als es ein Privater tut, kann sie (die Welle) diese Kosten von ihrer Einnahmeseite nicht abziehen. Die Differenz wird an die Privaten Sender ausbezahlt.

Dieses System würde den ör Rundfunk zum Einen zur Wirtschaftlichkeit erziehen, die Aufrechterhaltung und Gewährleistung seines Auftrages garantieren und würde quasi zum Anderen bei "Zuwiderhandlung" den privaten Rundfunk unterstützen.
 
Entschuldigung, warum sollten öffentliche-rechtliche Sender ihre vermeintlichen "Überschüsse"an Private (!!!) überweisen ???
Privatsender arbeiten, wie der Name ja eigentlich schon impliziert, nach unternehmerischen Grundsätzen - somit auch auf eigenes Risiko.
Kein Mensch wird in diesem Land gezwungen, einen Radiosender zu betreiben. Wer dies in der nicht ehrenrührigen Absicht tut, Gewinne zu erzielen, der tut dies gewiss auch in dem Bewusstsein, unter ungünstigen Umständen und schlechter Karmasituation gegebenenfalls Verluste erleiden zu müssen.
Oder willst Du allen Ernstes neue Subventionen einführen ?

Problem in der Praxis: wer soll denn bitte schön im Einzelfall prüfen und entscheiden, was Grundversorgungsauftragserfüllung ist und was nicht ? Die Medienbehörden ? Ein Landtag ? Bitte nicht !!!
Wie schwierig hier eine Definition ist, zeigt z.B. ein anderer Thread, der gerade im Forum aktuell ist.

Ein "System ähnlich dem der Krankenkassen" ist so ziemlich das Letzte, das ich dem deutschen Radio wünsche, da eben dieses System der Krankenkassen ein sehr krankes System ist, wie sich im Laufe der Zeit herausgestellt hat....

Den von Dir angeregten "Finanzausgleich" gibt es übrigens schon. Nicht zwischen den beiden System, sondern innerhalb der ARD-Anstalten.
Frag mal beim SR oder bei Radio Bremen nach... :D

Werbefreies ÖR-Radio gibt es schon. Und immer dann, wenn ein sog. "massenattraktives Programm" ohne Spots eingeführt wird, ist das Geschrei der am Markt befindlichen privaten Konkurrenz gross ( Bsp.: N-Joy ). Senden die ÖRs Werbung, dann ist es vielen auch nicht Recht.

Sieh's doch mal so: je mehr die Öffis an Werbegeldern erwirtschaften, umso mehr wird der Gebührentopf entlastet ( im Übrigen sind die Werbeeinnahmen nur ein Tropfen auf den heissen Stein ).
Die Diskussion über eine Verschwendung bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten ist eine sehr umfangreiche und alte ( und in manchen Fällen auch sehr frustrierende ). An den Ausgaben für Programmmitarbeiter sollte man sie meiner Meinung nach jedoch nicht festmachen. Falls doch: auch viele Öffis reduzieren ihren Mitarbeiterstamm und bauen Planstellen ab....

Ach ja: und die Personalausgaben der privaten Stationen würde ich nicht als Massstab nehmen. Es sei denn, man legt Wert auf Hungerlöhne....:D
 
ne, also mit Finanzausgleich und Umfinanzierung würden ja schon wieder immense neue Kosten entstehen, das kann eigentlich nicht sein.

Dann sollte vielleicht mal auf Staatsvertrags-Ebene ein niedrigeres Limit an Werbung vorgegeben werden.

Ich finds bloß etwas blöd, daß ich für die ÖR´s Gebühren zahle und dann vielleicht noch genausoviel Werbung wie bei den Privaten hören muss. Das ärgert mich !
 
holla.... ein Wespennest! :D

ich gebe Dir in einem Punkt recht, liebe Kaffeemaschine. Das System der Krankenkassen ist krank. Der Krankheitsgrund liegt aber bestimmt nicht im Finanzausgleich, sondern an der Selbstbedienungsmentalität aller daran Beteiligten, insbesondere der Versicherten selbst. Dem wird jetzt Gott sei Dank entgegengewirkt...

Es geht mir auch nicht darum, neue Subventionen einzuführen, sondern um die Egalisierung eines Wettbewerbsvorteils. Im Gegenteil! Der Abbau der Subventionen (sprich Gebühren) wäre wünschenswert. Wenn aber die Gebühren nicht gesenkt werden, sondern damit den privaten Sendern die Lebensgrundlage entzogen wird (durch Gleichschaltung der eigenen Programme an das Programm der privaten Konkurrenz, Partizipierung am nicht unendlich grossen Werbekuchen etc), dann finde ich sehr wohl, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten hier in der Verantwortung stehen, den privaten Rundfunk zu stützen.

Ich bin davon überzeugt, dass man mit relativ wenig Aufwand eine entsprechende Überwachungsfunktion (siehe Regulierungsbehörde im Telekom.-Bereich) gestemmt kriegt. Da geht es einmalig um die Erstellung der Spielregeln und im Nachgang um die Überwachung im Rahmen von z.B. Prüfungen, wie sie ohnehin stattfinden (Steuerprüfung etc).

Ich bin ganz und gar dagegen, dass ör-Sender keine Werbung ausstrahlen sollen. Im Gegenteil, jeder Euro, der im Funk ausgegeben wird tut der Gattung Radio gut und fokusiert das Bewusstsein der Werbungtreibenden aufs Radio! Ich bin nur für eine gerechtere Verteilung des Kuchens...

Und nochwas, liebe Kaffeemaschine... die Basis insbesondere in den Personalkosten hat mit Hungerlöhnen erstmal nichts zu tun. Polemik bringt uns hier nicht weiter... Fakt ist, dass z.B. ein guter Redakteur auch gutes Geld verdienen soll. Das sollte auch die Basis sein. Aber du wirst nicht bestreiten können, dass bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten nicht auch ein gewisser Wasserkopf sitzt, der am Ende des Monates sein Gehalt im Geschenkpapier erhält...

Leider müssen wir uns aber über meinen Vorschlag keine weiteren Gedanken machen, weil...
1. ich meinen Hintern wahrscheinlich zu weit unten habe, um es ändern zu können...
2. die Lobbyisten dieser Welt solange ihr Revier abbieseln werden, bis tatsächlich die Sosse teurer kommt als der Braten...
3. der Deutsche ansich sich lieber in Bürokratie und Theorie verliert als zu handeln

Eigentlich schade...
 
Labim: Fakt ist, dass z.B. ein guter Redakteur auch gutes Geld verdienen soll.
Soll. Aber glaubst Du wirklich, dass die Privaten ein solches Zubrot für die Gehaltsaufbesserung der Redakteure verwenden würde? Oder gar neue einstellen? Ich glaube, sie würden es eher in verbesserte Automationssoftware und mehr Off-Air-Promotion stecken. (Oder in die Taschen der Chefs.....)
 
@ berlinreporter

es wäre der falsche Weg, das an die privaten Sender zu zahlende Geld mit der Giesskanne an die Mitarbeiter auszuschütten... warum auch?

Die Situation ist doch zur Zeit eher so:

Es gibt in Deutschland 245 Radiosender, davon 187 Private. Von diesen 187 privaten Radiosendern schrieben 2000 grad mal um die 50 % schwarze Zahlen. Durch den Einbruch des nationalen Werbemarktes dürfte sich diese Zahl zwischenzeitlich auf ca. ein Drittel reduziert haben - optimistisch betrachtet... (Quelle Tendenz 2 / 2003 / BLM)

Somit würde dieses Geld nicht wirklich für den Chef zum Verprassen bestimmt sein (eine alte Klassenkampfparole aus den 70ern, von der ich dachte, dass sie entgültig ausgestorben ist... so kann man sich irren), sondern eher zur Vermeidung der Insolvenzen im Privatradiobereich.

Oder wie lange glaubst Du schaut ein Gesellschafter zu, wie sein Geld verbrannt wird?

Es geht mir auch nicht darum, über Ausgleichszahlungen ein Rundumsorglospaket zur Finanzierung des privaten Rundfunks zu bauen. Im Gegenteil... Ich bin ein Verfechter des fairen Wettbewerbs, bei dem der bessere gewinnen mag. Nur, dann bitteschön unter gleichen Voraussetzungen. Nachdem diese Voraussetzungen aber nicht bestehen (können) bleibt ja nur als Lösung ein Ausgleich, wenns fair zugehen soll...
 
Na da sind wir uns ja weitgehend einig. Die Klassenkampfparole war ja auch nur eine der Optionen, die ich abgefragt hatte. Mich würde nämlich interessieren, wie Du einen solchen Rückfluss an die Privaten regeln würdest. Ich glaube tatsächlich nicht daran, dass solches Geld den Reds direkt zugute käme - höchstens über den Weg der Arbeitsplatzsicherung. Aber wann soll denn ein Sender Deiner Meinung nach Geld aus einem solchen Topf bekommen? Generell? Wenn er Rote Zahlen schreibt? Oder unmittelbar vor der Insolvenz? Und wie würdest Du Missbrauch auschließen?

Konkrete Fragen - völlig ohne Klassenkampf. Ich bin eiserner Verfechter der Freien Marktwirtschaft - und deshalb finde ich Deinen Vorschlag eigentlich ganz interessant und frage nun nach der Durchführbarkeit.
 
berlinreporter...

ein fertiges Konzept wäre sicherlich ziemlich viel Geld wert...
darf ich Dir die Rechnung schicken?

Ansonsten werd ich den Teufel tun und for free eine fertige Ausarbeitung hier niederschreiben... ;)
 
Mal abgesehen davon, dass eben unklar ist, unter welchen Bedingungen ein Privatsender dann Geld aus dem Topf bekäme, fragt sich natürlich auch, aus welchem Grund Sender dann mehr Werbung an Land ziehen sollten, als sie für sich selbst direkt brauchen. Also blieben entsprechende Einnahmen weitgehend aus und die Privatsender stünden nicht besser da als vorher. Wenn die Gefahr besteht, Geld für die "Konkurrenz" zu erwirtschaften, verzichte ich doch lieber auf die Werbeeinnahmen.

Vermutlich argumentieren findige Juristen ohnehin ganz anders:

Die Höhe der Werbeeinnahmen + Einnahmen aus der GEZ ergeben das Gesamtbudget eines Senders/einer ÖR-Anstalt, der am Gesamtbedarf der Anstalt/des Senders ausgerichtet wird. Damit steht die Höhe der Werbepreise in einem Finanzierungszusammenhang mit der Einnahmesituation aus der GEZ.
Sollten überschüssige Werbeeinnahmen anschließend an Privatsender abgeführt werden - ganz gleich nach welchem Modell -, muss bedacht werden, dass diese indirekt GEZ-unterstützt sind. Dadurch ergäbe sich eine indirekte Finanzierung der Privatsender durch GEZ-Gebühren, die rechtlich nicht zulässig ist.

Will mich dieser Argumentation ja nicht unbedingt anschließen, aber ähnlich dürfte sie früher oder später kommen.
 
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