Weshalb werden die Satzenden oftmals fast verschluckt bzw. regelrecht geflüstert?

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Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Buchstaben Matthias Holtmann schon verschluckt hat. Daraus kannst Du wahrscheinlich eine 80-bändige Enzyklopädie basteln. :wow:
 
OnkelOtto schrieb:
Vielleicht liegt das auch daran, dass die Leut' am Mikrofon Angst vor dem Plosivlaut-Ploppen haben - trotz Ploppschutz...
Ist halt blöd, wenn man nicht weiß, wie man das am Mikrofon realisiert oder eben knapp daneben...

Aber @Mannis Fan hat ja recht: Wenn die Inhalte fürn Arsch geworden sind, geht das Sprechen irgendwann auch hops.
So lange Programme nach dem Prinzip gestrickt werden "Verschluck, was du willst, aber spiel schnell wieder Musik", ist es auch wurscht, was PDs sagen und Sprechtrainer beibringen oder ob sie überhaupt noch ins Haus kommen.
Neben dem Sprechen ist ja auch die Sprache hops gegangen. Durfte letztens wieder einen Einspieler entgegennehmen, in dem ein Reporter was von "kalten Temperarturen" faselte. - Ja, Alter, dann fackel deine blöden Temperaturen doch ab, vielleicht wird's dann was!
 
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Gegen Ende meines Berufslebens macht mich das alles verdammt traurig. Ehrlich! Aber da es ja die guten Dinge noch gibt - und man kann sie ja konservieren - schnell noch die DLF-Nachrichten mit Wittelsbürger oder Laake mitgeschnitten, und wenn die Radiotage dunkler werden und trauriger, einfach abspielen. Dann geht's wieder ein bisschen...
 
@OnkelOtto:
Gegen Ende meines Berufslebens...
Schickt der Hessische Rundfunk jetzt schon Leute, die gerade dem jugendlichen Alter entsprungen sind, in den Ruhestand? - Kein Wunder, dass das Anstaltsgeld hinten und vorne nicht reicht; die Zeiten, als fast 80-jährige moderieren durften (und das auch noch gut) sind wohl auch "im" Dornenbusch bzw. zu Füßen des Herkules vorbei?
 
Tja, OnkelOtto, und für diese Fähigkeiten dürfen sich DLF-Sprecher dann des Ruhmes gewiss sein, "künstlich", "clean", "distanziert" und "unpersönlich" zu klingen. Das hat man davon... Es lebe der Dilettantismus.

Schön auch immer wieder zu hören, dass "zu perfekt" auch nicht gut ist, weil's dann nicht mehr natürlich ist. Da manifestieren sich ganz erstaunliche Vorstellungen von Perfektion.
 
@der beobachter:
Ich bin zwar nicht OnkelOtto, aber müssen/sollen zwangsläufig (seriöse) Nachrichten/Beiträge anders (unter Umständen auch "steriler", "cleaner" oder "distanzierter") klingen, als die "normale" Moderation, die mehr Freiheiten gestattet?

Ich findes es zum Beispiel peinlich, wenn ein M. R. von Bremen Eins sich an einem relativ seriösen Beitrag/Interview versucht - er kann's in meinen Ohren (leider) nicht.

... und wir müssen unterscheiden zwischen "perfekt" und "schlampig".
 
@Ammerländer: Alles ist relativ. Ein paar Jährchen darf ich noch, aber vorher hat sich's ganz schön mächtig gedehnt... ;)
@Beobachter: Da könnten wir wieder die alte Forendiskussion starten, die wir in vielen Threads schon (meist gemeinsam auf einer Seite fechtend) durchgestanden haben:
Präsentation im Hörfunk: Wie persönlich, wie distanziert darf/muss sie sein, welche Textsorten vertragen wieviel Personality, wo sind die Limits für Lautung (Standard versus dialektale Färbung, Sprachfehler usw.), welche Inhalte dürfen wie umgeschrieben werden, dass sie wellenkompatibel, formatgerecht, "radiophon" sind.

Kleine Ergänzung: Die Vokabel "zu perfekt" ist die Totschlag-Knute desjenigen, der die Mittelmäßigkeit für das Non plus ultra hält.
 
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Ein Moderator sollte anders klingen als ein Nachrichtensprecher. Er hat nichts Persönliches zu sagen, es geht nicht um ihn, er sitzt nicht beim Hörer auf dem Sofa/Beifahrersitz.
Aber mir scheint, die Nachrichtenleute, die den Moderator mimen, werden mehr. Ist beim Fernsehen ja auch so (heute). Sie klingen zunehmend selbst betroffen oder als ob sie mir sagen wollten, wie unheimlich wichtig ihre Themen doch sind.

Wer aber auf die vermutlich "altbackene Art" setzt, darf sich schnell o.g. anhören. Der ist dann gerne mal "zu perfekt". Als ließe sich "perfekt" steigern und als gäbe es eine Perfektion, die gar nicht perfekt ist, weil sie ja zu perfekt ist.
 
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Aber mir scheint, die Nachrichtenleute, die den Moderator mimen, werden mehr. Ist beim Fernsehen ja auch so (heute). Sie klingen zunehmend selbst betroffen oder als ob sie mir sagen wollten, wie unheimlich wichtig ihre Themen doch sind.

Das ist die Gundula-Gausisierung der Nachrichtensprache. Immer schön fett und betroffen die Adjektive betonen, immer schön eine weinerliche Nachdrücklichkeit über betroffen machende Meldungen gießen...
Und wenn dann noch die Gundula aus Mainz die Claudia von den Grünen ankündigt, kann ich vor Betroffenheit kaum noch mein "Heute"-Bier schlürfen...
 
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schnell noch die DLF-Nachrichten mit Wittelsbürger oder Laake mitgeschnitten, und wenn die Radiotage dunkler werden und trauriger, einfach abspielen. Dann geht's wieder ein bisschen...

... oder meinem DLF-Liebling Jürgen Albrecht.
Gerade erst vorhin bei RIAS 1 gehört: "Sie hörten Nachrichten, gesprochen von Siegfried Altzschner, Redaktion: Jens Thurau." Das tut auch gut. ;)

Tja, OnkelOtto, und für diese Fähigkeiten dürfen sich DLF-Sprecher dann des Ruhmes gewiss sein, "künstlich", "clean", "distanziert" und "unpersönlich" zu klingen. Das hat man davon... Es lebe der Dilettantismus.

Und "langweilig" ist das ja auch noch. Nachrichten müssen doch schließlich unterhalten, sonst will sie keiner hören. :wall:

Ein Moderator sollte anders klingen als ein Nachrichtensprecher. Er hat nichts Persönliches zu sagen, es geht nicht um ihn, er sitzt nicht beim Hörer auf dem Sofa/Beifahrersitz.
Aber mir scheint, die Nachrichtenleute, die den Moderator mimen, werden mehr. Ist beim Fernsehen ja auch so (heute). Sie klingen zunehmend selbst betroffen oder als ob sie mir sagen wollten, wie unheimlich wichtig ihre Themen doch sind.

Ich habe auch bis jetzt noch nicht verstanden, was dieses noch relativ neue "Ich begrüße Sie zur Tagesschau." soll. Völlig überflüssig, interessiert keinen, aber soll wohl "persönlich" wirken. (Wieder) Weg damit, Konzentration auf die Sache! Aber ich will mal nicht mehr über die Tagesschau meckern, denn wo gibt es schon sonst im Ausland (noch) eine solch "trockene" Nachrichtensendung?
 
OnkelOtto schrieb:
Und dadurch, dass es alle sagen, wird es auch wieder zur Formel. Individualisierung und mehr Verbindlichkeit - naja...
Wo Moderatoren auf Format getrimmt werden, um sie anschließend als "Personality" zu verkaufen, kann man sich eine Menge Erwartungen schenken.
Und welches Format hat denn noch etwas zu sagen, wodurch sich lohnen würde, das Sprechen zu lernen?
Wo die Belanglosigkeit zum Programm erhoben worden ist, ist das Sprechen eben nicht mehr von Belang.
 
Erfahrung scheint bei Klimsch eher eine untergeordnete Rolle zu spielen. Er bemängelt sprachstümpernde Menschen in Bausch und Bogen, quer durch die gesamte Republik, Radio, Film, Funk, Fernsehen... Niemand kann mehr richtig sprechen! Alle dumm, ignorant, lern- und beratungsresistent, egal wo, egal wer.
Naja. Er hat schlicht ein Hörproblem.

Du meinst, ich bräuchte ein Hörgerät?
Zunächst mal rede ich hier kaum über die Sprecher, die mir gefallen, an denen ich nichts auzusetzen habe. Davon gibts immer noch ne ganze Menge. Einen hatte ich genannt: Udo Wachtveitel. Mit dem kann ich ganze Serien (wie z.B. die amerikanische vom WK II) hören (und sehn), ohne dass mich irgendwas daran stört.

Aber vielleicht gehörst du ja zu denen, die gar nicht mehr mitbekommen, wie die Sprechergilde nach Muster der Werbespots (und auch der Eigenwerbung der Sender) die Hörer ständig beschallt, weil du das von Kindheit asn gewohnt bist?

Erkläre mir aber doch mal den Sinn, weshalb der genannte Müller-Stahl (und viele andere männliche Schauspieler, momentan fallen mir nur die Namen nicht ein) in Sendungen und Filmen ihre Stimme ständig vergewaltigen, wenn sie dagegen auf der Bühne sprechen (als Mensch, nicht in einer Rolle) oder in einem Interview, ganz plötzlich ganz normal sprechen können und es auch tun?

Gehts hier eigentlich nur um Radio?
Was ist mit dem Fernsehn?
Was ist mit dem Moderator und Kabarettisten Dieter Nuhr?
Als Kabarettist mag er nicht schlecht sein,
weshalb aber haucht er ständig so unerträglich?
Will er damit etwa besser ankommen?
Ich schalte bei seinen Kommentaren als Moderator nur noch den Ton aus.
Bei den meisten anderen Kabarettisten und Komikern hab ich nichts auszusetzen.

Übrigens hat Schmidt (Harald) kurz vor seinem Ende bei den öff.-Rechtlichen mal einen kleinen Hinweis gegeben, dass er die Mode (oder ist es nicht doch der Wille der "Macher"?) nicht mitmacht, die Satzenden abzuwürgen. Er betonte, dass Chaly Wagner (Herrenwitze) jeden Satz bis zu Ende betont oder deutlich ausspricht, auch an den Satzenden oder so.
 
Onkel Otto schrieb:
Gundula-Gausisierung der Nachrichtensprache

Ja, Volltreffer. Das trifft auch auf die Claus Klebers und Marietta Slomkas dieser Welt zu. Und für diese sprachlichen Verrenkungen gibt es auch ein klar auszumachendes Vorbild, einen Erfuinder sozusagen: Das war Ulrich Wickert, der mit diesem ganzen Emphatisieren angefangen hat und den Nachrichtensprecher aus der Rolle des sachlichen Informanten in die wohlfeile Rolle des Moralapostels gerückt hat.
 
@Klimsch: Ich vermute, Du meinst mit "jeden Satz bis zu Ende betonen" das Aufrechterhalten der Sprechspannung bis zum Satzende. Betonungen sollten nur spärlich eingesetzt werden - und dann auch immer nur den Sinnkern hervorheben.
 
@Klimsch: Ich vermute, Du meinst mit "jeden Satz bis zu Ende betonen" das Aufrechterhalten der Sprechspannung bis zum Satzende. Betonungen sollten nur spärlich eingesetzt werden - und dann auch immer nur den Sinnkern hervorheben.

Ich meine eigentlich die Verweichlichung der Sprache im Radio und Fernsehn insgesamt.
Dabei muss ich sagen, dass mir die vorher oft übliche harte (fast würde ich sagen, der Naziton, wenn es nicht auch falsch wäre) Aussprache besonders beim DLF oder die künstliche Tieferlegung wie bei der Werbung oft auch nicht recht waren.

Mit Verweichlichung meine ich eine Sprache, die mir fast wie ein Homo klingt (obwohl es keine sein müssen). Weich, fast süßlich, weiblich, kein "Schmackes" eben.
Es sind vorrangig die Buben, die mich stören. Männer sag ich nicht, denn in meinen Augen sind es Buben.

Männer reden m.E. anders. Es gibt noch welche, aber die scheinen auszusterben. Jetzt sind Typen gefragt wie z.B. der Marc Bator, der jetzt bei Sat1 spricht.
Und immer nur lächeln. Natürlich sollen sie nicht finster schauen, aber immer nur lächeln? Das geht mir einfach auf den Senkel.
Auf Phoenix sprach mal ein Mod "Der Tag", der hatte zum einen eine fürchterlich verkorkste Stimme und dann lachte er dazu noch mehrmals derart unmotiviert, dass es einen grauste.

Mir ist klar, dass ich das alles nicht ändern kann, will ich auch nicht, aber irgendwo muss man doch mal seinem Frust Luft machen. Vielleicht ist das alles ja nur meine Übersensibilität, eine gewisse Stimmenphobie, die daher kommt, dass ich in meinem Leben viel zu viel Radio gehört habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Klimsch
Wow! Dieses Posting stelle bitte mal irgendwo im Umfeld der Gender-Szene ins Netz. Oder bei den Emanzen! Den Shitstorm, der dann kommt, möchte ich nicht erleben.
 
Ja, Volltreffer. Das trifft auch auf die Claus Klebers und Marietta Slomkas dieser Welt zu. Und für diese sprachlichen Verrenkungen gibt es auch ein klar auszumachendes Vorbild, einen Erfuinder sozusagen: Das war Ulrich Wickert, der mit diesem ganzen Emphatisieren angefangen hat und den Nachrichtensprecher aus der Rolle des sachlichen Informanten in die wohlfeile Rolle des Moralapostels gerückt hat.
Das war doch schon bei Hans-Joachim Friedrichs zum Teil so.
 
Männliche Stimmen fehlen mir auch. Und auch männliche Typen. Dieser Gender-Quatsch ist doch selbst nur ein Scheissesturm, mehr nicht. Das wird auch wieder vergehen, wie alle nutzlosen Erscheinungen.
 
@Klimsch: Es ist natürlich jedem überlassen, eine Sprech-Diktion bzw. Anmutung zu charakterisieren, indem er abgegriffenste Klang-Klischees bemüht ("Naziton" vs. "Homo"). Ich würde davon abraten, in diese Floskeln zu verfallen. Du scheinst mir ein so sensibler Stimmbeobachter zu sein, dass Dir gewiss differenziertere Begriffe zur Verfügung stehen. Wir diskutieren hier auf einem ausreichend hohen Niveau, dass auch anspruchsvollere Charakterisierungen den Leser erreichen. Danke.
 
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