Weshalb werden die Satzenden oftmals fast verschluckt bzw. regelrecht geflüstert?

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Aus meiner Sicht muss man da schon etwas unterscheiden. Im Alltag sprudeln aus meinem Mund sicherlich auch genug grammatiklisch falsche Sätze und oft auch Sätze, die gar keine vollständigen Sätze sind. Das ist aber etwas ganz anderes als geschriebene Texte oder ein Nachrichtensprecher im Hörfunk.

Vielleicht sollte der Rechtschreibrat das ja mal ändern, denn die meisten Leute sagen "wegen dem" und nicht "wegen des".
Auch das Wort "gucken" haben sie ja schon angepasst, hier kann man "kucken" neben "gucken" sagen und schreiben, denn fast alle Leute sagen schließlich "kucken" und eben nicht "gucken".
 
Unsere Tageszeitungen, selbst jene, die sich für was halten, wimmeln von Grammatik-, Rechtschreib- und Satzfehlern. Das hat natürlich auch etwas mit der personellen Ausdünnung zu tun. Wo gibt es noch Korrekturlesen? In meiner Ausbildungszeit als Zeitungsjournalist saß in der Zentrale noch ein gutes Dutzend Lektoren, die jeden Text durchgegangen sind, bevor er für das Blatt freigegeben wurde.
Da es dieses Korrektiv nicht mehr gibt, werden Fahrlässigkeiten und Schlampereien zur Gewohnheit - und dann bald gar nicht mehr als solche erkannt. Nehmt nur mal das Beispiel "der Spieler hat noch Vertrag", wie wir es inzwischen in allen Sportredaktionen wie selbstverständlich kennen. Dass eine Backe wie Rummenigge so spricht, dafür habe ich ja Verständnis, aber das muss ich als Sportredakteur doch nicht übernehmen. Und von dieser Sorte gäbe es noch reichlich Beispiele. Ich würde mich auch gar nicht wundern, wenn jetzt gleich hier eine Diskussion ausbräche, etwa sinngemäß so: "Der Spieler hat noch Vertrag - was soll denn daran falsch sein?"
 
Vielleicht sollte der Rechtschreibrat das ja mal ändern, denn die meisten Leute sagen "wegen dem" und nicht "wegen des".
Wieso sollte der Rechtschreibrat (?) sich darum kümmern? Viele Leute gehen ja auch in die umgekehrte Richtung und vermuten ein "Eiscafé gegenüber des Rathauses" – orthographisch ist dagegen nichts einzuwenden, der Grammatik (und auch der Logik) jedoch ist hier keinesfalls Genüge getan... Auch sehr beliebt, insbesondere bei Wikipedia: "Entgegen anderslautender Berichte"... :confused:
 
Wenn i Dialekt schwätz, no schwätz i Dialekt. Und wenn ich Schriftdeutsch spreche, dann spreche ich Schriftdeutsch. Schlimm sind m.E. diese Mischformen, die sich da manchmal bilden. Früher hat man das am Ufer des Nesenbachs als Honoratiorenschwäbisch bezeichnet. Oder als bemühte Adaption des Bewohner ländlicher Räume, als Weltenbürger aufzutreten (Stuttgart gewesen, Trottoir gelaufen, hinabengedappt), was natürlich nur schiefgehen kann. Heute erlebt man das mit Gruseln vor allem bei Müttern, die ihren Kindern krampfhaft "hochdeutsch" beibringen wollen und mit ihnen dann eine alberne Zwischensprache kommuniziert "Gell, Kevin dud jetzt essen kommen. Woisch Kevin, die Mama wird glei ganz ganz wütend..."
Wie sollen diese armen Sprachopfer denn mal was vernünftiges lernen? Sie kennen nur noch Pseudo-Banal-Deutsch in einer Mischung aus eben erwähntem Kleinkindtrauma, SMS-Sprache und dem, was ihnen sonst in den Medien dargebracht wird. Letztendlich ist ihnen dann gar kein Vorwurf mehr zu machen.
 
Dann dürfte man auch keinerlei Dialekt mehr sprechen.
Dialekt in den Medien verbinde ich inzwischen nicht mehr mit "Heimat", sondern mit Scripted Reality und Comedysendungen. Die Pointe sitzt noch nicht richtig? Na dann, soll er halt hessisch babbeln. Oder sächsisch. Brüller!

Dialektöses im Radio nimmt nach meinem Empfinden sämtlichen Themen die Ernsthaftigkeit.
 
Nur, dass ich nicht missverstanden werde: Ich wollte damit sagen, dass man dann im Alltag keinen Dialekt sprechen dürfte. Mir ging es nicht um Dialekt im Hörfunk oder Fernsehen, das ist wieder ein eigenes Thema.
 
Dialektöses im Radio nimmt nach meinem Empfinden sämtlichen Themen die Ernsthaftigkeit.

Ja, das nehme ich auch so wahr. Das geht in den Redaktionen so weit, dass Korrespondenten mit stark dialektalem Einschlag nicht gesendet werden.
Ansonsten bin ich ein Ober-Fan aller Dialekte. Sie mögen leben, blühen, gedeihen und nicht plattgebügelt werden!!!
 
Ich fand etwas von Karl Kraus passend zum Thema:
In Berlin hat einer einen geschwollenen Hals. Das kommt vom vielen Silbenschlucken. Aber der Kopf geht bei solcher Tätigkeit leer aus.
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Quelle:
»Pro domo et mundo«, Leipzig: Verlag der Schriften von Karl Kraus (Kurt Wolff), 1912
 
@OnkelOtto: Das ist aber auch ein selbstverschuldetes Phänomen. Wer war es denn, der die Dialekte zumeist in die volkstümlich-leicht unterhaltsame, platt-humoristische Schiene abgedrängt hat? Wohl die Medien, zuvorderst das Fernsehen. Hör ich bairisch, seh ich den Gustl Bayrhammerin Weißblaue Gschichten (dass er viel mehr drauf hatte, wissen die wenigsten) oder viel schlimmer, diesen Peter Steiner, hör ich frankfudderisch, seh ich den Bembel, bei Kölsch graut mir vor dem Karneval und bei Schwäbisch seh ich die Mäulesmühle.
Dass viele viele Jahrhunderte lang (und in manchen Regionen heute noch) der Dialekt eine Alltagssprache ist, in der alles besprochen wird, ernstes und humorvolles, trauriges und heiteres, intimes und offizielles, dem wird die Wahrnehmung in den Medien überhaupt nicht gerecht. Lediglich der NDR sendet Nachrichten op platt, das aber auch nur, weil das plattdütsch (niederdeutsch) einen Sonderstatus erlangen konnte und der NDR quasi dazu genötigt wird.
 
Nachdem ich eine Deutschlehrerin den Komparativ mit "wie" bilden hörte, was diese mit ihrem Dialekt rechtfertigte, habe ich manche Hoffnung ins Reich der Illusionen versetzt.
 
Wer täglich mit Sprache arbeitet, sollte doch genau mit diesen Begriffen umgehen. Ein Dialekt ist etwas anderes als eine regionale Einfärbung und eine eigenständige Sprache ist auch etwas anderes. Ob das Niederdeutsche noch ein Dialekt ist oder schon eine eigene Sprache, ist durchaus nicht geklärt. Holländisch ist bspw. ja auch kein Dialekt der deutschen Sprache. Wenn man den Börsenberichten von Frank Lehmann früher deutlich angehört hat, dass er Hesse ist, dann war das nicht mal mehr Dialekt, es war ja immer noch korrektes Deutsch, nur mit der typischen Frankfurter Farbe. Was ist denn nun diesem Siebs-Fanclub hier zufolge auch in den seriösen Nachrichtenformaten noch erlaubt? Lehmann oder Boetzkes regionale Färbung geht noch oder geht gar nicht?

Ich würde damit etwas entspannter umgehen. Hochdeutsch hat auch nur deshalb aus dem Niederdeutschen entwickelt, weil es dort fast wie eine Fremdsprache gelernt werden musste.
 
Wie löst der Schwarzwälder das "als" - "wie"-Problem?
So:

"Ich habe fettere Kühe wie Du", sagt der Schwarzwälder Bauer zum Nachbarn.

" Das heußt nicht wie Du, das heißt als Du'", berichtigt der Nachbar.

"Na gut, wenn Du meinst: Ich habe fettere Kühe als wie Du!"
 
Das Blöde an dieser Lösung, Mannis Fan, ist, dass sie längst Wirklichkeit ist, aber nichts mit Schwaben zu tun hat.
So etwas habe ich aber eben nur unter Schwaben erlebt, dass sie ihre grammatischen Unzulänglichkeiten mit ihrer Sprachfärbung erklären.
Das zeigt leider nur, dass solchermaßen Redende vom Rest der Welt keine Ahnung haben.
Dann wüssten sie nämlich, dass der geneigte Brandenburger, Westfale, Pfälzer oder Rheinländer diese Fehler auch macht.
Aber manche Borniertheit ist halt grenzenlos...
 
Wieso sollte der Rechtschreibrat (?) sich darum kümmern? ...

Wer sonst? Freilich gibt der nur Empfehlungen, er gibt aber auch Regeln und Wörterlisten (quasi den aktuellen Duden) heraus, aber bestimmte Organisationen (Bildung, Behörden etc.) sind gezwungen, sich daran zu halten, sie anzuwenden und weiterzugeben.
Es gibt ja auch Stimmen, die da sagen, jeder solle doch schreiben wie er mag, die Hauptsache sei, er werde verstanden.
Ich wäre damit keineswegs einverstanden, denn wenn wird durcheinandergeschrieben wird, bleibt die Aussage oft auf der Strecke oder es gibt Missverständnisse.

Übrigens beobachte ich, dass sich die Tatsache meiner Aussage im ersten Beitrag immer weiter ausbreitet. Ich vermute, dahinter steckt die Absicht, möglichst weich, nett und harmlos rüberzukommen.
Manchen mag das ja gefallen, aber mich stößt es zunehmend ab.
Und zwar aus mindestens zwei Gründen:
1. Die letzten Worte verstehe ich manchmal kaum noch,
2. Ich mag diese Weichheit einfach nicht. Ich mag klare Ansagen und deutliche Worte, und zwar bis zur letzten Silbe. Das Gesäusel regt mich einfach auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wer kann mir sagen, weshalb manche Worte jetzt sonderbar ausgesprochen werden, so als hätten sie einen Doppel-Konsonanten in der Mitte?
Beispiele: Lübbeck, oppus
Andererseits spricht man jetzt oft Sootschi gedehnt, ich kenne es aber seit Jahrzehnten als Sotschi kurzgesprochen.
 
@ Klimsch: Du wirst lachen: "Oppus" ist gar nicht mal soooo "unerlaubt". In der Musikerfachsprache und bei (alten) Lateinlehrern heißt es tatsächlich so. Reine Lehre des Duden allerdings: Ausschließlich "Ooooooopus". :)
Bei "Sotschi" haste recht. Gedehnt ist völlig absurd.
 
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