Widerstand gegen die Zwangsabgabe: Wie zeigt man den ör Gebühren-Haien erfolgreich den Stinkefinger?

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Mal ein Szenario: in Deutschland werden die Rundfunkgebühren und auch der ÖR abgeschafft. Was würde das für unsere Medienlandschaft und deren Qualität bedeuten? Ich behaupte: nichts Gutes.

Also meine Glotze würde in diesem Falle vermutlich umgehend aus dem Fenster fliegen. Ich sehe nicht, dass die Privaten (selbst nach einer potentiellen Abschaffung der ÖR-Sender) ein Programm oberhalb des BILD- und Dschungelcamp-Niveaus dauerhaft stemmen könnten oder wollten. Ergo wird das TV dann ein reines Brot-und-Spiele-Medium (resp. Werbeträger) sein. Kanäle wie 3sat, Arte oder Phoenix dürften somit der Vergangenheit angehören.
 
Und in welchem anderen Land kostet der öffentlich-rechtliche Rundfunk mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr?

Es ist doch wie immer in Deutschland: Es wird etwas Neues eingeführt, was in diesem Fall ja nicht ganz so neu ist, sondern es wurde nur etwas verändert. Der Deutsche regt sich im Allgemeinen erst mal auf, in spätestens sechs Monaten ist alles vergessen.

Nehmen wir mal die Spritpreise: Benzin kostet mittlerweile fast das Dreifache wie noch zu D-Mark-Zeiten, Auto gefahren wird aber trotzdem noch.

Rauchen: Wird auch schon seit Jahren immer teurer, aber man hat sich halt dran gewöhnt, ich qualme ja selbst immer noch, obwohl ein Päckchen Tabak umgerechnet mittlerweile über 10 Mark kostet, aber es hat bisher komischerweise geldmäßig immer noch gereicht.

Strompreise: Werden auch seit Jahren teurer, aber ehrlich: Wird wirklich gespart? Nein.

usw. usf., ich könnte theoretisch noch so viele andere Beispiele aufzählen.
 
Also meine Glotze würde in diesem Falle vermutlich umgehend aus dem Fenster fliegen. I


Sehe ich auch so. Ich mutmaße, auch die Kritiker nutzen gerne mindestens einmal am Tag den ÖR, sei es durch Fernsehen oder Radio. Müsste ich meine tägliche Informationen und Unterhaltung rein aus dem Privatsender-Pool nehmen, wäre das für mich ein erheblicher Qualitätsverlust.
 
Und in welchem anderen Land kostet der öffentlich-rechtliche Rundfunk mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr?

Es geht aber nicht darum, jedes Argument immer und immer wieder irgendwie so zu verdrehen, dass es sich trotzdem gegen die ÖR verwenden lässt. Es geht um schlechten Journalismus (ist schlechter Journalismus ist schlechter Journalismus ist schlechter Journalismus, der den Namen Journalismus nicht verdient)

Wenn diverse Zeitungen fast tagtäglich bewußt die Lüge verbreiten, niemand müsse pro Person so viel Gebühren bezahlen wie wir armen Deutschen, dann geht es schlicht um die Frage, ob das stimmt oder nicht. Und es stimmt einfach nicht. Es ist eine Lüge, die gezielt eingesetzt und verbreitet wird.

In diesem Zusammenhang tut es überhaupt gar nichts zur Sache, ob jetzt das gesamte Gebührenaufkommen höher ist, weil hier mehr Menschen leben.
 
Keek schrieb:
Niggemeier bezeichnet nicht den ÖR so, sondern erläutert nur, was seiner Auffassung nach Lutz Marmor mit dem Begriff "Solidarbeitrag" asudrücken will
Bin ich mit meiner Wahrnehmung alleine, dass er sich diese Interpretation von Lutz Marmor aber sehr zu eigen macht?

Keek schrieb:
schlechter Journalismus ist schlechter Journalismus ist schlechter Journalismus, der den Namen Journalismus nicht verdient
Das stimmt allerdings! Das gilt für jeden Anbieter. Auch ÖR ist - bei dem, was an Journalismus dort noch übrig ist - nicht davor gefeit.
 
7 000 000 000 EUR Gebühren geteilt durch 82 000 000 Einwohner ergibt bei mir über 85,-- €/Einwohner - allerdings im Jahr.

Und dann teilst du durch 12 und möchtest die monatliche Gebühr. Und was dann? Fällt dir dann auf, dass wir alle um 12 Euro beschissen werden? Vielleicht wäre die richtige Rechenweise auch eine andere. Ich komme nur nicht drauf, war immer ganz schlecht in Mathe.
 
Und in welchem anderen Land kostet der öffentlich-rechtliche Rundfunk mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr?
Zunächst einmal gibt es nicht so viele Länder, die 80 Mio Einwohner oder mehr haben. Wie Heavy und andere schon erwähnt haben, liegen die Kosten pro Nase im guten europäischen Mittelfeld.

Zweitens: Als die Rundfunkgebühr 1953 eingeführt wurde, betrug sie 7 Mark (3,58€) im Monat - für i.d.R. zwei Hörfunkprogramme und zwei Stunden Fernsehen an ein paar Tagen pro Woche. Seitdem hat sich der Preis etwa verfünffacht, was ziemlich genau auch der allgemeinen Inflation entspricht, nämlich durchschnittlich um 2,7% p.a. bis heute. Zum Vergleich: Die BILD-Zeitung ist im gleichen Zeitraum fast vierzehnmal so teuer geworden, also durchschnittlich um 4,5% p.a., von 10 Pfg (5 Cent) auf 70 Cent.

Drittens hat sich das Angebot seitdem massiv ausgeweitet: Sicherlich kann jeder sofort die 90% des Gesamtetats, die man aus seiner Sicht sofort streichen könnte, benennen; nur sind das für jeden andere 90%. Ich ärgere mich auch über Verwaltungswasserköpfe, peinlich-kitschige Schmonzetten, "Endlich Superhits" auf 20 Frequenzen, Kopien von privaten Fernsehformaten und Gebührenmillionen für die Champions League, aber die, die sowas hören und kucken, finanzieren mir mein SWR2 und den Deutschlandfunk mit.
 
Ich auch nicht. Aber dem Hörensagen nach soll sie seit dieser Saison auf jedem Programm laufen, dass im letzten Jahr u.a. das Nachtstudio, den Blickpunkt und den Länderspiegel eingestellt und seine Nachrichten im Tagesprogramm gekürzt und im Nachtprogramm vollends gestrichen hat.
 
Wenn diverse Zeitungen fast tagtäglich bewußt die Lüge verbreiten, niemand müsse pro Person so viel Gebühren bezahlen wie wir armen Deutschen, dann geht es schlicht um die Frage, ob das stimmt oder nicht. Und es stimmt einfach nicht.

Fakt ist aber, dass der Geringverdiener wohl ein wenig Pech hat, denn anders als in anderen Ländern zahlen Klofrau und Multibilliardär exact denselben Betrag. So viel zum Thema Solidarität. Und der Vergleich mit fixen Kosten durch Rauchen, Saufen, Autofahren und ähnlich ungesunde Vergnügungen hinkt gewaltig, alldieweil es sich bei der Rundfunkgebühr seit 2013 um eine unumgängliche Pflichtabgabe handelt. Das Rauchen kann ich aufgeben, das Kfz kann ich abschaffen, das Handy sowieso. Ich kann die Heizung ausdrehen, wenns finanziell knapp wird (brrrr) und mich bemühen, keinen Strom mehr zu verbrauchen - einzig und allein die Rundfunkgebühr bleibt völlig unbeeinflussbar von Nutzung, Finanzpolster und Zahlungswillen.
Ich kann aus der Kirche austreten und in eine Waldhütte ziehen - die GEZ hingegen wird erst mit Umzug ins Grab hinfällig. So gesehen schon eine ziemlich einzigartige Sache!
Schlägt man dann noch den Bogen zum Programm bzw. zu dessen Prioritäten und zu der Verteilung des Geldes (Beispiel: 10,5 Millionen für Jauch, hingegen 6,9 Millionen Euro für das komplette Jahresbudget von DRadio Wissen), so können einem doch Zweifel an der Verhältnismäßigkeit kommen.
Über den Stil der Boulevardmedien brauchen wir nicht zu diskutieren, aber die derzeitige Diskussion hat nichts mit Larmoyanz zu tun, sondern mit einem verbreiteten Gefühl für eben diese fehlende Verhältnismäßigkeit. Es ist jetzt kein schlechter Zeitpunkt für eine grundsätzliche Diskussion über das, was "notwendig" ist, was "wünschenswert" ist und was nicht mal das ist. Seriöser, nicht werbefinanzierter Journalismus ist in meinen Augen notwendig - Jauch würde ich aber nicht zwingend hinzuzählen. Ist die Anzahl der ÖR-Sender notwendig? Ich würde diese Frage verneinen. Wenn ein Konsens über das Notwendige und deren Kosten hergestellt ist, kann man sich Gedanken über die Frage machen, wie die Gesellschaft dieses solidarisch finanziert. In meinen Augen wäre ein Steuersystem sinnvoll, wie es in den meisten anderen Ländern praktiziert wird.
Durch den entscheidenden Schritt, dem Bürger nun auch noch die Freiheit zu nehmen, sich durch Abschaffung des Fernsehers aus dem GEZ-System auszuklinken, ist jetzt die Zeit reif geworden für eine ganz grundsätzliche Neuordnung.
 
Das ist in der Tat ein sozial äußerst ungerechtes Element. So bald der Gerinverdiener, der mit einem 50Stunden Job gerade einmal knapp über den örtlichen Grundsicherungssatz kommt, blecht er die volle Abgabe. Hier sollte wenigstens eine Staffelung für niedrige Einkommen eingeführt werden. Dieses Thema ist ja erst mit Schröders und Fischers perfiden, menschenwürdereduzierenden Hartz-Reformen so richtig akut geworden.
 
Ich wäre dafür, die Rundfunkgebühr abzuschaffen und diese ebenso wie fast alle anderen Abgaben bei der Lohnabrechnung als "allgemeine Mediensteuer" von jedem zu verlangen. Dann fielen die ganzen Ausnahmen weg, jeder müsste einen Beitrag leisten und die ganzen Schnüffeleien der GEZ würden auch aufhören, weil eine Anmeldung im Zuge der Umwandlung zu einer Steuer dann nicht mehr notwendig ist.
 
Ich wäre dafür, die Rundfunkgebühr abzuschaffen und diese ebenso wie fast alle anderen Abgaben bei der Lohnabrechnung als "allgemeine Mediensteuer" von jedem zu verlangen. Dann fielen die ganzen Ausnahmen weg, jeder müsste einen Beitrag leisten und die ganzen Schnüffeleien der GEZ würden auch aufhören, weil eine Anmeldung im Zuge der Umwandlung zu einer Steuer dann nicht mehr notwendig ist.

Dies bedeutete dann ja wieder einen irrsinnigen, institutionellen Aufwand. Ein neuer Staatsvertrag müßte ausgearbeitet werden, das Grundgesetz müßte mit 2/3 Mehrheit durch Bundestag und Bundesrat geändert werden und alle Länder müßten obendrein gesondert zustimmen. Am Ende müßte dann auch noch der Bundespräsident mitspielen, dem ich hier zutraue, für eine Überraschung gut zu sein. Das wagt doch keine Partei, die im gegenwärtigigen Sytem ihre medienrechtlichen Schäfchen im Trockenen haben. Außerdem müssen ja auch noch abgehalfterte Parteischranzen im Wasserkopf untergebracht werden. Bei einem steuerbasiertem Modell würde diese Art der Entsorgung deutlich schwieriger werden.
 
Wischmeyer hat doch unlängst in einem Gastbeitrag auf "Radioszene" die ganze Geschichte excellent auf den Punkt gebracht und deutlich gemacht, warum sich hieran niemals etwas ändern wird.
 
Ihr solltet in die Politik gehen; am besten direkt ins Finanzministerium. Die suchen da immer Leute mit kreativen Ideen, um den Bürger mit immer neuen Steuern und Abgaben zu schröpfen. Nur Mut!
 
Was hat das denn damit zu tun? Mit einer allgemeinen Medienabgabe könnte die GEZ gänzlich entfernt werden. Im Gegenzug müsste allerdings garantiert werden, daß Rundfunk und Fernsehen nach wie vor in ihrer Berichterstattung staatsneutral bleiben.
 
Steuer und staatsfern paßt irgendwie nicht zusammen, oder? Aber immerhin: Wäre es eine Steuer, die auch diesen Namen trägt, wüßte dann endlich auch der unbedarfte Medienkonsument, woher der Wind pfeift bei ARD & ZDF (die man dann aber wirklich zusammenlegen könnte).
 
Ihr solltet in die Politik gehen; am besten direkt ins Finanzministerium. Die suchen da immer Leute mit kreativen Ideen, um den Bürger mit immer neuen Steuern und Abgaben zu schröpfen. Nur Mut!

Ich bin in der (Feierabend-)Politik. Und als verdienter Provinzgenosse möchte ich in 20 Jahren, wenn ich es leid bin, angehende Pharmazeuten, Mediziner und Chemiker davon abzuhalten, die halbe Uni in die Luft zu sprengen, in irgend einem Rundfunkrat oder in irgend einer Medienanstalt ein ruhige Kugel schieben. Noch ist mein Ruhestand in Spanien inklusive Villa mit Meerblick nicht in trockenen Tüchern. :) :)
Seit über fünfzehn Jahren ärgert mich der WDR mit seinem formatierten und spartisierten Scheißradio. Dafür ist irgendwann mal eine Entschädigung fällig.
 
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