Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

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oli_oe

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Hallo Leute,
habe mal eine sicher nicht einfach zu beantwortende Frage:

Keine Ahnung ob es viele Sender mit "Gleichwellenbetrieb" gibt, aber wie funktioniert das:
Zwei gleiche Frequenzen von unterschiedlichen Funktürmen treffen aufeinander - müssten sich ja eigentlich in einem bestimmten "Überlappungs-Gebiet" gegenseitig aufheben und da eine gewisse Störung vorkommen.

Beispiel: Planet Radio sendet jetzt neuerding in ganz Nordhessen auf der 100,3.
Also haben die bei mehreren Sendern in dem Gebiet die 100,3 erhalten. Aber in den Gebieten wo sich die Frequenzen überlappen müsste es ja eigentlich nur rauschen geben! Oder?

Nun hab ich aber was von einer "italienischen Weiche" gehört. Anscheinend höchst-komplizierte Technik die den Gleichwellenbetrieb ermöglichen soll.

Weiß jemand etwas dazu?

Bin gespannt!
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

oli_oe schrieb:
Keine Ahnung ob es viele Sender mit "Gleichwellenbetrieb" gibt, aber wie funktioniert das:
Zwei gleiche Frequenzen von unterschiedlichen Funktürmen treffen aufeinander - müssten sich ja eigentlich in einem bestimmten "Überlappungs-Gebiet" gegenseitig aufheben und da eine gewisse Störung vorkommen.
So ist es in der Tat.

oli_oe schrieb:
Beispiel: Planet Radio sendet jetzt neuerding in ganz Nordhessen auf der 100,3.
Also haben die bei mehreren Sendern in dem Gebiet die 100,3 erhalten.
Nein, das haben sie nicht. Es handelt sich hierbei um einen Großsender, der zuvor FFH ausgestrahlt hatte. Sendetechnisch wurde da überhaupt nichts verändert oder neu in Betrieb genommen.

oli_oe schrieb:
Nun hab ich aber was von einer "italienischen Weiche" gehört. Anscheinend höchst-komplizierte Technik die den Gleichwellenbetrieb ermöglichen soll.
Das bezieht sich wohl auf ein spezielles Autobahnprogramm, das es da gibt („Isoradio“). Diese Technik eignet sich so aber nur für linienartige Versorgungen, nicht für größere Landstriche.
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

und wie ist es nun beim gleichwellenbetrieb?
ich kenne einen sender der diesen nun nutzt, versprochen wurde ein reibungloser übergang per "italienischer weiche", nun ist aber doch in den überlappungsgebieten funkstille bzw. rauschen.

weiß jemand mehr dazu ob man zwecks dieser technik einen reibungslosen gleichwellenbetireb ermöglichen kann?

kennt ihr sender bei denen es funktioniert oder hat man als sender da eher die A-Karte gezogen, wenn man zwei gleiche frequenzen "nebeneinander" bekommt?
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

Meines Wissens ist Gleichwellenbetrieb nur digital möglich. Von analogem Gleichwellenbetrieb und einer italienischen Weiche höre ich zum ersten Mal, was nichts heißen muß.
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

oli_oe schrieb:
und wie ist es nun beim gleichwellenbetrieb?
ich kenne einen sender der diesen nun nutzt, versprochen wurde ein reibungloser übergang per "italienischer weiche", nun ist aber doch in den überlappungsgebieten funkstille bzw. rauschen.
Selbstverständlich. Es geht eben nicht.

Zum besagten Autobahnfunk in Italien und auch in Frankreich steht ein wenig hier und hier. Sicher ausreichend, um zu erkennen, daß es da keine Wundertechnik gibt, die großflächig einen reibungslosen Übergang zwischen zwei UKW-Sendern ermöglichen würde, wie man anscheinend gerade bei Skyradio oder Main FM behauptet hat.
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

Konkret wird in Wiesbaden und Frankfurt mit Gleichwellen gearbeitet (100,2/101,4/95,1). So 100%ig funktioniert das aber eben auch nicht. Man verschiebt nur den Bereich, wo sich beide gegenseitig stören, aus den Ballungsräumen raus aufs Land, wo man weniger Hörer verliert.

Das macht man, indem man gezielt mit Richstrahlung arbeitet (das Überschneidungsgebiet also möglichst klein hält) und noch bisschen mit zeitlichen Verzögerungen etc. arbeitet. Interferenzen entstehen ja dadurch, dass das Störsignal zeitlich etwas später eintrifft als das Nutzsignal (weil der 2.Standort weiter weg ist, oder weil das Nutzsignal irgendwo reflektiert wird und über diese Strecke länger braucht). Dem kann man entgegenwirken, indem man das Nutzsignal zeitlich verzögert und damit dem Störsignal zeitlich angleicht. So würde ich es mal laienhaft formulieren...

Auf UKW funktioniert das aber eben nur beschränkt, weil man immer zwischen Stör- und Nutzsignal irgendeinen zeitlichen Unterschied haben wird. Was für den einen Platz gilt, gilt vielleicht für 1km weiter weg schon nicht mehr.
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

K 6 schrieb:
Selbstverständlich. Es geht eben nicht.

Zum besagten Autobahnfunk in Italien und auch in Frankreich steht ein wenig hier und hier. Sicher ausreichend, um zu erkennen, daß es da keine Wundertechnik gibt, die großflächig einen reibungslosen Übergang zwischen zwei UKW-Sendern ermöglichen würde, wie man anscheinend gerade bei Skyradio oder Main FM behauptet hat.

Naja. In Bratislava sendet Radio Expres mit Gleichwelle (107,6) von 2 Standorten. Natürlich gibt es eine Verwirrzone, aber die legt man tunlichst dorthin, wo man bereits mit einem dritten Sender abdeckt.

Die beiden Sender in Bratislava werden übrigens mit der Zeitbasis des slovakischen Fensehens synchronisiert - Radio Expres ist mittlerweile Marktführer in SK, nachdem es zuvor in Bratislava nicht gut empfangbar war.

In Österreich hat die rtr im Falle des Lizenzverfahrens Baden (NÖ) Gleichwelle als machbar bezeichnet, und auch schon einmal in Oberösterreich lizensiert.

Also nicht machbar ist wohl eine Übertreibung; allerdings entstehen durch eine Gleichwelle durch die Verwirrzonen oft Probleme.

Generell verringert die Gleichwelle das zum Empfang notwendige SNR zwischen zwei Sendern (Störabstand), die das gleiche Programm ausstrahlen, kräftig - aber natürlich nicht auf 0 dB, was reibungslosen Übergang bedeuten würde. Voraussetzung ist Zeitsynchronität und bei FM (klarerweise) exakt gleicher Hub.
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

„Es geht nicht“ bezog sich darauf, überhaupt keine Verwirrungszonen mehr zu haben, wie ja anscheinend als machbar dargestellt wurde. Aber vielleicht erklärt sich die Aussage tatsächlich damit, daß die Pampa ganz einfach außen vor gelassen wird.
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

In der Schweiz gibts seit einigen Jahren Radio Sunshine mit Gleichfrequenznetz SFN (single frequency network)

Karte_UKW_02.jpg


Die Holländer sind die Pioniere in diesem System und haben es schon grossflächig eingeführt. Frankreich und Italien haben es auch schon teilweise (wie geschrieben, entlang von Autobahnen). Irland, Dänemark und einige Bundesländer in Deutschland haben offenbar grosses Interesse gezeigt. Der nicht ganz einfache "Trick" bei der Sache ist die perfekte Synchronisation der einzelnen Sender. Überschneidungen die zum Auslöschen der Wellen führen würden, werden so wirklich weitestgehend verhindert.
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

Also bei R. Sunshine war das mal ganz lustig. Die hatten lange Zeit einen Sender auf 88.0 mit stereo laufen, den anderen mono...da ging im Autoradio die ganze Zeit die Lampe an und aus...dafür hatte man nicht das typische Brausen, das auftritt, wenn man eine Gleichwelle mit zwei Stereosendern hat.

Was ich sehr kritisch beäuge, sind diese Near-Single-Frequency-Geschichten, wie sie in NL eingesetzt werden (im Prinzip ist ja DLF 102.7 Nordhelle und 102.8 Wesel auch so was).
Da gibt es grosse Überschneidungsgebiete. Natürlich hat man die so einkalkuliert, daß sie auf ein dünner besiedeltes Gebiet fallen, wo dann idealerweise noch eine dritte Frequenz aushilft.
Allerdings gibt es im UKW-Bereich immer wieder Überreichweiten und dann verschieben sich diese Zonen.
Ganz schlimm das ganze dann zB bei Radio Veronica auf 103.0/103.1 und 103.2 Dann hast Du nur noch Zischeln und Brausen.
Sehr gut funktionieren dürften Gleichwellennetze im Gebirge, wo man die Sender ja physisch trennen kann. Zwei davon gibt es in BaWü:
104.5 weinstadt und Winnenden und 103.0 Calw und Wildberg. Entlang der Tauernautobahn kann man Ö3 über knapp 50km hinweg auf 87.9 hören. So weitz ich weiß zwei richtige UKW-Sender und die Tunnel-Relays. Funktioniert auch.
Die französische Autobahn-Gleichwelle 107.7 scheint auhc gut zu funktionieren, wobei mich mal interessieren würde, wie es in den Kreuzungspunkten aussieht, wo sich die unterschiedlichen Programme (es gibt da ja mehrere) begegnen.

Was ich sehr gut finde, sind solche Frequenzcluster, wie es sie in Großbritannien gibt. Dort sendet z.B. BBc Radio 2 generell zw. 88 und 90 Mhz. Man hat in einem gewissen Abstand Gleichwellen (meist sogar Sender grosser Leistung, 250kW mixed pol.), in den eventuellen Überlappungsgebieten dann wieder längst andere Frequenzen. Ich hatte es dort nie erlebt, daß ich ein programm nur verzischelt hatte und auch Nachbarkanalstörungen durch andere Programme, wie sie hier ja an der Tagesordnung sind, hat man da nur selten. Insgesamt wirkt das Band in UK trotz grösserer Programmvielfalt viel aufgeräumter.
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

@ Radiocat

Möglichicherweise liegt das auch an der recht radiofreundlichen Topographie Englands. Die sind da sehr gesegnet.



Thema Gleichwelle:
Ist ja schön und gut. Vor 20 Jahren hätte der große Aufwand ja noch Sinn gemacht, aber haben nicht mittlerweile 95% aller Autoradios RDS? :confused:
 
AW: Wie funktioniert Gleichwellenbetrieb?

@MungoHH:
Ich denke mal, es geht heute nicht so sehr darum, den Leuten die Frequenzumschaltung zu erleichtern. Das macht das RDS schon ganz gut. Das Problem ist eher, dass die UKW-Kapazitäten langsam erschöpft sind. Zusätzliche Programme sind bald nicht mehr möglich, und wenn, dann meist auf sehr interferenzbelasteten Frequenzen mit geringer Reichweite. Wenn man für die bestehenden Programme verstärkt Gleichwellen oder Fast-Gleichwellen nutzt, spart man bisschen Kapazität und schafft damit Lücken im Frequenzband, die man wieder für neue, zusätzliche Programme nutzen kann. Die Niederlande haben das ja vorgemacht mit ihrer Zerobase: dort gibt es nun eine ganze Latte mehr an Programmen zu empfangen.
 
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