Wie geht's mit dem Rundfunk mittelfristig weiter??

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James

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Hallo in die Szene.
Hab' mir jetzt seit längerem die Themen angeschaut und findes es an der Zeit, daß ich auch mal einen Thread eröffne.
Also: Wie seht ihr die Zukunft des Radios (in erster Linie privat, dazu aber auch die sogenannten "Pop"-Wellen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks)? Damit meine ich: Wird sich in den kommenden zwei bis drei Jahren (wieder) ein Trend hin zu mehr Wortanteil entwickeln (Wortanteil bedeutet: Beiträge und Information, NICHT Wetter, Blitzer, Werbung & Gewinnspiele)? Oder geht der Trend zum "Dudelfunk" noch weiter (kann er das überhaupt noch??)? Meint ihr, daß sich der Hörer das noch länger gefallen läßt, für dumm verkauft zu werden? Ich glaube nämlich nicht, daß der Hörer schon so abgestumpft ist, daß er nix mehr merkt. Also: Wird er sich über den Abschalt-Knopf gegen das Dudel-Radio zur Wehr setzen? So, jetzt eure Antworten bitte!
P.S.: Ach ja, ich will keine Grundsatzdiskussion darüber, daß "der Hörer" herhalten muß, jeder von euch weiß, was mit der einen oder anderen Verallgemeinerung in meinem Text gemeint ist. Das muß man wohl inzwischen leider immer dazu schreiben, sonst wird jede Formulierung, nicht jedoch das eigentliche Thema diskutiert.
 
Ein Freund von mir ist 28 und hört ausschliesslich und ursprünglich gerne SWR 3. Als heute, wie es schon seit Monaten, "It´s ok" von Atomic Kitten und wenig später "One thing leads to another" von Vanessa Amorosi lief und zwischendrin noch ein Musikwunsch von den "No Angels", hatte auch er die Nase voll von diesem Müll.
Ich schätze, zumindest eine relative Mehrheit der Leute zwischen 25 und 49 wären für Alternativen jenseits der Hitretorten dankbar.
 
@ Tom2000

Wenn deutschlands Hörer wieder Bock auf gutes Wort hätten, wüssten es die Sender schon längst.

Research ist kein Kaffeesatzlesen!

Schön das Radio Eins beachtliche Hörerzahlen hat, aber eben nicht die meisten. Und die Bilanz bei denen ist auch eher ROT!
 
Allzu viel wird sich nicht ändern. In der Tat glaube ich, daß der Trend ein wenig wieder in "intelligentere" Formate geht. Damit glaube ich nun nicht, daß all die Hitradios plötzlich zu Radio-Eins-Kopien werden, es wird hie und da einen 1:30-Beitrag mehr geben, Superstars & Co. werden wieder weniger Gewicht in den Rotationen haben, mehr aber wohl kaum.

Klar, so manche Leute haben vielleicht von No Angels und Atomic Kitten genug, aber oftmals werden die gängigen Hitradios auch einfach aus Mangel an Alternativen gehört. Und längst nicht jeder hat Lust, riesige MP3- oder CD-Sammlungen anzulegen und zu unterhalten. Und bis das "gemeine Volk" einigermaßen einfach zu Alternativen kommt (z.B. mobiles Internetradio mit Flatrate) wird noch einige Zeit vergehen und die Hitradios und Berater brauchen sich wenig Sorgen zu machen.
 
Du hast was meiner Meinung nach Wesentliches angedeutet. Die Leute nehmen das, was ihnen angeboten wird (und halten es für das Massgebliche).

Nur so ist es zu erklären, dass in den Ländern um uns herum Billigmist dieser Art unbedeutend ist. Es ist doch auch unwahrscheinlich, dass nur die Deutschen per se auf diesen Mist stehen. Vielmehr werden sie damit zugeschüttet und der Alternativen entwöhnt.

Da wird irgendne Hitschablone auf irgendeinen gutaussehenden potentiellen "Star" gepresst und ne Mords PR-Maschine ingang gesetzt. Die Sender lassen sich vor den Karren spannen.

Vielleicht verfängt diese Masche zumindest im Ausland weniger. Ein DJ Bobo kann in GB bspw. niemals was werden.
 
Naja..

Scheisse schwimmt eben überall oben... das war auch schon immer so und wirdwohl immer so bleiben. Man nehme nur DJ Ötzi und seinen Burgersong... das Stück ist sogar nur ein Cover hab ich mir sagen lassen.

Zum Glück hab ich das Teil bisher nur auf Viva gesehen und nicht im Radio gehört.. aber irgendein "Musikredakteur" wird es schon als neuen Superhit ausfindig gemacht haben..

Viele Grüße
huntling
 
Die Superhitdudler schaden mittel- und langfristig nicht nur sich selbst, sondern dem Hörfunk allgemein.

Es gibt doch zwei Möglichkeiten:
1.) Ich höre kein Radio mehr (Das ist zunehmend der Fall in Deutschland)
2.) Ich höre nur noch Radio zu den vorgegebenen Bedingungen (also um eine anspruchslose Geräuschkulisse zu haben).

So wichtig ist Radio nun auch wieder nicht, dass da jetzt jeder Dudel-Gegner sich lautstark zu Wort melden würde. Einfach abschalten!
:(:mad:
 
Ich stimme Radiofreund zu !

Rückblickend kann man sagen, daß die Radioformatierer sich zu sehr von den Berieselungs-Quoten haben blenden lassen.

Irgendwann ist man draufgekommen, daß man mit einem durchgängigen formatierten Programm mit Mindestwortstrecken von nur 90 Sekunden, diejenigen Hörer, die sich nur musikberieseln lassen wollen, vom Abschalten verhindert.
Dies hat durch die Eigenart der MA-Radio Forschung zu höheren
Quoten geführt, als es bei Sendern mit anspruchsvolleren - weil mit gutem ( und nicht nur seichtem) Wort der Fall war.

Man hat in der Radiogestaltung denen leichtfertig nachgegeben, die Radio als Hintergrundberieselung haben wollen und das waren nicht wenige.
Vergessen hat man dabei, daß diese Nebenbei-Hörer dem Medium Radio als solches in der Gesamtheit abträglich sind.
Solange es AUCH noch Hörer gab, die eine Sendung aufmerksam ZUhörten, hielten diese das Image des Radio hoch.

Hintergrundhörer gab es immer! Aber heute gibt ( bzw. kann es laut der heutigen Dudelprgrammgestaltung) NUR NOCH Hintergrundhörer geben und damit hat sich das Radio in das Abseits manövriert. Man hat den heutigen Hörer eingebleut: Aufmerksam zuhören braucht ihr nicht, es kommt ja sowieso nichts, weshalb es sich lohnt, mal 10 Minuten vors Radio zu hocken. Wir gestalten nur ihren Hintergrund, ihre Tagesbegleitung.
Durch die Reizüberflutung werden aber dann auch kurze Nachrichten, kurze Werbebotschaften nicht mehr wahrgenommen.

Welcher Werbetreibende will eigentlich in einem Medium werben, dem man kaum noch Aufmerksamkeit widmet ?
Radio ist das Medium, das am allerwenigsten beachtet wird. Jede Zeitung, die man durchblättert, hat mehr Aufmerksamkeit. Beim Fernsehen nehme ich immerhin auch 2 Sinne in die Hand: AUGE und OHR.
Ausgerechnet beim Radio, das ohnehin nur auf ein Sinnesorgran - das Ohr - angewiesen ist, hat man dieses so positioniert: Es ist nur für den Hintergrund, nicht fürs wirkliche Zuhören gemacht.

Ich weiß nicht, ob ich da richtig verstanden werde: Die eigentliche Krise des Radios ist, daß es gar nicht mehr für voll genommen wird, daß es zu einem Medium zweiten Ranges verkommt

Lange hat die Radio-Werbung vom jahrzehntelangen KOMPETENZ-Image des Radios profitiert. Was im Radio gesagt wurde, war einfach wichtig und wahr !
Die Dudelradios mit Claims, leeren Versprechungen und oft primitivem Klamauk haben diese Kompetenz zerstört. Es wird einfach nicht mehr für ernst und wichtig genommen.
Da auch dort nicht mehr ausgebildete Sprecher und Vollblutmusiker agierern, sondern der Diskjockey von nebenan und der ehemalige Anzeigenverkäufer vom Lokalblatt nun dort Marketingchef ist, daß die weniger CDs haben als ich selbst zu Hause besitze usw. - das hat dem Medium Radio sehr geschadet !
Selbst wenn ein Radio von 12 Sendestunden (tagsüber!) die Hälfte davon Dudelradio macht, die andere Hälfte aber kompetente SENDUNGEN mit Inhalt aus Kultur, Sport, Politik und
wieder echte Musiksendungen, die es dem HÖRER ermöglichen, zu unterscheiden, was im gefällt und nicht, dann würde das die Kompetenz des Radios heben. Es geht gar nicht darum das gesamte Dudelradio abzuschaffen, das ist schon AUCH einen Markt, aber wer NUR noch das zuläßt, der wertet das Radio im gesamten ab.
MC Donalds ist erwünscht und geduldet, solange es auch andere gehobene Restaurants gibt. Sollte die Gastronomie nur noch aus MC.Donalds bestehen, dann würde ihr GESAMT-Image eben leiden.
Das Gesamt-Image des Radio hat durch die Verdudelung(VErMCDonaldisierung) gelitten und an Image gewaltig eingebüßt.

Ich weiß - jetzt kommt wieder einer der Dudelformat-Ideologen und sagt: Aber MC-Donalds hat doch ERFOLG !
Der hat mich dann wieder nicht verstanden !

Gegenfrage: Aufs Radio diesen Vergleich bezogen: Wo bitte ist denn dieser Erfolg im Radiobereich ?
 
Es muß doch nicht jeder Sender die gleichen Musiktitel abdudeln. Ich bin froh, dass es hier in Halle/Saale das Programm von "Corax" gibt. Abwechslungsreiche Musik ab und an Wortbeiträge. Die Programmstruktur muß sich ändern, zwischendurch mehr Wortbeiträge, mehr Witz und Pep.
 
Ich fürchte mal, der Trend zum Dudelfunk wird sich noch weiter fortsetzen. Man muß sich nur mal die Entwicklung der MA-Zahlen in Relation zur Entwicklung der Programme ansehen, dann ist gar kein anderer Schluß mehr möglich:

Je mehr Dudel umso längere Nicht-Ausschalt-Dauer.
 
@ exhörer:

Das ist zumindest in Berlin eben nicht so. Bis auf Paradiso haben hier in der letzten MA nur Programme mit vergleichsweise hohem Wortanteil dazugewonnen, während die reinen Dudler fast durch die Bank verloren haben.
 
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