Wie klingen Fehler im Radio?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

Funkytown schrieb:
ich schreibe meine Examensarbeit über "Qualität im Radio". Dazu möchte ich eine Studie machen um Fehler im Radio zu messen (Inhaltsanalyse).
Mir gehts ausschließlich um technische Fehler

Um es mal mit Stephan Ruß-Mohl zu sagen: "Qualität im Journalismus definieren zu wollen, gleicht dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln."

In Deinem Ansatz kapiere ich aber nicht, wieso Du eine "Inhaltsanalyse" machen willst, wenn es Dir ausschließlich um technische Fehler geht???

Und was für eine Qualitätsaussage ist das? Selbstverständlich 'fährt' ein Anfänger schlechter als ein Profi. Wenn Du also technische Fehler als Qualitätsmaßstab ansetzt, dann beurteilst Du im Prinzip Einzelleistungen.
Ich sehe keinen wirklichen Sinn in dem Ansatz...

Gruß
moonlight
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

Intransitive Präferenzen: Viele Konsumenten verhalten sich oft in Wirklichkeit gegensätzlich zu dem, was sie sagen, wie sie sich verhalten. Beispiel: In einer Befragung wünschen sich die Menschen im Fernsehen mehr politische Berichterstattung, mehr Hintergrundinformation etc. In Wirklichkeit sehen sie dann aber nicht diese angebotenen Sendungen, sondern schalten um auf eine Daily-Soap oder auf den Musikantenstadl.

Weil man das erkannt hat, hat man für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch die Maßgabe gesetzt, sich nicht am Quotenerfolg, sondern an gesellschaftlich wünschenswerteren Maßstäben zu orientieren. Daß dies in der Praxis oft nicht (mehr) funktioniert, hat nun wiederum andere Gründe.
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

Hui, danke für die ganzen Anregungen. Natürlich hat "DerBeobachter" recht: Ich muß das Thema klar abgrenzen. Das ist nicht so leicht, deshalb habe ich ja hier ein Thema aufgemacht und um Hilfe gebeten. Erst mal Danke für die vielen Anregungen. Ich sitze im Moment vor einem großen Bücherberg und kämpfe mich da durch. Solangsam entsteht ein vages Bild im Kopf wie die Abgrenzung aussehen könnte.

Also eine Hörerbefragung werde ich nicht machen. Das ist viel zu zeitaufwendig. Ich muss mich auf die Inhaltsanalyse beschränken. Außerdem gibt es schon viele Befragungen. Und da will ich ansetzen. Ich beschränke mich jetzt mal auf die Moderation (wer weiß vielleicht untersuche ich das nur ausschliesslich):
Da gibt es klare Vorstellungen der Hörer wie ein Moderator klingen soll. Das Schlüsselwort ist hier Authentizität. Er muß glaubwürdig sein. Wie erreicht er das?
Hier hat mir das Buch von Patrick Lynen sehr weitergeholfen. In seinem Buch über die Moderation beschreibt er sehr genau mit welchem Handwerkzeug man Glaubwürdigkeit erreichen kann. Aber zunächst muss man erst mal definieren was Glaubwürdigkeit ist und wie sie entsteht? Zum einen durch ein professionelles Auftreten und zum anderen durch die Art & Weise wie moderiert wird. Und das ist nicht so schwer wie manche hier in Beiträgen meinen. Folgende Eigenschaften einer Moderation sind meßbar und vergleichbar:

entspannt oder gepresst bzw. angespannt / weit oder eng / hoch oder tief / laut oder leise / hart oder soft / warm oder kalt / positive Anmutung oder negative / präsent oder ängstlich / klangvoll oder belegt bzw. heiser / aufdringlich oder angenehm (Quelle: Lynen 2004)

Ich werde in meiner Arbeit also ein Moderationprofil entwickeln anhand Studien und auch Fachbüchern. Dann werde ich die Begriffe operationalisieren. Also so definieren, dass es logisch nachvollziehbar ist und so dass ich es auch in einer Inhaltsanalyse anwenden kann.

Natürlich werden viele, die dann meine Arbeit lesen und sagen, ich stelle mir unter "guten" Moderation was anderes vor. Aber darum geht es nicht. Dann soll derjenige eine eigene Studie machen. Es geht auch wissenschaftlich betrachtet nicht so sehr um das Ergebnis (also welcher Sender jetzt die besseren Moderatoren hat). Es geht darum Werkzeuge zu finden, wie man Qualität im Radio messen kann. Wie jemand schon treffend das Zitat mit dem Pudding verwendet hat: es ist halt sehr schwer. Aber deshalb auch interessant.

Mein Ansatz soll meine eigenen Radioerfahrungen und die der anderen (ihr zum Beispiel) mit einer wissenschaftlichen Methode vereinigen. Deshalb will ich auch die Fehler messen. Die kann man nur messen, wenn man (platt ausgedrückt) weiß wie es richtig geht. Das wissen die Wissenschaftlicher nicht, es sind ja keine Radioleute.
Der Kern der Arbeit ist deshalb die Definition und Abgrenzung von Qualität im Radio.

Ihr dürft nicht den Fehler machen und von mir erwarten, dass ich jetzt die komplette Wirklichkeit des Radios in einer Examensarbeit erklären kann. Das geht nicht. Das kann niemand. Wissenschaft liefert zum größten Teil banale Erkenntnisse. Bißchen mehr soll bei mir schon rauskommen. Aber eben nur ein winzig kleiner Teil des Radios. Zum Beispiel die Qualität der Frühmoderatoren.

Liebe Grüße,
Funkytown
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

Oder eine Möglichkeit den Flow eines Programms zu messen:

Flow = Anzahl aller wahrnehmbaren akustischen Impulse. Je weniger wahrnehmbare Blenden und Einzelelemente, umso größer der Flow - und umgekehrt. Ein guter Flow ist also eine schnelle Fahrweise mit wenig wahrnehmbaren Einzelimpulsen: Reduktion der Einzelhörimpulse = Erhöhung der Geschwindigkeit (Quelle Lynen 2004)

Das wäre eine weitere Variable, die ich messen kann.
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

Folgende Eigenschaften einer Moderation sind meßbar und vergleichbar:

entspannt oder gepresst bzw. angespannt / weit oder eng / hoch oder tief / laut oder leise / hart oder soft / warm oder kalt /positive Anmutung oder negative/ präsent oder ängstlich / klangvoll oder belegt bzw. heiser / aufdringlich oder angenehm (Quelle: Lynen 2004)


Tja, funkytown: Nimm einen beliebigen Morgen-Mod und laß diesen nach obigen Gesichtspunkten beurteilen. Du wirst sehr, sehr viele unterschiedliche Meinungen hören. Denn es wird immer eine subjektive Einschätzung bleiben und ist mMn nicht meßbar. Es sei denn, Du erklärst Deine Ergebnisse für eben nicht objektiv- was die ganze Angelegenheit allerdings wenig wissenschaftlich erscheinen lassen wird.
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

Warum wird hier des öfteren das Nichtmachbare hervorgehoben?? Und nicht das Machbare?! Klar, ist das Item postive/negative Anmutung nicht verwendbar. Aber man kann sehr wohl objektiv berurteilen ob jemand entspannt oder gepresst klingt. Die Stimme hoch oder tief ist, laut oder leise (Pegel!), etc. Und natürlich gibt es dann eine Skala von bspw. 1 (trifft voll zu) bis 5 (trifft überhaupt nicht zu). Also auch Abstufungen sind möglich.

Also Bitte: Sagt mir nicht was nicht geht, sagt mir was geht. Das würde mir ungemein weiterhelfen. Danke schön.
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

grundsätzlich geht alles....wie erfolgreich das hinterher ist, weiss man bei der nächsten MA.

ein ehemaliger kollege sagte mal den ganz einfachen satz: "erlaubt ist, was gefällt."

und da geht es los....wem muss was gefallen?
dem chef, dem chefredakteur, dem programmdirektor, dem geschäftsführer......oder vielleicht dem hörer?

wer kann sagen, was dem hörer gefällt?
wer weiss, wie aufmerksam der hörer ist....muss ich den flow haben oder will ich einen hinhörer schaffen im sinne des paukenschlags im konzert, damit die zuschauer(hörer) wieder aufwachen?
es gibt immer eine lösung aber kein direktes resultat......da zählt dann wieder der eigene geschmack oder die anscheinend vorhandene erfahrung....die auch falsch sein kann.
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

@musicologie
"dass dies in der Praxis ... hat andere Gründe"
Darf ich fragen welche das sind. Und was die intransitiven Präferenzen angeht ist das ja auch eigentlich logisch. Das hat Nietzsche in seiner Arbeit über das Lügen schon in epischer Breite zum Besten gegeben.

@funkytown
selbstverständlich kann man in Stimmen Emotionen erkennen. Und was die Authentizität angeht. Das geht nicht mit Voicetracking, denk ich mal.

Also frag ich mich, wieso in diesem Zusammenhang überhaupt eine Fehleranalyse von Nutzen sein sollte.

Ansonsten geht das Arbeiten folgendermaßen vonstatten.
1. Man ermittle den Ist-Zustand
2. Man analysiere diesen und
3. formuliere einen
4. Soll-Zustand

Ich dachte wirklich das soll eine Hablilitation werden.
hoerthoert
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio??

ich suche aber unabsichtliche "fehler".

Da macht noch einen Unterschied, ob der Fehler von Programmmachern und Hörern gleichermaßen empfunden wird. Ich möchte an einen "Zwischenfall" bei NDR 2 erinnern, der wohl 15 Jahre zurückliegt. Durch eine vertauschte Bandnummer wurde anstatt eines Poptitels ein Strauss-Walzer gespielt. Erste Reaktionen intern: Panik, Wut, Peinlichkeit. Dann die ersten Höreranrufe: Begeisterung wegen der mutigen Originalität! Tjähm... Das darf natürlich nicht zu oft passieren!

Ein NDR 2-Moderator überbrückte eine 15-Sekunden-Lücke auch einmal sehr professionell "Ja, also, meine Damen und Herren - - Sie erleben nun, was man in Radiokreisen ein... äh... LOCH nennt. So, das war's."

Hut ab!
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio??

Mit eben solchen Erläuterungen (also was ein Loch ist) hat vor ungefähr 20 Jahren bei Radio DDR 1 ein Moderator mal eine ganze Minute (viel weniger dürfte es nicht gewesen sein) totgeschlagen.

Aus dieser Zeit und von diesem Sender erinnere ich mich auch daran, wie eine Nachrichtensprecherin einen furchtbaren Hustenanfall bekam und in Folge den Finger nur noch von der Räuspertaste, um mühsam ein "Verzeihung" in den Äther zu krächzen. Sekunden später ließ sich der Moderator vernehmen: "Meine Damen und Herren, ich setze die Nachrichten fort, die meine Kollegin abbrechen mußte." Bei anderer Gelegenheit (schon nach der Wende) war aus der Nalepastraße auch mal zu hören, wie da wirklich irgendjemand allen Mut zusammengenommen und die Nachrichten anständig über die Bühne gebracht hat. Nichts mit einfach abbrechen bzw. ausfallen lassen :rolleyes:
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

Hallo Funkytown,

echt ein nettes Thema. Ich will's auf jeden Fall lesen, wenn's fertig ist!!! :D Aber dennoch hab ich da so meine Bedenken. Ich glaube, dass sochle Sachen relativ schwer zu bewerten sind.

1. Sendeloch, schlechte Technik...

Wichtiger Punkt, ist aber dennoch nur Spielerei in meinen Augen. Eine gute Technik zu Fahren gehört schon dazu, fließt aber ins Gesamtbild nur bedingt mit ein. Ich glaube dem Hörer fällt sowas wirklich nur auf, wenn mehrere Sekunden keine Lala kommt. Und ob das jetzt S-F und nicht F-F war, da pfeifst du drauf. Nur diejenigen kleinen Besserwisser, die ständig vor der Kiste hocken, ja denen trau ich sogar zu, dass die solche banalen Sachen mitschreiben und nen Beschwerdebrief abschicken. Aber auch wenn du eine perfekte Technik, mit richtiger Bridge und allem Pipapo fährst, heißt das noch gar nix, denn:

2. Personality

Mein Lieblingsthema. Was ist dir lieber. Ein Mod, der sich nie verspricht, aber so scheiße daher redet, wie es kein normaler Mensch tut? Zu diesem Typen kann kein Hörer eine Bindung aufbauen. Du bist als Mod, vorallem abends, die Person auf die viele Zählen. All die Jungs und Mädels die alleine sind. Die sind froh zu hören "Ah, da is noch einer.". "Rede immer so. als ob du mit deinen Hörern persönlich sprichst" - so soll's sein, doch viele machen es nicht so. Dabei ist das doch eigentlich so einfach!!! Aber nein, man rennt lieber für teures Geld auf ein Seminar... Und wie willst du das jetzt messen? Das Problem ist nämlich: Auch die Sender, die das nciht praktizieren haben immensen Erfolg. Teenies vor allem schauen doch nicht auf sowas... Sonst würden sie auch kein VIVA schauen...

3. Der Rattenschwanz

Der Fisch fängt nicht am Kopf das stinken an... Wie verkauft sich der Sender nach Außen??? Welche Aktionen stehen an? Wie gut ist die Arbeit, die von der Marketing erledigt wird? Aber auch das ist ein Problem: Die Marketing kann mnoch so gut arbeiten und noch so gute Ideen haben, wenn die Werbekunden fehlen. die Gewinnspiele! Hier haben wir vielleicht noch einen Ansatzpunkt, den man "verallgemeinern" und auf einen Nenner bringen könnte. Die meisten Sender arbeiten doch mittlerweile mit 01379-Nummern. Vielleicht kann man hier über die monatliche Auswertung der Anrufe eine Art allgemeine Schablone erstellen. Wie effektiv setzt der Sender seine Gewinnspiele - geht da noch mehr. In welcher Sendezeit sind die meisten Hörer bereit anzurufen und vor allem bei welchen Gewinnen!!! Zwei Haken gibt es aber:
1. Hast du so eine Schablone, wird Gleiches noch Gleicher. du wirst im schlimmsten Fall die Uhr auf allen Sendern nach den Gewinnspielen stellen können! Und dann hörst du endgültig keinen Unterschied mehr.
2. Du brauchst schonmal minimum einen Sender als Vergleichswert. Doch welchen nimmst du da??? Du willst ja alle bewerten...


So, mehr fällt mir im Moment nicht ein, ich schlaf mal drüber...
 
AW: Wie klingen Fehler im Radio?

Vielleicht liegt die Schwierigkeit wirklich schon allein darin, eine allgemein gültige Fehlerdefinition zu erstellen - aber das wurde weiter oben ja schon mal angedeutet.
Ein viel größeres 'Fehlerpotential' sehe ich ja bei der Auswertung der gemachten Umfragen. Beispiel: Da kommt oft der Ruf nach weniger 'Gelaber'. Demgegenüber zeichnen sich für gut befundene Mods vor allem durch hohe eigene Wortanteile aus! Bleibt also die Frage: Was meinen die Leute mit 'Gelaber'? Fragt man sie, gibt es ein Ergebnis, das bei Researches nur ungern veröffentlicht wird - Stichwort Positionierungen und Eigenwerbung in Jingleform (Die Leute unterscheiden nicht wirklich zwischen Mod und Jingle oder Werbespot ...!)

Handwerkliche Fehler allein über das Hören herauszubekommen - nun ja, viel Spaß dabei, ich halte das so ohne weiteres für äußerst mühsam und in Teilen auch fragwürdig. Beispiel: Ist der/die Hörende dann auch Musikalisch vorgebildet? (Hört er/sie also auch beispielsweise Tonlagenunterschiede bei Titelübergängen?)
Das mag bei Popwellen zwar nicht so wichtig sein, bei Oldie- oder Schlager Sendern dafür aber um so mehr!
Oder der gern unternommene Faux-Pas mit dem Titel-Totreden (um Titel vorzeitig ausfaden zu können). Für eine objektive Betrachtung müßte man sich schon recht gut mit der gespielten Musik auskennen ...
Und wo liegt die Grenze zwischen 'absichtlichen' und 'unabsichtlichen' Fehlern?
Und wer ist für die Fehler verantwortlich - beispielsweise bei der Problematik entweder im Hintergrundbett 'absaufender' oder darüber heftig 'pumpender' Mods oder kaum noch kontrollierbarer Crossfades, Optimod sei Dank?
Und wie willst Du mit nur unterschwellig wahrgenommenen 'Irritationen' umgehen, die sich eben nicht einfach 'versenden' und erst in ihrer Summe irgendwann den Eindruck erwecken, daß das Programm 'nervt'?
Welche 'Überraschungen' sind gewollte 'Durchbrechung der Hörererwartung' - und welche sorgen fürs Abschalten?

Was sagt es über die technische Qualität eines Mods aus, wenn ihm irgendein Titel zu früh aufhört, er aber witzig das dadurch entstehende Sendeloch überbrückt?
In diesem Beispiel hat er zwar spontan inhaltliche Qualität bewiesen, in seinem Showprep und beim Timing aber grottenschlecht gearbeitet (So er denn im Selbstfahrerstudio sitzt - und auch das gilt es zu überprüfen).


Fragen über Fragen ... :confused: :confused: :confused:

Bist Du sicher daß das nicht doch ne Doktorarbeit werden soll?? :rolleyes:
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben