Wie werde ich ein "Freier"?

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FUNKmaster

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Servus miteinander,

ich spiele seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, mich evt. selbstständig zu machen, um als "Freier" durch die Radiolandschaft zu gehen.
Aber ist das überhaupt so einfach wie ich´s mir vorstelle?

Vielleicht kann mir der ein oder die andere ein paar Tipps und Erfahrungsberichte schreiben, wie und womit IHR Euch selbstständig gemacht habt?
Was muß ich alles beachten?
Wie läuft dass mit den Versicherungen - Welche sind die Besten oder wo werde ich fachkundig beraten?
Welche Vor- (Nach)teile habe ich, wenn ich mich mit Hilfe einer "Ich-AG" selbstständig machen will?
Gibt es vielleicht "legale illegale" Tricks, die mir als "Freier Journalist" weiterhelfen können?

Vielleicht könnt Ihr mir weiterhelfen. Vielen Dank schon jetzt.
 
Da hast Du Dir was vorgenommen...also, der erste Schritt ist sicherlich ein Praktikum, das solltest Du so beeindruckend hinlegen, daß der Sender Deiner wahl Dich auch weiterhin haben will. Dann solltest Du Dich nicht ausschließlich aufs Medium Radio festlegen, denn je größer der Bauchladen Deines Angebots ist, desto mehr Kunden kannst Du auftun, also auch an Mehrfachverwertungen von Themen bei Zeitungen etc. denken. "Tricksen" kann man da wenig, wenn Du z.B. Deine Buchführung nicht halbwegs im Griff hast und Dir das Finanzamt blöd kommt, dann viel Vergnügen...

Wenn Du nachweisen kannst, daß Du als Freier vom Journalismus lebst, kannst Du Dich in der KSK krankenversichern, das ist günstig. Beratungen zum Thema "selbständigkeit" bieten die Industrie und Handelskammern, der DJV hat auch ein Buch zum Thema Freie im Angebot.

Tendenziell ist der Markt für freie derzeit nicht rosig, Geduld ist also auch hilfreich!

Viel Glück!
 
Also "Freier" wirst Du eigentlich sofort, wenn Du ein Bordell betrittst... <img border="0" title="" alt="[Breites Grinsen]" src="biggrin.gif" /> Kannst ja mal fragen, ob das Arbeitsamt Dir dabei hilft. <img border="0" title="" alt="[Breites Grinsen]" src="biggrin.gif" />

Nee, aber Spaß beiseite:

Eine "Ich-AG" für freie Mitarbeiter gibt es meiner Meinung nach nicht, zumindest, was Journalismus angeht...

Das ist auch eher für solche gedacht, die ein Geschäft aufmachen oder als Handelsvertreter für verschiedene Firmen (nicht an eine gebunden) oder als Finanzberater tätig sein wollen (das waren nur Beispiele, weil ich ein paar kenne, die es so machten).

Ich würde da einfach mal unverbindlich beim Arbeitsamt anrufen und fragen. Sofern das kein Großstadt-Arbeitsamt ist, bei dem Du gemeldet bist, weil da sind dann die Leute auch ganz nett.

Viel Glück!
 
Doch. Wenn er sich ein Büro zu Hause einrichtet, von dort aus recherchiert/schneidet/schreibt und dem Auftraggeber das Resultat zuliefert, ist er ein Journalistenbüro. Machen ganz viele am Anfang, sich mit jemandem zusammentun, bsp. Redakteur und Fotograf. Wenn das zusammenkommt, ist es der Idealfall.

@FUNKmaster
Es gibt auch Überbrückungshilfen vom Arbeitsamt, insgesamt zwei Jahre lang. Ich würde raten, schnell zu beantragen, die Pötte werden nicht voller....
Noch ein Tipp: versuche, über den DJV oder die Arbeitsämter, Volkshochschulen etc. Seminare über Existenzgründung zu bekommen. Manchmal stehen auch in der Zeitung Annoncen, ab und an ist das sogar kostenlos. Und versuche, ein seperates Seminar über Presserecht zu besuchen. Denn es kann ziemlich unangenehm werden, wenn kein Firmenanwalt hinter Dir steht. Evtl. würde ich raten, allein deshalb in eine Gewerkschaft (DJV, ver.di o.ä.) einzutreten. Die machen Rechtsberatung und geben Rechtsschutz. Sinnvoll sind auch Seminare über die Vermarktung. Als letztes kann ich Dir nur raten, Dein Wissen über die gesamte Branche nach und nach zu erweitern, evtl. einen Fotographielehrgang zu besuchen. Das kann Gold wert sein, weil Du an mehrere Medien verticken kannst. Erstelle Dir eine Mappe mit Deinen besten Beiträgen und dann vermarkte Dich. Du bist die Ware.
Zum Thema Versicherungen: Solltest Du männlich sein, würde ich auf alle Fälle mal schauen, ob eine private Krankenversicherung günstiger ist. (Allerdings ist der Weg in die gesetzliche u.U. verbaut, solltest Du scheitern) Um die Rentenversicherung kommst Du seit kurzem auch als Freier nicht mehr herum. Ich würde raten, zusätzlich privat vorzusorgen, über Fonds etc. Die KSK ist wirklich eine gute Alternative. Was Du unbedingt brauchst, ist Rechtsschutz, so oder so. Das reicht für den Anfang. Wenn es läuft, kannst Du immer noch schauen, ob Du Dich noch unfall-versicherst/ eine Arbeitsunfähigkeitsv. abschließt.
Steuern: Ich würde Dir zumindest für den Anfang zu einem Steuerberater raten. Es ist beinahe unfassbar, was man alles mit dem Beruf Journalist in Verbindung bringen und von der Steuer absetzen kann. Gewitzte Leute drücken wirklich nur ein paar Eus an Vater Staat ab.
Kleiner Zusatztipp: knüpfe von Anfang an so viele Kontakte, wie Du kannst. Baue Dir ein Informantennetz auf und steche mit Deinen guten Informationen die Konkurrenz aus. Das geht z.B., wenn Du Zeit investierst, zu Pressestammtischen, Hintergrundgesprächen etc. zu gehen. Auch wenn es nur ein Popeltermin ist, den Du journalistisch nicht verwerten kannst. Du hast keine Möglichkeit, einen Kollegen um Rat zu fragen, solltest Du nicht weiterkommen. Ehrensache, dass Dein Journalistenbüro in die Presseverteiler sollte.

So, hast Du das geschafft, dann halte die Augen offen und gehe selbst auf Medien zu und biete ihnen Geschichten an. Du kannst sie vorher anrecherchieren um sicherzugehen, dass es wirklich eine Story und keine Luftblase ist. Aber verrate niemals, NIEMALS im Vorfeld Details. Sonst läufst Du Gefahr, dass Dir Dein potentieller AG die Geschichte einfach klaut. Sich dann zu wehren, ist verdammt schwer.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Glück. Lass Dich nicht abschrecken, wenn es vielleicht auch Anfangs schwer ist. Den Freien gehört die Zukunft. Dort geht der Trend hin: der AG bezahlt für ein Resultat und nicht eine komplette Arbeitskraft. Das ist für ihn billiger und ich persönlich finde es super, mich an vielen Stellen ausprobieren zu können. Mit der Zeit kannst Du davon auch ziemlich gut leben. Eins muss man mal sagen: JETZT ist die beste Zeit, sich selbstständig zu machen. Die gesamte Branche trauert der Festanstellung hinterher. Flexibilität zeigt kaum jemand. Damit kannst Du genau JETZT wahnsinnig viel reissen. Du musst noch nicht mal ein Top-Journalist sein. Aber eben flexibel, zuverlässig und in der Lage, Dein Leben slbst in die Hand zu nehmen. Und letztlich ist die Selbstständigkeit allemal besser als arbeitslos zu sein.
Die Hexe

<small>[ 08-06-2003, 01:47: Beitrag editiert von radiohexe ]</small>
 
ich will einfach nur "Danke" an Radiohexe sagen!

Treffender kannst Du es nicht schildern, und mit diesen Tipps und Hinweise fährt man wirklich gut
( schade, dass ich sie damals nicht so geballt bekommen habe, sondern mühsam erarbeiten musste)

danke sagt der "freie" tt
 
Hallo zusammen,
kann mich nur den Worten von "tt" anschließen.
Danke für die netten und qualifizierten Antworten.
Speziellen Dank an "radiohexe"!
Habe viel Nützliches aus deinem Posting ziehen können.
Endlich mal jemand, der (mir) Mut macht und nicht wieder der Großteil deprimiert den guten alten Zeiten nachtrauert. Vielen Dank dafür.

Aber nicht müde werden, bitte wieterposten !
 
Beim NDR dürfte es doch einfach sein, Freier zu werden. Zumindest steht doch in Hamburg fast so etwas wie die Wiege des horizontalen Gewerbes.
 
Glückwunsch an die Hexe!
Kleine Ergänzung: Für den Anfang gilt sicher, dass du dir Kontakte, Kontakte, Kontakte schaffen musst. Auf längere Sicht hat es aber einen Vorteil, zwar für viele zu arbeiten, aber eine übersichtliche Anzahl von Hauptabnehmern zu haben.
Darüber hinaus überlege dir bei einem Thema vorher, bei welchen Medien du das Thema wie unterbringen kannst. Ein Thema mit mehreren Aspekten an verschiedene Medien bringt dir mehr ein, als viele kleine Themen nur einmal zu verwerten. Das musst du aber vom Recherchebeginn an beachten. Wenn du später erst merkst, "das Thema wäre für die Lokalzeitung auch interssant gewesen, wenn...", dann geht es fast von vorne los und du hast Zeit vergeudet und musst ein zweites Mal Interviewpartner suchen oder wegen des gleichen Themas nochmal bei derselben Person anrufen. Das ist für dein Image nicht gut.
Vor dem ersten Telefonat ein Konzept machen mit
Themenaspekten und Zuordnung zum Medium.

<small>[ 09-06-2003, 12:28: Beitrag editiert von der beobachter ]</small>
 
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