Wie werde ich Gagschreiber?

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Stecher

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Hallo Radio-Experten,

wie wird man eigentlich Gagschreiber? Unter www.arbeitsagentur.de finde ich zwischen Gabelstaplerfahrer und Galoppreiter nichts passendes.

Gibt es die Möglichkeit, sein "Talent" z.B. per Email unter Beweis zu stellen?
Besteht überhaupt Bedarf an Gags?

Danke für Eure Mühe!

Gruß Stecher
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Bei uns im Funkhaus gibt es 3 Redakteure, die nebenher auch "Gags" schreiben. Dies sind natürlich dann auch ausgebildete Journalisten...
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Stecher schrieb:
Hallo Radio-Experten,

wie wird man eigentlich Gagschreiber? Unter www.arbeitsagentur.de finde ich zwischen Gabelstaplerfahrer und Galoppreiter nichts passendes.
Gibt es überhaupt einen Medienberuf dort? :D

Aber mal ernsthaft- wenn man Talent hat, dann muss man nicht unbedingt Journalist werden, um Gags zu schreiben.
Wenn Du Dir tatsächlich vorstellen kannst, jeden Tag eine gleichgroße und gleichgute Menge an Gags zu liefern, dann wende Dich doch einfach mal an ein Privatradio Deines Vertrauens.
Stelle eine Kollage Deiner besten Gags zusammen und ab dafür.

Allerdings wird es ne ganze Weile dauern, bis Du wirklich Deinen Lebensunterhalt damit verdienen kannst.

Irgendwo hier bei der Szene gibt es ein Werbebanner von Kenny Maple, schau Dir dessen HP doch mal an.

Grüße
Das Schnittchen
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Danke für die Infos! Kenny Maples Homepage kann ich leider nicht finden...
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Stecher schrieb:
Kenny Maples Homepage kann ich leider nicht finden...

Probier´s doch mal mit einem Googlehupf! :p

Nachtrag: Kommando zurück! Da hüpft niemand. Und unter "Personalities" in der "Radioszene" ist auch nichts zu finden. Nanunana?
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Mal wieder ein spannendes Thema, schön!

Zunächst: Natürlich ist Gag-Schreiber kein Beruf und es gibt keine klassische Ausbildung. In Kursen (z. B. bei der Hörfunk-Akademie in Dortmund) werden aber immer wieder Basics vermittelt, die einem schon helfen, quer zu denken oder einem zumindest zeigen, ob man dafür überhaupt Talent hat. Kollege Dirk Stiller hat da mal einen interessanten Kurs gehalten...

Trotzdem: Talentierte Gag-Schreiber können durchaus davon leben! Nur ist der Markt ganz gut gesättigt (Mario Korb, Achim Nieder, Presseschau, etc.) und um einen fest zuliefernden Gag-Schreiber abzulösen, muss man schon verdammt gut sein - über einen längeren Zeitraum und vor allem jeden Tag!

Mein Tipp für den Anfang:

Steh jeden Tag um 4 Uhr auf, hol Dir die BILD und den Express vom Kiosk und schau im Videtext und/oder Internet, was heute topical sein wird und worüber die Morningshows sprechen werden - und bau Deine Gags darauf auf. Headline - Punchline. Wichtig ist, dass die Sachen wirklich tagesaktuell sind.

Und dann mailst Du Deine Gag-Faxe eine Woche lang mal allen Morningshows zu - die Mail-Adressen kann man bei jedem Sender erfragen oder von der Homepage des Senders ziehen.

So bekommst Du schonmal Feedback - das wird Dir sicher schnell zeigen, ob Du Potenzial hast oder Dich überschätzt.

Achte darauf, dass Du nicht zu zotig wirst. Sex sells, aber Pointen, in denen es um Analverkehr oder Sex mit Tieren geht, kauft und bringt keiner - iss aber alles immer wieder mal dabei, deshalb schreibe ich das hier. Sexwitzchen sind sicher die einfachsten, aber auch oft sehr flach.
Umgekehrt sind zu abgehobene oder zu weit hergeholte Pointen auch nix für schnelle Morningshows - schon gar nicht für private. Harald Schmidt hat oft tolle Pointen gehabt, aber Hörer von Privatradio-Morningshows (oder in meinem Fall kann ich auch sagen "Macher") gehören nicht unbedingt mehrheitlich zu den Intellektuellen.

Ist das Feedback der Sender überwiegend positiv, biete den Sendern Deine Gag-Mails im Abo an oder triff eine Vereinbarung über eine freie Zulieferung. Ich habe einen festen Autor und drei Freie, die mir ihre Mails unverbindlich zuschicken und für jeden gesendeten Gag rechne ich 15 Euro mit dem Autor ab. Da nehme ich auch gerne einen vierten dazu - das Geld kriegt halt der, der die besten Gags liefert.

Wenn Du magst, kannst Du mir Deine Demos gerne mal mailen: walli@diehitgarantie.de und walli@salue.de

Grüße aus Saarbrücken,

walli
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Hallo Walli,

vielen Dank für die tollen Tipps und Infos. Da ich mit diesem Metier (Radio, aber auch Medien allgemein) bisher gar nichts zu tun hatte, hast Du mir sehr weitergeholfen!

Gruß Markus
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Unterstützung kann man auch bekommen beim Adolf Grimme Institut

Es macht sich auch gut, wenn Du Gags in ihrer fertigen Form vorstellen kannst, also Eigenproduktionen!
Das ist naürlich etwas schwierig bei brandaktuellen Sachen, aber auch nicht zwingend notwendig.
Und noch ein Tip: Längst nicht jeder Gag braucht eine Pointe! Verbeiss Dich bloss nicht darin, das bringt Dich um den Verstand!

@walli: Kann ich Dir meine Demos auch alle zumailen?
Wie gross ist denn Dein Postfach?

Best regards
Josey Wales
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

SPD-Freak schrieb:
Indem Du Gags schreibst.
scnr
Stimmt, so hab' ich es auch schon zum Anrufbeantworter, Staubsauger und Rasenmäher gebracht. Hätte ich auch selbst drauf kommen können! ;)
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Mal ernsthaft: Wenn du die Leute zum Lachen bringen willst, mußt du lustig sein! Leider herrscht immer noch die Meinung vor, Humor könne man erlernen, so wie den Job des Redakteurs. Ein fataler Irrtum, der hierzulande ein Heer von unlustigen "Comedians" produziert hat!
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Vermutlich willst Du gar nicht Gagschreiber werden, sondern Deine Gags irgendwo unterbringen, oder? db
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

der beobachter schrieb:
Vermutlich willst Du gar nicht Gagschreiber werden, sondern Deine Gags irgendwo unterbringen, oder? db
Gut beobachtet. Vielleicht habe ich meine Frage ja falsch formuliert. Mir ging es darum, an wen ich mich mit meinen Ideen wenden kann. Dazu habe ich jedenfalls ein paar sehr hilfreiche Antworten bekommen.


Rösselmann schrieb:
Mal ernsthaft: Wenn du die Leute zum Lachen bringen willst, mußt du lustig sein! Leider herrscht immer noch die Meinung vor, Humor könne man erlernen, so wie den Job des Redakteurs. Ein fataler Irrtum, der hierzulande ein Heer von unlustigen "Comedians" produziert hat!
Das Problem ist, dass man selber wohl am allerwenigsten beurteilen kann, ob man witzig ist oder nicht. So wie wir in Deutschland Millionen Fußball-Bundestrainer haben, die alle eine bessere Mannschaft aufstellen würden als Rudi Völler, so gibt es auch tausende von Leuten die der Meinung sind, dass sie witziger sind als z.B. Anke Engelkes Autoren (wer bei Google nach "Gagschreiber" sucht, kommt an dem Thema nicht vorbei).

Ich bin da eher vorsichtig und lasse das andere beurteilen. Allerdings würde ich Martin Max mit zur EM nehmen.
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Stecher schrieb:
Das Problem ist, dass man selber wohl am allerwenigsten beurteilen kann, ob man witzig ist oder nicht. Ich bin da eher vorsichtig und lasse das andere beurteilen.

Das meine ich! Warst du in der Schule der Klassenclown? Bringst du deine Freunde zum Lachen, wenn du mit ihnen beim Bier sitzt? Fällt dir oft, wenn du z.B. bei A. Engelke eine müde Pointe hörst, eine viel bessere ein? Würdest du dir zutrauen, deine Witze vor Publikum zu bringen?

Ich will meine Aussage im letzten Posting aber erweitern: Lustig sein allein genügt natürlich nicht, wenn du täglich ein Kontingent von "Witzen" abliefern mußt. Gewerblicher Humor ist ein harter Job!

Aber deine Frage war ja tatsächlich die nach der Vorgehensweise, dein Material publik zu machen und da hat Walli dir in der Tat die besten Tips gegeben! Viel Erfolg, vielleicht lache ich ja demnächst über DEINE Gags!
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Rösselmann schrieb:
Das meine ich! Warst du in der Schule der Klassenclown?
Bringst du deine Freunde zum Lachen, wenn du mit ihnen beim Bier sitzt?
Fällt dir oft, wenn du z.B. bei A. Engelke eine müde Pointe hörst, eine viel bessere ein?
Würdest du dir zutrauen, deine Witze vor Publikum zu bringen?
Nein.
Ja.
Möchte ich selbst nicht beurteilen.
Nein, ich kann mir keine Witze merken. Bin eher jemand, dem spontan (vermeintlich) witztige/bissige Kommentare einfallen.
Ich will meine Aussage im letzten Posting aber erweitern: Lustig sein allein genügt natürlich nicht, wenn du täglich ein Kontingent von "Witzen" abliefern mußt. Gewerblicher Humor ist ein harter Job!
Das glaube ich!

Aber deine Frage war ja tatsächlich die nach der Vorgehensweise, dein Material publik zu machen und da hat Walli dir in der Tat die besten Tips gegeben! Viel Erfolg, vielleicht lache ich ja demnächst über DEINE Gags!
Danke für die Wünsche!
 
AW: Wie werde ich Gagschreiber?

Passender Artikel aus der SZ von heute, hilft vielleicht dem ein oder anderen bei der Orientierung.

Beruf: Gag-schreiber
Wie der Witz geboren wird

Von SZ-Mitarbeiter Sascha Woltersdorf

Gag-Schreiber ist ein Beruf wie jeder andere auch. Behaupten die Gag-Schreiber. Aber wie lernt man lustig? Die Saarbrücker Zeitung warf einen Blick hinter die Kulissen der "Gag Academy", wo Dozenten und Autoren-Nachwuchs hart an jeder Pointe arbeiten.

Saarbrücken. "Treffen sich ein Deutscher, ein Ami und ein Chinese..." Fängt so ein guter Witz an? Das spiele keine Rolle, sagt Ralf Husmann. Seit fast zehn Jahren arbeitet Husmann als Produzent bei Brainpool, der Kölner Produktionsfirma, die Unterhaltungsshows wie "TV total", "Ladykracher" oder "Rent a Pocher" herstellt. Ob Chinese, Russe oder Franzose - wichtig sei in dem Fall vor allem der Dreier. Husmann: "Es sind immer drei, die in den Puff gehen. Oder in die Sauna. Oder sonst wo hin." Ansonsten gelte aber: "Ein Lehrbuch gibt es nicht." Das scheint die Standard-Antwort des trockenen Ostwestfalen auf Fragen dieser Art zu sein. Lehrbuch? Gibts nicht. Den Königsweg auch nicht. Und wie lernt man lustig, das sei ja schon mal die ganz falsche Frage.
Einer wie Husmann muss es wissen. Vor mehr als 20 Jahren hat er angefangen mit dem Gag-Schreiben. Damals habe es nur eine Handvoll Leute gegeben, die von den knalligen Einzeilern und spaßigen Sketchen leben können. Aber das sei anders, seitdem die Comedy-Welle, unter anderem ausgelöst von Sendungen wie "Samstag Nacht", schier unaufhaltsam durch die bundesdeutsche TV-Landschaft rollt.

Einige hundert TV-Kreative


Mittlerweile, schätzt Husmann, verdienen einige hundert Fernseh-Kreative ihr Geld mit dem Humor. Um den Nachwuchs in diesem Bereich der Fernsehunterhaltung zu fördern, hat die Brainpool vor fünf Jahren die "Gag Academy" ins Leben gerufen. "Der Bedarf an jungen Comedy-Talenten ist riesig", meint auch Brainpool-Geschäftsführer Martin Kess. "Wir brauchen Leute, die Ideen auf den Punkt bringen und Formate gezielt bedienen können." Mitgetragen wird die "Gag Academy" von der in Marl ansässigen Adolf Grimme Akademie. Und dies sei wichtig, so Husmann, der für die "Gag Academy" als Dozent arbeitet. "Wir brauchen so viel Seriosität wie möglich. Es sollte klar sein, das die Gag Academy' ernst gemeint ist." Witzig zu sein, das allein reiche eben nicht. Husmann: "Beim Schreiben wird nicht viel gelacht - es geht mehr darum, dass man die Zeit einhält."

Seminar für Nachwuchs


In diesem Sinne nichts zu lachen hatten auch die 15 Teilnehmer der letzten "Gag Academy", die eigentlich nichts anderes ist als ein auf zweieinhalb Tage komprimiertes Seminar für Nachwuchs-Autoren. Dozenten sind erfolgreiche Autoren wie Husmann oder Chris Geletneky, Headwriter der gerade gestarteten Anke Late Night. Veranstaltet wird der Humor-Crashkurs in den Büroräumen von Brainpool. Realistische Bedingungen, wie Husmann meint. Denn ob Profi oder Nachwuchs - in solchen Räumen, an schlichten Konferenztischen auf neutral-robusten Teppichen mit Anti-Schmutz-Appretur wird der Witz geboren. Wichtigstes Handwerkszeug: Bildschirm, Tastatur, eine volle Kaffeetasse und eine aktuelle Tageszeitung. Dies könne die "Bildzeitung" sein, aber auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Faz), wie der nach eigener Aussage "fast 40-Jährige" erzählt. Husmann: "125 Jahre Staubsauger, so was findet man nur in der Faz." Genau wie die Profis machen auch die Humor-Azubis aus solchen Themen ihre one-liner, also die klassischen Gags, die möglichst schnell auf den Punkt kommen. Und auch hier gebe es eigentlich keine allgemeingültigen Formeln für den Humor, sagt Ausbilder Husmann. Von ein paar "Handwerksregeln" abgesehen: Zum Beispiel sollte die Pointe am Schluss kommen. Außerdem muss der Text auf eine cue card passen, auf die Papptafel, von der der Gag in der Show abgelesen wird.

Etwa vier bis fünf Schreiber schaffen nach jeder "Gag Academy" den Sprung in die Professionalität, heißt es von Brainpool. Gerade junge Autoren werden anfangs meist pro Gag bezahlt: Einhundert Euro kann ein Scherz bringen, wenn er es in die Show schafft. Gute Autoren kommen auf Festgehälter von bis zu 8000 Euro im Monat. Wichtig für den Erfolg sei es, das Format und den Comedian zu kennen, betont Ralf Husmann. Witze über Computer habe man beispielsweise für Harald Schmidt nie schreiben können. Husmann: "Das konnte der nicht überzeugend bringen, weil der keine Ahnung von Computern hat." Bei Schmidt-Nachfolgerin Anke Engelke sieht der TV-Mann andere Schwerpunkte. "Anke ist im Vergleich zu Harald weniger zynisch, aber Frauenfeindlichkeit geht bei Anke einfacher." Dennoch müsse niemand das Genre neu erfinden, auch als Gag-Autor nicht. "Husmann: In den USA gibt es ja auch Letterman, Leno und O'Brian - und alle sitzen an einem Schreibtisch, trinken Kaffee und machen Witze."
 
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