Wie wird radio NRW synchron?

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Gecko

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Seit einigen Stunden höre ich jetzt verschiedene Lokalsender von RadioNRW. Bevor jetzt wieder Leute aufschreien und fragen, wie man sich so etwas antun kann, kann ich sagen, dass es mir nicht um den Inhalt des Programmes geht. Was bei mir Fragen aufwirft, ist die Synchronität, wenn live aus Oberhausen gesendet wird. In der Regel ist es ja so, dass zum Beispiel nach den Lokalnachrichten der Sprecher den Verkehrsfunk und das Wetter macht. Wie schaffen es die Macher, dass die Meldungen trotzdem auf jedem Sender immer zu richtigen Zeit fertig sind?
 
Na die haben doch heutzutage in allen Studios Funkuhren, die gehen immer genau auf die Sekunde. Und die Specher wissen genau wann sie fertig sein müssen, z.B. immer xxh05m00s. Die haben doch alle die Uhr vor der Nase. ;o) Und genau zu diesem Zeitpunkt kommt dann der Umschaltimpuls.

Oder aber die Meldungen werden vorher eingesprochen, sodass es immer sekundengenau passt. Wenn es mehr Meldungen gibt müssen sie eben schneller sprechen. *gg*
 
:thumbsup: Man muss auch bemerken das ein großer Teil sicherlich Voicetracking beinhaltet. Man braucht dafür kein großes technisches Equipment. Ich denke Benutzer 0815xxl hat schon recht, wenn er vermutet, dass es einfach ein genaues Timing ist. Ein bißchen Herausforderung im Radio muss schon sein. :thumbsup:
 
Es liegt nur am supergenauen Timing, wenn man den Hörer richtig beschummeln will. ;) Das machen doch alle großen Radioketten mit Regionalsplitting auch so. Bei jedem Sender bzw. Regionalstudio steht extra Technik die nur für diese Umschalterei zuständig ist. Gesteuert wird immer aus der Hauptzentrale (in dem Falle Oberhausen). Alle daran Beteiligten haben vorher den Plan mit den Zeiten. Obwohl das ja bei den wöchentlichen Programmen dann jede Woche gleich ist. Ausserdem sind die doch heutzutage alle untereinander vernetzt.

Und diese Technik kann noch mehr. Wenn auf allen das Mantelprogramm zu hören ist, können zwischendurch trotzdem unterschiedliche Trailer abgefahren werden, sodass auf jedem Sender der eigene richtige Trailer zu hören ist. Das geht auch per Steuerimpuls aus der Zentrale. Und genau für diesen Zweck müssen die einzelnen Trailer (oder Lokalnachrichten) bei allen Beteiligten Sendern auf die Zehntelsekunde gleich lang sein.

Die Sachsenlokalfunkkette macht es auch so. Allerdings sind dort öfters mal Fehler bei. Dann hört man auf Radio Lausitz einen Trailer wie 'Hallo und hier die freitag nacht bei Radio Dresden'. *gg*

@Gecko: Im Buch 'Hörzu Radio Guide 2000' (erschienen 2000) ab Seite 150 ist das alles sehr gut erklärt. Geh mal in deine Stadtbibliothek.
 
Ja, manchmal ist es für Radiomacher fast schon ulkig, über welche Fragen sich Unbedarfte den Kopf zerbrechen. Ein Bekannter hatte mich einmal gefragt, wie es denn käme, dass WDR2 an seinem Heimatort immer Berichte aus seiner Umgebung bringe, an seinem Studienort aber welche von dort.
"Technik die begeistert", fasste ich dieses Phänomen dann zusammen ;)
 
Wenn die Beiträge voraufgezeichnet wurden kann man deren Länge nachträglich komprimieren.

Gab es nicht mal eine Diskussion wegen zu schnell vorgetragener Nachrichten beim DLF?
Möglicherweise werden dort die Nachrichten auch erst aufgezeichnet und anschließend "zusammengestaucht".
 
Tja, in der globalisierten Onlinewelt scheint es es für die Junge Generation schon fast wie Hexerei, wenn man News aus der Heimat hört.
Merkwürdige Entwicklung zurück..

Bei den Regionalnews auf FFH hört man mitunter gleichzeitig auf allen "Fenstern" die gleiche Stimme, also Voicetracking.
Bei dem neuen RPR1 hört sich das ganze auch interessant an.
 
:thumbsup: Man muss auch bemerken das ein großer Teil sicherlich Voicetracking beinhaltet.

Nach meinem Wissen setzt Radio NRW aber kein Voicetracking ein. Ob einzelne Lokalsender das hingegen tun weiß ich nicht.

Die Sache ist aber ansich recht einfach. Die Zauberworte heißen "Backtiming" und "Schaltbefehl"
 
Gab es nicht mal eine Diskussion wegen zu schnell vorgetragener Nachrichten beim DLF?

Ja, die gab es, siehe Zitat unten.
Möglicherweise werden dort die Nachrichten auch erst aufgezeichnet und anschließend "zusammengestaucht".

Und in besagter Diskussion äußerte sich ein Fachmann dazu, wie man das sogar live hinbekommt, ohne voraufzuzeichnen, zu komprimieren, zu stauchen, ...
Zu Beginn des Threads sind Fragen nach dem Timing von Texten aufgetaucht: Wie schafft es ein (Berufs-)Sprecher, die Textmenge exakt in 5, 8, 10 oder 12 Minuten unterzubringen? Wir orientieren uns "ganz einfach" an der Zeilenzahl des Manuskripts. Faustregel: 14 bis 15 Zeilen benötigen 1 Minute Sprechzeit (individuelle Unterschiede natürlich mit eingerechnet). So kann ein beliebig langer Text von hinten durch Zeit-Markierungen in Minutenschritte eingeteilt werden - gleich einem schriftlichen Countdown. Während der Präsentation vergleiche ich die Minutenzahl im Text mit der Uhrzeit. Hänge ich hinterher, kann ich beschleunigen, bin ich "zu früh", verlangsame ich (im Idealfall für den Hörer nicht bemerkbar). Ist der Redakteur ein lieber Mensch, gibt er mir zudem noch eine (weniger wichtige) Meldung als "Spielmasse" mit ins Studio, die auch wegfallen kann, wenn ich mal in völliger Zeitnot bin.
 
Radio NRW setzt kein Voicetracking ein, einzig die Stunde Sonntagsmorgens zwischen 08 und 09 Uhr. Es ist so das wenn die Lokalsender das Programm von Radio NRW übernehmen, die Programmopener aus Oberhausen von einem Zentralcomputer gestartet werden. Dies ist seit der Programmreform vor zwei Jahren so.:)
 
Radio NRW setzt kein Voicetracking ein, einzig die Stunde Sonntagsmorgens zwischen 08 und 09 Uhr. Es ist so das wenn die Lokalsender das Programm von Radio NRW übernehmen, die Programmopener aus Oberhausen von einem Zentralcomputer gestartet werden. Dies ist seit der Programmreform vor zwei Jahren so.:)

Ist die Kirchen-/Feiertagssendung (laut Programmplan ist es das ja) tatsächlich Voicetracking oder doch eher eine Vorproduktion? Wird das wirklich automatisiert gefahren oder ist dort jemand im Studio, der die einzelnen Sprachtakes/Beiträge von Hand abfährt?
 
Es läuft technisch vor allem im Voicetracking-Verfahren. Die Moderationen werden vor der Ausstrahlung aufgezeichnet (ob einen Tag, mehrere Stunden oder nur wenige Minuten vorher) und dann mittels eines Sendesystems ausgestrahlt. Eine andere Variante: die Moderation ist live, die produzierten Elemente (Jingles, Trailer, Intros) werden regionalisiert ausgestrahlt. Beispiel: auf Frequenz A läuft ein Jingle für Oberhausen, auf Frequenz B zur selben Zeit einer für Wuppertal. Eine weitere Möglichkeit: einiges ist live, einiges vorproduziert. Beispiel: die Nachrichten werden live landesweit gelesen, der Verkehrsfunkt wurde mehrere Minuten vor Ausstrahlung mit regionalen Meldungen für die jeweilige Region aufgezeichnet, das Wetter auch, danach kommt wieder ein live gesprochener Opener fürs ganze Land. Damit es synchron klingt, müssen alle regionalisierten Elemente stets gleich lang sein und zum gleichen Zeitpunkt abgespielt werden. Sowohl die aufgezeichneten Moderationen als auch Jingles, Trailer etc.. Zu den Sendesystemen, die das können, gehören unter anderem Dabis, Dalet, RCS, Zenon und einige mehr. Wobei Dabis am besten aussieht, stabil funktioniert und sich am einfachsten bedienen lässt. Das benutzt im Übrigen auch Radio NRW. Generell ist Regionalisierung eine sehr spannende Geschichte und verlangt viel Verständnis vom Handwerk, gute Reaktionsfähigkeiten und einen Sinn für Uhrzeiten - man muss ja häufig recht schnell im Kopf die Uhrzeiten zusammenrechnen. Und alle Zauderer, die hier im Voicetracking das Böse sehen, haben einfach Angst vor Technik und den erweiterten Möglichkeiten. Ein echter Radioprofi regionalisiert und voicetracked ohne mit der Wimper zu zucken ;)
Schließlich heult ein Schumacher auch nicht seinem Rennauto aus den 90ern hinterher, nur weil er damit ein paar Rennen gewonnen hat, sondern kämpft mit moderner Technik um den Sieg.
 
Ist erstaunlich, dass immer noch so viele Dudelfunkhörer auf das System hereinfallen und denken, dass sie die ganze Zeit ihren Lokalsender hören. Kaum einer der Hörer wird doch wissen, dass die Moderation nicht aus dem Lokalstudio, sondern aus einer Zentrale und die Stationsansagen von der lokalen, fernbedienten Festplatte kommen. Für mich ist das Ganze eine Hörerverarsche. Radio sollte live sein. Warum kann man nicht offen und ehrlich sagen "Gleich schalten wir um zu unserem Mantelprogrammanbieter sowieso"?

Das Programm und die Steuerimpulse ("Weg D") bzw. ein einseitiges "Intranet" wird übrigens über einen Satelliten (früher war es Astra 28,2 - genau die Position mit den beliebten englischen Programmen) verschlüsselt ausgestrahlt. Den Transponder kann man mit einer alten D-Box 1 und spezieller Soft loggen, aber hören kann man damit nix...
 
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