Wieviel Horror verträgt der Hörer?

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Freilich hatte die Welt schon immer Sorgen. Die Protestbewegung Ende der 60er Jahre (hierzulande '68-er') bis in die 80er hinein ging quer durch die Gesellschaft, und dies hat sich auch musikalisch niedergeschlagen, ich weiß. Nur im Gegensatz zu heute war die soziale Ungerechtigkeit geringer, Ausbildung, Beruf und Existenz gesichert. Was "Gesundheit,Rente,Jobs,Klima,Armut,Wohnungen,Kriminalität,Terror" anbefrifft: Heute dürfte die Sorge um das eigene Leib und Leben ungleich höher sein. Eben genau nach z.B. Tschernobyl, Fukushima, Aids, Terrorangriffe auf "weiche Ziele", Genmanipulationen und anderen Schweinereien an Lebensmitteln etc, etc, etc.
Ich wollte nur der Behauptung widersprechen, dass der "Markt von der Angst" lebe und dass dies ein gut funktionierendes "Spiel" seit "1000enden Jahren" sei.
 
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....genau das das Problem hierzulande ist, wenn es später um die Argumentation bezüglich Flüchtlinge geht: Ignoranz!

Und deshalb: "Horror" ist das Erleben im eigenen Leben und nicht das Zuhören am Radio. Heute um 10:05 war ich auf SWR 2 gelandet und hängengeblieben - echter Horror, den ich im sommerlich-sonnigen Wohnzimmer aus sicherer Distanz mitverfolgen konnte. Würde ich welchen trinken, hätte ich mir noch nen Kaffee dazu holen können. Kuchen war da. Was für ein Kontrast!

Ein Leben zwischen Iran und Israel - über alle Grenzen hinweg

Ich halte es für wichtig, daß so etwas läuft. Und ich hielte es für wichtig, daß so etwas nicht nur auf den Kulturwellen mit ihren 3-5% Anteil an der Hörfunknutzung läuft, sondern deutlich weiter in die Bevölkerung getragen wird. Was uns fehlt ist der Blick aus dem sonnigen Wohnzimmer raus. Aber nur der kann Verständnis fördern.

Und gestern gab es an anderer Stelle dieses:

[url=http://cdn-storage.br.de/iLCpbHJGNL9zu6i6NL97bmWH_-by/_-0S/9ANG_-kg/160731_0830_Evangelische-Perspektiven_Was-uns-boese-macht.mp3]Was uns böse macht[/URL]

Nichts substantiell neues für diejenigen, die sich mit der menschlichen Psyche beschäftigen, aber auch hier dürfte in großen Bevölkerungsteilen eher Ahnungslosigkeit herrschen. Dabei sind die meisten Menschen selbst mehr oder weniger stark davon betroffen. Ich übrigens auch.
 
Heute dürfte die Sorge um das eigene Leib und Leben ungleich höher sein. Eben genau nach z.B. Tschernobyl, Fukushima, Aids, Terrorangriffe auf "weiche Ziele", Genmanipulationen und anderen Schweinereien an Lebensmitteln etc, etc, etc.
Das glaube ich nicht. Die Themen sind ein kurzer Reißer für einige Tage, danach sind sie wieder ad akta.
Beispielsweise soll in GB demnächst ein großes AKW gebaut werden. Mit Reaktoren, wie sie in alten Anlagen in Frankreich noch immer betrieben werden.
Aids? Geh' doch einfach mal in eine Schule und hör Dich mal zu dem Thema um: "Aids können nur Schwule kriegen weil sie sich in den Arsch ficken!" (so auf einer der vordersten Seiten bei Google zu finden).
Terrorangriffe auf "weiche Ziele" kannten auch schon die 80er Jahre. Nur noch nicht ganz in diesem Ausmaß. Und zu den "Schweinereien an den Lebensmitteln" hier nur eine Verlinkung, die Dir einige ausgewählte Missbräuche, bis 2013, zeigt.

Die Sorge um Leib und Leben ist nur dann ungleich größer, wenn man tatsächlich von etwas direkt betroffen ist. - Und nicht mal dann! - Siehe Snowdens Enthüllungen und die Aussage "Ich hab doch nichts zu verbergen", die heute noch immer an der Tagesordnung steht.


@Radiowaves: Schöne Verlinkungen. Leider, wie Du selbst angemerkt hast, für die meisten Hörer der anderen Wellen wohl völlig ohne Belang.
 
Und für Menschen, die auch mal gute Nachrichten, Hoffnung und was lebenswertes brauchen (ich gehöre dazu) abseits der Nachrichtenlage hier 3 Filme:

http://vimeo.com/17118062

https://www.youtube.com/watch?v=FFQFBmq7X84
(Untertitel auswählbar)

Und Nummer 3... ooops... haben wir zwar GEZahlt, aber sehen können wir ihn nicht mehr:

Wer also Film Nummer 3 ("Die Revolution der Selbstlosen", großartig!) auftreiben kann, es lohnt sich.
 
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Natürlich kann ich Deinen Wunsch nachvollziehen, aber ebenso weise ich ihn auch zurück. Denn hier setzt eine - durchaus nicht ungefährliche - Scheuklappenmentalität ein, wie sie mir vor längerer Zeit in der Verwandschaft begegnet ist.

Studio Rebstock, um das mal klarzustellen: ich erwarte von Nachrichten keine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Ich bin hier von Scheuklappen ganz weit entfernt, darin scheint ja mein Problem zu liegen. Und dass ich darauf hinweise, dass es Menschen gibt, die auf Durchzug schalten, hat nichts mit meiner eigenen Einstellung zu tun. Ich schalte nicht auf Durchzug. Ich ärgere mich lieber. Und diskutiere. Ich gehe immer auch noch brav wählen. ;)

Du hast selber schön auf den Punkt gebracht, was mich stört:

Nur waren die Nachrichten, um die Kurve zu kriegen, sorgfältiger redigiert. Es gab keine Medien, die alles hyperventilierend gehyped haben und trotzdem fühlte ich mich nicht staatlich gelenkt.

Fakt ist aber: In den 1980ern waren die Nachrichten für uns nicht etwas, das uns überforderte oder Angst machte, sondern sie waren ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, unserer gesellschaftlichen Positionierung und der Information in einer damals schon nicht ganz einfachen Weltlage. Radio- und Fernsehnachrichten waren, außer Tageszeitungen und einem Nachrichtenmagazin, elementar.
Selbst wenn die Bedeutung heute gesunken sein könnte, da die Zahl der Alternativen gestiegen ist, muss man ja nicht an der Qualität (abwärts) schrauben.

Genau! "Gehyped". "Abwärts geschraubt". Jawohl. Volle Zustimmung. Immer schön auf die Zwölf.
Und man muss auch nicht bei jeder Kindstötung im Detail berichten, wie das jemand getan hat. Und man muss auch nicht jede Tatwaffe im Internet bis zum St. Nimmerleinstag abbilden. Man muss auch keine Bilder von einem LKW zeigen, der in eine Menge in Nizza rast. Das kotzt mich an: Das "wie" berichtet wird. Dazu Sondersendungen und sog. Spezialisten, die Alles durch den Wolf drehen.
Ich habe etwas dagegen, dass inzwischen ein Großteil der Nachrichten auf Boulevard-Niveau verkommen ist. Und dazu gehört meiner Meinung nach auch, unter welchen Meldungen man aussuchen kann. Da muss sich keiner wundern, wenn das irgendwann so läuft: Stelle Dir vor im Radio sind Nachrichten, und keiner schaltet mehr ein.

Ist doch wahr...

Und wenn Onkel Otto mir aufschreibt, aus welchen Meldungen zu wählen ist, muss man sich halt die Frage stellen, wer da in den Presseagenturen die Stellschrauben stellt. Aber das habe ich ja bereits erwähnt.
 
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Für die größere Sorge gibt es Indizien
Die Frage relativiert sich, liest man die Texte etwas gründlicher.

Süddeutsche:
Mehr Schusswaffen haben sich die Deutschen dagegen nicht zugelegt.
Sprich: Ich fühle mich sicher, wenn ich die Möglichkeit habe zu wissen, dass ich mir eine Waffe zulegen KÖNNTE.

Handelsblatt:
Damit dürfen Privatpersonen Pistolen, Revolver oder halbautomatische Gewehre kaufen und zu Hause aufbewahren.
Auch hier in Deutschland wird schon seit Jahren (lange vor der angeprochenen Problematik) diskutiert, Haus und Hof gilt es zu schützen - am liebsten mit Waffengewalt. So wurden mit Einführung des aktuellen Waffengesetzes eine sechsstellige Zahl an u.a. Langwaffen und Faustfeuerwaffen abgegeben, die eine Schutzfunktion für Haus und Hof gehabt haben sollten. In der Schweiz sind diese, nach Waffenerwerbsschwein, und Anmeldung, legal.

heute.at
Wer glaubt, mit einer Waffe sicherer zu sein, irrt aber: "Die Leute wiegen sich selbst in einer Sicherheit, die sie ja nicht haben." Gescheiter wäre es, sofort die Polizei zu rufen, anstatt sich selbst mit einer Waffe helfen zu wollen.
Und das ist das beste Statement, das den Abschluss eines Artikels nur darstellen kann. Während die wenigsten Menschen überhaupt mit einer Waffe umgehen zu wissen, erzeugt eine gezeigte Waffe sogar meist noch mehr Gewalt. Ansonsten ist der BLÖD-Artikel der "heute.at" leider ja ebenso inhaltslos wie dessen Aussage: "Die Flüchtlinge sind Schuld! - Wieso? - Egal, die Flüchtlinge sind Schuld!"
 
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Grundsätzlich muß man die Postings von @Radiowaves nicht extra liken. Ich schrieb das in einem anderen Zusammenhang schon vor einer kleinen Weile.

Grundsätzlich halte ich dieses Forum auch für eine Art "Chronik", welches die Historiker unter uns (z.B. @Mannis Fan, als hier bekanntester Vertreter dieser Zunft) immer erfreut. Man liest Meinungen der User - und wie sich Meinungen über die Jahre hinweg möglicherweise geändert haben. Ich rate immer wieder dazu, alte Threads zu lesen. Lesen bildet. (Auf den "Gedächtnisschwund" durch nicht mehr vorhandene Dateianhänge habe ich letztens erst wieder aufmerksam gamacht. Das ist wirklich erschreckend.)

Grundsätzlich weiß ich auch immer so ungefähr, was ich hier in den vielen Jahren so in die Tastatur gekloppt habe. Eine Suche mit Textfragmenten bringt eigentlich immer ein Ergebnis.

Ich halte es für wichtig, daß so etwas läuft. Und ich hielte es für wichtig, daß so etwas nicht nur auf den Kulturwellen mit ihren 3-5% Anteil an der Hörfunknutzung läuft, sondern deutlich weiter in die Bevölkerung getragen wird. Was uns fehlt ist der Blick aus dem sonnigen Wohnzimmer raus. Aber nur der kann Verständnis fördern.
Ich kann Dir nur zustimmen, mein Lieber! Es ist eigentlich unverantwortlich, wenn gesellschaftspolitisch "wichtige" Sendungen

a) nur auf den "Kulturwellen" laufen, die kein "Normalo" hört und damit keine Breitenwirksamkeit haben (Bitte nicht bewußt falsch verstehen!)
b) bei ARD/ZDF erst am ganz späten Abend angesetzt werden bzw. überhaupt nur in den digitalen Spartenkanälen "versacken"

Ziemlich exakt vor sechs Jahren schrieb ich dieses Posting. Ich muß am Inhalt auch heute nix ändern:

http://www.radioforen.de/index.php?threads/ich-schaeme-mich-fuer-die-ard.22259/page-15#post-375630
 
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Nein, mein Lieber, sondern "wenn man tatsächlich von etwas direkt betroffen" sein könnte.
Dann machen wir unterschiedliche Beobachtungen. Allein schon via Politbarometer des ZDF.
Die Liste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker wurde von den Befragten Anfang Juli neu bestimmt. Wieder dabei ist demnach Sahra Wagenknecht, die zuletzt im März zu den Top Ten zählte, ausgeschieden ist Andrea Nahles. Die beste Bewertung erhält weiterhin Frank-Walter Steinmeier, er erreicht einen Durchschnittswert von 2,0 (Juli I: 2,3) auf der Skala von +5 bis -5. Auf Platz zwei liegt Winfried Kretschmann, ebenfalls mit 2,0 (Juli I: 2,2) und unterschieden nur im Hundertstelbereich. Es folgen Wolfgang Schäuble mit 1,6 (Juli I: 1,9) und Angela Merkel mit 1,4 (Juli I: 1,7). Danach Thomas de Maizière, der mit unveränderten 0,8 als einziger keine Imageverluste zu verzeichnen hat. Gregor Gysi kommt auf 0,7 (Juli I: 0,8), Ursula von der Leyen auf 0,6 (Juli I: 0,8), Sigmar Gabriel auf 0,4 (Juli I: 0,8) und Horst Seehofer auf 0,3 (Juli I: 0,4). Den letzten Platz nimmt Wiedereinsteigerin Sahra Wagenknecht mit minus 0,5 ein.
Mein Eindruck ist eher: Image und gute Phrasen sind alles.
Denn wenn du selbst auf die Straße gehst und die Menschen befragst, wovor sie Angst haben, lautet die am meisten genannte Antwort an erster Stelle aktuell: Terroranschläge. An zweiter Stelle: Flüchtlinge. Aber genau die Politiker, die für die Ängste "verantwortlich" sind, sprich, die in den vergangenen Jahren massiv Polizei- und Lehrerstellen abgebaut haben, stehen in den Umfragewerten wie bei den ganzen vergangenen Umfragen des Politbarometer ganz weit oben. Stehen sie übrigens auch, wenn Du die Menschen "draußen auf der Straße" befragst. Das ändert sich nur, wie zuletzt nach Ansbach, München und Würzburg kurzzeitig. Da "schwappt" dann kurzzeitig eine Art "Anti-CDU/SPD/Grünen"-Welle auf, die aber sehr schnell wieder ab ebbt.
 
Denn wenn du selbst auf die Straße gehst und die Menschen befragst, wovor sie Angst haben, lautet die am meisten genannte Antwort an erster Stelle aktuell: Terroranschläge. An zweiter Stelle: Flüchtlinge.
Und ich habe am meisten Angst vor vielen meiner ostdeutschen Landsleute. Denn die sind viele verglichen mit den Flüchtlingen, im Osten sind sie sogar die absolute Mehrheit. Sie können also wirklich etwas ändern an der Gesellschaft und sie sind eifrig dabei, es auf den Weg zu bringen. Was dann kommen könnte, können wir derweil schön an der Türkei beobachten.
 
Indem der Hörer den "besten Mix der letzten drei Jahrzehnte und das Beste von heute" über sich ergehen lässt, verträgt er schon jede Menge Horror. Aber das ist nur die Übertünchung des eigentlichen Horrors, der nämlich darin besteht, dass solch ein unglaublich wirkungsvolles und mächtiges Informations-, Bildungs- und Meinungsschärfungsinstrument wie das Radio zum belanglosen Abdudler von Hitparaden-Playlists und Pseudo-Servicewetterverkehr geworden ist. Das ist vergleichsweise so, wie wenn meine urige alte Schwarzwälder Bauernkneipe morgen zum Schnellimbis werden würde. Ein Horror!
 
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