Wieviel Horror verträgt der Hörer?

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OnkelOtto

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Ein Nachrichtentag heute, der in seiner Massivität viele andere Tage in der Redaktion übertraf:
Bombenanschlag in Ansbach, weitere Informationen zum Amoklauf in München, Hintergründe zum Machetenangriff in Reutlingen, Bayreuther Festspiele von Attentaten in Bayern überschattet, unter ferner liefen (so zynisch, wie es ist) mindestens 14 Tote bei Selbstmordanschlag im Irak usw. usw.
Was kann eine 5-Minuten-Nachrichtensendung vertragen, wie "geballt" soll man dem Hörer eine solche Nachrichtenlage servieren? Mich würde interessieren, ob es auch die Auffassung gibt, zwischendurch mal "aufzulockern" und dafür eine andere, wichtigere Meldung in einer Sendung wegzulassen? Ich persönlich denke, wir müssen versuchen, in den Nachrichten das abzubilden, was geschieht, auch wenn jede Meldung einen Trauerflor trägt und große Betroffenheit auslöst. Wie sehen die werten Foren-Teilnehmer dies?
 
Man sollte eher mal Aufklärungsarbeit betreiben, wie diese Meldungen in ihrer Relevanz zu bewerten sind. Ein verrückter Syrer, der sich in die Luft sprengt, sorgt für Top-Schlagzeilen und Aufmacher wie "jetzt ist es schon wieder passiert", "es wird immer schlimmer" oder "jetzt ist man auch abseits der Metropolen nicht mehr sicher". Als vor wenigen Jahren mal Unschuldige bei einer Schießerei in einer Eisdiele ums Leben kamen (war das nicht im Rhein-Main-Gebiet?) war es zumindest hier in Hamburg nicht mehr als eine Kurzmeldung an vierter Stelle wert. Ich glaube der IS macht derzeit auch die Nachrichtenredaktionen paranoid. Ein solches Gefühl der Hektik und Panik auch unter Journalisten wie am Freitag (selbst in der ARD) habe ich selten erlebt. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit bei einem Amoklauf oder Terroranschlag zu sterben immer noch weit geringer als am eigenen Essen zu ersticken, und genau genommen hat die Zahl der bei Terror oder Schießereien ums Leben gekommenen Menschen in Westeuropa sogar statistisch ab- statt zugenommen...
 
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Ich glaube, dass die Informationspflicht nach der Gewichtung erfolgen sollte. Weglassen sollte die Redaktion die Nachrichten nicht. Allerdings ist es schwierig, diese grausamen Informationen immer für jede Stunde "umschreiben" zu müssen, auch wenn keine neuen Infos zur Sache selbst dazu gekommen sind.
Ich glaube aber, dass dadurch die einzelnen Nachrichten in der Wertigkeit der Gesamtnachrichten nach unten rutschen können.
Aber OnkelOtto und das Team haben dafür, da bin ich mir sicher, das richtige Gefühl.
Die Nachrichten werden heute zur Einschalt-Sendung.

2Stain
 
Nix wichtiges weglassen! Nachrichten sollen sagen was los ist, nach Wichtigkeit absteigend sortiert. Zwischen zwei Anschlagmeldungen ein Zitat vom ComedyFestival zur Auflockerung?? Oder eine langweilige Standardmeldung (Börsenkurs, Badeseetemperaturen)?? Totaler Quatsch.

Und bitte nicht so viel spekulieren:
http://www.faz.net/aktuell/feuillet...wir-wollen-ja-nicht-spekulieren-14353716.html

Und es würde sich mMn für Nachrichtenredaktionen lohnen, einen Crashkurs in Dramaturgie und einen in Subtext zu machen, damit ihnen bewußt wird, was sie so alles ungewollt auf der emotionalen - also einer sehr wirksamen Ebene - erzählen.
 
Ich gehe davon aus, dass beim HR die Nachrichten seriös und belastbar sind. Die Bundesanwaltschaft hat sich zu Ansbach geäußert, aber noch nicht entschieden, ob sie die Ermittlungen an sich zieht - Quelle: BR Videotext, Tafel 136.

2Stain
 
Der Horror entsteht ja heutzutage v.a. über die sozialen Medien. Wenn ich mir anschaue, was Freitag abends so alles an hysterischem Schwachsinn auf Facebook zu lesen war, kriege ich echt das kalte Grausen.

Und die klassischen Medien schwingen sich halt auch noch auf diesen Zug auf und diskutieren ja eh schon seit Wochen, wie sicher man sich denn noch fühlen darf in diesem Land, und schüren so diese diffusen Ängste mit.

Wenn man sich alleine mal die Wahrscheinlichkeiten vor Augen führt, bei so einem Amoklauf oder Attentat verletzt zu werden oder ums Leben zu kommen, und das mal mit anderen Dingen vergleicht (Wie oft werden Menschen von Familienangehörigen verletzt oder getötet? Wie oft werden Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet?), dann sollte eigentlich jeder sein eigenes Hysterielevel mal ganz runter fahren.

Deshalb erachte ich es als Aufgabe der klassischen Medien, hier zwar zu berichten (das ist wichtig), aber deutlich weniger emotional, deutlich weniger aufgebauscht und auf sehr viel beruhigendere Art und Weise.
 
"Nicht so viel spekulieren." Glücklicherweise sind die Nachrichtenredaktionen der ÖR-Radios nicht in der Situation, Spekulationen verkaufen zu müssen, um Sendezeit zu füllen oder einem Format-Image gerecht zu werden. Wir haben das reine Agenturmaterial und die Korri-Berichte. Spekulationen (oder nennen wir es besser "Einschätzungen") müssen die Leute vor Ort vornehmen und die Anchors und Kommentatoren in den Nachrichtenmagazinen. Wohl aber müssen wir gewichten und die Gesamt-Dramaturgie einer Sendung erstellen. Und da fragt man sich in einer Anstalt, die auch die Regionalität abbilden soll, ob man nicht doch lieber eine "weiche" Meldung aus dem eigenen Bundesland einbaut und ausnahmsweise in einer Ausgabe mal auf den Machetenangriff in Reutlingen verzichtet. Ist nicht meine Meinung, haben wir aber heute morgen intern diskutiert.
 
Ich bekomme soeben folgende Meldung aufs SmartphoneDisplay:
SZ.de EIL - Schießerei in Florida: Polizei meldet zwei Tote.

Wäre diese Meldung vor 30 Jahren überhaupt zu uns durchgedrungen? Wäre sie in der gedruckten Süddeutschen gestanden? Ein 5 Zeiler unter Vermischtes? Wäre das vor 30 Jahren in 5-minütigen Hörfunknachrichten gemeldet worden? Wäre das in den 30-minütigen 'Berichten von heute' vorgekommen?
 
und genau genommen hat die Zahl der bei Terror oder Schießereien ums Leben gekommenen Menschen in Westeuropa sogar statistisch ab- statt zugenommen...
Da sagst Du was. Gestern kam ein Bericht im Schweizer Fernsehen, der besagte, dass in den 60er und 70er Jahren viel mehr Menschen durch Terror um's Leben kamen. Daran denkt nur aktuell niemand mehr. Erinnern wir uns doch nur mal zurück:
RAF, IRA und weitere.

Der Unterschiede zwischen damals heute sind lediglich, dass die Nachrichten viraler gehen und gern sehr schnell überdramatisiert werden. Je reißerischer sie aufgemacht sind, desto mehr Leser oder Hörer verspricht man sich. Dasselbe Prinzip wie "Sex sells". Die Hintergründe sind damit zur Nebensache geworden.
 
Und als ob's der Toten noch nicht genug wäre (ja ja), läuft heute früh nahe Bad Hersfeld ein 61-jähriger über einen gesicherten Bahnübergang, wird vom ICE erfasst und kommt ums Leben. ICE-Strecke Leipzig - Frankfurt gesperrt.
Chronistenpflicht, du kannst mich mal.

Ja, es ist schwer, aber: Die Beziehungstat muss irgendwann regional werden (Tatwaffe und Nationalität des Verdächtigen hin oder her), der Amoklauf und die Sache mit der reaktivierten Waffe nicht. Die Bombe in Ansbach ist eine Meldung, klar. Ob die Bundeswehr-Diskussion in die Nachrichten muss, darf diskutiert werden. Andere wiederum würden sagen, dass allein der Beginn des Nominierungs-Parteitages der US-amerikanischen Demokraten keinen Nachrichtenwert hat, aber das hätte "Auflockerungspotenzial".

Andersrum: Ob jeder Politikerfurz bei einer solch geballten Ladung wirklich in die Nachrichten muss und nicht eher in die Hintergrundberichte der Info-Programme, da darf ruhigen Gewissens sehr intensiv gewichtet werden.

Und damit zur Ausgangsfrage: Wie viel Horror vertrage ich als Hörer?
So viel, wie nötig ist, auch wenn ich keinen Horror mag. Aber genau hier brauche ich die Gewichtung: Hauptmeldung vs. Randnotiz. Informiert mich, aber überschwemmt mich nicht. Verschafft mir einen Überblick und gebt mir die Möglichkeit, mich dann nach meinem persönlichen Interesse weiter zu informieren. Stilisiert nicht alles gleich stark hoch.

Gegenfrage: Wie seid ihr denn den Meldungen zu der Rocker-Schießerei bei der Hauptwache in Frankfurt umgegangen?
Genug Horror war das in jedem Fall auch so...
 
Die "auflockernde" Meldung zum Schluß war ja mit ein Grund für die harsche Kritik an den Plänen für die mittlerweile eingeführten neuen WDR-Nachrichten.
Die Nachrichten sollten das abbilden was gerade los ist, es natürlich nach regionaler oder globaler Relevanz "sortieren" und eben Spekulationen vermeiden.
Das macht z.B. OnkelOttos Arbeitgeber richtig.
Zu dem von Thomas Wollert angesprochenen "Nachahmungseffekt", den hat man ja, wie im Artikel angesprochen, auch gut nach Robert Enkes Suizid feststellen können.
 
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Als ich den Titel des Threads gesehen habe, kam mir spontan der Gedanke "Eine ganze Menge, sonst würde er nicht täglich die 'größten Hits im besten Mix' ertragen". Aber okay, es geht um ein ernsthaftes Thema. Meine Meinung dazu: Das darf nicht das Kriterium der Themenauswahl einer Nachrichtensendung sein. Da geht es um Relevanz. Hier ordnet freilich jeder anders. Wenn ich in in einem Sender in Frankfurt sitze, kann ich mir jetzt überlegen: Wie wichtig ist für meine Hörer in Hessen die Tatsache, dass am Reutlinger Hauptbahnhof ein Verrückter mit einem Messer rumlief? Da wird es sicher einige Themen geben, die ich höher einstufen würde. Sitze ich dagegen bei "Neckaralb Live", wird es vermutlich das Topthema des Tages sein.
Eventuell würde sich bei der Ballung der Ereignisse der letzten Tage eine Sondersendung anbieten. Da könnte man dann auch über das Phänomen der Trittbrettfahrerei diskutieren, mit Psychologen sprechen, etc.
 
Ich rede ja öfter mit den Kollegen. In den Nachrichtenredaktionen gibt es im Moment eine fast unerträgliche Spannung nach dem Motto: Wann kommt der Big Bang in Deutschland? Jeder wartet sehnsüchtlich, gespannt darauf, dass es auch in Deutschland DEN Anschlag mit 100 Toten und mehr gibt. Es ist wie das gespannte Warten vor einem Monstersturm: Jeder rechnet damit, und wenn es kommt, dann werden alle journalistischen Regeln über Bord geworfen. Oder hatte ernsthaft jemand am Freitag, 18 Uhr, anfangs daran gezweifelt, dass es nun auch bei uns losgeht? Um so paranoider waren dann später Tweets nach dem Motto "Gott sei Dank 'nur' ein Amoklauf". Würzburg, Reutlingen oder jetzt Ansbach sind wie ein Vorbeben und bauen die Spannung noch mehr auf. Passiert es beim Hamburger Hafenfest im September? Oder auf dem Oktoberfest in München??? Unerträgliche Situation, mit der die Terroristen doch nur gewinnen. Bitte sofort Schluss damit!!! RESET!!!

Daher sehe ich es wie Radiocat, Aufklärungsarbeit ist gefragt: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit bei einem Terroranschlag draufzugehen? Warum gibt es keinen Grund, sein Leben zu ändern oder einzuschränken. In meinem Umfeld gab es am Samstag früh Menschen, die gesagt haben sie würden erst um kurz nach 20 Uhr zum Einkaufen gehen, da würde doch bestimmt nichts passieren. Die Ereignisse in ein richtiges Umfeld zu rücken ist m.E. nun Aufgabe der Medien. Liebe Kollegen: Verabschiedet euch von dieser Spannung, Angst, Panik. Berichtet sachlich, ruhig und fundiert - wie der Münchner Polizeisprecher am Freitagabend. Seht die sozialen Netzwerke nicht als Konkurrenz, um mit schnellen Infos mitzuhalten und mit wilden Spekulationen um euch zu schießen, lasst euch vor allem von dieser Hektik nicht anstecken, verbreitet nicht ungeprüft jeden Mist.

Vor 10 Jahren hätte München maximal eine Ticker-Meldung verursacht: "Schießerei in Einkaufszentrum - Mehrere Tote - Weitere Informationen in einer Extra-Ausgabe der Tagesschau nach diesem Spielfilm". Da müssen wir wieder hinkommen, denn solch ein Ereignis ist schlimm - aber nicht schlimmer als Dinge, dich auch vor 10 Jahren schon passiert sind!
 
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Ich bekomme soeben folgende Meldung aufs SmartphoneDisplay:
SZ.de EIL - Schießerei in Florida: Polizei meldet zwei Tote.
Und genau das ist ein Fehler. Als ich mein erstes Smartphone hatte, genoss ich das: Schnell, immer und überall informiert sein. Am Puls der Zeit.

Das Löschen hat eingesetzt.
Spiegel Online: Weg damit, ganz schlimm, da wird ja alles zum +EIL+
Tagesschau: Abgeschossen, als die jede Fußballmeldung zum +EIL+ hochstilisierten. Ich bin wohl nicht typisch deutsch genug.
DLF: Eigentlich ganz okay, aber es kam der "NU ISSES ABER MAL GUT!-Punkt", und gelöscht.

Brauche ich die Eilmeldungen wirklich?
Nein. Denn ich habe keinen Mehrwert. Was ich brauche, ist ein funktionierendes Umfeld à la "Du hast doch Angehörige in München, da habe ich gehört...", wenn ich unterwegs auf'm Job bin. Nur: Da tut's auch 'ne SMS.
Als hingegen Familienangehörige bei einem schweren Unfall in den USA ums Leben kamen, hätte mir auch eine +EIL+ nicht geholfen.

Gut, vielleicht bin ich auch altersbedingt entspannter geworden. Vielleicht brauchen jüngere Leute hektischere und effekthascherische Redakteure. Ich bin ja kein Gruftie, aber auch kein junger Hüpfer.

Beispiel?
Ich hatte einen Nachtjob und kam zur Übergabe zum Spätjobber. Der wusste nix von München (selbst wenn sich sein Smartphone vor lauter +EIL+ den Wolf vibriert hatte: Er hätte es nicht lesen können). Ich hab's ihm kurz gesagt. Reaktion: Keine. Der ist nach Hause gefahren und hat sich da vielleicht informiert. Es hätte weder während noch nach dem Job was gebracht, top informiert zu sein.

Resümee: Es kann Vorteile haben, top informiert zu sein, aber es erhöht nicht zwingend die Lebensqualität.
Ich will zeitnah informiert sein, wenn ich (un-)mittelbar bedroht bin, aber da kommen Apps wie Warnwetter, NINA und Katwarn ins Spiel.
Für alles andere, nämlich den mit feiner Hand geführten Filter, gibt es Redakteure und Nachrichten. Und bitte nicht die Multimedia-Schnellschießer.
 
Eine weitere wichtige Frage ist ja auch, inwiefern diese massive Berichterstattung weitere Personen zu ähnlichen Taten motiviert, einfach weil sie sich ein "Denkmal" setzen wollen (Trigger-Effekt). Schwierig, denn verschweigen kann man die Taten natürlich auch nicht.

Die Alternative zur "massiven" Berichterstattung wäre "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern".
 
Mit der Relevanz tun sich alle schwer, ob Privat oder Öffi. Gerade da fragt man sich des öfteren, ist das wirklich relevant und das muss ich als Hörer wissen bzw. woher weiß die Redaktion, dass das mich interessiert? Genauso wenig interessieren mich "staatstragenden" TV-News/-Magazine, die ständig unsere Bundesregierung abfeiernn bzw. nach Eigenaussage Bilder nach Wirkung auswählen. Die Tendenz und Absicht ist manchmal schon arg eindeutig.

Immerhin hat sich der DLF zu Sondersendungen hinreißen lassen. Für so einen Bürokratenhaufen schon ganz beachtlich. Wobei bei der Türkei-Berichterstattung war es schon auffällig, da neigt die Redaktion zu Links-Grün ob Partei oder Stiftung, als Gesprächspartner. Ausserdem sollte man schon sagen, wem die Heinrich-Böll Stiftung nahe steht, besonders wenn man im nächsten Timeslot einen Grünen Politiker zum gleichen Thema interviewt.
 
Zwischen den postings #1 und #2 von @OnkelOtto und @Gegenstromanlage spielt sich der professionelle Umgang mit der Nachrichtenlage ab.
Eine "weiche" Meldung oder Schmunzelmeldung verbietet sich keineswegs inmitten von Weltuntergangsnachrichten. Rücksicht auf die Hörer? Nimmt jemand bei gruseligen Meldungen Rücksicht? Also! Wieso dann bei humorigen oder fröhlichen Meldungen? Wenn eine Meldung am Dienstag eine Meldung ist, dann ist sie nämlich auch am Mittwoch eine, oder am Donnerstag, egal, was sonst noch an diesen Tagen passiert.

Es wäre - für eine souveräne Redaktion - durchaus mitten im Geschehen auch mal eine Nachricht, darüber zu berichten, wie die Mainstreammedien sich überschlagen. Etwa so:
"Die Schießerei in einem Münchner Einkaufszentrum hat am Abend bundesweit zu einer beinahe hysterischen Flut von Eil- und Alarmmeldungen in nahezu allen deutschen Medien geführt. Von Terror, Notstand, Katastrophenalarm und ähnlichen Szenarien ist die Rede. Die tatsächlichen Hintergründe sowie die Zahl der Toten und Verletzten sind hingegen bislang noch völlig unklar. Im Offiziellen Polizeibericht ist die Rede von "mehreren Toten" ...." usw.
 
Ich glaube der IS macht derzeit auch die Nachrichtenredaktionen paranoid. Ein solches Gefühl der Hektik und Panik auch unter Journalisten wie am Freitag (selbst in der ARD) habe ich selten erlebt.

In Ermangelung eines brauchbaren deutschen Fernseh-Nachrichtenkanals opferten die Hauptprogramme ihre gesamte Primetime endlos in die Länge gezogenen Nachrichtenmagazinen, in denen Experten und Korrespondenten wegen der extrem dürren Meldungslage in unergiebige Dauermonologe verfielen und unaufhörlich die selben Bildsequenzen wiederholt wurden; die wenig relevanten Informationen wurden mächtig aufgebauscht, etwa dass immer mehr Politiker besorgte Tweets absetzten und die Anzahl der Toten stündlich leicht stieg. So verschreckt man das halbe Land und verbreitet unnötige Terrorpanik und künstlich geschürten Alarmismus. Es wäre vernünftiger gewesen Sondersendungen zwischen die einzelnen Sendeformate zu schieben und gegebenenfalls mit Laufbalken und Unterbrechungen auf aktuelle Ereignisse zu reagieren.
 
Mir scheint, den Redaktionen ist (eventuell wegen der "Lügenpresse"-Schreihälse) auch ein wenig die Souveränität abhanden gekommen.

Übrigens mal wahllos ein paar Verkehrsmeldungen von heute. Quelle: google news
"
Fünf Verletzte bei Verkehrsunfall
DIE WELT-vor 4 Stunden
Dobbrikow-Rieben - Bei einem schweren Verkehrsunfall in Dobbrikow-Rieben (Teltow-Fläming) sind fünf Menschen verletzt worden, darunter ...

Düsseldorf - Polizei: Friedrichstadt - Auffahrunfall - Pkw-Fahrerin bei ...
FOCUS Online-vor 1 Stunde
Friedrichstadt - Auffahrunfall - Pkw-Fahrerin bei Verkehrsunfall schwer verletzt Schwere Verletzungen erlitt heute Mittag eine 25-jährige ...

Ratingen-Homberg: Radfahrerin bei Verkehrsunfall tödlich verletzt
RP ONLINE-vor 10 Stunden
Ratingen-Homberg. Am Sonntagnachmittag ist bei einem Verkehrsunfall in Ratingen-Homberg eine Radfahrerin tödlich verletzt worden.
Fünf Menschen bei Verkehrsunfall in Süsel verletzt
t-online.de-vor 32 Minuten
Bei einem Verkehrsunfall in Süsel (Kreis Ostholstein) sind fünf Menschen verletzt worden. Zwei Autos waren am Sonntag an einer Kreuzung ...

Lutherstadt Wittenberg: Schwerer Verkehrsunfall mit einer tödlich ...
FOCUS Online-vor 3 Stunden
Am 25.07.2016 kam es um 13.06 Uhr auf der B 2 in Tornau zu einem schweren Verkehrsunfall zwischen einem Motorradfahrer und einem Pkw, ...

Rostock - Polizei: Verkehrsunfall mit getöteter Person bei Schwaan
FOCUS Online-vor 18 Stunden
Auf der Gleisanlage am Bahnübergang in Neu Wiendorf (bei Schwaan), Büdnerweg, ereignete sich am Sonntagabend ein Verkehrsunfall.

Ketsch: Siebenjähriger Junge bei Verkehrsunfall schwer verletzt
Rhein-Neckar Zeitung-24.07.2016
Ketsch. (pol/eka) Ein siebenjähriger Junge wurde am Freitagnachmittag bei einem Verkehrsunfall in Ketsch schwer verletzt. Der Junge lief ...
 
Diese Meldungen sind für mich nicht mit den aktuell diskutierten Geschehnissen vergleichbar, handelt es sich im einen Falle doch um Unfälle im wahrsten Sinne des Wortes, im anderen Falle um echte Gewalttaten. Letztere werden vorsätzlich herbeigeführt, Verkehrsunfälle jedoch eher selten. Die objektiven Opferzahlen hin oder her.
 
Grundsätzlich bin ich der Meinung, daß im Moment "ein gewisser Grad der Sättigung" in Bezug auf Terror(meldungen) erreicht ist. Man muß als "gemeiner Hörer" ja wirklich schon etwas aufpassen, damit man mit den ganzen Meldungen nicht "durcheinander kommt"... Echt jetzt. Mich haben die Ereignisse in München am späten Freitagabend in Italien auch eiskalt erwischt.

Ich muß jetzt erstmal aufhören. wein in tastatur.
 
Liebes Onkelchen, jetzt eine, meine subjektive Wahrnehmung, ganz "privat" und ohne mitzudenken, was ich journalistisch für richtig erachten würde, säße ich in einer Redaktion und müsste zig Interessen abwägen. Was ich nicht tue oder tun muss.
Ich habe die Nase voll. Die Nachrichten füllen mich im Sekundentakt auf mit Negativmeldungen. Meist schnell geschnitten. Ein Horror nach dem anderen. Ich ertrage das nicht mehr. Ehrlich und wahrhaftig nicht.
Macnhmal wundert es mich nicht, dass eine ganze erwachsene Generation zu 80% unter Bluthochdruck leidet. Wie soll neben den ganzen Anforderungen, die das eigene bescheidene Berufs- und Privatleben ohnehin abfordert noch gewechselt werden, dass das gesamte Weltumfeld permanent Alarmstimmung hervorruft und ein limbisches System tagtäglich dauerhaft in den Ausnahmezustand versetzt? Das kann ja nur krank machen. Das ist so was wie Counter Strike, nur im Nachrichtenformat. Ständig auf der Hut sein, ständig Angst haben vor wir-wissen-nicht-was-morgen-wieder-Schlimmes-kommt-aber-es-kommt-hier-oder-im-Ausland-aber-sicher-kommt-es.
Bis vor einigen Monaten habe ich meinen Arbeitsalltag mit dem Morgenkaffee zwischen 05:30 Uhr und 06:00 Uhr mit dem ÖR Morgenmagazin begonnen. Ich mache das nicht mehr. Ich trinke nun meinen Kaffee in Ruhe und stimme mich auf die Aufgaben ein, mit denen ich mein Brot erwerbe. Damit lebe ich ruhiger. Und setze Prioritäten, die dann tatsächlich mit meiner Lebenswelt zu tun haben.
Auf dem Weg zur Arbeit zappe ich ganz gezielt weg, wenn mir wieder wer über die Zahnpastamarke von Politiker X oder die Nachbarin im O-Ton von Attentäter Y etwas erzählt. Entschuldigt die Polemik, aber "Nachrichten" muss man heutzutage in Anführungszeichen setzen. Es wird so viel Überflüssiges und Unsinniges erwähnt und soviel spekuliert. Soviel, von und mit dem ich in meinem Alltag nichts anfangen kann. Was ich nicht verstehe. Was so komplex ist, dass es mich oft schlicht und einfach überfordert. Und was aus meiner Sicht so was von gar nichts dazu beiträgt, vom Tage zu berichten.

Wenn ihr, Onkel Otto, in den Nachrichten abbilden wollt, was geschieht, o.k. Gute Idee. Doch geschieht sicher nicht nur Horrormeldung 1, 2, 3 bis 15. Es geschieht doch auch Erwähnenswertes Gutes!? Erzählt mir in den Nachrichten doch einmal, dass meine Welt nicht in Syrien, bei Donald Trump oder dem Mörder in der Nachbarschaft oder dem zigsten Verkehrstoten im regionalen Umfeld stattfindet. Erzählt mir doch auch einfach mal das Positive. Oder ist das nicht mehr abbildungswürdig in den Nachrichten?

Ich habe in der Nacht von Freitag auf Samstag stundenlang am TV verfolgt, was aus München berichtet wurde. Das hatte den Grund, dass ich bei den tropischen Temperaturen keinen Schlaf gefunden habe.

Ich habe eines daraus gelernt: Mir hat in der Nacht niemand etwas erzählt, wodurch ich bei Zubettgehen nach der Meldung vom "Terrorverdacht" nach 8 Stunden erholsamen Schlaf am anderen Morgen mehr hätte verstehen oder zur Kenntnisgewinnung erfahren können. Es hat mir nichts als Aufregung gebracht, die "Nachrichten" zu verfolgen.

Vielleicht sprecht ihr in der Redaktion einmal darüber, dass diese geballte Informationsflut über das Negative in der nahen und fernen Welt Angst macht und Menschen Hoffnungen raubt. Und dass es zur Abstumpfung führt, Jedes und Alles Negative durch den Wolf zu drehen. Ich möchte auch in den Nachrichten einmal wieder etwas darüber hören, was ein Leben als gesellschaftliches Mitglied in diesem Land lebenswert und schön macht. Und nicht nur, was es bedroht, von Innen und von Außen.
Ihr macht Meinung in den Medien, Onkel Otto. Und Stimmung. Vergeßt das nicht.
 
Interessanterweise war das heute Mittag auch Thema bei SWR1 RP, es ging um den aktuellen Terror und wie die Medien damit umgehen (sollten). Leider habe ich die Sendung nur beiläufig mitverfolgen können.

Ich muss selbst gestehen, dass mich heute Meldungen von Selbstmordattentätern weit weniger erschrecken, als noch vor einigen Jahren. Ich behaupte, man gewöhnt sich so langsam an diese Meldungen! Traurig, aber wahr...
 
Ich vermisse auf Grund der Tatsache, dass die Privatsender nachts Selbstläufer sind, eine nachrichtenorientierte Privatstation, welche mich des Nachts auch über das Weltgeschehen oder wengstens über lokale Neuigkeiten auf dem Laufenden hält. Die Frage, über ein "zu Viel" an Informationen stellt sich mir auf Grund eines intakten Senderwahl- bzw. Ausschaltknopfes nicht. Ich bin aber genötgt, beim Bekanntwerden von "News" auf TV umzuschalten. Die öffentlich-rechtlichen Stationen sind auf Grund der Staatsnähe keine Alternative.
 
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