"Wir formatieren uns zu Tode"

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"Welchen Sender haben sie gestern gehört?" - Ja, diese Frage wurde meiner Mutter am Telefon gestellt ! Sie antwortete "Antenne Bayern".
In Wahrheit war aber Bayern 1 eingestellt.

Nämlich: Sie arbeitet in einer Großküche, in die ich auch oft reinkomme. Da stellt irgendjemand irgendwann das Radio an. Da war früher mal Antenne Bayern eingestellt. Dann hat das vor ein paar Tagen jemand auf Bayern 1 umgestellt. Meiner Mutter ist das aber noch nicht aufgefallen und so gab sie ganz falsche Angaben dem MA-Interviewer !

Da das (Format)-Radio Nebenbeimedium ist, und zwar so nebenbei, daß man nach Tagen noch nicht bemerkt, daß jemand den Sender umgestellt hat, wie soll dann eine Werbung noch wahrgenommen werden und wie genau ist da wohl die MA ?
 
Ja siehste so gehts nämlich vielen. Und welcher Sender fällt ihenn als erstes ein, wenn sie nicht genau wissen, was tatsächlich läuft?
`Der Bekannteste, bzw. der, der am meisten Werbung macht, was auch erklärt warum mehr Kohle in die Promotion gepfeffert wird als ins Programm.
Aber jedes Mal wenn ich diese in meinen Augen unsägliche Medienanalyse (ja gut, sie ist ja bemüht, aber bemüht war schon immer eine 5 im Zeugnis)als Hauptschuldigen für die Qualität der Kommerzsender angeprangert habe, wurde mir entgegengeschossen, so als ob die Schreiber von der Firma bezahlt würden.
Naja, vielleicht legtd er eine oder andere Sender ja auch Kohle nach, um die gewünschten zahlen zu bekommen. Wundern würde mich es nicht.
 
Ich glaube gar nicht, dass ich das mal erleben darf, aber hiermit sage ich:

Radiocat, Du hast mit Deinem letzten Posting Recht!!!

Genau so funktioniert die MA. Mache viel Promotion, spiele hunderttausend Mal die Telefonsituation nach und Du wirst erfolgreich. Was zählt ist nicht ausschließlich das eigentliche Programm und schon gar nicht das Wort-Programm, sondern viel mehr das Image, die Einstellung zu den Radiosendern. Das garniert mit viel Promotion garantiert den Erfolg.

Und genau deswegen müssen die Radiosender ja so handeln. Wer nicht nach diesen Spielregeln spielt, verliert. Und Wirtschaftsunternehmen verlieren nur sehr ungerne.

Der Hund liegt in der MA begraben.

Mein Vorschlag: Führt das Radiowatch-System ein. In der Schweiz läuft das schon:

http://194.6.181.178/

Das Ganze jetzt noch ein bisschen verfeinern und die Fehler ausmerzen (Beim Aufstehen tägt nicht jeder schon eine Uhr, auch unter der Dusche nicht), dann ist das eine feine Sache, um Einschaltquoten zu messen.
 
Ist schon eine gute Idee...
...aber ich denke, dann schmeißen die großen Sender wieder Geld auf die Tische der Einkaufszentren-Besitzer, damit die ihr Programm auf allen Boxen dröhnen lassen. Vielleicht bekommen dann ja auch ganz normale Arbeitsbetriebe das Angebot, von einer von Radio X beauftragte Firma, dass sie kostengünstig Schallwellen-Berieselungsanlagen in jedem Großraumbüro installieren.
Oder die Taxifahrer bekommen Prämien, wenn sie Radio X hören...

Auch hier würden wieder nur die reichsten Sender die größte Quote abbekommen.
Man muss einfach abwarten, wie es in der Schweiz läuft, die Werbebranche entscheidet sich dann indirekt für ein einigermaßen zuverlässiges System.

CU BB
 
Interesanter Aspekt, Boombastic!

Doch welches System ist schon perfekt? Wüsste momentan nicht, was besser sein soll, um Reichweiten zu messen.

Ich denke aber die Radiobranche hat Angst davor. Minutengenaue Reichweitenmessungen, täglich! Wie beim Fernsehen. Außerdem dürften dann die CATI-verwöhnten Zahlen passé sein. Sieht man ja schon in der Schweiz. Teilweise völlig andere Mediennutzung (auch im Tagesverlauf), als in Deutschland. Das schreckt wohl viele Geschäftsführer und somit die RMS und AG Media-Analyse ab. Lieber auf Nummer sicher mit den pfründigen Halbjahres-CATI-Zahlen, als sich dem Stress von täglich minutengenauen und sichereren Reichweitenanalysen hinzugeben. Der Wasserkopf ist eben behäbig.

Was müsste man nicht alles ändern: Positionierungen, CATI-Spiele etc... Das ist den Herren in den Führungsetagen doch zu viel Arbeit. Altbewährtes (fraglich: Bewährtes) ist da dann doch die sichere Entscheidung.
 
Eine tägliche Erfassung wäre wohl der Tod so manchen Senders.
Es gibt eigentlich nur eine gute Methode, zumindest festzustellen, welchen Sender der Befragte eingestellt hat : Man schaut auf das Radio, bzw. die eingestellte Frequenz.
Alles andere ist , Dank der Gleichheit, ziemlicher Schmarrn.
Aber es wird sich nichts ändern, keine Sorge.
 
@alle:
Alle eure Vorbehalte hatte ich auch.
Und dann bin ich einfach mal zur GfK nach Nürnberg gefahren und habe mir in einem Call-Center einen ganzen Tag die Interviews angehört. Ich konnte mich, ohne das es der Interviewer es merkt, in einzelne MA-Interview einklinken und zu hören.
Seit dem habe ich meine Meinung weitgehend geändert.

Die Interviewer sind überraschend professionell. z.B. werden viele Interviews später nicht genutzt, da die Antworten nicht glaubwürdig sind.

Und noch ein zum Thema "Slogans". Fast alle Sender fragen ja ihren Slogan mit ab. Ich befürchte fast, daß es mehr verwirrt, wenn die "Befragten" vor lauter Mega-Hits, Superhits, 50/50 Mix-Hits nicht mehr wissen, nach welchen Sender überhaupt gefragt wurde.

...dennoch bestehe ich weiter darauf, daß meine Mod's uns weiter kräftig per Slogan positionieren! Nur - ob das so richtig ist, würde ich nicht mehr so entschieden vertreten wie früher!
 
Die Durchführung, Datenaufbereitung und Auswertung der MA ist professionell, da gibt es nichts (was jetzt nicht heißen soll, daß ich die MA in bestehender Form gut finde).

Aber welchen Sinn macht es eigentlich, die Slogans der Sender abzufragen? Soll das so eine Art statistische Kontrollfrage darstellen? Welcher Hörer z.B. kann wirklich die "Megahits der 80er und 90er und vom Neuesten das Beste" (HRA) von den "Superhits der 80er und 90er und dem (das) Beste(n) von heute" (ffn) unterscheiden? In NRW mag das mit der "besten Musik" ja noch funktionieren, aber in Norddeutschland wird es dann spätestens im Raum Neumünster bis Soltau mit dem besten "50 / 50 Mix" ganz brenzlig.
 
@Adam:
Grund sind wahrcheinlich "PG-Macher-Wünschee". So nach dem Motto: Der Hörer hört im MA-Interview das Stichwort "Superhit" und denkt dann ganz spotan: Superhit = FFN = kenne ich = habe ich gehört.

Lustig nur, wenn Sender in Randgebieten den gleichen Slogan haben. Genau das habe ich bei den Interviews erlebt. Eine Frau konnte sich nicht zwischen zwei Sendern entscheiden, die beide den gleichen Slogan hatten. Daraufhin mußte das MA-Interview abgebrochen werden - und kein Sender erhielt den "Zuschlag".

[Dieser Beitrag wurde von MAA am 12.11.2001 editiert.]
 
Mit den letzten Postings über die MA-Durchführung ist ja wohl klar geworden:

Es geht überhaupt nicht mehr darum, festzustellen, welcher Sender, welche Sendung dem Hörer am besten gefällt!
Es geht nur noch um Slogans, Claims usw. und an welchen Sendernamen der Befragte sich am ehesten erinnert. Diese Erinnerung beruht aber nicht auf der eigenen Vorliebe für ein Programm.
Schade um das Radio !
 
Guten Tag in die Runde,

mittlerweile ist ja dieses Thema hier
in die "welchen Sinn macht die MA-Methodik"-
Ecke gerutscht, ist aber trotzdem spannend.

Sicher ist die MA DIE Währung für alle Veranstalter, egal wie zutreffend oder nicht
die ausgeworfenen Ergebnisse auch zu sein scheinen. Immerhin räumt die AgMa bei dieser Methodik eine Fehlerquote von rund 7% ein. Stattlich, oder. Das Problem mit dem
"Pawlowschen Effekt" (?) ist ein hausgemachtes und auch so gewolltes. Es geht
nicht darum wer, wann welchen Sender hört,
sondern nur darum das er es sagt. Das erklärt
die "Ear- & Eyecatcher" der meidten Aktionen.
Das Problem der Moethodik könnte hier noch seitenweise auseinandergenommen werden, sparen wir uns das. Eine Lösung, auch die einer täglichen Messbarkeit der Programme,
wäre sicherlich die Radio-Watch, so wie sie
in einigen Teilen Europas wohl schon genutzt wird. Die "Testhörer" tragen eine Art Uhr, die bestimmte Signale registriert, die von den Sendern paralell zum Audiosignal ausgestrahlt werden. Wenn dieses System technisch ausgereift wäre, könnte das DIE
Lösung sein, oder was meint Ihr ?

Gruß

BBT
 
Guten Tag in die Runde,

mittlerweile ist ja dieses Thema hier
in die "welchen Sinn macht die MA-Methodik"-
Ecke gerutscht, ist aber trotzdem spannend.

Sicher ist die MA DIE Währung für alle Veranstalter, egal wie zutreffend oder nicht
die ausgeworfenen Ergebnisse auch zu sein scheinen. Immerhin räumt die AgMa bei dieser Methodik eine Fehlerquote von rund 7% ein. Stattlich, oder. Das Problem mit dem
"Pawlowschen Effekt" (?) ist ein hausgemachtes und auch so gewolltes. Es geht
nicht darum wer, wann welchen Sender hört,
sondern nur darum das er es sagt. Das erklärt
die "Ear- & Eyecatcher" der meidten Aktionen.
Das Problem der Moethodik könnte hier noch seitenweise auseinandergenommen werden, sparen wir uns das. Eine Lösung, auch die einer täglichen Messbarkeit der Programme,
wäre sicherlich die Radio-Watch, so wie sie
in einigen Teilen Europas wohl schon genutzt wird. Die "Testhörer" tragen eine Art Uhr, die bestimmte Signale registriert, die von den Sendern paralell zum Audiosignal ausgestrahlt werden. Wenn dieses System technisch ausgereift wäre, könnte das DIE
Lösung sein, oder was meint Ihr ?

Gruß

BBT
 
Ausprobieren!
Etwas muss sich schliesslich tun!
Die ganze Zahlendreherei weniger ernst nehmen wäre vielleicht auch eine Lösung.
 
Für eine Gruppe von Hörern hat sich das Radio bereits zu Tode formatiert: Für die Musikfreaks, die früher noch über ihre Stereoanlage mit teurem Tuner Radio-Musik gehört haben. Das tut heute kaum noch jemand.
Es werden schon Stereoanlagen ohne Radiotuner verkauft. Die Rolle der "Musikverteilung" im Volk verliert das Radio immer mehr.
 
Pirni, Du charakerisierst mich wirklich gut
smile.gif


Ich hab' mir anno 1991 eine wirklich teurere (war damals noch Schüler) Stereoanlage mit einem wirklich pikfeinen Onkyo-Tuner zusammengestellt. Seit drei oder vier Jahren verstaubt er (wird bestenfalls noch für Ö2 angestellt...), dafür habe ich mir erst dieses Frühjahr (gezwungenermaßen, der alte hatte seinen Geist aufgegeben) einen relativ guten Plattenspieler zugelegt.

Als Musikquellen haben sich bei mir Flohmärkte bestens bewährt. (Ist billig, interessant und geht vor allem an der rein trendorientierten Plattenindustrie vorbei).

Im Auto ists es dasselbe. Es ist noch gar nicht solange her (damals gab's noch keine "Superschlager und Megaoldies"...), da habe ich mir ein wirklich gutes Grundig-Autoradio gekauft. Mit RDS, *des besseren Empfangs wegen*.

Heute ist es zu 100,0% stillgeschaltet, nur noch der Verkehrsfunk kommt durch. Kein Wunder, denn selbst meine vielfach abgenudelten Cassetten im Auto bieten mir noch interessanteres Programm als die ewig gleichen zu tode abgenudelten "Superschlager und Megaoldies", deren Anzahl irgendjemand mal mit 200 festgehämmert haben muß.

Und auch beim Radiowecker bin ich inzwischen viel schneller auf der Snooze- oder Ausschalttaste. Wer weiß, vielleicht bekommt mein nächster Wecker ja auch kein Radioteil mehr sondern irgendwas angenehmeres (z.B. einen quälenden Pfeifton....)

Ein letztes Statement noch, ich selber habe prinzipiell nichts gegen Formatradio an sich, solange es gut gemacht ist. Wenn "Format" aber bedeutet, mit Scheuklappen durch die Welt zu taumeln und die Hörer für dumm zu verkaufen, indem ihnen rein gar nichts unbekanntes/neues vorgesetzt wird, dann kann ich wirklich gut auf sowas verzichten!
 
Langsam glaub ich, dass das Thema durchgekaut
ist (aber vielleicht schaffen wir ja noch die 100:)).
Nochmal: Ich glaube nicht, dass das Formatradio ein Problem ist. Auch der Deutschlandfunk ist weitgehend formartiert. Das Problem sehe ich im Einheitsgedudel: Zu jeder Tageszeit immer die selben Hits, die selben Sprüche, und der immer geringer werdende Informationsanteil.
 
Sicherlich müßte man auch den Begriff "Format" definieren, wenn man darüber diskutiert. Formate hat es immer gegeben und wenn ein bestimmtes Format nur zu bestimmten Zeiten auf einer Frequenz on air war, dann nannte man es früher halt "Sendung" oder "Sendereihe".

Die meisten verstehen unter Formatradio aber die Machart:
Ständig Eigenpromos, die Moderatoren haben immer nur die gleichen Claims als Sprüche zu sagen und vor allem: Es klingt immer, Tag für Tag gleich, tausendfaches Abdreschen immer derselben Musiktitel und einfach viel mehr Eigenwerbung als interessante Inhalte und das ist langfristig der Tod des Formatradios.
(Wann haben wir die 100 erreicht ?)
 
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