Wofür ÖR?

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der beobachter

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Je länger ich mir so durchlese, was hier an unterschiedlichen Positionen zum ÖR-Funk gepostet wird, um so mehr denke ich mir, es ist eine eigene Diskussion wert:

Welche Aufgabe hat der ÖR-Funk?

Ok, jetzt kommt gleich das erste Posting, "es gibt einen öffentlichen Auftrag und die Pflicht zu xy, und mehr gibt's dazu nicht zu sagen...". ABER:

..die Argumente, die wir hier immer wieder lesen dürfen, gehen in zwei entgegengesetzte Richtungen, und ich wüsste gerne, wie ihr das seht.

Position 1
ÖR wird von der Massen per GEZ zwangsgezahlt, also sollen sie auch ein Programm machen, das von der Masse angenommen wird.

Position 2
ÖR hat per GEZ viel Geld und einen inhaltlichen Auftrag, also sollen sie das Geld dafür nutzen, auch wenn nur ein Bruchteil der Hörer daran interessiert ist.

Das ist natürlich vereinfacht und dazwischen liegen noch tausende weiterer Positionen. Naja, und die würde ich jetzt gerne hier lesen.

der beobachter
 
Lieber Beobachter,
all das wurde schon mehr als genug im Zusammenhang mit all den merkwürdigen Postings von Tom 2000 ... naja... sagen wir der EInfachheit halber: diskutiert. Such doch einfach mal, wo sie sind, da steht vieles an Positionen drin. Verkürzt kann ich noch einmal wiederholen: all das, was der ÖR-Rundfunk sendet, also auch alles, was hier wie auch immer kritisiert wird, gehört zu dem vielzitierten Auftrag dazu. Man sollte nur erst einmal schauen, was denn dieser Begirff eigentlich bedeutet...
Alles Liebe: Steinberg
 
Ich denke, die Hauptaufgabe eines Ö/R-Senders ist, dass Du das Radio/TV einschaltest und hinterher schlauer bist als vorher... Während sich z.B. Privatfernsehsender durch Talk- und Quizshows über Wasser halten, siehst Du z.B. im ZDF vor allem Sonntags und Dienstags (glaub ich) immer wieder Sendungen über die Geschichte Deutschlands, dazu meinetwegen die Expedition ins Tierfleisch oder sonstwas... War früher schon Standard, als die privaten aufkamen erschien es langweilig, aber in der heutigen Zeit wirds immer wichtiger, find ich. Wer es nicht sehen will, soll es bleiben lassen. Aber es soll sich eben niemand beschweren, sowas gäbe es in Deutschland nicht.
Daran, dass die privaten sowas aus Quotengründen nicht auf die Beine stellen können, erkennt man auch den ungefähren Nutzen der GEZ-Gebühren, denke ich. Würde man sie abschaffen, gäbs bald nur noch Dummfunk. Wettbewerb verliert meiner Meinung nach da seine Berechtigung, wo die Wettbewerber aus Quotengründen nur noch dummes Zeug bringen, um den Nutzer an sich zu binden. Im Radio verhält es sich ganz ähnlich.
 
''all das, was der ÖR-Rundfunk sendet, also auch alles, was hier wie auch immer kritisiert wird, gehört zu dem vielzitierten Auftrag dazu.''

Na das ist wohl eher die Wunschvorstellung in den Indendanzetagen. Man definiert alles in den Programmauftrag hinein, was man sendet. Siehe WDR2-Internet-Topic. Da wird ein technisch völlig anderes Medium zum Rundfunkmedium vergewaltigt, um dort dem 'Programmauftrag' nachzukommen. Das kann's ja wohl nicht sein.

Dann gibt es ARD-Wellen, die von ihrer Positionierung direkt mit kommerziellen Angeboten konkurrieren. Zum Teil sind sie im Anspruch so mies (Wortanteil etc.), dass keine Landesmedienanstalt einem Privaten dafür überhaupt eine Lizenz geben würde.

Ehe wieder die arroganten Einwürfe kommen: Steinberg, ich bin bekennender ARD-Hörer, glaub mir. Privatfunk tu ich mir kaum ne halbe Stunde pro Monat an. Aber wenn ich sehe, dass Ihr mit MEINEM Gebührengeld nix besseres zu tun habt, als immer mehr die Privaten nachzuäffen und ihnen mit öffentlichem Geld das Geschäft zu versauen, dann gibt's erbitterten Widerstand.
 
@grenzwelle
1. Wie du eigentlich deutlich lesen kannst, habe ich nicht geschrieben, "Alle Medien, in denen der ÖR-Rundfunk sendet, gehören zum Auftrag dazu."
sondern, was der FUNK halt SENDET. Damit meine ich eigentlich relativ klar das Radio eingegrenzt zu haben, man kann auch sagen: Inhalte (!), nicht die Form. das ist eine ganz andere Diskussion, die auch woanders geführt wird.
2. Tom 200 hat es nie geschafft; vielleicht erklärst du mir deshalb endlich mal, was es bedeutet, "die Privaten anchzuäffen"? Und dann zeig mir doch gleich bitte, mal, wo geschrieben steht, daß allein ein privat geführter Radiosender sich bestimmter formaler Elemente bedienen darf und ein öffentlich-rechtlicher offensichtlich nicht?
3. Und weil wieder dieses elendige Argument mit DEINEM geld kommt (was ich wohlgemerkt sehr respektiere): bitte, heb dir das aber doch bitte für das Fernsehforum auf, da geht nämlich all die Kohle hin.
 
@Steinberg, öffentlichrechtliche Sender, die Private nachäffen, sind zum Beispiel N-Joy Radio, Bremen vier oder MDR Sputnik, MDR Jump größtenteils auch.
@Beobachter, Du hast Deine Frage eigentlich selber beantwortet. Es sind genau die zwei Punkte, die Du genannt hast, die die ör Sender ausmachen: Massenwirksame Radiosender, weil sie die Masse bezahlt, und Programme für Minderheiten, weil sie das Geld eben auch dafür bekommen. Thomas Gottschalk hat vor 14 Jahren eine wie ich finde sehr gute These aufgestellt: Eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt sollte einen Sender betreiben können, der wie ein Privater arbeitet. Das gilt noch heute, wird aber leider nicht mehr so umgesetzt. SWR, NDR, MDR haben jeweiils zwei solcher Sender, Und das Angebot anderer Sender lässt auch eher zu wünschen übrig. Was mich zudem ärgert, das ist die unglaubliche, mit nichts zu begründende Arroganz, die bestimmte Sender an den Tag legten, obwohl die das nicht nötig hätten. Siehe mein Posting zu WDR 2, dessen Macher den Internethörern in aller Welt (auch den Nordrhein-Westfalen in aller Welt) ganz offen zeigen: "Du interessierst uns einen feuchten Dreck, wir wollen nicht, dass du uns zuhörst."
Kein anderer Sender macht so was, auch nicht der kleinste, ärmste offene Kanal, so er denn im Internet zu hören ist. CO
 
liebes Zwiebelküchle,
ich habe gefragt, was es denn nu bedeutet, "die Privaten nachzuäffen", und nicht, welche Sender dies meiner Meinung nach sind - damit ist meine Frage immer noch in keinster Weise beantwortet. Was äffen denn die von dir genannten Sender nach??
Noch was, weil du hier auch damit kommst: einem ganzen Radiosender eine "nicht zu begründende Arroganz" und die Aussage "Du interessierst uns einen feuchten Dreck, wir wollen nicht, dass du uns zuhörst." zu unterstellen, nur weil er einen live-stream im Internet (!) nach 20 Minuten (!) unterbricht (!!!), das grenzt ja wirklich an Irrsinn.
Ich habe Angst vor dir. Ehrlich.
 
Steinberg,

erstmal danke für die sachliche Replik.

Zum 1. weiß ich noch nicht so ganz, was Du meinst. Ich denke die ö/rs haben nicht nur ein formales, sondern durchaus auch ein inhaltliches Problem.

Wenn Du Dir Wellen wie mdr-Sputnik anhörst, eine sogenannte Jugendwelle in einem Sendegebiet mit der höchsten Jugendarbeitslosigkeit, hoher Jugendkriminalität, Rekorden in der Gewaltstatistik gegen Ausländer, Schwule, etc, dann fällt Dir doch nichts mehr ein, oder?!

Auch aus 'besseren' ARD-Radioprogrammen werden still und leise gute Infostrecken entfernt und zum Teil durch bunte Boulevard-Infohäppchen ersetzt. Beispiel: Die Sendung hr3 InForm gibt's nicht mehr. Auch ganz lästig auf hr3: Die zusammengeschnitten Hörer-Call-Ins zu einem politischen oder gesellschaftlichen Thema. Heute durfte ich mir z.B. 90 Sekunden lang anhören, wie sehr die Volksseele das Urteil gegen den Julia-Mörder gutheißt. Das ist keine Information mehr zum Thema, das ist akustischer Schmierenjournalismus.

Man kann in den Programmauftrag der ö/r s sicher viel hinein interpretieren, meinetwegen auch lange Unterhaltungs- und Musikstrecken, aber was da in manchen ARD-Anstalten inzwischen ungeniert abläuft, darf einfach nicht mehr wahr sein!

zum 2.: Claims, enge Rotation und bestimmte Arten von Gewinnspielen sind Elemente, die einzig und allein Quote für die MA bringen sollen. Merkwürdigerweise gab es diese Elemente im deutschen ö/r-Hörfunk NICHT bis ca. Anfang der 90er, also als die Privaten massiv Hörer dazugewonnen hatten.

Die phasenverschobene Formatierung und 'Privatisierung' der Servicewellen der ARD ist in jedem Bundesland zu beobachten, sie erfolgte immer wenige Jahre nach Etablierung der privaten Ketten.

Was Du zum Fernsehen sagst, mag stimmen. TV kostet in der Produktion generell mehr Geld als Hörfunk. Aber warum dann die ARD-Gelüste auf immer mehr Hörfunkwellen und Frequenzen. Warum besinnt man sich nicht auf seine Kernkompetenzen und lässt die Dudelei die machen, die es besser können und damit Geld verdienen müssen?

Ich sag Dir warum: Es sind Eitelkeiten und Begehrlichkeiten in Euren Chefetagen, wo man kräftig im Hörfunkmarkt mitmischen will. Nun wachsen dort die Bäume nicht mehr in den Himmel und ich hoffe, dass es zu einer Rückbesinnung kommt. Anzeichen dafür erkenne ich aber leider noch nicht - eher im Gegenteil.

Gruß
Grenzwelle
 
Schon mal abends NDR 2 (ab 19 h) gehört?
Obwohl live on air, wird der Moderator zum Kurzansager (sporadische Nennung der Musiktitel) degradiert. Wie Voictracking also. Irgendwelche sonstigen Inhalte neben Nachrichten und Sport: Fehlanzeige.
Was soll das ?!
 
@Tom: hat NDR2 überhaupt noch irgendwann Inhalte? (außer ein paar Minuten Kurier und dem Verweis auf NDR Info) Den Sender kannst du eigentlich schon seit ein paar Jahren komplett in die Tonne treten...
 
Das sehe ich nicht ganz so.
Zunächst: Die Moderatoren in der Morgen- und Nachmittagsshow gefallen mir.
Die Comedy ist ganz witzig. Es gib auch den einen oder anderen Beitrag.
Die Playlist ist etwas umfangreicher als bei den meisten vergleichbaren Privaten.

Das reicht für ein ör Programm (natürlich) nicht aus.

Rein handwerklich bin ich mit dem Programm überwiegend zufrieden, sehe z.T. sehr gute Ansätze. Allerdings gehört es auf dem schnellsten Wege privatisiert.
 
Ich bin da schon studix’ Meinung. Man erkennt doch kaum einen Unterschied zu privaten Programmen. NDR 2 deckt eine so große Fläche in der Bundesrepublik ab. Und das mit so wenig Inhalt, dass es eine Schande für ein öffentlich rechtliches Programm ist.

Wenn man es positiv formuliert, wie Du - Tom2000 - es siehst, würde man sagen: Es gibt großes Entwicklungspotential bei dem Sender. Um nicht zu sagen, das Programm ist zu dünne.

Aber schade nur, dass es eben ein öffentlich-rechtlicher. ist, der durchaus besseres leisten KÖNNTE! Und genau das macht die Sache so ärgerlich!

<small>[ 27-05-2003, 20:38: Beitrag editiert von RayShapes ]</small>
 
Man erinnere nur daran, dass es da morgens statt einer gehirnamputierten Morningshow mit Horoskopen und Schlagzeilen aus der Blöd-Zeitung mal ne Sendung namens Frühkurier gab... <img border="0" title="" alt="[W&uuml;tend]" src="mad.gif" />
 
Jaja, der Frühkurier.... da könnte man fast wehmütig werden, Studix.

Aber die Hörgewohnheiten haben sich eben verändert. (Dies als Vorwegnahme, falls Du einen Brief an den NDR schreibst und Antwort bekommst.)

Angesichts der sogenannten veränderten Hörgewohnheiten frage ich mich ganz besorgt, was da angeblich für Hirne zwischen den Ohrmuscheln sitzen, die da jetzt statt informiert dümmlich eingelullt werden wollen (oder sollen???).
 
Schade ist es nur, dass die öffentlich Rechtlichen Sender die Werbepreise in den Keller drücken. Sie wollen billiger als die Privaten sein. Können sie , denn sie bekommen 2/3 Mehr Geld durch GEZ Gebühren als der gesamte Werbemarkt hergibt.
Ich bin für Werbeverbot auf Öffentlich Rechtlichen Radiosendern zwischen 5 und 20 Uhr.
 
Ich denke mal, die Ö/R machen seit 1000 Jahren Werbung im Radio, war immer in Ordnung. Jetzt kommt plötzlich das Privatradio daher, kann mit den Preisen der ARD-Werbung nicht mithalten und sofort hacken alle auf dieser herum. Wieso? Wenn es schon einen "Wettbewerb" mit den Privaten geben muss, dann müssen die Ö/R eben mit allen Mitteln ausgestattet werden, um gegen die Mitbewerber aus der freien Wirtschaft zu bestehen, ohne im Fall einer Krise pleite gehen zu können.

Wir erinnern uns: Täte (theoretisch) die ARD pleite machen, wäre eine gute Berichterstattung im Deutschen Radio nicht mehr gesichert (nicht unmöglich!). Das wäre im Grunde eine Katastrophe. Wenn ein Privatsender zumacht, ist es nur schade, um die Arbeitsplätze. Is zumindest meine Meinung

<small>[ 28-05-2003, 03:28: Beitrag editiert von hr3fanOlli ]</small>
 
Olli,

was Du hier brinst, entspricht doch schon nicht mehr den Realitäten. Die guten Infostrecken in den Servicewellen mit Werbung werden doch immer weniger. Siehe Frühkurier auf NDR2, InForm auf hr3.

Die ARD geht mit Dumpingpreisen in den privaten Werbemarkt und nutzt dazu eine aus öffentlichen Geldern finanzierte Infrastruktur. Das kann nicht rechtens sein. Mich als Hörer nerven außerdem die zum Teil 5 Minuten langen Werbebelöcke, vor allem auf einem Programm, für das ich gezwungen bin, Rundfunkgebühren zu bezahlen.
 
Warum dann nicht die von mir schon vor geraumer Zeit vorgeschlagene Präzisierung des ör Programmauftrages?

Da könnte u.a. drinstehen:
-ÖRs veranstalten "überall" folgende Wellen:
Jugend, Service, Information, Klassik/Kultur, "Deutsches/Europäisches" (darüberhinaus keine weiteren Programme, also kein Nebeneinander von DLF und Bayern 2 oder WDR 5 und DLR Berlin)
-Keine Werbung
-Journalistischer Wortanteil im Tagesprogramm einer Jugend- sowie Servicewelle von 25% (15 Minuten), entspricht ca. einem Nachrichtenblock und drei Beiträgen pro Sendestunde
 
hr3fanOlli,

wie wäre es dann mit subventionierten Tageszeitungen?

Natürlich würden subventionierte Tageszeitungen die unsubventionierten Blätter kaputtmachen; warum gilt das nicht für den Radiomarkt??
 
Hallo Olli,

ich kann Deiner Argumentation nicht ganz folgen. Die Öffis haben schon immer Werbung gemacht, dann allerdings hat man sich entschlossen, den Privatfunk einzuführen, und damit war ein Bruch erreicht. Du musst nicht die ARD davor schützen, dass sie im Wettbewerb mit den Privaten pleite geht. Denn die haben ganz gute Einnahmequellen mit den Gebühren und - das ist der Punkt - verkaufen ihre Werbezeiten zu Dumpingpreisen, weil sie es sich deshalb leisten können. Logisch, dass dort der Privatfunk ohne Gebühren nicht mithalten kann. Deswegen das Gejammere über die ö-r. Konkurrenzwellen. Ginge es nur um Hörerzahlen, wäre es nicht so schlimm. Dem Ö-R. geht es mit der Werbung aber nicht um das Überleben, sondern um Gewinnmaximierung. (Vereinfacht gesagt) Deswegen halte ich ein Werbeverbot für sinnvoll. Sollen die einen mit Gebühren Programm machen, die anderen mit der Werbung. (Man kann auch mit Gebühren den Gewinn maximieren. Man sollte es nur vielleicht nicht so anstellen, wie seinerzeit der MDR, welcher mit einem Teil seiner Gebühren sogar spekulieren konnte...)
Ich habe übrigens gehört, dass einige Ö-R-Programme ihre Mitarbeiter zu Seminaren à la "Warum ist die Formatierung so wichtig" karren. Es ist nicht schlimm, dass die Öffis gewisse Elemente des Privatfunks auch für sich nutzen. Nur sollten sie mit ihrer Gebühren-Sicherheit die Privaten auf diese Weise nicht ausbooten dürfen.
Die Hexe
 
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