Yvonne Malak: Die Radiosender müssen endlich in der digitalen Realität aufwachen

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Ich habe mitunter den Eindruck, daß das Medium Radio längst "die Welt verpennt" hat. Und das hat nichts mit UKW, DAB, Podcasts, Facebook oder Twitter zu tun.
Das denke ich hingegen schon. Gerade über einige der von Dir genannten Kanäle böten sich die perfekten Rückkanäle an, die jedoch bisher - zumindest in den meisten europäischen Ländern, so mein Eindruck - unerwünscht sind. Rückkanäle bedeuten Kritik - und Kritik ist unerwünscht!

Ich als Hörer habe doch heute genug "Rückkanäle" (von e-Mail bis Skype), um mit meinem Sender zu kommunizieren. Was will man denn noch mit dem Medium Radio machen?
DU schon, aber die werden von den Radios nicht genutzt! So bekam ich beispielsweise mal von hr die die Antwort, dass "die Moderatoren während der Sendungen genug andere Arbeiten" hätten. Das ist im Prinzip ja richtig, aber hier muss ich entweder lernen Prioritäten oder die richtigen "Filter" zu setzen. Damit meine ich keine Software, sondern gedankliche Filter, die mich veranlassen, mich in einem Moment auf meinen Job oder, wenn Zeit vorhanden ist, auf die Rückkanäle konzentrieren zu lassen.

Das Grundproblem ist, daß das Radio seit vielen Jahren die Hörer vergrault hat! Diese Hörer sind weg und die jungen Leute "ziehen" sich diesen Mist erst gar nicht rein. Was die MA erzählt, ist völlig irrelevant!
Ja und nein. Die "jungen Hörer" ziehen sich "diesen Mist" noch immer rein. Ganz einfach weil sie nichts anderes gewohnt sind. Das merkst Du auch, wenn Du ein wenig in der Webradio-Szene unterwegs bist. Viele der Webradio-Betreiber versuchen ihre Webradingens wie ein terrestrischen Radio klingen zu lassen. Begründung: "Das klingt doch geil!" Dazu wird dann immer wieder die vor Ort ansässige Lokalstation oder ein überregionaler Sender als Beispiel genannt.
Damit hat man die perfekte Ausrede dafür, dass das Webradingens pumpen, zerren und kreischen bis zum Sankt Nimmerleinstag darf.

Fragst Du wann, wie und wo sie den, bzw. wie sie die genannten Sender hören, kommt oftmals das, was ich schon am 17. Juli 2014 im MA-Thread schrieb.

Erst wenn diese grundlegenden Aufgaben erledigt sind (und man dafür etwas Geld in die Hand nimmt), kann man über eine weitere "Digitalisierung" (wie auch immer die aussieht) nachdenken. Ohne Hörer wird 'eh nix...
WOZU dafür Geld in die Hand nehmen? Die ehemalige Social-Media Abteilung der BBC schaffte ihre heute über 3 Mio. Follower mit läppischen unter 100 Pfund Grundkapital. Was man dazu benötigt sind allerdings keine Intendanten oder Verantwortliche die darauf achten, dass "ausschließlich Studierte die heiligen Hallen zu betreten haben", sondern Menschen, die mit Herzblut bei der Sache sind!
 
Ich halte Crossmedia für überbewertet. Radio ist Radio, und facebook ist facebook. Ich höre Radio, und ich nutze social media. Aber getrennt. Rückkanäle schaffen, Synergieeffekte nutzen, Multi Channel-Kommunikation... für mich Hysterie und heftischer Aktionismus. Die sollen einfach gescheites Radio machen, dann brauchen sie auch nicht so einen Budenzauber zu veranstalten.

Die selbe Diskussion kenne ich aus den Endneuzigern, als die Verknüpfung von Programm und Internetpräsenz der Radiosender mehr Kommunikation mit den Hörern bringen sollte. Guckt Euch an, was daraus geworden ist. Nutzt die Radio-Homepages eigentlich irgendeiner? Und wenn Kommunikation mit den Hörern gewünscht wird, warum nicht Hörer mal wieder live on air nehmen?
 
Das heißt ja nicht, dass das Rad gleich neu erfunden werden muss, @hilde. Die Crossmedia-Diskussion, die aktuell geführt werden sollte ist auch nicht mit der der Endneunzigern zu vergleichen, so wie sich BTX nicht mit dem Internet vergleichen lässt.

Radio IST definitiv Radio, aber auch ich möchte kein Radio mit den Strukturen wie es noch in den 50ern, 60ern und 70ern war.
Darauf sollte es hinauslaufen und auf nichts anderes.
 
Während fast die Hälfte aller Deutschen regelmäßig die TV Mediatheken nutzt und mittlerweile mehr als ein Fünftel auf Video on Demand zurückgreift statt linear fernzusehen, während Zeitungen wie die Abendzeitung in Nürnberg einfach so verschwinden, während junge Zielgruppen zunehmend zu Streamingdiensten abwandern oder lieber youtube klicken, als ein Radio einzuschalten[...]
Die Frage ist, ob das so stimmt. Tatsächlich erfolgt die Mediennutzung gerade bei der jüngeren Generation außerhalb der eigenen vier Wände über Smartphones. Um Streamingdienste darüber zu nutzen, ist einerseits eine gute Abdeckung mit mobilem Internet und ein angemessenes Datenvolumen erforderlich. Beides aber ist momentan nur zu sehr hohen Preisen realisierbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde es im Gegenteil sogar nervig und belästigend, wenn ich mich gezielt für ein Medium entschieden habe und man mir von dort penetrant irgendwelche crossmedialen Links zu anderen Medien aufnötigen will. Nein, ich will nicht! Und bitte auch nicht mehr fragen!
 
Ich möchte lediglich über meine Medienkanäle selbst entscheiden. Zwanghafte Facebook- und Google-Anmeldungen sind für mich zum Beispiel ein sofortiger Ausstiegsgrund.
Sehr schön. Und damit schwimmen wir auf ein- und derselben Welle.
Bis dato wird nämlich so gut wie ausschließlich "diskutiere mit und bei Facebook!" angeboten, was für mich NIE infrage kommen würde. Auch um mich ansonsten Crossmedial beteiligen zu können WILL ich mich nicht zwingend irgendwo registrieren müssen. Auf eben dem Standpunkt sind wir aber heute. Entweder Facebook, bestenfalls noch Mail, ansonsten: "Halt's Maul und sei unser Stimm- und Zahlvieh!"
 
Die selbe Diskussion kenne ich aus den Endneuzigern, als die Verknüpfung von Programm und Internetpräsenz der Radiosender mehr Kommunikation mit den Hörern bringen sollte. Guckt Euch an, was daraus geworden ist. Nutzt die Radio-Homepages eigentlich irgendeiner?
Ich habe letzte Woche mal wieder eine "Mail ins Studio" geschickt. Und die wurde sogar vorgelesen. Nur mit meinen (schrägen?) Musikwünschen habe ich kein Glück.

Und wenn Kommunikation mit den Hörern gewünscht wird, warum nicht Hörer mal wieder live on air nehmen?
Dazu braucht man zunächst zufriedene Hörer, die den Moderator nicht gleich live on air mit Kritik am Sender "überfallen". Anfang der 90er ging das noch. Damals hatte man nur ein bis zwei "Idioten" (auch Angetrunken) pro Nacht (und ohne Vorgespräch) live auf dem Sender...
 
@Stabsstelle: Wir müssen uns überlegen, welchen Mehrwert Radio bieten kann gegenüber allen anderen konkurrierenden Medien. Mir fällt da nach wie vor zuerst die Präsentation ein, eine Persönlichkeit am Mikro mit echter Personality.... Wir brauchen also Typen am Mikro, die ihr eigenes Ding fahren und die Hörer ans Medium bannen, und sie auf alle Arten einbeziehen in ihre Show. Schaut mal, was der Raab da bei Pro7 macht, wenn er sich schlagen lässt (schad, dass noch keiner die Aufforderung ernst genommen hat...), u.U. bis nachts um zwei. Sowas geht auch im Radio, auf andere Art, aber nach denselben Prinzipien!

Habe auch ein Beispiel wo das klappt: Die Grenzwellen mit Ecki Stieg bei Radio Hannover.
Auf der Facebook Seite treffen sich die Hörerinnen und Hörer und tauschen sich aus.
Die Playlist wird nach der Sendung bereitgestellt, mit youtube-Links.
Musikvorschläge sind willkommen.

Ecki Stieg organisiert Radtouren an denen man teilnehmen kann. Das ist echte Hörerbindung.
 
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