Yvonne Malak: Die zehn größten Irrtümer bei der Musikauswahl

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Ich gebe zu, dass ich ähnliche Struktur aus anderen Lebensbereichen kenne und für plausibel halte, aber trotzdem geht es auch richtig Verschwörungstheorie, irgendwie...

Wie du siehst widerspricht niemand, obwohl hunderte Radioinsider mitlesen...

Berater der Unterhaltungsindustrie schreiben ebenfalls nichts vor und spüren Schwachstellen in der "Bilanz" auf.

Der klassische Consulter nicht, aber deutsche Radioberater schon. Und sie unterwandern die Strukturen! Ein Beispiel gefällig? Das öffentlich-rechtliche WDR4 wurde zur Gänze an eine Beraterfirma "outgesourct".

Natürlich kann man den Beratermumpitz in den Wind schlagen und auf die Beschäftigung eines Einflüsterers verzichten. Aber das muss man sich erst mal leisten können - und im Falle der Öffis - wollen.

Gute Berater, die dem Sender helfen im Wettbewerb zu bestehen sind sicher ein großer Segen. Aber dazu bräuchte man erst mal

  1. einen funktionierenden Wettbewerb
  2. fähige Berater, die sich durch Können hervortun und nicht als zusätzliche Machthierarchie quasi sakrosankt über dem Geschehen trohnen
 
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chapri schrieb:
Ein Beraterurteil bedarf immer noch der Prüfung eines Fachmanns, der die Region und die Eigenarten der dortigen Bevölkerung kennt!

Ich bezweifle, dass noch viele Sender diesen "Fachmann" an einer Stelle sitzen haben, an der er auch zu der von Dir genannten Prüffunktion legitimiert ist. Meine Wahrnehmung ist, dass vom CvD aufwärts über den Studioleiter, Programmchef, Geschäftsführer etc. eben gerade keine lokale/regionale Kompetenz mehr am Schalter sitzt, sondern lauter Zugereiste, Eingekaufte, Söldner, Karrieristen etc.
 
Das ist nicht nur Deine Wahrnehmung, sondern eine exakte Beobachtung. Befangene, Betroffene oder Angesprochene können Dir aber logischerweise auch bei ehrlichster Selbsteinschätzung nicht zustimmen.
 
Beharrliches Schweigen ist auch ein Statement. Noch dazu ein ungefährliches.

Vorsicht! Das ist ja praktisch der selbe Wortsinn, den ich aus dem Artikel von YM zitiert habe...

Titel die ich nicht spiele, können mir und meinem Sender nicht schaden.
Entscheidungen die ich nicht treffe, können mir ebenfalls nicht schaden....

Achtung - leicht übertrieben: Wenn ich nicht rumpoppe, kann ich mir auch keinen Tripper holen...

Wir bleiben also besser alle einfach rund um die Uhr (und allein) im Bett liegen und lassen uns bedudeln. Aber ist das die Lösung?



Da mich "Bilanzen" nicht weiter interessieren, das ist nicht mein Gebiet. Was ist ein Fachmann, "der die Region und die Eigenarten der dortigen Bevölkerung kennt"? Sicherlich kein Berater aus Amerika. "Fachmänner" sind doch sicherlich mehr die DJs, die die lokale Szene seit Jahren kennen, dort geboren und aufgewachsen sind! Und natürlich gibt es Privatsender, die noch etwas Wert auf die Musikauswahl legen. Diese Sender sind mir in diesem Zusammenhang im Ohr geblieben: Ostseewelle, Schwarzwaldradio und noch ein Sender in Sachsen, dessen Name mir jetzt leider entfallen ist. Diese Sender fahren eine Rotation, die der Zielgruppe angemessen ist und auch den Nerv trifft! Man kann auch mal eine Maxi auflegen...
 
Es kommt doch noch viel schlimmer: Es gibt eigentlich kein "richtiges" Formatradio mehr, weil sich alle Sender, die Erfolg haben möchten, auf ein und dasselbe (meist AC) Format stürzen. Und ich bin immer schon Anhänger von Formatradios gewesen. Formatradio ist nichts negatives, man muss das Format halt gut umsetzen und vor allem konsequent beibehalten. Bei SWF3 und in Ansätzen HR3 war das früher immer so. Und diese Sender hatten Erfolg.
Das würde ich einfach mal so unterschreiben. Konsequent durchgezogenes Formatradio findet man leider fast nur im Ausland. Sender wie Funradio oder FG DJ Radio aus Frankreich haben zwar eine extrem kleine Rotation, aber man weiß wenigstens immer, was man bekommt.
 
Wenn man all diese Kriterien angelegt hat, bleibt je nach Format von einem Musiktest mit 1000 bis 1200 Songs eine Rotation von 250 – 400 Songs.

Wenn man davon ausgeht, dass man 15 Songs in der Stunde spielen kann, wären 400 Songs in ca. 26 Stunden und 40 Minuten gespielt. Und dann geht's wieder von vorne los, oder wie ist das gedacht?

Bei 1200 Songs wären es immerhin 80 Stunden, also drei Tage und acht Stunden. Ich glaube nicht, dass man eine Rotation grundsätzlich einengen sollte, eher könnte ich mir eine Kernrotation vorstellen, die aus aktuellen Hits besteht. Für den Rest sollte man halt öfter ins Archiv gehen, auch wenn es da dunkel ist. :confused:
 
Bei Musik gilt wie bei allem anderen auch: was man nicht spielt, kann einem Sender nicht schaden.
"Genau", sagte der Notarzt, "was man nicht spritzt, kann einem Patienten nicht schaden" und verweigerte dem Puls-Nuller die Adrenalin-Spritze.
Ist der Dame tatsächlich nie in den Sinn gekommen, dass diese Denkweise zwangsläufig zu reihenweise ausgelassenen Chancen führt?
 
Grundsätzlich gibt es im redaktionellen Bereich zwei Strategien:
  • Nummer sicher, keinen Fehler machen
    Funktioniert bei wenigen, nicht aggressiven Wettbewerben und wenn der Markt statisch ist oder wenn die Wettbewerber nicht sorgfältig arbeiten. Tendenziell sind solche Programme sehr statisch.
  • Chancen wahrnehmen, Risiken eingehen
    Funktioniert nur, wenn Chancen und Risiken kontrolliert und professionell eingegangen werden, bzw. wenn eine große Umsetzungsdisziplin herrscht und bei Misserfolg sofort gegengesteuert wird.
    Erfordert eine hohe redaktionelle Beweglichkeit. Gefahr, zu häufige, gar abrupte, Wechsel gefährden die Identität und Wiedererkennbarkeit.
Wohin geht der Trend? Neue Anbieter mischen gerade Medienmärkte auf. Sie setzen klar auf die Risiko/Chancen-Strategie siehe z.B. Netflix. HBO stellt auch das TV-Programming auf den Kopf. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Radiomarkt aufgemischt wird. Erfolgsmaschen aus den 90er/2000er Jahren sind einfach überholt. Auch wenn zweitklassige deutsche Provinzradios das noch ganz anders sehen. Es ist schnurzegal wie viele Songs in der Rotation sind. Es ist aber wichtig, in den einzelnen Songs bzw. im Music Flow müssen sich die Hörer wieder finden. Daran happert es teilweise gewaltig und zwar immer dann, wenn der Markt wettbewerbsintensiv ist. Aber, zukünftig konkurriert nicht Station gegen Station, sonder das Medium Radio mit dem Medium Web.

Wie ich hier schon geschrieben habe, Privatradio hat in der aktuellen MA gesamt ca. 500.000 Hörer/Du.h verloren. Die Frage ist: Einmaliger Ausreißer oder Beginn eines Trends? Wenn es ein Trend sein sollte, dann ist die Nummer Sicher Strategie gefährlich.
 
Wie ich hier schon geschrieben habe, Privatradio hat in der aktuellen MA gesamt ca. 500.000 Hörer/Du.h verloren. Die Frage ist: Einmaliger Ausreißer oder Beginn eines Trends? Wenn es ein Trend sein sollte, dann ist die Nummer Sicher Strategie gefährlich.

Kluger, durchdachter Post, dem man nur zustimmen kann.

Nur in einem Punkt wäre ich vorsichtig: Der MA messe ich überhaupt keine Bedeutung mehr bei - am Ende wandern eh nur die ungeliebten alten Hörer vom Privatradio zu den Öffis. Irgendwo müssen die Scheinzuwächse ja herkommen, die die beraterseitig umgekrempelten Oldiedudler einheimsen - natürlich nur bei den "schwer vermittelbaren" älteren Semestern.
 
Sag ich ja, Herr Doktor.

Wer Sicherheit als oberste Maxime ausgibt, reduziert seine Optionen auf das schon Bestehende. Einen Markt, der dagegen Überraschung als seine oberste Maxime definiert, kann man so nicht erreichen, man schließt sich von ihm aus.
Die sinkenden Gewinne in den Sendern lösen naturgemäß wie in anderen Branchen auch den Reflex aus: "Wir gehen jetzt keine Risiken mehr ein, sonst bricht uns hier endgültig alles zusammen." Im ersten Moment nachvollziehbar, aber es bleibt ein Reflex, also eine nicht rational gesteuerte Reaktion.

Wer unter solchen Bedingungen intelligent agieren will, muss etwas anderes tun, als diesem ersten Sicherheitsreflex zu folgen. Es bedarf einer Analyse, welche Zielgruppe ins Visier genommen werden soll und wodurch diese zu gewinnen ist. Es reicht demnach nicht, die Hörer zu fragen, die einen Sender bereits hören, und sich nach denen zu richten, was zwangsläufig hieße, Änderungen letztlich unter Generalverdacht zu stellen. Denn diese Hörer hören den Sender ja, weil er so ist, wie er ist, und nicht, weil er mal ganz anders sein sollte.

Aber Änderungen brauchen präzise Strategien, verlässliche Mitarbeiter und ein sehr gutes Gespür für Programm und Hörer, um Entwicklungen und Reaktionen schnell zu erfassen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und falls nötig gegenzusteuern. Es liegt auf der Hand, dass dazu etwas Erfahrung und Können erforderlich ist - und es wundert dann vielleicht nicht, dass der derzeitige Privatradiomarkt sich so unflexibel darstellt.
 
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Beobnachter schrieb:
"Es liegt auf der Hand, dass dazu etwas Erfahrung und Können erforderlich ist"

... und Mut!
Und nicht nur Erfahrung und Können, sondern auch das Vertrauen in die eigene Erfahrung und das eigene Können.

Und das haben weder Geschäftsführer noch Berater, und deshalb dreht sich das Rad weiter im Kreise.
 
Beratern fehlt das Vertrauen in ihr Können? Also der hier in Rede stehenden Dame sicherlich nicht...

@chapri: Je nach Vertrag mit dem Berater, auch wenn natürlich grundsätzlich Vertragsfreiheit gilt, weshalb du insofern recht hast.
 
Sag ich ja, Herr Doktor.

Wer Sicherheit als oberste Maxime ausgibt, reduziert seine Optionen auf das schon Bestehende. Einen Markt, der dagegen Überraschung als seine oberste Maxime definiert, kann man so nicht erreichen, man schließt sich von ihm aus.
Die sinkenden Gewinne in den Sendern lösen naturgemäß wie in anderen Branchen auch den Reflex aus: "Wir gehen jetzt keine Risiken mehr ein, sonst bricht uns hier endgültig alles zusammen." Im ersten Moment nachvollziehbar, aber es bleibt ein Reflex, also eine nicht rational gesteuerte Reaktion.

Wer unter solchen Bedingungen intelligent agieren will, muss etwas anderes tun, als diesem ersten Sicherheitsreflex zu folgen. Es bedarf einer Analyse, welche Zielgruppe ins Visier genommen werden soll und wodurch diese zu gewinnen ist. Es reicht demnach nicht, die Hörer zu fragen, die einen Sender bereits hören, und sich nach denen zu richten, was zwangsläufig hieße, Änderungen letztlich unter Generalverdacht zu stellen. Denn diese Hörer hören den Sender ja, weil er so ist, wie er ist, und nicht, weil er mal ganz anders sein sollte.

Aber Änderungen brauchen präzise Strategien, verlässliche Mitarbeiter und ein sehr gutes Gespür für Programm und Hörer, um Entwicklungen und Reaktionen schnell zu erfassen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und falls nötig gegenzusteuern. Es liegt auf der Hand, dass dazu etwas Erfahrung und Können erforderlich ist - und es wundert dann vielleicht nicht, dass der derzeitige Privatradiomarkt sich so unflexibel darstellt.

Im Moment haben fast alle Sender gute Renditen, Ausnahme: Stationen die in den letzten Jahren stark an Reichweite verloren haben. Wirtschaftliche Probleme gibt es, im Gegensatz zu Print, nicht. Wo es schlecht aussieht ist das Know How, es gibt eine oberflächige Professionalität, aber eben auch nicht mehr. Mehr oder weniger werden abgestandene Erfolgsformeln angewendet. Bis jetzt ist das gut gegangen. Aber, die mobil verfügbare Bandbreite wächst und es gibt den Punkt, da ist Spotify online im Auto verfügbar. Und dann? Dann kann jeder nichtlineare Programm hören, Traffic-Infos kommen von Google Maps und einen Online News Dienst wird es dann auch gegeben. Tja, dann sind viele diese 08/15-Sender mehr oder weniger überflüssig. Über kurz oder lang werden nur große zumeist nationale Radiomarken (die es nicht gibt) im Wettbewerb bestehen können.
 
Arno lässt sich von seiner ehemaligen Schülerin beraten...nette Idee. Hat die gute Frau in letzter Zeit eigentlich mal ein Programm in Berlin oder einem anderen Ballungsraum oder einen landesweiten Premium-Sender beraten? Oder holt man sich ihren Rat nur noch bei Lokalsendern in der Provinz, wo es aufgrund Finanzkraft und Attraktivität inhouse an Leuten fehlt, die Radio auch nur ansatzweise können?
Ich würde mir den Herrn Doktor als Berater wünschen, der weiss, wo der Gockel kräht. Das lese ich aus seinen Postings seit Jahren heraus und ziehe gerne meinen Hut, auch wenn ich sicher nicht in allem 100% mit ihm übereinstimme.
 
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Ach, deshalb waren nach Jahren des Erfolgs die Zahlen dort rückläufig? Radio Hamburg braucht ja überhaupt keine Beratung, bei der Konkurrenz, die den Hintern nicht hoch bekommt. Die können einfach machen und sich auf ihren Lorbeeren breithocken. Im Prinzip ist es dort, ähnlich wie bei RTL Berlin, auch nur ein Zugpferd, das den Laden schmeisst.
 
Ich wiederhole mich, aber in KEINEM Radiosender dieses Landes kommt ein(e) Berater(in), weil die Leute es selbst nicht können. Berater dienen zur Absichererung des PDs/GFs, damit im Fall des Misserfolgs alles auf die Beratung abgeschoben und die eigenen Ärsche gerettet werden können. So simpel ist das! Leider spreche ich auch aus eigener Erfahrung, aber so ist das Leben - nicht nur das Radioleben, auch Unternehmensberater in anderen Branchen agieren ähnlich. Dort ist es nicht die MA, sondern Umsatz- bzw. Gewinnrückgänge, die ggf. an die Preis-Wasserhäuser ausgepricet werden!
 
Hahahaaa, ja, die MEINEN , sie können es. Aber sie können es eben NICHT. Dann holen sie sich mitunter einen Berater, der es auch nicht kann. Und zahlen noch jede Menge Geld dafür. So fährt man den Karren in den Dreck. Sollte es auf Rezept geben. Ich kann Dir sagen, wo es Leute gibt, die es können. Bei Gong in München z.B. ist noch einer.
Die besten Berater sind immer WER? Die eigenen Mitarbeiter! Wer das erkennt, der hat Erfolg im Wirtschaftsleben.
 
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