10-kHz-Lücke beim ARD-Hörfunk in den 80ern

Tipp:

Bei Live-Acts gibt es gigantische Dimmer-Packs, die massive Einstrahlungen in den Tonkabeln hinterlassen und bei Musiker-Equipment ist nicht immer alles zu 100% symetrisch verkabelt.

Vom parall. out des Saalmixers kommen diese Störungen leider auch im Ü-Wagen an incl. der Mittschnitttechnik und kann nicht völlig eliminiert werden.

Schwacher Trost;

nachdem man sich als Konzertbesucher eh 'nen Tinitus eingefangen hat, hört man das auch nicht mehr...
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf der CD (.) ist das Loch auch zu sehen ...
320px-Interference-colors.jpg

stimmt. :confused:
 
Die ZZ Top-Geschichte fasziniert mich gerade aber auch ziemlich, wo sich dieses 10k Hz-Loch überall hin verirrt...

Mitterweile bin ich aber auch schon lage raus, was die technischen Hintergründe dazu angehen könnte, da reicht das bisschen HiFi-Wissen nicht mehr ganz aus 😁

Und Ruhe in Frieden Dusty Hill, Bandmitglied von ZZ Top :(
 
Bei Reddit kam neulich im Zusammenhang mit dem mysteriösen Song der Gedanke auf der Song könnte statt auf NDR auch auf BFBS, dem Sender für die Britische Armee, ausgestrahlt worden sein. Das Empfangsgebiet Wilhelmshaven, was ja einer der wenigen sicheren Fakten bei der Suche ist, passt jedenfalls zum Sendegebiet.

Ich hab auf die Schnelle mal bei Youtube geschaut ob ich einen Mitschnitt aus der fraglichen Zeit finde. Und bin auch direkt fündig geworden. Incl. 10khz Kerbe
BFBS Kassettenmitschnitt von 1985
Man sieht die Kerbe sowohl im einzelnen Spektogramm als auch im direkten Vergleich mit dem gesuchten Song (TMMS)
 

Anhänge

  • 10k Drop BFBS1985 Spektogram.jpg
    10k Drop BFBS1985 Spektogram.jpg
    682,5 KB · Aufrufe: 14
  • 10k Drop TMMS vs BFBS1985.jpg
    10k Drop TMMS vs BFBS1985.jpg
    403,4 KB · Aufrufe: 14
Zuletzt bearbeitet:
Mmm, die Kerbe bei 6.7 kHz ist aber im TMMS nicht drin. Wenn diese Kerbe bei BFBS WHV in anderen Aufnahmen des Senders auch zu sehen ist, dann kann TMMS nicht bei BFBS aufgenommen worden sein. Aber die 10kHz-Kerbe ist drin. Meine Spekulation ist ja, daß die Kerbe gewollt ist, um damit den Ballempfang abzusichern.
 
@Zwerg#8 , inwiefern könnte mit der Kerbe der Ballempfang "abgesichert" werden?

Ich gehe nach meinem damaligen Erlebnis (s. #49) immer noch von einem 10 kHz-Sperrfilter aus um ein Störprodukt herauszunehmen, das in der analogen UKW-Programm-Zuführung für weiter entfernte Sender entstanden sein musste. Das 10kHz-Störprodukt scheint aber nicht in beiden Kanälen aufgetreten zu sein, wie die erste Konfiguration durch den Postler vermuten lässt.
Ich wurde mit der 10-kHz-Problematik in der anfänglichen analogen Programmzuführung zu DSR konfrontiert, weil eins der Radioprogramme im Kopfhörer recht wirr geklungen hat. Nachdem der „Postmann“ beide Audiokanäle symmetrisch mit einem Saugfilter bestückt hatte war der Stereoeffekt ok. Vielleicht handelte es sich auch nur um ein Sperrfilter für ein 10 kHz-Störprodukt im Kanal.
 
Na so, wie ich weiter vorn schon andeutete:

3 aktive Bandpässe (Mittenfrequenzen bei 9, 10 und 11 kHz, Durchlassbereich 500Hz, Sperrdämfpung 50dB oder so)
Hier kannste spielen: https://webench.ti.com/filter-design-tool/ (Das hätte es früher geben müssen ;))

Ausgangsspannungen gleichrichten und sehr gut glätten. Alles schön abgleichen.

Bei einem normalen NF-Signal (DDR-Sender) werden die drei Spannungen ungefähr gleich hoch sein. Bei einem Westsender als Quelle für den Ballempfänger ist die Spannung bei 10 kHz aber immer viel kleiner als bei den anderen beiden Frequenzen. Damit kann man letztendlich Schaltvorgänge auslösen.
 
Hallo zusammen,
zum Thema UKW-Sender-Anlagen möchte ich etwas ergänzen. In den 80ern wurden fast alle UKW-Sender über analoge (Post-) Leitungen (L/R) oder per Ballempfang (MPX) versorgt. Innerhalb der Signalaufbereitung eines UKW-Senders (Stereocoder, ARI, RDS oder Fernwirkzusatzsignale) fand und findet keine schmalbandige Filterung statt, wohl aber eine 15 kHz-Begrenzung und eine Preemphasis.
Das MPX-Signal (Mono L+R, 19 kHz-Pilot, oberes und unteres Seitenband des Differenzsignals L-R) darf keinerlei Phasenbeeinflussung haben, da sonst durch höheres Übersprechen die Stereowirkung nachlässt. Daher scheidet auch eine Filterung im Ballempfänger aus, da meist ohne Dekodierung das MPX-Signal direkt weitergereicht wird.
Eine selektive Filterung kann demnach nur im Studio oder auf dem L/R-Weg zum Sender erfolgen. Auch über Richtfunk werden nur L/R oder (vollständige) MPX-Signale übertragen. Mir ist auch kein technischer Grund bekannt, schmalbandig ein NF-Signal bei der UKW-Übertragung herauszufiltern.
 
Sehr spannend, vielen Dank. Nun ist diese Lücke aber nun mal da. Die Jagd muß also weitergehen, jetzt wohl doch eher im Funkhaus …

Edit: (Bzw. @hjl: Deine Ausführen betreffen, wenn ich das richtig sehe, aber nicht allfällige Richtfunkstrecken, oder?)
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, nach diesen Ausführungen von @hjl muss man sich wohl mit dem Gedanken anfreunden, daß diese schmale und tiefe Kerbe im Frequenzgang absichtlich eingefügt wurde, praktisch in den Funkhäusern von NDR bis ABY, kurz vor der Übergabe der NF an die Post. Das Ganze kann ja bald kein Zufall oder anderweitig "technisch bedingt" sein.

Meine These steht nach wie vor im Raum. Und dabei spielt es auch keine Rolle, daß ein Ballempfänger nur das empfangene MPX-Signal 1:1 an den Sendereingang weiterleitet. Die Dinger haben doch auch einen Audioausgang für Kontrollzwecke. Dort schließt man meine hypothetische "Blackbox" an, die das MPX-Signal vom Sendereingang trennt, sobald ein "DDR-Sender" erkannt wird. Die nötigen aktiven Filterschaltungen sind doch keine Raketentechnik, selbst in den 70ern nicht. Okay, R&S hätte für solch ein läppisches "Vorschaltgerät" sicher 5000 DM aufgerufen, aber das ist ja erstmal egal. Hauptsache, Ulbricht & Co. bekommen keine Sendezeit mehr im WDR-Sektor...

Was sagen denn alte IRT-Unterlagen zum Thema Ballempfang? Was steht in den Unterlagen der Ausrüster? Vielleicht war das alles auch "streng geheim", man hat es nicht an die große Glocke gehangen, zumal der ganze Spaß ja über Jahrzehnte hinweg nicht aufgefallen ist. Das ist sowieso der größte Lacher an der ganzen Geschichte!

Warum ist die Sache nie bei Tuner-Tests in den HiFi-Gazetten aufgefallen? Höchstwahrscheinlich haben die die Tuner immer mit Meßsendern im Labor geprüft, was ja auch sinnvoll ist, wenn man Empfindlichkeit, Frequenzgang, Kanaltrennung usw. vergleichen will.

Fragen über Fragen.
 
Ich habe selbst Ballempfänger (Einzelgeräte) und Ballempfangsstrecken (über Senderanlagen) gemessen und z. T. auch an den technischen Spezifikationen mitgearbeitet. In den damaligen Geräten EBU 3156 (AEG), EU 6201 und EU200 (R&S) sind keine speziellen Schaltungen enthalten. Ohne Dekodierung auf L/R und anschließende neue MPX-Bildung mit Zusatzsignalen ist eine Änderung der L/R-Signale auch im Ballempfangsweg nicht möglich.
 
Grundsätzlich bin ich voll bei Dir., @hjl. Alles richtig, kein Problem.

Es gibt bisher keinen "vernünftigen" Grund, warum sich eine nicht hörbare, schmale und tiefe Kerbe bei 10kHz im Frequenzspektrum etlicher "Westsender" befinden sollte. Diese Kerbe ist aber da, "überall" nachweisbar und damit ein Fakt.

Und alle Leutchen, die hier im Thread geschrieben und beruflich damit zu tun gehabt haben, sagen: "Wir waren's nicht! Bei uns ging alles aalglatt durch!" Ich habe keine Zweifel an diesen Aussagen.

Meine Theorie war und ist ein Ansatz, der nach 1970 herum technisch möglich war. Das hat auch damit zu tun,, daß es halt schon "OP-Amps" in Form von Schaltkreisen (ICs) gab, mit deren Hilfe man höhergradige aktive Filterschaltungen aufbauen konnte. Meine Theorie ist also nicht ganz "aus der Luft gegriffen".

Was aber ganz wichtig ist: Dieser hier im Thread beschriebene Vorfall beim WDR sollte sich nicht wiederholen! Unter keinen Umständen! Davon können wir ausgehen. An dieser Stelle muß ich also fragen:: Was hat man denn unternommen, damit kein DDR-Sender zufällig einen West-Ballempfänger überlisten kann? Welche "geeigneten technischen Maßnahmen" hat man ergriffen?

Nochmal: Wir reden von einem Ballempfänger und Sender, meinetwegen auf einem unzugänglichen Berg. Wir sind in den 70ern des letzten Jahrhunderts. Auf diesem Berg gibt es nur Strom aus dem Tal, höchstens noch eine unzuverlässige Telefonleitung - sonst nix. Alles muß völlig autark laufen und funktionieren. Quizfrage: Wie verhindere ich, daß am Sendestandort durch Zufall ein falsches Programm eingefangen und dann abstrahlt wird? Das ist eine gute Frage!

Wenn das nicht reicht, muß wohl eine neue Theorie her.

Wie wär's, wenn man mit dieser Kerbe im NF-Spektrum nur eine frühe Art eines "Wasserzeichens" realisieren wollte? Ja, Raubkopierer, die mit sehr guten UKW-Mitschnitten Schallplatten pressen. Das könnte auch sein.

Es soll ja auch vorgekommen sein, daß im DDR-Radio Mitschnitte aktueller Hits aus dem Westradio gesendet wurden. Das könnte man mit dieser Kerbe auch nachweisen.

Ansonsten sammelt auch die Bibliothek in Leipzig seit 1978 alle in Deutschland erschienen Tonträger. Das sind die Pflichtexemplare. Man kann also durchaus davon ausgehen, daß Tonbandkopien davon auch beim Rundfunk der DDR gelandet sind. Warum auch nicht? Hauptsache die Rechte sind geklärt.

In diesem Zusammenhang finde ich auch diese "Wie die Westmusik ins DDR-Radio kam" Geschichten sehr lustig. Es gibt ja gleichlautende Statements von einigen Leuten, die besagen, daß "die Oma" die Platten aus dem Westen mitgebracht hat. Das mag ja alles sein - im Osten gab es reichlich eingeschmuggelte Westplatten. Aber wer "eine Oma" hatte, die laufend in den Westen fährt, um die nähere Verwandschaft zu besuchen, wäre nie und nimmer beim "Rundfunk der DDR" auch nur in die Nähe eines Mikrofons gekommen. Es sei denn, die Stasi hätte das so gewollt...
 
Raubkopierer, die mit sehr guten UKW-Mitschnitten Schallplatten pressen
Steht in diesem Faden weiter oben nicht, daß es in mindestens einem Falle ein solcher Mitschnitt tatsächlich, sogar offiziell, auf Schallplatte geschafft hat?

Es soll ja auch vorgekommen sein, daß im DDR-Radio Mitschnitte aktueller Hits aus dem Westradio gesendet wurden. Das könnte man mit dieser Kerbe auch nachweisen.
Solange vernünftig abgerechnet wird, eher kein Grund für derartigen Aufwand. Was hätte man im Falle eines derartigen Nachweises damit erreichen wollen? Einen diplomatischen Eklat vom Zaun brechen? Überhaupt: All diese Erklärungen hätten nur Sinn, wenn alle Sender eingekerbt worden wären.

Was hat man denn unternommen, damit kein DDR-Sender zufällig einen West-Ballempfänger überlisten kann?
Möglichst keine Ballempfangstrecken in Ost-West-Richtung errichten? Ergibt sich aus topographischen Gründen fast von selbst.

Ich mag nicht recht an diese DDR-Pistolen glauben. Wäre dem so, dann müßte es heutzutage noch ein paar Postler geben, die sich daran erinnern und zumindest andeutungsweise auf einschlägigen Seiten im Netz entsprechendes von sich geben.

Allenfalls könnte jemand (wer?) eine hinreichend unkonkrete Frage an die entsprechenden nachrichtendienstlichen Stellen richten, ob dergleichen früher tatsächlich üblich war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hauptsache, Ulbricht & Co. bekommen keine Sendezeit mehr im WDR-Sektor...
:) Interessante Betrachtung aber m.E. von sehr weit her geholt. Aber wozu dieser Aufwand wenn die Nato-Propaganda über die Tagesschau schon reichlich effektiv war.

Wie wär's, wenn man mit dieser Kerbe im NF-Spektrum nur eine frühe Art eines "Wasserzeichens" realisieren wollte?
Ich erinnere mich an Ansätze der Industrie solche Wasserzeichen in die CD-Produktionen einzuritzen. Und zwar abhängig vom momentanten Audiospektrum bei drei verdeckten Frequenzen. Anscheinend wurde das bald aufgegeben, möglicherweise wegen der Beeinträchtiging des Nutzsignals? Wir haben's hier offenbar mit einem stabilen Kerbfilter zu tun, das nach meiner Einschätzung notwendig wurde um ein Störsignal zu dämpfen. Hat mal jemand auf den Grund der Kerbe geschaut, welche Reste dort möglicherweise erkennbar sind? Nur Rauschen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau daran hatte ich auch gedacht, als mir der Einfall mit dem Wasserzeichen kam. Wenn ich mich recht entsinne, ging es damals aber darum, bei einer digitalen Kopie bestimmte Frequenzen herauszufiltern. Dann "fehlen" bei einem Klavierkonzert in der Kopie halt die jeweiligen Grundtöne bei ein paar Tasten. Nicht schön. Zum Glück hat man das nicht gemacht, sondern nur das SCMS für Consumerprodukte eingeführt.
 
Da schoss mir gestern was durch den Kopf, was ich dann doch wieder verworfen habe. Hinztriller Grundfrequenz 2350 Hz x 4 = 9400 Hz. Mist, zu tief. Oder bekommt jemand ne mathematisch-physikalische Korrelation hin? Apokalyptischer Notchfilter? Designfehler? Whatever?
 
Wenn Du mit 10/3π multipizierst, kommts fast hin.
9400 Hz * 10 / (3π) = 9973,7 Hz
π ist immer gut, das wird schon stimmen... 🤣

Aber weil wir gerade bei "durch den Kopf geschossen und wieder verworfen" sind:
Falsch getaumelte Tonköpfe. Die werden üblicherweise bei 10kHz (und mit einem Zweistrahl-Oszi) eingestellt. Bei einer halben Wellenlänge Versatz zwischen den beiden Kanälen (Phasenverschiebung 180° bei 10kHz) hätte man ein scharfes Minimum bei 10kHz.

Aber halt nur bei Mono-Wiedergabe des (Fremd-)Bandes und nicht bei Sprache (Nachrichten etc). Beides ist nicht zutreffend und damit ist dieser Gedanke ebenfalls "für die Tonne".
 

Die 10-kHz-Kerbe ist nun auch im Geschäft. Ich vermute nach wie vor, dass es sich dabei um ein Artefakt einer Trägerfrequenz-Senderzuführung handelt, bei der das Audio irgendwie "gestapelt" wurde in einzelnen Frequenzbereichen. Die Kerbe ist mir zu schmal, um sie mit einfachen Filtern so steilflankig bei exakt 10 kHz warum auch immer ins Audio setzen zu können. Ich vermute, dass diese Kerbe eher bei "0 Hz) war und das Audio "kopfstehend" transportiert wurde. Bislang konnte mir aber niemand was über die in den 1980er Jahren genutzte Signalzuführung sagen.
 
Die 10-kHz-Kerbe ist nun auch im Geschäft.
Die Passage im Artikel dazu ist aber mindestens ungelenk formuliert:

„Heißt im Klartext: Spielt man den Radiomitschnitt von 1984 auf der Frequenz 10 kHz ab, ist er teilweise leiser als das Original.“

Sollte man nicht sagen: „spielt man den Radiomitschnitt ab, ist die Aufnahme um die Frequenz 10 kHz, also in ‚den Höhen’, deutlich leiser, stark gedämpft“. „Etwas auf … abspielen“ klingt so, als würde ich eine Kassette nicht mit 4,75 cm/sek abspielen sondern mit 10 kHz. Das hätte natürlich einen logarithmischen Einbruch des Frequenzgangs ab 8 Newtonmetern um -3,76 Grad Fahrenheit zur Folge, die Farbtemperatur des Tons ändert sich außerdem um 10 Bar in Richtung Warmweiß.
 
Der Artikel ist in der Tat ganz schön ungelenk formuliert, was wohl auf die "Gnade der späten Geburt" der Autorin zurückzuführen ist. Und beim NDR gab es wohl niemanden, der hätte helfend eingreifen können.

@lg74: Es ist schon komisch, daß es für unsere 10kHz-Kerbe noch keine Erklärung gibt. Aber warum sollte man solche technischen Kunststückchen (Aufwand) beim Richtfunk veranstalten, wenn es nur um die Zuführung von zwei Audiokanälen oder dem MPX-Signal zu einem Senderstandort geht? https://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser
 
Ich hatte gestern abend eine Idee: Top 2000 D. Also DT64 und SDR 3 im August 1990. Zwei Leitungen quer durchs Land. Eine von Stuttgart nach Berlin, dort den Berliner Anteil dazu und eine Leitung nach Stuttgart zurück, damit man dort auch alles hat.

Also mal Mitschnitte beschafft. Gestern hatte ich die Eröffnung der Top 2000 über eine SDR-3-Frequenz angeschaut - durchgehend Kerbe drin und kein Effekt bei 15 kHz.

Und soeben hatte ich Gelegenheit, einen zweiten Mitschnitt des Starts der Top 2000 anzuschauen. Diesmal einen Mitschnitt in mono auf 9,5 cm/s Tonband. Egal, wichtiger war: der Mitschnitt wurde von einer DT64-Frequenz gemacht. Massiv drin ist die 15-kHz-Kennung der DDR-Modulationsleitungen - und die Kerbe gibt es auch - aber nur bei den Anteilen, die aus Stuttgart zugespielt wurden! Berlin eröffnete die Top 2000 D und moderierte an - keine Kerbe. Dann kamen die 4 Stuttgarter dazu (Holtmann mit "Hallo Königsberg, oder ist das zu weit östlich?") - da ist die Kerbe drin.

Ein anderer mir nun vorliegender Mitschnitt von DT64-Frequenz auf VHS-HiFi (Platz 271 bis 197) hat Sendung aus Berlin (die sendeten soweit ich mich erinnere immer in 8-Stunden-Blöcken als Doppelmoderation aus Berlin und Stuttgart abwechselnd). Alles was aus Berlin kommt, hat keine Kerbe. Die Werbung wurde aus Stuttgart zugespielt (die war auch über Stuttgart gebucht und dort von der Werbeabteilung konfektioniert) - Kerbe drin. Nachrichten aus Berlin ohne Kerbe, ein aus Stuttgart von einer "fremden" (dort mit Dienst absitzenden) Sprecherin abgemeldeter Geisterfahrer hat die Kerbe in der Sprache. Manche Titel haben die Kerbe - diese Titel wurden aus Stuttgart zugespielt ohne das im Programm zu benennen. Da war der Titel nicht im Archiv von DT64 in Ostberlin. Möglicherweise hat man das mit speziellen Ost-Titeln umgekehrt auch machen müssen. Also Sandow und Die Art (waren drin!) aus Ostberlin, Pur aus Stuttgart zugespielt...

Sehr geil, das alles nach mehr als 34 Jahren so anschauen zu können. Radio-Forensik in der schönsten Form.

Damit für mich endgültig, was die Kerbe betrifft: eindeutig Leitungsthema, wie ich vermutet habe. Nix Sender, nix Tuner, nix Recorder.

Ich bleibe dran. Noch jemanden zu finden, der dazu auskunftsfähig ist, ist eine Herausforderung. Ein WDR-Sendetechniker im Ruhestand war für mich deswegen schon aktiv und hat die Vermutung, dass das ein Effekt einer Qualitätsprüfung wäre. Demnach habe die Bundespost wichtige Leitungen überwacht auf Ausfall und das könnte ein Seiteneffekt davon gewesen sein. Diese Spur verfolge ich freilich auch weiter.

Aber für mich wirkt das weiterhin wie ein an 10 kHz "auseinandergeschnittenes" Audio, das in AM halt nicht auf eine, sondern auf zwei Trägerfrequenzen gestapelt wurde - beide Teile für sich. Die 10 kHz könnten dabei durchaus nicht tiefpasssgefiltert, sondern kopfstehend hochpassgefiltert gewesen sein, also invertiertes Spektrum. Das könnte evtl. die Steilflankigkeit der Kerbe erklären. Niemand haut dir doch bei 10 kHz so frequenzstabil eine Kerbe dieser Tiefe ins NF-Spektrum. Diese Güte schafft man nicht mit einfachen RLC-Filtern, das wäre was komplexeres - und dafür gibt es einfach keinen Grund (letztlich auch "Ockhams Rasiermesser"). Das muss ein Abfallprodukt von was anderem sein.

Ich bleibe dran, so gut ich kann. Wann, wenn nicht jetzt? Bei mir drückt das "Backtiming" zunehmend.
 
Ich habe mal so eine Stelle mit Stuttgarter Zuspielung nach Berlin und Mitschnitt via DT64-Frequenz rausgesucht:

10-kHz-Kerbe (Leitung vom SDR aus Stuttgart nach Berlin zu DT64) in Top 2000 D.png

Das ist die Ost-West-Artefaktevereinigung: der 15 kHz Sinus (!) war Dauerzustand im DDR-Rundfunk, soweit mir bekannt wurde das schon im K-Raum auf die Leitung gegeben. Das sollte soweit mir erzählt wurde verhindern, dass bei Senderausfall eines Muttersenders ein Ballempfänger ein westdeutsches Programm verbreitet, ohne 15-kHz-Kennung wären demnach die Sender, die vie Ballempfang dran hingen, stumm geschaltet gewesen. Ich konnte das damals natürlich noch hören, es war sehr nervig. Und es muss eigentlich beim viel praktizierten Mitschneiden Dolby etc. massiv torpediert haben.

Ich kann das nur so wiedergeben, muss aber dazu sagen, dass nur wenige Wochen später bei der Frequenzpiraterie, als 24 Stunden RIAS 1 auf 12 der damals 18 UKW-Frequenzen von DT64 drauf war, diese 15-kHz-Kennung während der Zeit des RIAS fehlte und erst danach beim bekannten "Einzählen" vorm Kulturpalast Dresden wieder im Spektrum erschien. Das habe ich am eigenen Mitschnitt von damals getestet. Stummgeschaltet wurde der RIAS aber soweit mir bekannt nirgendwo (das wäre zu geil gewesen, hecken die so eine miese Aktion aus und dann scheiterts an vorsorglicher Technik, leider nicht passiert).

Und halt wunderschön das 10-kHz-Notch von der Leitung aus Stuttgart. Das bekommt man doch nie und nimmer mit einfachen Filtern hin. Ich bleibe dabei: das ist im Bereich unter 10 kHz gespiegelt in AM übertragen, im Bereich über 10 kHz war es auf "0 Hz aufwärts" verschoben übertragen, so dass die 10,0x kHz eigentlich 0,0x kHz waren und ebenfalls hochpassgefiltert sind an dieser Stelle. So sieht das für mich aus.

Ich habe vor 2 oder 3 Jahren alle Jahresinhaltsverzeichnisse der FUNK-TECHNIK (hatte ich viele Jahrgänge zu Hause von meinem Vater, inzwischen habe ich knapp 40 kg davon in die Niederlande abgegeben, wo sie gescannt und online gestellt wurden) nach Artikeln zu Richtfunk- und Trägerfrequenz-Übertragungsverfahren durchforstet und nichts hilfreiches gefunden.
 
@lg74 : Deine Idee war genial! Darauf, daß es praktisch nur eine Ost-West Gemeinschaftssendung gab, muss man erst mal kommen.

Mir erschließt sich aber bisher nicht der technische Hintergrund, warum man mit Seitenbändern (und dann ausgerechnet mitten im Audiobereich) rumspielen sollte, wenn wir doch wissen, daß die Poststrecken genug Kapazität hatten.

Der Hinweis, daß es sich dabei evt. um einen Effekt einer Überwachung/Qualitätskontrolle wichtiger Leitungen handeln könnte, hat durchaus humoristisches Potential: Kerbe drin - die Leitung steht und ist top!

Das kann die Bundespost doch niemanden im DIN-45500-Land (erstrecht nicht der technisch sehr pingeligen ARD) verkaufen: "Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß wir aus Gründen der Qualitätssicherung die Frequenzen um 10,0kHz sehr schmalbandig aus dem Audiosignal filtern müssen." Ick weees nich... Wenn schon Leitungsüberwachung, dann liegt die schon angesprochene (und auch elegantere) "Westlösung" näher, um das versehentliche Einfangen von Ostsendern bei Überreichweiten und Ballempfang zu verhindern.

Eine der Fragen ist ja, wie man Ende der 70er so eine schmalbandige und tiefe Kerbe genau bei 10kHz ins Audiosignal bekommt, wenn man Vorsatz unterstellt.

Wenn man das digital machen möchte (wovon ich ausgehe), beginnt die PCM-Audiostory in etwa hier: "NHK developed the first high-fidelity PCM audio recorder in the late 1960s".


Die Theorie hinter dem "Digital Signal Processing" war ebenfalls bekannt. Es geht eigentlich nur darum, diese Notch-Nummer in Hifi-Qualität, in Echtzeit und möglichst billig hinzubekommen. Ich bin da eigentlich guter Dinge, daß das ab Mitte der 70er Jahre "kein Problem" war.
 
In der Zwischenzeit konnte ich mit einem Techniker einer ARD-Anstalt sprechen. Die Aussage ist aber vermutlich nicht zielführend.
Nur sinngemäß wiedergegeben hieß es: Ja, das gab's mal in den 80ern, aber schon lange nicht mehr. Die 10KHz-Notch war als Absicherung dafür da, dass der Verkehrsfunk richtig funktioniert, wenn der Hinztriller nicht erkannt wird.
Auf weitere Nachfrage wurde es dann aber immer sonderbarer. "Ja, da wurde dann zwei Frequenzen gemischt." - "Sie meinen den Hinztriller, 2350 und 123KHz" - "So genau kenne ich die Frequenzen nicht".
Weiter nachbohren konnte und wollte ich da nicht.

"Irgendwas mit Verkehrsfunk" schließe ich aber aus, da die Linie nicht nur bei Verkehrsfunksendern auftauchte und auch beim Verkehrsfunk unverändert ist.
Also keine neue Erkenntnisse von meiner Seite.
Bisher klingt die Vermutung mit Bundespost und Qualitätskontrolle am plausibelsten.
 
Zurück
Oben