Danke für den Berliner RIAS-2-Schnipsel!
Drei Sachen kommen für mich dabei raus.
1.
Es scheint sich zu bestätigen, dass RIAS 2 über die 94,3 aus Britz
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aus dem Funkhaus in Schöneberg über eine Leitung versorgt wurde, die die Kerbe bei 10 kHz nicht hatte. Das deckt sich mit anderen Files, die man auf RIAS-Fanseiten findet und die offenbar via UKW Berlin aufgenommen wurden.
Anders am Standort Waldstein ("Hof"). Dorthin ging das Audio bekanntlich (zumindest wird das überall so vermeldet) durch die DDR (!) über Postleitungen, die den Alliierten zustanden ("Beuteleitung" fiel als Begriff, ob das offiziell so als Wort verwendet wurde, weiß ich nicht). Die Leitung kam demnach wohl am Mittelwellensender in Hof raus und von dort wurde zum Waldstein (UKW-Standort) mit Richtfunk gearbeitet. Und da hatte ich die Kerbe ja selbst nichtsahnend einst aufgenommen:
Auch die zweite Kerbe bei 14 kHz sieht man hier ansatzweise. Und der Recorder lief zu langsam (das war zu DDR-Zeiten gut, da passte dann ein halbes Lied mehr auf eine Seite der heiligen BASF LH-EI, die die invalidisierte, also mit Westreiseerlaubnis ausgestattete Tante mitgebracht hatte).
2.
Wenn der 15-kHz-Peak in der RIAS-Übernahme drauf ist, dann kam das offenbar schon so aus dem K-Raum von DT64 im Funkhaus Nalepastraße und wurde nicht erst im Schaltraum hinzugefügt. Sonst hätte man dieses Signal ja gewiss nicht auf die Austauschleitung zum RIAS gegeben. Wo man das drauf gab, hoffe ich noch über den Schaltraum-Menschen herauszufinden, bei dem ich vorgestern wieder beinahe am Haus vorbeigeradelt bin.
3.
Auch die Leitung vom Funkhaus Nalepastraße über die Post der DDR nach Westberlin zum RIAS hatte also die Kerbe offenbar nicht drin.
Inzwischen bin ich dank Hilfe im Tonbandforum aber einen wesentlichen Schritt weiter. Es war also gut, dass ich das dort parallel vorangetrieben habe, sind halt doch nicht allzugroße Schnittmengen an "Miträtselnden" hier und dort.
Hier entlang:
Nun kam dort von jemandem namens "Übertrager" / Michael dieser Hinweis:
Übertrager / Tonbandforum schrieb:
Und beim Wühlen im Bereich N.x bin ich in der N.21 "LIMITS AND PROCEDURES FOR THE LINING-UP OF A SOUND-PROGRAMME CIRCUIT" auf folgenden Absatz gestoßen:
3.8 Measurement of stereophonic pairs
The quality criteria given refer to those of Recommendations O.32 [4] and O.33 [5]. The limits can be easily measured with the aid of such equipments.
If other measuring means are used, attention is drawn to the fact that the frequencies of 10, 11.92 and 14 kHz should be avoided because of possible stop filters which may be inserted in the transmission equipment concerned for reducing carrier leaks.
paßt auffällig gut, oder?
Damit konnte ich wiederum fündig werden:
ITU-T Rec. J.21 (ex. CMTT.505-4) "Performance characteristics of 15 kHz-type sound-programme circuits - Circuits for high quality monophonic and stereophonic transmissions" (08/94):
For sound-programme transmissions over carrier systems, occurrence of carrier leaks can be expected. For this reason, stop filters may be provided in the carrier frequency path which can be switched in, if required, to suppress the tones otherwise audible in the upper frequency range from 8 to 15 kHz. For a hypothetical reference circuit, it is recommended that the stop filters should have a 3 dB bandwidth of less than 3% referred to the mid-frequency. The use of stop filters which affect frequencies below 8 kHz should be avoided.
3-dB-Bandbreite von weniger als 3% der Mittenfrequenz. Das sind bei 10 kHz 300 Hz 3-dB-Bandbreite oder halt weniger.
Das kommt hin! Das dürfte es sein! Mal grob eingezeichnet:
Wie auch immer die diese Bandsperren so schmal bekommen haben.
Damit dürfte auch geklärt sein, woher die manchmal gefundenen Kerben bei 14 kHz kommen. Leitungs-"Forensik"...
Offenbar betrifft das also nur Trägerfrequenzsysteme und bei denen fallen bestimmte Störungen durch die Trägerfrequenz(en) in den Audiobereich. Warum genau auf 10 oder 14 kHz, muss noch geklärt werden.
In der ITU-T J.34, die von 7-kHz-Leitungen handelt, die man über Telefonleitungen im TF-Verfahren betrieb, sind solche Frequenzen und Lecks näher beschrieben. Demnach also Störungen durch Mischprozesse / Signalmultiplikationen / Seitenbänder / Interferenzen. Irgendsowas aus diesem Bereich. Wird dann bei den R15K nicht anders gewesen sein. Das Verstehen des genauen Mechanismus' setzt freilich Kenntnis der verwendeten Trägerfrequenzen voraus.
Zusammengestoppelt, wie von mir vermutet, ist das Audio also offenbar nicht. Stattdessen sehr schmale Bandsperren für Interferenztöne durch Trägerfrequenzverfahren. Und Effekte von TF-Verfahren hatte ich bereits vor einigen Jahren aus dem Bauchgefühl heraus vermutet. Nur halt nicht diesen. Absolut nicht...
Das schaffen wir noch. Und wenn ich versuche, einen Ägyptologen zu befragen. Ist ja letztlich auch beinahe sowas wie Archäologie.
