Daß sich Nischenprogramme nicht finanzieren lassen, hat man ja in der Vergangenheit am Beispiel RPR2 gut gesehen, und das, wo RPR2 ein Vielfaches an Hörern hatte, wie es DAB+-Nischenprogramme jemals haben können.
Die Gründe, die zum Scheitern von RTR2 geführt haben, kenne ich im einzelnen nicht, ein Blick ins Nachbarland Frankreich zeigt jedoch, wie es funktionieren kann: Erst einmal ist eine flächendeckende Versorgung mit einem Spartenprogramm extrem unökonomisch. Warum die Eifel oder den Westerwald mit mehreren Umsetzern im Kilowattbereich versorgen, wenn die Bevölkerungsdichte dort sehr gering ist?
Stattdessen hätte es ausschließlich Sender mit 1 bis 2 Kilowatt Sendeleistung in größeren Städten geben dürfen und das deutschlandweit, nicht nur in einem einzigen Bundesland.
Bei 14 Landesmedienanstalten und jeweils unterschiedlichen Gesetzgebungen kann das aber nur gelingen, wenn ein Veranstalter ein Programm produziert, das keinem der Popwellen in nennenswerter Zahl Hörer abspenstig machen kann. Klassik Radio war und ist der einzige Sender, der damit Erfolg hatte.
Die Kleinstaaterei, die wir in Deutschland im Mediensektor haben, die u.a. dazu geführt hat, dass eine der bevölkerungsreichsten Regionen des Landes für private Veranstalter komplett abgeschottet wurde, hat der Entwicklung des Privatfunks einen Bärendienst erwiesen.
Die einzige echte Nische sind (Hobby-)Webradios, die keine Geldgeber im Hintergrund befriedigen müssen und deren laufende Kosten sich sehr in Grenzen halten. Dort kann noch echtes Radio mit viel Herzblut gemacht werden, der Rest, egal ob UKW oder DAB+ MUSS marktwirtschaftlich arbeiten und MUSS dadurch zwangsläufig auf die Masse schielen, kann also nichts zur Vielfalt beitragen.
Dem ersten Teil Deines letzten Satzes würde ich zustimmen, nicht jedoch der Schlussfolgerung, die Du daraus ziehst.
Bei den Preisen, die die Media Broadcast verlangt, kann das mit der Vielfalt in der Tat nichts werden.
Wenn es aber einen anderen Multiplexbetreiber gäbe, der bspw. nur in einigen Ballungsräumen aktiv ist, der in der Lage ist, günstige Standortmieten für seine Sendeanlagen auszuhandeln, so dass für einen Programmplatz in einer Großstadt mit sagen wir 200.000 Einwohnern pro verbreitetem Programm lediglich Kosten im unteren dreistelligen Bereich berechnet werden, sieht die Sache ganz anders aus.
Dazu muss es freilich auch eine Plattformlizenzierung wie in der Schweiz geben, d.h. der Plattformbetreiber muss selbst entscheiden dürfen, welche Anbieter er in den Multiplex aufnimmt. Das dürfen eben nicht nur Anbieter sein, die als Rundfunkveranstalter lizenziert sind, denn das trifft auf die wenigsten der Webradios zu.
Noch etwas Audio zum Thema. Keine Angst, der Link stimmt schon... Es ist der vorletzte Beitrag.
http://www.srf.ch/sendungen/rendez-vous/im-visier-schlepper-und-ihr-dreckiges-geschaeft
Ein sehr interessantes Audiofile!
So etwas wie die UNIKOM, die Union nicht- kommerzorientierter Lokalradios, müsste es in Deutschland ebenfalls geben:
Die Union nicht-kommerzorientierter Lokalradios
UNIKOM vereinigt 18 Schweizer Lokalradios. Die Mitglieder der UNIKOM verfolgen keine kommerziellen Ziele. Als HörerInnenradios bieten sie Freiwilligen die Möglichkeit, selber Sendungen zu gestalten. Die UNIKOM wurde
1983 gegründet. Sie finanziert ihre Aktivitäten aus den Mitgliederbeiträgen.
Die
UNIKOM
- vertritt die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Behörden und Vertragspartnern
- fördert die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern
- nimmt in medienpolitischen Fragen Stellung
Quelle:
http://www.unikomradios.ch