AW: 40 Jahre MusiCassette
Oh wie wunderbar! Danke, Radiowaves, für diesen link.
Wer noch weiß, was eine Kassette ist, ist definitiv nicht mehr richtig jung, schließlich gibt es inzwischen schon wahlberechtigte Menschen, die noch nie eine Kassette bespielt haben und auch nicht wüssten, wie und womit man das macht.
Oh ja, ich gestehe: Ich bin alt!
Man konnte eine Single verschenken, aber eine selbst zusammengestellte Kassette war noch einmal etwas anderes: ein Lebensentwurf, ein Selbstporträt, eine Handlungsanleitung, eine Liebeserklärung, wozu sich Kassetten besonders eigneten, schon, weil Mühe immer rührt.
Die wie eine kostbare ottonische Buchminiatur des Mittelalters mit Zeichnungen und liebevoll verzierten Buchstaben gestaltete Kassettenhülle war ein erster eindrucksvoller Beweis für die Anstrengungen, die der Kassettenschenker auf sich nahm, um das Herz des oder der Beschenkten zu erobern. Allein die Zusammenstellung der Lieder konnte Tage kosten. Nachmittagelang saßen Kassettenschenker vor dem Gerät, mussten jede Platte einzeln auflegen, drei Minuten bis zum Ende des Liedes warten, dann das nächste Lied starten oder beim Mitschneiden von Radiosendungen dasitzen und beten, dass der Moderator nicht in die schönste Stelle des Liedes hineinquatschte.
Wie wahr, wie wahr!
Sehr präsent ist noch die Erinnerung eines Geburtstagsgeschenks meiner ersten Freundin damals, die aus ihrer Plattensammlung eine Cassette für mich zusammengestellt hatte mit Liedern, die wir beide gerne hörten - und dabei sowohl auf eine stimmige Abfolge wie natürlich auch passende Abspielzeit achtete - auf dass ja kein Lied am Ende des Bandes abgeschnitten würde und der Leerlauf nicht zu lang war.
Materialkosten: gering, Arbeitsaufwand: hoch, aber mit Herz & Liebe gerne gemacht - ja, so etwas bleibt zu Recht dauerhaft in die Erinnerung eingebrannt. Wo ist die Cassette nur - ich habe sie noch, ganz sicher....! Und einige der darauf befindlichen Titel kann ich umgehend aus dem Kopf nennen.
Meine Güte, die selbst zusammengestellten Cassetten mit Radiomitschnitten:
Lieber Bernd Mohrhoff, bei Deinen Sendungen habe ich stundenlang die C-120er eingelegt und gewechselt (die fünfminütigen Nachrichten waren ein Segen) und zugleich beim zuhören per Hand eine Titelliste mitgeschrieben - dann ewig ausgerechnet, was wie wohin (natürlich wurde die Titellänge mit der Stoppuhr gemessen und notiert) .... sogar die Restlaufzeiten wurden mit der Stoppuhr ermittelt und bis auf fünf Sekunden genau ausgeblendet - mit dem scharfen Blick auf (!) die Spule, wann das Nachlaufband kommt.
Wenn ich nicht schon nostalgisch bin, werde ich's gerade.
Gruß, Uli
(eine sehnsüchtige Träne im Augenwinkel unterdrückend)
P.S. Die Zitate entstatmmen dem von Radiowaves verlinkten Artikel in FAZ.net.
