40 Jahre MusiCassette

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Nachtrag: Irgendwann müssen die Dinger aber tatsächlich sehr billig geworden sein. Hier ein Schnappschuß eines XL-II-Kartons, den ich leider nicht genau datieren kann (ich glaube, eher zweite Hälfte der 90er).
Guess, bitte nicht die eher einfache XL II mit der weiter oben strapazierten XL II-S verwechseln. Letztere war immer recht teuer, hatte ein schweres (!), sich kalt und wie gummiert anfühlendes Gehäuse und zählte zumindest mechanisch zur Spitzenklasse.

25 DM für einen Zehnerpack 60er XL II ist noch deutlich zu unterbieten, wie folgende Aufnahme zeigt:



Glatt 20 DM für einen Zehnerpack 90er XL II der vermutlich letzten Gehäuseversion, gekauft am 31.1.1998 in Gera. 8 Kassetten sind noch nie in ein Gerät eingelegt worden...

Weiterhin gerade im Schrank gefunden: eine originalverpackte 60er Chromekassette, die angeblich noch im Dessauer Magnetbandwerk hergestellt wurde. Ob das stimmt oder ob die nur so gelabelt wurde (warum hätte ein im Sterben begriffenes DDR-Unternehmen sowas machen sollen und von welchem Geld?), entzieht sich meiner Kenntnis. In genau diesen Gehäusen (komplett durchsichtig) fand ich eine zeitlang JVC-Bänder verpackt.



Am liebsten waren mir freilich die BASF Chrome Maxima:




Kennt jemand noch die Dinger mit den Spulen? Habe nie sowas besessen...
 
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Ja, die gab es auch von Magna ("Magna Reels") mit hellgrünem Vorband. Allerdings nur recht kurze Zeit, und über die Qualität kann ich nichts aussagen. Meine Schwester hatte eine solche Kassette, um die ich sie immer beneidet habe. Meine Tauschangebote (drei BASF LH gegen ihre einzige Magna Reel) deutete sie wohl als hohen Wert, den ihre Magna haben mußte.
Ich kann mich auch erinnern, daß solche Kassetten meistens als Muster in Abbildungen von teuren Tape-Decks in Prospekten zu sehen waren. Besessen habe ich leider nie eine.
 
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Ich kann mich auch erinnern, daß solche Kassetten meistens als Muster in Abbildungen von teuren Tape-Decks in Prospekten zu sehen waren. Besessen habe ich leider nie eine.
Ich besaß mal zwei oder drei dieser Cassetten, war von der Tonqualität jedoch maßlos enttäuscht. Mehr Schein als Sein.

In Gotha habe ich Anfang der 80er eine DDR-Chromdioxid-Cassette für 30 Mark erworben. Ich wußte nicht wohin mit den zwangsumgetauschten Devisen. Ausprobiert habe ich das teure Stück natürlich auch. Allerdings war die Qualität auch in diesem Fall überaus mäßig.
 
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Radiowaves schrieb:
Guess, bitte nicht die eher einfache XL II mit der weiter oben strapazierten XL II-S verwechseln. Letztere war immer recht teuer, hatte ein schweres (!), sich kalt und wie gummiert anfühlendes Gehäuse und zählte zumindest mechanisch zur Spitzenklasse.

Nein, das ist schon ok, ich war mit des Unterschiedes zwar bewußt, finde hier bei mir aber nur zu Archivierungszwecken verwendete XL-II-Kartons, daher das Foto. Muß daran liegen, daß ich die XL II-S wohl doch immer nur einzeln gekauft habe. Der heutige Inhalt der Kartons kann leider auch für keine Datierung herangezogen werden; es handelt sich dabei um zig BASF CE II, auf denen ich in den 90ern irgendwelche LPs und CDs umgeschnitten habe. Wenn ich schnell und in großen Mengen Kassetten brauchte, habe ich oft auf eine niedrigere Qualitätsstufe zurückgegriffen.

Vor noch längerer Zeit hatte ich mal ein Kassettendeck, das nur für Typ I geeignet war (jaja, man war jung und brauchte das Geld, oder so). In damaligen Herstellerprospekten fand ich dann auch solche Typen wie BASF Ferro Maxima oder Maxell XL I-S. Leider ist es mir damals nie gelungen, solche Kassetten irgendwo zu bekommen. Hat jemand mal Erfahrungen mit diesen Typ-I-Kassetten der Spitzenklasse gemacht? Das würde mich sehr interessieren, obgleich ich es zwischenzeitlich schon fast vergessen hatte.

Radiowaves schrieb:
Glatt 20 DM für einen Zehnerpack 90er XL II der vermutlich letzten Gehäuseversion, gekauft am 31.1.1998 in Gera.

Noch ein Nachtrag: Nach tieferem Wühlen fand ich nun auch noch so einen Karton. Sogar billiger als 20 Mark! :p Man beachte das aufgedruckte Test-Datum.
 

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Sicher, daß es eine XL-I-S gab und daß diese dann ein Ferroband war? Nach meinem Kenntnisstand hatten die Ferrobänder von Maxell die Bezeichnung UR:

Maxell_UR90.jpg

maxell_UR_120.jpg
 
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Ja, denn UR im Ferrobereich entsprach wohl vermutlich UD in der Chromsparte (wie war denn eigentlich die Abstufung? UD, SX, XL, XL-S?).

Vgl. hier, wo in der Bildbeschreibung zwar fälschlicherweise von Typ II die Rede ist, die Kassette selbst aber mit "Position Normal" beschriftet ist:

maxell_xl_1_s_90.jpg


Und von BASF:

basf_ferro_maxima_1_90.jpg


Zu BASF: Auch dort muß es ja ursprünglich eine feinere Abstufung gegeben haben, wobei im Laufe der Zeit dann wohl Modelle aus dem Programm genommen wurden. Eine Chrome Standard habe ich einmal (!) gesehen, Chrome Extra und Chrome Super sind bekannt. Hat es womöglich auch mal eine Ferro Standard gegeben, wo es doch schließlich eine Ferro Extra gab...?
 
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Weiterhin gerade im Schrank gefunden: eine originalverpackte 60er Chromekassette, die angeblich noch im Dessauer Magnetbandwerk hergestellt wurde. Ob das stimmt oder ob die nur so gelabelt wurde (warum hätte ein im Sterben begriffenes DDR-Unternehmen sowas machen sollen und von welchem Geld?), entzieht sich meiner Kenntnis.

Zunächst einmal bestanden die letzten Zuckungen der Wolfener Filmfabrik tatsächlich darin, „sowas“ zu machen, wenn ich mich recht entsinne.

Auf alle Fälle gab es bei der Dessauer Magnetbandfabrik aber die umgekehrte Konstellation: Von ihr produziertes Bandmaterial in Kassetten, die in Jekaterinburg gefertigt wurden.
http://mb.abovenet.de/Project_C-90/tapes_ronees.htm

Von den damaligen Kooperationspartnern hat es übrigens nur einen hinweggeraffft ...
http://www.ronees-ekb.ru/site/index.html

Außerdem jemandes Asservatenkammer, wobei mir bei ganz scharfer Betrachtung des ersten Bilds wieder einfällt, was ich umzugsbedingt seit 1991 vermisse:
http://www.zinsik.de/NOISELAB/Technik.html


Und wer nun vergleichen will, wie es heute in Dessau aussieht, der nehme diesen elf Jahre alten Text:
http://images.zeit.de/text/1996/27/Ein_Umzug_in_die_andere_Welt

Ich weiß nur, daß auch heute noch ein Intercity als Beamtenschleuder extra über Dessau fährt.
 
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Hat es womöglich auch mal eine Ferro Standard gegeben, wo es doch schließlich eine Ferro Extra gab...?
Ich vermute: ja. Dabei habe ich die LH-Kassetten in Verdacht, die ab ca. 1983/84 nicht mehr aufgetreten sind:

basf_sm_cassette_90_orange-thumb.jpg

basf_lh_60_orange-thumb.jpg


Soweit ich weiß, sind das die stinknormalen Ferrobänder von BASF gewesen. Erst Mitte der 80er gab es dann wohl "Ferro Super" bzw. "Ferro Extra", wobei Letztere meist mit einer I gekennzeichnet wurde, also "Ferro I Extra", was ja unterstellt, daß es auch eine "Ferro II Extra" gegeben haben müßte, woran ich mich allerdings nicht erinnern kann.
 
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Zunächst einmal bestanden die letzten Zuckungen der Wolfener Filmfabrik tatsächlich darin, „sowas“ zu machen, wenn ich mich recht entsinne.
Schrecklich. Die Mitarbeiter des Milchhofes Jena verkauften ab 1.7.1990 auch Westjoghurt in der Eingangshalle, während die eigene Produktion stillstand - für immer. Was für eine perverse Szene!

Von ihr produziertes Bandmaterial in Kassetten, die in Jekaterinburg gefertigt wurden.
Alleine diese stumpf-braune Wickelfärbung und der dermaßen ruppige Wickel (selbst beim Umspulen laufen gute Kassetten deutlich glatter). Das eine Gehäuse erinnert mich an simple Maxell...

Von den damaligen Kooperationspartnern hat es übrigens nur einen hinweggeraffft ...
Bitte jetzt nicht soviel Russisch, dafür habe ich jetzt keinen Nerv. Vor allem, weil das Webdesign assi ist.

Außerdem jemandes Asservatenkammer, wobei mir bei ganz scharfer Betrachtung des ersten Bilds wieder einfällt, was ich umzugsbedingt seit 1991 vermisse:
http://www.zinsik.de/NOISELAB/Technik.html
Der DT64-Wimpel? Wo ist meiner eigentlich? Und Danke fürs Stichwort, beim Karsten Z. muß ich mich sowieso nochmal melden...

Ich weiß nur, daß auch heute noch ein Intercity als Beamtenschleuder extra über Dessau fährt.
Und der 6-Uhr-ab-Südkreuz-ICE hält wieder in Bitterfeld (!!!). Das war garantiert QCells, ganz bestimmt! Irgendwie müssen die Berlin-nicht-verlassen-wollenden Mitarbeiter doch an ihre Schreibtische kommen.

wobei Letztere meist mit einer I gekennzeichnet wurde, also "Ferro I Extra", was ja unterstellt, daß es auch eine "Ferro II Extra" gegeben haben müßte, woran ich mich allerdings nicht erinnern kann.
Nein, Gelb. Die "I" kennzeichnet den IEC-Typ I, also das Eisenoxidband. "Ferro II" wäre wie "Chrome I" oder vielleicht "Metal II" Schwachsinn gewesen. Ferro = Typ 1, Chrom = Typ 2, FeCr = Typ 3, Reineisen = Typ 4. Jeweils mit unterschiedlichen Entzerrungen, zumindest Fe (120 µs) und Cr / Metall (70 µs) unterschieden sich, dazu unterschiedliche Löschenergie und unterschiedlicher Vormagnetisierungsstrom (Bias).
 
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Hallo!

Diesem Thread darf man mittlerweile und ohne Übertreibung den Untertitel "Wehe, wenn sie losgelassen..." geben. :D

Aber einen "Schatz" hab ich auch beizusteuern:

Eine ORWO K90, Verkaufstag 2. Juni 1976 zum Preis von 27 Mark. Für seine Alu-Chips im Wert von 27 Mark, bekam man natürlich nur Eisenoxid-Band geboten...


vg Zwerg#8
 
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Für 80 tschechoslowakische Kronen (=26,67 Mark der DDR) gab es jenseits der Grenze das unten abgebildete Produkt.

War ein klein wenig brauchbarer als das Anhaltiner Schleifpapier. :D
 

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Eine ORWO K90, Verkaufstag 2. Juni 1976 zum Preis von 27 Mark. Für seine Alu-Chips im Wert von 27 Mark, bekam man natürlich nur Eisenoxid-Band geboten...

Hatte es eigentlich technische Gründe, daß es m.W. Chromdioxidband aus DDR-Produktion stets nur als 60er Kassette gab, oder wollte man einfach keine Erzeugnisse mit nochmals deutlich höheren EVP-Zahlenwerten rausbringen, um „unsere Menschen“ nicht noch mehr zu schockieren?


Und wer kann eigentlich etwas dazu sagen, wann welcher Tonbandtyp im DDR-Rundfunk verwendet wurde? Auf die Schnelle sehe ich nur ein paar grundsätzliche Bemerkungen zu diesem Thema (muß wohl mal dieses ganze Forum durchstöbern...):
http://mb.abovenet.de/forum2/showtopic.php?threadid=1338
 
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[...] Maxel UD II oder XL II. Am besten die aus den mittleren 80ern [...] liefern die Dinger auch nach fast 30 (!) Jahren noch einen Klang, der seinesgleichen sucht.

Das ist der entscheidende Punkt: Tauglichkeit zur Langzeitarchivierung.

Die Maxell UD XL II liefern nach Jahrzehnten volle Saettigung, vollen Pegel ueber den gesamten Frequenzbereich.

Von BASF bringen dies die Ferrochrom-Kassetten aus den siebziger Jahren. Leider wurden die Ferrochrom-Kassetten spaeter nicht mehr hergestellt.

Komischerweise klingen auch die damals billigen Chromcassetten von Neckermann heute noch erstaunlich frisch (Frage nebenbei: kamen die nicht aus dem nichtkapitalistischen Ausland?).

Krasser Gegensatz: CD-Backups aus dem Digitalarchiv zicken mitunter schon nach wenigen Jahren. Sogar Marken-Rohlinge.

Fuer das analoge Band - sei es Kassette oder Senkel - sprechen also nicht nur nostalgische Gruende, sondern auch betriebstechnische; archiviertes Material ist jahrzehntelang immer noch technisch sendefaehig.
 
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Auf Senkel archiviertes Material ist jahrzehntelang immer noch technisch sendefaehig.
Kurze Frage am Rande: wie steht's mit MD oder DAT? Ich habe sämtliches archivierungswürdiges Material auf MD - nicht zuletzt aus Platzgründen.


Was Deine Ferrochrom angeht (das waren die blauen mit der goldenen Schrift): so eine habe ich auch, wurde 1992 bespielt und klingt grauenhaft. Gut, mein damaliger Kassettenrecorder ging auch durch Überstrapazierung in die Knie, der war auch nicht so das gelbe vom Ei, und die Ferrochrom-Kassette saß im Gehäuse einer normalen Ferro-Kassette, was bewirkt, daß sämtliche Tape-Decks sie als Ferro interpretieren. Zu den Ferrochrom-Bändern habe ich auch irgendwo mal was gelesen, aber ich weiß nicht mehr, wo das war. Diese Dinger sollten wohl einen raffinierten Lückenschluß zwischen bestehenden Bandsorten darstellen, aber kaum ein Tape-Deck konnte damit umgehen, und so verschwanden sie schneller als sie kamen.
 
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Komischerweise klingen auch die damals billigen Chromcassetten von Neckermann heute noch erstaunlich frisch (Frage nebenbei: kamen die nicht aus dem nichtkapitalistischen Ausland?).
Ja kamen sie. Einiges andere in besagtem Katalog im Bereich Technik / Möbel etc. übrigens auch.
 
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Kurze Frage am Rande: wie steht's mit MD oder DAT? Ich habe sämtliches archivierungswürdiges Material auf MD - nicht zuletzt aus Platzgründen.

Was Deine Ferrochrom angeht (das waren die blauen mit der goldenen Schrift): so eine habe ich auch, wurde 1992 bespielt und klingt grauenhaft.

Ferrochrom 1992: Damals war diese sicherlich schon gebraucht 10 - 15 Jahre alt... wer weiss, was die vorher schon mitgemacht hat... Habe noch mehrere Ferrochroms - der Klang ist sehr ordentlich. Aufnahme urspruenglich zuhause vom Radiogeraet und Mitschnitte in der Disco - mit Testgeraeten von Aiwa (HiFi-Geraete) und einem BASF-Radiorecorder. Aufnahmen allesamt gut erhalten, natuerlich insbesondere von den HiFi-Aufnahmen. Das spricht fuer hohe Serienverlaesslichkeit der Ferrochroms plus Langzeitkonstanz (!) der Tonqualitaet.

Tatsaechlich wurde der Ferrochrom Cassettentyp (Typ III) schnell aufgegeben von den Geraeteherstellern - leider; so wurde z.B. beim Studer A710 / ReVox B710 diese Position geopfert und die 4. Taste zur Bandsortenwahl vorgesehen fuer eine automatische Sortenerkennung zwischen Normal und Chrom...

Ueberspielung auf MD: Die Profi-Player von Denon DN-981 im Studio erschienen recht robust, aber schon in den ersten Jahren - Mitte/Ende der Achtziger - fielen sie gerne mal aus. Hatte damit gelegentlich Airchecks aufgenommen, um zuhause mit Sony-Heimgeraet abzuhoeren. Ob das ganze aber noch in einem 1/3 Jahrhundert funktioniert...

Bleibt noch ein Aspekt: LangzeitKOMPATIBILITAET des Formats
 
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Kurze Frage am Rande: wie steht's mit MD oder DAT? Ich habe sämtliches archivierungswürdiges Material auf MD - nicht zuletzt aus Platzgründen.

Ich habe schon das Spektakel miterlebt, wie zehn Jahre alten DAT-Bändern nur noch wüste Geräusche zu entlocken waren. Würde ich mich nicht drauf verlassen.

Minidisc dürften haltbar sein. Man sollte aber – wie schon gerade angedeutet – aufpassen, nicht eines Tages ohne funktionstüchtiges Wiedergabegerät dazustehen, weil es keinen Ersatz mehr gibt. Für den Moment müßte es dieses Zeuxxx mit Hi-MD tun (die klassische MD ist m.W. bereits tot).
 
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Eine ORWO K90, Verkaufstag 2. Juni 1976 zum Preis von 27 Mark.
Die kenne ich noch! Im VEB Elektronik Gera wurden damals Kassettenrecorder hergestellt. Zum Testlauf wurden u.a. diese Bänder genutzt. Waren sie am Ende (also richtig fertig), bekamen sie einen Stempel "WERTGEMINDERT" und wurden für eine DDR-Mark an die Belegschaft abgegeben. Das waren meine ersten Kassetten. Grausames Zeugs... aus heutiger Sicht. Damit habe ich dann meine Ein-Mann-Hörspiele aufgenommen, zu denen es kein Drehbuch gab, weil ich noch nicht schreiben konnte. :p


Für 80 tschechoslowakische Kronen (=26,67 Mark der DDR) gab es jenseits der Grenze das unten abgebildete Produkt.

War ein klein wenig brauchbarer als das Anhaltiner Schleifpapier. :D
:wow:

Die CSSR war, was HiFi anging, offenbar teils deutlich offener und weiter als die DDR. Was ich da teilweise so als Messeprospekt aus Leipzig in die Hände bekam, sah deutlich solider aus als die DDR-Kassetendecks (ob man es im Inland zu kaufen bekam, entzieht sich meiner Kenntnis). Um 1988 herum sah ich kurz hinter der Grenze meinen ersten CD-Player. Tesla stand da zumindest drauf, werden sicher Philips-Innereien gewesen sein. Und der Inländer hat es sich sicher kaum leisten können...
Auch die tschechischen Kassetten, die meine Mitschüler um 1989 herum anschleppten, wirkten mechanisch präziser. Über das Band kann ich nichts sagen.


Hatte es eigentlich technische Gründe, daß es m.W. Chromdioxidband aus DDR-Produktion stets nur als 60er Kassette gab, oder wollte man einfach keine Erzeugnisse mit nochmals deutlich höheren EVP-Zahlenwerten rausbringen, um „unsere Menschen“ nicht noch mehr zu schockieren?
Eine sehr gute Frage. Ich habe keine Antwort. Höchstens die: es gab 90er Bänder nur in den 70er Jahren, irgendwann verschwanden sie wieder. Ab 1985, als meine aktive "Mitschnittphase" begann, waren mir nur 60er Bänder aus dem Einzelhandel bekannt. Damals tauchten dann auch Chromkassetten auf. Kann es sein, daß sich die Zeiträume "90er" und "Chrom" schlichtweg nicht überlappten?

Und wer kann eigentlich etwas dazu sagen, wann welcher Tonbandtyp im DDR-Rundfunk verwendet wurde?
Die beiden Kartons, die hier lagern, haben 106er auf dem Bobby.

TYP 106
Schichtlage innen
Länge 1000 m
Bahn-Nr. ...
Chargen-Nr. ...
hergestellt 26. Sep 1988 bzw. 08. Mai 1990 (!!!)
TGL 15 552
ELN 149 48 200

Und extra ein Stempel "Rdf." auf dem Karton.

Freilich war das Band im Karton alsbald ein Stückwerk unterschiedlichster Chargen und Längen, je nachdem, wie oft das Band schon rotiert wurde.


Das ist der entscheidende Punkt: Tauglichkeit zur Langzeitarchivierung.
Ein finsteres Kapitel für die heutigen digitalen Speichermedien...

Die Maxell UD XL II liefern nach Jahrzehnten volle Saettigung, vollen Pegel ueber den gesamten Frequenzbereich.
Kenne ich von meinen seit 1990 bespielten Chromkassetten auch nicht anders. Die haben nicht ein dB Pegel verloren. In einer Aufnahme auf BASF Chrome Extra 120 (!) habe ich nach wie vor nen stabilen Pilotton von UKW drauf... aber das bieten teilweise selbst Fe-Kassetten auf einfacheren Monorecordern, wie K6 sicher gerne bestätigen wird.

Was kritisch ist, sind Typ 1 - Bänder (Ferro), wenn man sie auf Geräten mit rauhen Löschkopf-Oberflächen abspielt (!). Da gehen dann mitunter nach paarmal Abspielen die Höhen weg. Der Effekt ist bekannt und durch vergütete Löschköpfe vermeidbar. Wie das passiert, weiß ich aber nicht.

Von BASF bringen dies die Ferrochrom-Kassetten aus den siebziger Jahren. Leider wurden die Ferrochrom-Kassetten spaeter nicht mehr hergestellt.
Interessanterweise hörte ich über genau diese Typ-3-Bänder, daß sie mit der Zeit Auflösungserscheinungen zeigen würden. Ich besitze aber kein einziges davon...

Krasser Gegensatz: CD-Backups aus dem Digitalarchiv zicken mitunter schon nach wenigen Jahren. Sogar Marken-Rohlinge.
Hier auch. Vieles, was mir ein ORB-Mann dereinst zuschickte, ist nicht mehr abspielbar. Ich habe da aber seinen damaligen Philips CDD2000 in Verdacht, die Dinger waren bei Erwärmung sowieso zu allem fähig. Er hat auch viel Knallerballer-Ware verbrannt.
Mein Patenonkel hat Verluste aus der Zeit um 1998, auch teure goldene Ricoh-Rohlinge, immer dunkel gelagert, im Sommer aber auch mal bei Neubauwohnungs-Temperaturen um 30 Grad. Ich habe viele Rohlinge von einer obskuren Spindel Cyanin-Ware von Customer Pressing Oosterhout verloren. Die waren aber auch nur zum schnellen Transfer gedacht, so obskur, wie sie wirkten.

Stabil läuft alte TDK Reflex in dunkelblau (Cyanin) von 1998, gebrannt auf Teac CDR-55s (4x). Die haben heute noch Fehlerraten unter 10/s C1, das schafft man kaum mit neuen Rohlingen und Brennern.

Fuer das analoge Band - sei es Kassette oder Senkel - sprechen also nicht nur nostalgische Gruende, sondern auch betriebstechnische; archiviertes Material ist jahrzehntelang immer noch technisch sendefaehig.
Was auch für die Gründerzeit gilt. Man muß die Bänder nur gut lagern.


Kurze Frage am Rande: wie steht's mit MD oder DAT? Ich habe sämtliches archivierungswürdiges Material auf MD - nicht zuletzt aus Platzgründen.
DAT halte ich für äußerst stabil, was die Lesbarkeit der reinen Informationen angeht. Brachialer Aufnahmepegel (bedenke, die haben nichtmal Löschköpfe, sondern überschreiben einfach vorherige Informationen) - aber sehr unsicher, was die mechanische Präzision angeht. Selbst dein eigener DAT kann mit der Zeit vom Tracking her weglaufen. Du merkst es erst, wenn du was altes nicht mehr ohne Aussetzer spielen kannst. Du läßt die Maschine neu justieren (so es noch jemand kann und macht). Danach laufen die alten Aufnahme wieder, die zuletzt gemachten aber nicht mehr...
Wenn Tod bei DAT, dann plötzlicher Tod: Maschine frißt das Band (Sony-3-Motoren-Laufwerke), Feuchtigkeit läßt das Band an Kopftrommel festkleben und zerreißen, ...
Wenn man DAT-Kassetten ordentlich lagert, stehen die zumindest auch nach 15 Jahren noch vom Digitalpegel und von der Fehlerrate her wie ne Eins, zumindest bei mir. Meine beiden Pioneer-Recorder sind zwar beim Tracking etwas lahm und geringfügig anders als der Sony, ich habe aber keine zunehmenden Probleme feststellen können. Dafür verabschiedete sich der Portable und frißt seitdem Bänder. Der oben beschriebene plötzliche Tod...

MD... keine Ahnung. Man braucht eine bestimmte Temperatur (Curie-Punkt), um sie ummagnetisieren zu können. Die wird bei normaler Lagerung nicht erreicht. Inwieweit die Magnetisierung auch so mit der Zeit abnimmt, weiß ich nicht. Könnte sehr stabil sein. Oder muß jemand widersprechen?
"MD" und "Archiv" schließen sich bei mir aber aus, weil eben ATRAC und nicht PCM. Gelber, bei Deiner Konsequenz bin ich schon erstaunt, daß Du auf MD gesetzt hast. Aber für zu Hause ist es offenbar das stabilste, was man machen konnte.

die Ferrochrom-Kassette saß im Gehäuse einer normalen Ferro-Kassette, was bewirkt, daß sämtliche Tape-Decks sie als Ferro interpretieren.
Wie hätten die eigentlich gefahren werden müssen? 70 µs EQ wie bei ner Chromkassette? Wieviel Löschstrom? Wieviel BIAS? Mein DDR-Tapedeck hat eine FeCr-Stellung, ich weiß aber nicht, worauf die eingemessen ist.

Was mir aber bei der Gelegenheit gerade einfällt: es gab bespielte Kassetten (vor allem wohl Klassik), die hatten Chromband drin, waren aber so aufgenommen, daß sie in Typ-I-Entzerung abgespielt werden mußten. Sie hatten demnach auch keine "Chrom-Löcher". Oder täuscht mich da die Erinnerung?


Das spricht fuer hohe Serienverlaesslichkeit der Ferrochroms plus Langzeitkonstanz (!) der Tonqualitaet.
Leider krankt das Kassettensystem an mechanischen Toleranzen. Die leidige Azimut-Problematik ist mehr als lästig! Wenn man nur einfach immer den Azimut passend zur Aufnahme einstellen könnte, dies scheitert aber bei bereits eingeschliffenen Köpfen, da der "Graben" im Kopf das Band bei abweichender Einstellung immer wieder einfängt.

Die Profi-Player von Denon DN-981 im Studio erschienen recht robust, aber schon in den ersten Jahren - Mitte/Ende der Achtziger - fielen sie gerne mal aus.
Mitte/Ende der 90er. Wir sind schon eine Dekade weiter... ;)

Bleibt noch ein Aspekt: LangzeitKOMPATIBILITAET des Formats
Ganz wichtig! Und da gewinnt eindeutig die Langspielplatte. Da braucht man nicht viel, um Töne wiederzugeben. Und haltbar dürfte das Vinyl auch über Jahrhunderte sein. CD-Player werden wir in 10 Jahren wohl kaum noch finden - und mal eben schnell einen bauen fällt auch aus.

Wie war das mit der Haltbarkeit von Lichtton?


Ich habe schon das Spektakel miterlebt, wie zehn Jahre alten DAT-Bändern nur noch wüste Geräusche zu entlocken waren. Würde ich mich nicht drauf verlassen.
Ich vermute: Tracking-Probleme bei fehlender regelmäßiger Prüfung/Wartung der Geräte, die im Privateinsatz faktisch nie gegeben war. Sowas justiert man nicht mal eben schnell, da sind schnelle Mehrkanal-Oszilloskope, spezielle Testbänder und das Service-Manual zwingende Voraussetzung. Wer schon mal die Serviceunterlagen zu einem DAT gesehen hat, wünscht sich ganz schnell sowas einfaches wie einen Verstärker unter den Lötkolben...
 
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Mitte/Ende der 90er. Wir sind schon eine Dekade weiter... ;)

ööh - ja stimmt. Leider.

Uebrigens: Soeben ein Minidisc-Recorder Sony MDS-303 auseinandergebaut zwecks Einbau in 19 Zoll Gestell.

Die vorderen Fuesse sind nur eine Attrappe. Die Elektronik haelt sich hauptsaechlich parallel zur Frontplatte auf, dazu kommt eine kleine Laufwerksplatine, scheinbar mit den DSPs + eine weitere kleine Platine: Ausgerechnet die analoge Ausgangsstufe befindet sich auf der Netzteilplatine.

Insgesamt also fast ein Leergehaeuse mit ergonomischer Benutzeroberflaeche. Wirkt recht aufgeraeumt; aber die Mechanik macht nicht gerade einen militaerischen Eindruck - ob die in 20 Jahren noch funktioniert?... der DENON-MD-Player dagegen hat zumindest einen robusten Lademechanismus (wie sieht er von innen aus?)
 
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Radiowaves schrieb:
Was mir aber bei der Gelegenheit gerade einfällt: es gab bespielte Kassetten (vor allem wohl Klassik), die hatten Chromband drin, waren aber so aufgenommen, daß sie in Typ-I-Entzerung abgespielt werden mußten. Sie hatten demnach auch keine "Chrom-Löcher". Oder täuscht mich da die Erinnerung?

Nein, Du hast schon recht. Solche Kassetten gab es durchaus auch außerhalb der klassischen Musik. Irgendwie bin ich 1997 an eine Best-of-Kassette der Bee Gees gekommen, bei der verhält es sich genau so:
 

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Ein probates Mittel bei leicht dumpfen Aufnahmen: Wiedergabeentzerrung auf 120 µs geschaltet! :D


Gruß TSD
 
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Autsch - Bee Gees...

Das erinnert mich an eine Begebenheit in der "Blechbüchse" in Leipzig so um 1985-87 herum. Dort gab es auch einen "An & Verkauf", heute würde man "Secondhand-Shop" sagen. In einer Glas-Vitrine lag eine Doppel-CD der Bee Gees zum Verkauf aus. Aufgerufener Preis: 400 Mark!

Zum Vergleich: Eine 4-Zimmer Wohnung in Grünau (~90m²) kostete etwa 110 Mark - natürlich "warm"...

Ich vermute: Tracking-Probleme bei fehlender regelmäßiger Prüfung/Wartung der Geräte, die im Privateinsatz faktisch nie gegeben war. Sowas justiert man nicht mal eben schnell, da sind schnelle Mehrkanal-Oszilloskope, spezielle Testbänder und das Service-Manual zwingende Voraussetzung. Wer schon mal die Serviceunterlagen zu einem DAT gesehen hat, wünscht sich ganz schnell sowas einfaches wie einen Verstärker unter den Lötkolben...


Schon richtig, aber um Fremdbänder "einfach nur abzuspielen", braucht man höchstens ein normales Oszilloskop um das HF-Signal der Kopftrommel zu sehen und einen Schraubendreher. Die Spurlage ist natürlich von Hersteller zu Hersteller etwas unterschiedlich, meist reicht es aber, ganz dezent am rechten Umlenkzapfen zu drehen. Maximal plus-minus 90°.

Das ist aber nur meine Erfahrung. Bei Aufnahmen im LP-Modus sieht die Welt natürlich anders aus. Da kann man schon verzweifeln, da solche Aufnahmen praktisch auch auf anderen Geräten eines Herstellers nicht laufen.

vg Zwerg#8
 
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