Hallo Beobachter,
das ist jetzt ein Thema, welches Du nur mit Erfahrungswerten ausschmücken kannst. Wir werden daher nicht zu einem allgemeingültigen Ergebnis kommen.
Nehmen wir mal den Durchschnittsalltag bei einem Durchschnittsfunker: Dort kommt es ziemlich darauf an, wo Du arbeitest. Wenn sich Dein Aufgabenfeld darauf beschränkt, Agenturmeldungen umzuschreiben, wirst Du ein Studium kaum brauchen. Du wirst vielleicht eher nachvollziehen können, wenn irgendwelche Fehler auftauchen. Aber ansonsten sind die Agenturmeldungen i.d.R. länger als unsere, und liefern demzufolge Hintergrundwissen mit.
Anders sieht es schon aus, wenn Du Geschichten heranschaffen musst. Da ist es schon gut, sich mit gewissen Dingen auszukennen. Die Gefahr ist dann nicht so groß, dass Dir jemand ein X für ein U verkauft. Das ist ein Vorteil für Dich. Dein Wissen an den Hörer weitergeben, wirst Du aber kaum können. Nur: wie heißt es doch so schön? "Wir lernen nicht für die Uni, sondern für uns."
Allgemein kann ich Dir sagen, dass mir bei Kollegen (und auch bei mir, da muss ich ehrlich sein) gravierende Lücken in der Allgemeinbildung auffallen. So weiß beispielsweise nicht jeder, wo der Unterschied zwischen Mord und Totschlag liegt. Und auf einmal wird eine Frau, die wegen Totschlags verurteilt wurde, eine Mörderin. Das sind alles Lücken, die Du mit einem Studium allerdings kaum mehr auffüllen kannst.
Fazit: Ein Studium hilft Dir weiter, nur Dir persönlich. Denn Du weißt mit 22 nicht, ob Du mit 44 immer noch Nachrichten lesen kannst. Aber es ist kein Garant. Nicht zu unterschätzen ist der Begriff "Lebenserfahrung". Wenn Du wirklich mit offenen Augen durch's Leben gehst, dann wirst Du tatsächlich von Jahr zu Jahr schlauer - eher noch, als irgendwelche Studenten, die einmal eine Prüfung schreiben, sich ihr Diplom über's Bett hängen und dann superschlau sind.
Ich schätze Menschen, die Rechercheergebnisse nicht sofort abheften, sondern sich sowas merken und dann eben auch ein Grundwissen über, was weiß ich, den Weinbau oder Biotech oder so, bewahren. Je nach dem, was in Deinem Sendegebiet lokale Bedeutung hat. (Das ist dann eben die Allgemeinbildung. Ich habe einen Kollegen, der ist da top.)
Möglich ist, dass Studenten immer alles verkomplizieren müssen. Das ist für mich aber ein Problem der Persönlichkeit. Wenn jemand in einer intellektuellen Luftblase schwebt, dann hat er u.U. immer das Bedürfnis herauszuheben, dass er eben superschlau ist und die anderen doch bitte belehren muss. Ich sage mir: vielleicht kenne ich mich in einem intellektuellen Bereich aus. Vom Themenfeld eines Elektrikers habe ich dagegen keine Ahnung. Wenn ich also einen Elektriker von oben herab über Politik belehre, dann muss ich es mir auch gefallen lassen, dass er mich für blöde hält, weil ich gerade so eine Glühbirne einschrauben kann. Ergo sollten Studenten mit Luftblase sich einen intellektuellen Sender suchen - oder aber akzeptieren, dass im Dudelradio kein Platz ist für intellektuelle Ergüsse.
So, langer Beitrag. Lieber Beobachter, ich hoffe, dass ist eine Grundlage für eine Diskussion, die ich sehr interessant finde.
Die Hexe