Wenn ich etwas wirklich sehr beklage in der Entwicklung des Hörfunks, dann ist es die Abend- und Wochenendsruhe in Redaktionen und Programm. Das bekomme ich in meinem Tätigkeitsfeld selbst sehr zu spüren. Ich sage etwas überspitzt: Abends könnte die Welt untergehen. Es wäre eine Notiz in den Nachrichten. Über einen kleinen Verkehrsunfall am Werktagmorgen wird ausführlicher berichtet. Viele Redaktionen sind abends und am Wochenende gar nicht mehr besetzt. Wo vor 20 bis 30 Jahren noch mehr Magazinsendungen eingeführt wurden (vorher liefen da auch oft Vorproduktionen oder reine Musikschienen), baut man mittlerweile nach 20 Uhr alles ab. Weil da ja ohnehin (angeblich) alle TV schauen. Naja, was sollen sie sonst tun, wenn sie mehr als “Musik am laufenden Band“ wollen? Bei MDR1 findet abends ab 20 Uhr schon kaum mehr statt als Zeitansagen und Verkehrsmeldungen, bei NDR1 scheint es nun ähnlich zu sein. Und das finde ich wirklich bitter. Denn wenn ich abends schon im Radio nicht mehr bekomme als bei einem Streaming-Dienst bietet sich für die Nutzer irgendwann an, dieses Medium ganz zu vergessen.