Das Grundproblem ist doch, dass die ARD schon lange nicht mehr Radio macht für die Hörer, sondern nur noch für ihr eigenes Ego und für die Quoten. Was erwartet man denn, wann man ohne Ankündigung vorab und ohne jeden Hinweis im Programm das ganze, jahrelang etablierte Sendeschema über den Haufen wirft (übrigens als einzige Regionalwelle bundesweit) ? Wer soll davon erfahren, wer nicht zufällig darüber stolpert? Und wer die gewohnte (wenn auch banale und langweilige) Musik hören will, der schaltet sowieso ab, weil er ohne Ankündigung davon ausgehen muss, dass es sich um einen Schaltfehler handelt, sein gewohntes Programm nicht mehr verfügbar ist oder er sich am Autoradio verdrückt hat. Werden die Hörer von NDR 1 NDS zu Beginn jeder Sendestunde von den NDR Info-Machern begrüßt? Wissen die in Hamburg überhaupt von dieser Ausstrahlung?
Es gibt schlichtweg für den Hörer keinen Vorteil, wenn man ihn von einer (zugegeben belanglosen) Nachtversorgung, nämlich der des MDR, ausschließt um stattdessen eine andere, bereits an anderer Stelle bestens zu empfangene eigene Sendung parallel auf einer zweiten Welle durchzuschlaufen.
Das dient allein der Selbstdarstellung und der eigenen Profilierungssucht und am Ende mal wieder der Quote, die gerade bei einem werbefreien Landesprogramm egal ist. Das LFH will sich hier als "topaktuell" darstellen. Inwieweit es interne Konflikte oder Konkurrenzkampf zwischen den Standorten Hannover und Hamburg gibt (siehe auch der Wechsel der Zuständigkeit für die digitale Schlagerwelle), mag hierbei auch noch eine Rolle spielen - dem Hörer ist es letzten Endes egal.
Der hat nun weniger Vielfalt, weniger Auswahl und eine Alternative weniger, die er bei der Nachtschicht hören kann. Wie groß wäre hier wohl das Geschrei, wenn statt der Infonacht auf dem Landesprogramm nachts aufeinmal NDR Schlager als DAB-Promofenster laufen würde. Aber so bin eben ich der "Schuldige", obwohl die Verantwortung für dieses nächtliche Ätherchaos ganz klar auf den NDR als Verursacher zurückgeht.
Würden alle ARD-Landesfunkhäuser rund um die Uhr ein eigenes, vollwertiges, live moderiertes Programm anbieten (und mit dem Budget könnten sie das locker), hätten wir das Problem doch gar nicht. Gerade bei NDR 1 NDS ist es vordergründig, denn werktags besteht deren Sendeschema durchschnittlich rund zur Hälfte (11 zu 13 Stunden) aus Gemeinschaftsprogrammen, non-stop Musikstrecken oder Übernahmen anderer Sender.