Alsmann: Formatradio ist das Ende der Rundfunkkultur

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Hannsfan spricht mir aus der Seele. Das war das Radio, das Alsmann vermisst und das untergegangen ist, seit im Rundfunk nicht mehr die Geisteswissenschaft, sondern die Betriebswirtschaft den Ton angibt. Wer es mit Mut und Überzeugung auf die alte Art versuchen wollte, der bräuchte Durchhaltevermögen und jede Menge Kohle, denn echtes Programm kostet Geld, Inhalte und qualifiziertes Personal sind teuer. Das ist ja der Grund, warum heute nur gedudelt, gespielt und seicht geplaudert wird.
 
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Darf ich vielleicht etwas ketzerisch anfügen: Zu den Totengräbern des Radio gehören neben den Betriebswirten aber mindestens genauso die Verschleuderer, die jahrzehntelang sich nicht um einen wirtschaftlichen Betrieb gekümmert haben, verantwortlich für aufgeblähte Verwaltungsapparate, für unregierbare Strukturen voller kleiner Sonnenkönige.
 
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Ein Programm was Herrn Alsmann ansprechen würde war das damalige WDR 1 von 1986 - 1991. Gemischtwarenladen eben. Sonntagmorgens erst Hids für Kids, dann Swing und Balladen, gefolgt vom Gottesdienst und Presseclub. Anschliessend durfte Dave Coleman in "Hier Funkts" seine aktuellen R&B und Soulscheiben spielen. Wenn man sich das damalige Programmschema anschaut gehts eigentlich nicht mehr vielfältiger. War ein gutes Programm damals. WDR 5 hat glaube ich nach dem Relaunch von WDR 1 einige der alten Sendungen übernommen.
 
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Na klar! Wenn dann aber Programmdirektoren mit Sprüchen wie "Einschaltradio ist Ausschaltradio" daherkommen, ist's eben mit der Vielfalt dahin.


Gruß TSD
 
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@StudioB:

Genau: Und nach Coleman swingte die Erkennungsmelodie von "Sport und Musik". Nach dem Sport dann wieder Pop mit der englischen Hitparade und ab 20 Uhr dann Spezialsendungen. Hat Herr Alsmann damals nicht auch für dieses Programm gearbeitet ? Mir scheint es so...

Weitere Infos zum Programmschema übrigens bei http://www.radiojunkie.de
 
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass auf SDR1 auch Schlager und englische Pop-und Rockmusik bunt gemischt liefen. Ebenso wie Götz Alsmann höre ich gerne gute Musik ALLER Kategorien und da verzweifle ich bei fast allen Stationen. Lieblingssendung: Klassik, Pop etc auf DLF, Samstag 10 Uhr. Und obwohl es viele Menschen gibt, die Schlager UND Pop UND Rock UND Liedermacher gern hören, gibt es kein Programm mit dieser Mischung. Dazu noch ein Wortanteil von 15-20 Minuten pro Stunde und mein Traumsender wäre geboren.

Oder gibt es diesen Sender schon und ich habe ihn noch nicht entdeckt?
 
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Ein Programm was Herrn Alsmann ansprechen würde war das damalige WDR 1 von 1986 - 1991. Gemischtwarenladen eben. Sonntagmorgens erst Hids für Kids, dann Swing und Balladen, gefolgt vom Gottesdienst und Presseclub. Anschliessend durfte Dave Coleman in "Hier Funkts" seine aktuellen R&B und Soulscheiben spielen. Wenn man sich das damalige Programmschema anschaut gehts eigentlich nicht mehr vielfältiger.
Genau. Sowas in der Art.
Da hört man zwar vielleicht nicht durch, dafür aber hin!!
 
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@U87 Genau, erst Sport und Musik und dann noch die britischen Top40. Nicht zu vergessen die Schiene nach dem Wortanteil ab 22 Uhr mit Speakeasy (Reggae und Weltmusik), Scream (Metal), und Graffiti (Punkrock und Alternative).

Dieses damalige WDR 1 Programm könnte man heute bequem, natürlich leicht modifiziert, auf WDR 5 anbieten. Würde meiner Meinung nach immernoch in die Zeit passen.
 
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@Armstrong *Zustimm*
@German Stimmt, SDR1 war auch so ein Programm was Herr Alsmann lieben würde! Schön eckig, kantig und nicht zu aalglatt...
 
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Bequem wären in jedem Fall aber noch die aus alten WDR 1 Tagen bestehenden Räumlichkeiten im Reichard Haus, sowie die damaligen WDR 1 Frequenzen die ja an WDR 5 gegangen sind. Um das Programm zu machen ist die Infrastruktur ja schonmal gegeben. Wie der WDR es finanziell hält weiss ich leider nicht. Aber durch den mächtigen Sparkurs der ARD sind in den meisten Fällen die besten Sendungen die nicht wirklcih der Masse entsprachen eingestellt oder modifiziert worden. Als Beispiel:
hr3 Clubnight verschlimmbessert und nun erheblich reduziert auf YouFM
hr3 Partygrooves komplett weggefallen und durch Dudelprogramm ersetzt.
Einslive Partyservice - komplett weggefallen und durch schnödes Dudelprogramm ersetzt.
 
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Bequem wären in jedem Fall aber die noch aus alten WDR 1 Tagen bestehenden Räumlichkeiten im Reichard Haus...

Nö, die gibt es nicht mehr - zumindest in ihrer damaligen Form. Das Studio 14 gehört jetzt WDR 4, genau wie die alte "11". Beide Studios wurden modernisiert.
 
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Und wo sitzt dann WDR 5? Die müssten doch auch Räumlichkeiten haben. Ich kann mich auch noch dunkel an zwei riesige Magazin Komplexe erinnern die es da gab.
 
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Aber durch den mächtigen Sparkurs der ARD sind in den meisten Fällen die besten Sendungen die nicht wirklcih der Masse entsprachen eingestellt oder modifiziert worden.
Sparkurs?

Für immer schlimmere Daily Soaps und das MA-Plakat-Zupflastern ganzer Landstriche und Großstadt-Busflotten ist doch immer mehr anstelle weniger Geld da? Nur mal so zum Beispiel.
 
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Übrigens hat Alsmann noch seine Spartensendung bei WDR 4. Hört mal rein, und Ihr wisst, wovon er redet. Ich mag zwar die meisten Titel nicht, die er spielt, höre aber trotzdem gerne zu. Da sind know-how, Abwechslung, Fingerspitzengefühl, Höreransprache und eine unvergleichliche Atmosphäre. Aus Musik und Moderation wird eine Komposition - eine ganze Stunde lang. Eine echte Wohltat!
 
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Aus Musik und Moderation wird eine Komposition - eine ganze Stunde lang. Eine echte Wohltat!

Leider NUR eine Std. lang, denn auch wenn man die Musik vielleicht nicht immer mag, so ist das Konzept und dessen Darbietung wirklich erste Sahne, wie ich ebenfalls finde! :)

Der Mann versteht noch wirklich etwas von seinem Handwerk - oder mit anderen Worten: Götz rules! :cool:
 
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Die gängige Radiowährung heißt MA und solange sich an dieser nichts ändert, wird sich auch im Programm der meisten Anbieter nichts ändern, weil sie nach wie vor (zumeist wieder besseren Wissens) diese Ergebnisse als etwas absolutes hinstellen. Tatsächliche Hörermeinungen interessieren doch letztlich niemanden wirklich.

Das ist ein Argument dafür, Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk künftig auszuschließen.
 
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Das ist ein Argument dafür, Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk künftig auszuschließen.
Nein, dann bricht, wie ich hier gelernt habe, ja der deutsche Radiowerbemarkt zusammen. Außerdem habe ich von großen ARD-Intendaten gelernt, dass Werbung gerade für eine junge Zielgruppe wichtiger ProgrammINHALT (!!!) ist. Aber ich will nicht jahrealte zu unschönen Anfeindungen führende Diskussionen aufwärmen.
 
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....Ich mag zwar die meisten Titel nicht, die er spielt, höre aber trotzdem gerne zu.....
Mann, Dudelmoser, besser hätte es niemand beschreiben können. So ist es! Mach UNTERHALTSAMES Radio, und der Hörer bleibt dran. Weil's gut gemacht ist. Und weil man mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Kompetenzbolzen wie Alsmann mindestens ein Sahnestück pro Sendung serviert bekommt, auch wenn man vielleicht mit dem Rest weniger anfangen kann. Und weil man sich an seinen Schnurrpfeifereien erGÖTZen kann. Jawohl! Das ist der Kernsatz:

....Ich mag zwar die meisten Titel nicht, die er spielt, höre aber trotzdem gerne zu.....
 
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Leider NUR eine Std. lang, denn auch wenn man die Musik vielleicht nicht immer mag, so ist das Konzept und dessen Darbietung wirklich erste Sahne, wie ich ebenfalls finde! :)

Ganz genau. Früher war das noch üblich, man denke nur mal an Radio Luxemburg oder auch im Fernsehen an Sendungen wie den Musikladen oder disco. Dort war für jeden Geschmack etwas dabei und gleichzeitig mußte jeder auch Titel "ertragen", mit denen er nichts anzufangen wußte. Da folgten The Sweet auf Heino, da spielten Insterburg & Co. neben Jürgen Marcus, etc.pp. Kaum vorstellbar, daß soetwas mal erfolgreich war, aber das war es wirklich, weil es eben "runde" Sendungen waren. Sendungen, wie mit Liebe und Hingabe zusammengestellt wurden und Sendungen, die von richtigen Moderatoren und nicht von distanzierten Zettelablesern präsentiert wurden.

Was Götz Alsmann betrifft, für seine Art Musik bin ich noch zu jung, um dort richtig warm zu werden, aber bei seinen Sendungen klebe ich förmlich an seinen Lippen. Der Mann hat eine Ausstrahlung, das ist unglaublich! Leider wissen das nur immer weniger Hörer und schon gar nicht die Werbeabteilungen zu schätzen :(
 
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Ich bin zwar erst in den späten 70ern geboren, kann mir aber schon vorstellen, dass der WDR einen solchen Sender unterhalten hat, welcher tagsüber o. g. Musik gespielt hat.

Gerade der WDR ist einer der wenigen Sender, die über weite Strecken noch Programm nach alter Machart veranstalten - unterhaltsam, informativ und gediegen. Im Fünften läuft ein wortschwangeres Magazin nach dem anderen, auf WDR4 gibt es Genresendungen für Musikrichtungen, die anderswo schon weithin unbekannt sind. Wo sonst gibt es noch ein Beatcafé, eine Schallplattenbar oder ein Schellackmagazin? Für Klassikfreunde und Kulturbeflissene gibt es WDR3 und von Funkhaus Europa möchte ich erst gar nicht anfangen. Man kann nun sagen, der WDR hat ja genug auf der hohen Kante, um diesen exorbitanten Aufwand zu treiben. Ein Inforadio, das sich im Viertelstundenthytmus wiederholt, ist im Westen hingegen gänzlich unbekannt. Statt dessen bekommt man im Mittagsecho 60 Minuten ausführlichste Berichterstattung ohne Jingle-Arien oder zusammengetrimmten Wortbeiträgen. Dass WDR2 und WDR4 tagsüber auch schon weitgehend durchformatiert wurden, ist angesichts guter Alternativprogramme kein Problem. Die meisten anderen ARD-Sender haben mit Ausnahme einiger Kulturwellen fast gänzlich auf Einheitsschema umgestellt.

Wenn Alsmann übers Programm meckert, kann er wohl kaum seinen Brötchengeber gemeint haben.
 
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Das Problem ist doch, dass diejenigen, die in den Sendern das Sagen haben, weder das Programm noch den/die Hörer lieben, sondern nur das Betriebsergebnis. Shareholder value!
Es geht darum, aus einem Sender möglichst viel herauszuquetschen. Es geht überhaupt nicht darum, ein ansprechendes, fesselndes, faszinierendes, mitreißendes oder sonstwie qualitätsvolles Programm zu bieten. Hier ist auf den entscheidenden Etagen niemand mit Herzblut dabei, sondern nur mit dem Rechenschieber. Den wahren Enthusiasten blutet das Herz!
Radio ist mal eine Angelegenheit des Feuilletons gewesen, heute ist es eine Angelegenheit der Kapitalrendite.
Wenn wir die technischen Möglichkeiten und die immer noch vorhandene Reputation des Mediums betrachten, dann ist es zum Haare raufen, was daraus gemacht wird. Bornierte Banausen mit Schlips und Aktenkoffer, mit Power-Point und Blackberry, mit Betriebswirtschaftsstudium und Controllingweisheiten bestimmen, was gesendet wird, wie gesendet wird, wann gesendet wird und warum gesendet wird. Neben den vielen brav erzogenen Sprechmarionetten sitzen nach wie vor noch zahlreiche Idealisten hinter den Mikrofonen und in den Redaktionsstuben, aber es sind Überlebenskünstler, Selbstkasteier, Selbstverleugner, Erdulder und bisweilen Märtyrer. Wohltuend, dass es noch Götz Alsmanns (oder Elmis) gibt, die zu groß sind, um klein gemacht zu werden. Richtet euch an diesen wenigen Felsen in der Brandung auf. Haltet euch daran fest! Glaubt daran, dass Durchhalten sich lohnt. Fühlt euch einfach wie Untergrundkämpfer, die eines Tages obsiegen werden. (Das sagt freilich einer, der nach 13 Radiojahren aufgegeben hat, und jetzt im warmen Sessel auf einem gut dotierten Versorgunsgposten sitzt).
 
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