Jetzt liest es sogar ein Blinder zwischen den Zeilen: Hallo
@s.matze/
@Sprollywood.
Ein eben solcher Blinder kann Dir versichern, das bereits im vergangenen Oktober überrissen zu haben.
Eine Frage: erzählst Du den Supermarktmitarbeitern dann auch lang und breit, dass die Doppelkekse von früher wenigstens noch geschmeckt haben und warum Du die von heute nicht mehr kaufst? Dann sag Bescheid wenn du das nächste Mal einkaufen gehst, ich wäre gerne dabei
Nun ja, der Vergleich bezieht aber auch eine ziemlich ordentliche Invalidenrente. Der Verkäufer im Supermarkt wäre hier gewissermaßen das Radiogerät. Und das kann ja auch nichts für die Wahre, also die Sender.
Das Ist wie vor dem leeren, weil umgehend ausverkauft, Regal zu stehen und zu erklären wie schlecht die Ware ist.
Ausverkauft? Heißt das etwa, Antenne Bayern ist endlich? Es gibt einen Gott! Na, wobei. Leer? Dann müssen in dem Regal wohl mal all die Inhalte gestanden haben, die es im Radio gab.
Ich wiederhole mich immer und immer wieder. 97% wollen das Radio so wie es ist. Sie machen sich keine Gedanken drüber. Sie hören es nebenbei. Damit verdienen private Sender Geld. Das ist nicht verwerflich. Das Radio, dass die Freaks hier fordern, wäre vielen Hörern zu aufdringlich. Sie würden gezielt abschalten.
Tja, dann muss ich mich wohl auch wiederholen. Ich mache mir oft Gedanken über die Zukunft des Radios. Ich brenne für dieses Medium und eines Tages mal dort zu arbeiten, ist seit ichweißnichtwieviel Jahren mein erklärtes Ziel. Allerdings mache ich mir immer öfter Sorgen um den Fortbestand des Radios, auch und gerade dann, wenn ich sowas wie das Obige lese.
Wenn man nich fragt, ist es illusorisch zu glauben, das Radio könne dauerhaft diese Marktdurchdringung behalten, die es momentan (noch) hat. Das liegt schon allein an den immer vielfältiger gewordenen Möglichkeiten der Audiounterhaltung. Viele von denen, die vor 20 Jahren noch Sender mit möglichst wenig Wort abgefeiert haben, weil sie beinahe den gesamten Tag über einen Musikteppich geliefert bekamen, sind heute zu den Streamingdiensten abgewandert. Das ist auch völlig legitim, immerhin bieten eben jene Streamingdienste die Möglichkeit, einen viel individuell zugeschnitteneren Musikteppich anzubieten als es das Radio jemals konnte.
Was übrig bleiben wird, ist eine kleinere, aber feine Klientel von Menschen, die eben mehr wollen als bloße Hintergrundbeschallung. Die erwarten eine Musikauswahl, bei der man sich erkennbar etwas gedacht hat, Interaktion, die kein nonlineares Angebot so bieten kann oder Wortbeiträge, die ihnen prägnant neues vermitteln, sie inteligent unterhalten oder sie einfach nur ganz natürlich durch den Tag begleiten. Das sind also Menschen, die könnten mit Radio, wie es einem großen Teil der hiesigen Userschaft gefallen würde, wohl so einiges anfangen. Bediente man jetzt diese Gruppe, müsste sich das Radio zwar verkleinern (ich bin versucht, von "gesundschrumpfen" zu sprechen), aber die, die dann als Hörer übrig blieben, hätten sich ganz bewusst für das Radio als Tagesbegleiter entschieden und würden ihm wohl auch langfristig die Stange halten, während die Gruppe der Nebenbeihörer nach und nach immer mehr den Weg zu den Streamingdiensten, Podcasts und so weiter gehen wird.
Es ist doch eigentlich paradox. Man richtet alles möglichst genau auf jene Gruppe aus, die an sich die größte "Fluchtgefahr" hat und lässt die, die tatsächlich kein Medium besser als das Radio bedienen könnte, praktisch links liegen. Und so kommen dann eben irgendwann beide Gruppen dem Radio abhanden, die Einen, weil sie das, was sie suchen, woanders als im Radio finden und die Anderen, weil sie das, was sie im Radio suchen, nirgendwo finden. Für wen soll man dann also noch senden?
Die besten Chancen auf eine Zukunft des Mediums Radio sehe ich also tatsächlich, wenn man sich eher auf Klasse statt auf Masse konzentriert, also (selbst)bewusstes Radio macht, mit Leuten, die das wirklich wollen, vor und hinter dem Mikrofon gleichermaßen. Und dabei kann einem so manches, das früher einmal im Radio lief, durchaus eine Richtschnur sein. Klar, Radio exakt wie vor 1995 kann man heute nicht mehr machen, die Menschen und allgemein die Welt haben sich dafür einfach viel zu sehr verändert, aber vieles von damals ging eben doch auch deutlich mehr in diese Richtung, eben mit den wahrlich vielfältigen Möglichkeiten zu spielen, die das Radio und in dieser Form wirklich nur das Radio hat. Das wird nicht einfach, weil es natürlich erst einmal mit schwindenden Hörerzahlen einhergehen wird, da die Freunde der Hintergrundbeschallung sich andere Wege erschließen werden, um an eben jene Hintergrundbeschallung zu kommen. Doch langfristig wird man damit wohl deutlich eher überleben können, als wenn man stuhr an seinen Konzepten aus der Zeit vor dem Boom des Musikstreamings festhält. Die haben nämlich zwar gut 25 Jahre lang gut funktioniert und werden es auch noch ein paar weitere Jahre ganz ordentlich tun, aber auf lange Sicht hege ich da eben ganz erhebliche Zweifel.