ARD-Kulturprogramme

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So, jetzt mache ich mal ein Thema auf, an die Debatte "Wieso können die Privaten" anknüpfend. Dort heißt es:


Auch beim TV finde ich immer etwas: Lokal-TV, Arte, Bayern Alpha, Phoenix, 3Sat, ARD-Programme.

NUR beim Radio passiert es mir IMMER WIEDER, daß ich nach Durchzappen aller Frequenzen einfach nichts gefunden habe und entnervt abschalte bzw. auf eigene CD gehe.

DAHER: Das Radio steckt total in der Krise, es hat sich von allen Medien am weitesten nach unten entwickelt !


und in einer Antwort dazu

Gute TV-Programme wie Phoenix, Arte, 3sat, die dritten allgemein (lassen wir den MDR mal raus) und streckenweise das ZDF mit seinen Magazinen ist gutes Infotainment. Im Radio dagegen ist seit der Entdeckung der Formatierung der Informations- und vor allem der Hintergrundinhalt den Bach runter gegangen. Leider kann ich maximal im Radio, wenn ich mich umfassen informieren will nur noch D-Radio oder die Infokanäle der ÖR hören (auch hier mit Einschränkungen).


Im Fernsehbereich findet also z.B. Arte, das man sicher als gehobenes Kulturprogramm ansprechen darf, lobende Erwähnung. Rein theoretisch müßte ein Arte-Zuschauer im Radio doch eigentlich die diversen Kulturprogramme der ARD-Anstalten ganz dufte finden. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall.

In Kreisen, die für jene Kulturprogramme tätig sind, kann (oder will) man absolut nicht verstehen, was es nur dauernd an der deutschen Radioszene zu mäkeln gibt. Es gäbe so viele wunderbare Sendungen, die Leute müßten sie nur zur Kenntnis nehmen.

Also sei das Thema hiermit in den Ring geworfen: Woran liegt es, daß die ARD-Kulturprogramme auch unter den Freunden des niveauvollen Rundfunks wenig Anklang finden? Sie werden ja nicht einmal kritisiert, sondern sind regelrechte Aussätzige: Sie werden überhaupt nicht wahrgenommen, so als ob es sie überhaupt nicht gäbe. Was ist davon zu halten, woran liegt's?

Ja, eine Meinung dazu ist vorhanden (ich höre diese Sendeveranstaltungen auch nicht), aber etwaigen Kommentaren soll nicht vorgegriffen werden...
 
Gute Idee. dieses Thema einmal anzusprechen!
Es gibt in der Tat einige sehr gute Kultur und Info-Programme auch im Radio.
ABER:

Die Inhalte sind viel zu lang für den Konsum am Tage, wer hört schon ein Opernkonzert während des Arbeitstages an, wer kann einen Stundenfeature folgen während der Fahrt zum Einkauf? Am Abend dann, wenn diese Zielgruppe dafür Zeit hat, dann schaut diese eben ARTE oder Phoenix usw.

Bei Infosendern wie Bayern 5 stimmt der Quotenvergleich der MA einfach nicht. Man schaltet diesen Sender ja nur max. 15 Minuten ein und dann hat man alle Infos, man hört sich die Nachrichten ja nicht nochmal an. Dafür hört man diese 15 Minuten ganz aufmerksam zu, während bei den Dudelradios, die 8 Stunden am Tag eingeschaltet sind, ja nur 10% wirklich zuhören. D.H. man müßte das aufmerksame Zuhören eines Infosenders mit 10x multiplizieren, damit man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht.

In Österreich allerdings hat der Kultursender Ö1 allerdings schon knapp 10% Marktanteil in Wien udn ist immer noch im Steigen begriffen.

Vielleicht kann man es auch so ausdrücken. Bei den Kulturprogrammen sit nur noch die "Schwere Kost" übriggeblieben und die kann man nur verdauen, wenn man Zeit und Muße hat.
Was fehlt ist auch Niveau bei der leichten Kost,gehobene Unterhaltung mit Tiefgang. Features mit 15 Minuten Länge inkl. Musik gibts ja überhaupt nicht mehr. entweder kann man oberflächliche 1.30 Minuten Beiträge hören oder gleich 1 Stunden Sendungen in den ÖR Kulturkanälen. Was fehlt ist das dazwischen !
 
Um besser verstanden zu werden, vielleicht noch dieser Vergleich:

In der heutigen Radiolandschaft sind nur noch 2 Restauranttypen übriggeblieben:

1.) Pommesbuden und MC-Donalds (= Format-dudelradios mit Einheitsbrei)

2.) Luxusrestaurants mit Zwang zur Tisch-Voranmeldung und Garderobenzwang. Dort gibts zwar beste Qualität, aber ein oftmaliger Besuch ist für den Alltags-Normalbürger nicht drinnen.( = Hochstehende Kulturradios der ARD)
Was fehlt: Die guten bürgerlichen. italienischen, chinesischen, türkischen Spezialrestaurants oder ganz einfach die Stammkneipen, in die man ohne Anzug und Krawatte jederzeit reingehen kann und trotzdem was gutes, besonderes bekommt und nicht immer nur Hamburger, Hamburger, Hamburger.....

Derzeit hat man nur noch die Auswahl zwischen vielen MC-donalds und ganz wenigen
Holiday-Inns.
 
die situation in österreich ist wirklich anders. ö1 wird hier sehr wohl wahrgenommen und hoch gelobt. allerdings vereint ö1 inhalte die in deutschland über mehrere sender verteilt sind (klassik, kultur, nachrichten, infomagazine und teilweise sogar jazz).
und dann hätten wir noch den jugend-kultur sender FM4, der auch ganz anders wahrgenommen wird als die ARD jugendwellen.
FM4 gibt trends vor und man hört zu. im gegensatz dazu schleimen sich sender wie HR-XXL im energy-gewand an die zielgruppe heran und werden dadurch austauschbar.
 
Der Vergleich mit der Gastronomie ist sehr schön. So ein Wirtshaus, in dem auch TurnschuheJeansSweatshirt einkehrten, um sich etwas servieren zu lassen, gab es ja auch hierzulande schon, nämlich Radio Brandenburg. Dessen Wellenchef hatte dem Vernehmen nach auch 10 % Marktanteil als nicht öffentlich geäußerten Traum. Als offizielle Zielmarke wurden diese 10 % dafür genannt, als Radio Brandenburg geschlachtet und neu Radio Eins aufgemacht wurde. Bekanntlich krebst Radio Eins auch nach fast fünf Jahren bei einem Drittel des angepeilten Marktanteils herum. Operation geglückt, Patient tot.

Noch etwas: Eigentlich müßte es doch an einschlägiger Stelle wachrütteln, wie die Altersstruktur des Publikums der klassischen Kulturprogramme aussieht. Aber anscheinend nimmt man es als gottgegeben hin, von der Jugend links liegengelassen zu werden.
 
Wie eben schon im Schweizer Forum erwähnt, in der Schweiz hat das doch relativ anspruchsvolle DRS 1 einen Marktanteil von rund 40%. Während der Informationssendungen wie z.B. "Echo der Zeit" sogar regelmäßig über 70%. Und 3sat und arte werden dort auch nicht wahnsinnig mehr oder weniger konsumiert, als in Deutschland (BR-alpha und Phoenix sind in der Schweiz gar nur über Satellit empfangbar).

Und an Pirni: Deswegen liebe ich Radio, da kann ich den Deutschlandfunk nämlich auch in meinem McDonald's-Aufzug ohne Voranmeldung hören.
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Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger war SDR1 der meistgehörte Radiosender in Baden-Württemberg, der auch im SWF-Gebiet viele Fans (wie mich z.B.) hatte.

Ein solches Programm vermisse ich seit der Fusion, weniger der Schlager wegen, die selbst nach Einführung von S4 Baden-Württemberg nicht ganz abgeschafft wurden (Wobei es durchaus gehobenere Schlager und Chansons gibt, die ich gerne höre). Vielmehr vermisse ich SDR1 , weil dieser Sender die Lücke zwischen FastFood und Drei-Sterne-Restaurant füllte. Zahlreiche interessante Wortsendungen auch für durchschnittlich Gebildete und eine musikalische Vielfalt, die es kaum wo anders gibt.

Der Verlust von SDR1 schmerzt mich am meisten an der Fusion.
 
Aber es gibt doch bei der ARD auch heute noch ganz gute Alternativen zwischen Einheitsbrei, 15-Minuten-Newsrotation und Hochkultur. Zugegeben, nicht mehr ganz viele, aber sie sind noch da. Z.B. in Form einer Mixtur von ordentlichen - auch längeren - Wortbeiträgen und einer annehmbarer Musikauswahl mit verhältnismäßig breiter Rotation, die nicht nur die Top40 und immer die selben 3 Songs aus den 80ern kennt. Spontan fallen mir als Beispiel hierzu jetzt hr1, WDR2 oder Radio Eins ein. Klar, dass das bei den über 50 Sendern, die die ARD anbietet etwas dünn ist. Vor allem ärgerlich, dass Anstalten wie NDR und SWR - koste es, was es wolle - bei dem Wettlauf um das formatierteste Programm unbedingt mitmachen müssen. Qualität im Radio ist demnach leider eine Frage des Wohnortes geworden.
 
Na gut, ich will ja hier nicht auch noch die Dödel-Spiele mitmachen, die hier im Forum leider an der Tagesordnung sind. Dafür gibt es ja schon genug Kandidaten, die das auch viel besser können.
Ich finde es auch gut, dass hier mal über das o.g. Thema gesprochen wird, auch wenn ich nicht so viel dazu beitragen kann,. Es ist aber schon viel richtiges gesagt worden, z.B., dass diese Programme kaum wahrgenommen werden, auch von Freunden des Mediums und das eine Oper am Arbeitsplatz auch niemanden in ihrer vollen Schönheit erreichen wird. Na, vielleicht ein paar Beamte. Aber das ist Spekulation.
Warum sollte ich hier eigentlich aufschreien, frage ich den Herrn DEASON? Es gibt doch hier nix, wogegen ich mich auflehnen könnte, und falls Du meinst, ich würde dem Herrn RUNDFUNKBEAUFTRAGTEN widersprechen wollen, so irrst Du! Natürlich hat der RUNDFUNKBEAUFTRAGTE recht, auch mit seinem letzten Posting hier. Woher sollen denn die jungen Hörer kommen, die später mal D-Radio u. dgl. konsumieren sollen, wenn sie nicht schon frühzeitig in die Richtung angelernt werden? Kein Wunder, wenn die bei RTL enden!
Ansonsten muss ich sagen, dass ich natürlich wieder mal die Beispiele von PIRNI genossen habe, auch wenn ich denke, dass man nicht alles auf der Welt immer mit Vergleichen erklären kann, aber es ist wenigstens ein Versuch. Die Beispiele müssten doch jedem einleuchten.
 
Eigentlich sind die Kulturprogramme in der Krise. Geld und Mitarbeiter sind bei den Kulturprogrammen eigentlich reichlich vorhanden. Was teilweise völlig fehlt es der Gedanke, dass man Programm für die Hörer macht und nicht für sich selbst & seine Kollegen oder irgendwelche Gremien.
Was fehlt:
- Strategien um aktiv neue und natürlich auch jüngere Hörer zu gewinnen
- Ausrichtung der Programme auf Hörgewohnheiten und -anforderungen. Schaut euch mal nur das Programmschema vom DLF an, wichtige und attraktive Sendezeiten in der Primetime sind mit Sendungen besetzt, die wohl fast 75% der Stammhörer ausgrenzen.
- starre Programmpräsentationen, die dröger nicht sein können und bei denen man sich fragt, wer hat sich das ausgedacht?
- Schade, denn der Quotendruck ist doch ganz gering und man könnte es wirklich besser machen.
- Was ist immer geben wird: Bild, Süddeutsche oder FAZ, unsere tollen AC-Radios mit ihrem unsäglichen Einheitsbrei stören mit überhaupt nicht, solange es noch DLF, DLR & Co. gibt. Obwohl sie noch meilenweit von BBC 4 entfernt sind.
- Einige Posting hier im Forum kommen mir so vor, als ob ein Restaurantkritiker bei McDoof a la Card bestellt und wirklich gekochtes Essen erwartet. Bild ist schließlich auch kein Intelligenzblatt.
 
Wo wir gerade mal beim Thema sind, wie hat sich eigentlich das Nord-West-Radio entwickelt? Die Programmkonzeption an sich macht ja den Eindruck, dass man tagsüber den Versuch unternimmt, mit einem Kulturprogramm eine breitere Hörerschicht anzusprechen. Kann dazu selbst leider nicht so viel beitragen, da ich das NWR nicht empfangen kann, aber vielleicht liest ja ein Nordlicht mit.
 
So, nun sitzen wir mal wieder gemütlich vor der Kiste...

Von wegen Aufschrei: Sagen wir mal so, ich habe interessiert beobachtet, ob einer kommt. Aber man muß zugestehen, daß "sie" wiederum nichts für die Entscheidungen der obersten Heeresleitung, z.B. jene anno 1997 vollzogene, können. Ganz zu schweigen von der Frage, was wohl werden wird, wenn es erst TIFKASFBAORB gibt.


Zu den Anmerkungen von Dr. Fu Man Chu:


Eigentlich sind die Kulturprogramme in der Krise.

Die Kunst, sich selbst darüber hinwegzutäuschen, beherrscht man dort aber ganz gut, so scheint es.


Geld und Mitarbeiter sind bei den Kulturprogrammen eigentlich reichlich vorhanden.

Wobei letztere von ersterem nicht unbedingt viel merken. Würde man eigentlich nicht unbedingt erwarten, aber wenn man sieht, wie sich dort jemand für mäßig Kohle den A**** aufreißt und selbigen hinterher eingetreten bekommt, dann kommt einem unweigerlich die alte Konvergenztheorie in den Sinn.


Was teilweise völlig fehlt es der Gedanke, dass man Programm für die Hörer macht und nicht für sich selbst & seine Kollegen oder irgendwelche Gremien.

Oder der Gedanke, daß man auch ganz andere Hörer haben könnte. Zum Teil mutet es wie eine selbstgewählte Ghettoisierung an.


- Strategien um aktiv neue und natürlich auch jüngere Hörer zu gewinnen
- Ausrichtung der Programme auf Hörgewohnheiten und -anforderungen. Schaut euch mal nur das Programmschema vom DLF an


Zum Beispiel, wie man dort gezielt junge Hörer ansprechen will: "Campus und Karriere". Arrrrgh.


starre Programmpräsentationen, die dröger nicht sein können und bei denen man sich fragt, wer hat sich das ausgedacht?

Leute, die mit 23 Jahren gestorben sind und dann vielleicht mit 85 beerdigt werden.


Schade, denn der Quotendruck ist doch ganz gering und man könnte es wirklich besser machen.

Oh, man schaue sich einmal an, was der SFB mit seinem Radio Kultur gemacht hat: Das Programm wurde schlicht und ergreifend durchformatiert. Dabei flogen diverse Überbleibsel von Radio Brandenburg, die 1997 dorthin ausgelagert wurden, endgültig raus. Ich kenne jemanden, der das lakonisch damit kommentierte, er werde den Pressedienst (Programmvorschau) jetzt abbestellen. Wieder ein anderer machte bereits den Begriff von den "Klassikdudlern" auf.


Ich gebe zurück in die geschlossenen Anstalten.
 
Oje SFB,

also, der SFB hat ungefähr so viel mit Radio zu tun, wie... wie... sagen wir mal mit meiner Mutter.
Wenn es den SFB morgen nicht mehr geben würde (...oh Mutter, sei gepriesen - dieses Gedankens), es würde kein Mensch wirklich merken. Aber halt mit einer Ausnahme: die Schultheiss Brauerei und einige Spritfabriken hätten empfindliche Umsatzeinbußen. Auch der Kantinepächter wäre richtig traurig.

PS: Das sich bei den ö/r's ein paar Leute den Arsch für wenig Geld aufreissen glaub ich gern. Aber auf Jeden der dort wirklich arbeitet und etwas bewegen will, kommen leider drei bis acht andere Gremiensäcke, Politisch Korrekte, Mitarbeiter der Intendanz, FrauenbeauftragtInnen, Oberverwaltungsingsbumse, Leiter von Koordinierungsgruppen, Antimobbing- , Drogen-, Umwelt-, Fahrradbeauftragte und was weiß ich, was sich diese Gesellschaft noch für Posten ausdenkt, die mir nicht mal im Vollrausch einfallen würden.

Die Idee, dass eine Behörde so was wie Radio veranstalten kann und will, ist eigentlich ein Witz. Genauso gut könnte man öffentlich-rechtliche Bordelle aufmachen. Aber nicht mal die PDS kommt auf solche Ideen.

PS Rundfunkbeauftrager:

Ich liebe Kätteeeeee Maalaaiiiiickeeee, behalt den Namen im Gedächtnis, die macht ihren Weg beim DLF, jede Wette.
Wie sagte doch schon Konfuzius: " Nicht dem kann, sondern nur dem, der will wird sich den Weg erschliessen. Was sind schon Talent, Fleiß und Begabung wenn man die Kunst des Fahrradfahrens beherscht."
 
Also, falls ich noch mit dem Aufschrei gemeint sein sollte, das war nicht meine Absicht, einen selbigen hier loszulassen. Ich habe das Thema auch schon verfolgt, wie so viele andere Themen hier. Nur weil mein Name fiel, meinte ich, mal etwas dazu sagen zu müssen, fühle mich aber, wie bei vielem nicht kompetent genug, dazu ernsthaft zu antworten.
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass so Sachen wie Campus & Karriere vielleicht nicht so die Ansprechhaltung sind, die man der Zielgruppe der Sendung gegenüber an den tag legen sollte, aber zu viel mehr reichts bei mir nicht.
Vielleicht sollt eman sich grundsätzliche gedanken machen. Dudelklassik ist ja auch nix Neues mehr.
Dass die Leute in den Kulturprogrammen viel Arbeit leisten ist sicher keine Frage, es gibt ja auch noch ein paar Idealisten.
Ein paar Probleme habe ich dann schon mit dem Herrn Rundfunkbeauftragten (Mann such Dir nen kürzeren Künstlernamen!! Bitte!!), nicht nur mit dem langen Namen. Die Meinung an sich finde ich gut, aber es dürfte auch für unser einen verständlicher geschrieben sein,. Bin eben kein Kulturfunkmensch. Warum eigentlich nicht?
 
Oh, jetzt schreibe ich doch mal was zum DLF, den ich alles andere als dröge finde. Sicher, das ist ein Einschaltprogramm für eine speziellere Hörerschicht, aber Sendungen wie die Informationen am Morgen (morgendliche Lieblingssendung neben der gleichzeitig laufenden BFBS Breakfast Show von mir), Redezeit, Corso oder Campus und Karriere sind für interessierte Hörer nicht langweilig und werden teilweise recht locker moderiert. Hat man sich einmal an das Schema beim DLF gewöhnt - Interesse vorausgesetzt - möchte man den Sender nicht mehr missen. Außerdem ist man beim DLF durchaus meinungsfreudig.

Auch ich bin der Meinung, daß bei uns in D solche Programme wie BBC Radio 4 oder 5 Live fehlen, die durchgehend auf Wortprogramme senden. Dort setzt man bewußt auf Personalities am Mikro, die auch locker reden können. Das alles kann der DLF natürlich nicht erfüllen, aber statt durchgehend formatierte Infoprogramme (wie z.B. NDR4 oder MDR Info) auszustrahlen, sollten deren Berater mal den Blick nach GB wagen (oder sich selber Rat holen).

Noch zum NWR von NDR und RB:
Nach einem schlechten Start sendet das NWR m.E. auch heute noch fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Auch Marketinginstrumente, die das Programm bekannter werden lassen, fehlen gänzlich. Inhaltlich versucht man die Biederkeit von NDR1 Radio Niedersachsen mit Infohäppchen und Kulturbeiträgen aus der Provinz zu vermengen. Dazu gibt es tagsüber Musik von der Festplatte ohne Gefühl für Übergänge. Das kann nicht gutgehen.

Wissenswertes über das NWR (mit einem riesigen Pressearchiv) gibt es unter:

http://www.hoersturz.org
 
@Adam: Nicht zu vergessen: Jimmy Young im Mittagsprogramm von R2. Aber Personality im Infobereich ist in Deutschland wohl (leider) ein Fremdwort, wenn man von einigen Fernsehsendungen wie den Tagesthemen mal absieht.
 
Ja, Sir Jimmy Young (JY) ist eine von vielen Radiolegenden in GB. Er ist seit über drei Dekaden bei der BBC, erst R1, nun R2 und präsentiert dort höchst erfolgreich seine Lunchtime Show (täglich über 5 Mio Listeners). Für 2003 wurde dem Veteran Broadcaster vom R2 Controller Jim Moir (der hat R2 zur erfolgreichsten Station in GB gemacht!) eine Weekend Show angeboten. R2 ist klasse.
 
Noch zum Thema NWR: Schade eigentlich, scheint ja so zu sein, dass man hier die Chance zur Installierung eines wirklich innovativen und für breitere Hörerschichten erreichbaren Kulturradios vergeben hat. Aber oberflächliche 1:30-Beiträge und lustlos zusammengewürfelte Musik gibt's in dieser unseren Radiolandschaft la leider schon bis zum Erbrechen (kommen da jetzt etwa die Superhits des 18., 19. und 20. Jahrhunderts und die besten Beitragsfetzen von heute???). Man hätte ja auch ein Programm draus machen können, das der örtlichen Kultur ein Forum bietet und das wirklich eklektische Musik über den Äther schickt. Muss ja nicht den ganzen Tag Klassik sein. Als Vorbild auf dem Sektor Musik könnte z.B. das Radio-France-Programm FIP dienen. Ist zwar ein fast wortloses Programm von der Festplatte, die Musikrotation ist aber so gigantisch breit, dass das Zuhören trotzdem Spaß macht (das Spektrum reicht von REM über Miles Davis bzw. Edith Piaf bis hin zu Chopin). Liedwiederholungen sind zudem so selten, dass sie so gut wie nicht auffallen.
 
Ist das kurz genug? Habe mich dort zwar nie weiter als bis in den Regieraum vorgewagt...

Wenn die Meinung zu hochgestochen formuliert ist, dann schaue man sich eben einfach an, daß sie von jemandem kam, der sich auch nicht als Kulturmensch sieht, sondern als... ja, als was eigentlich?

Kätteeeeee Maalaaiiiiickeeee: Hatte sie nicht vor der Konzipierung von C&K mal M&M (wie Markt/Medien) gemacht? Damit es keine Mißverständnisse gibt: Nichts gegen den DLF, "Das war der Tag" ist eine bewährte Informationsquelle, um ein Beispiel zu nennen. Die Frage war nur, ob es wirklich ideal ist, "Campus und Karriere" als Sendetitel zu wählen, hinter dem halt nicht jeder interessante Inhalte vermuten wird.

Und was den SFB betrifft: Wenn man durch diese langen, gebogenen Korridore lustwandelt, wundert man sich fast schon, dort doch tatsächlich Rotlicht zu entdecken. Insofern...


[Dieser Beitrag wurde von K 6 am 10.04.2002 editiert.]
 
Wenn ich dies hier so lese, dann frage ich mich einmal wieder, was ihr überhaupt unter "Kultur" versteht. Für mich ist Kultur nicht gleich Ernste Musik und nicht gleich intellektuelles Wort. Kultur gehört für mich zum festen Lebensbestandteil. Ich bin ein Mensch, der sich bei einem Klavierkonzert von Chopin entspannen, bei der "Nevermind" von Nirvana aufgeilen, bei Reinhard Mey aufmerksam zuhören und bei Grooves von Chris Liebing abtanzen kann. Für mich ist das alles Kultur. Um nun auf die Situation des Radios zurückzukommen: Es gibt selbst in den angesprochenen "Hochkulturwellen" der Öffentlich-Rechtlichen hervorragende Produktionen. Vielleicht sagt dem einen oder anderen von Euch der Name Bernd Leukert etwas. Dieser präsentiert am frühen Abend auf hr2 eine hervorragende Crossover-Sendung, mit Musikstyles von Gregorianischen Chorälen bis Heavy Metal. Ab 20 Uhr empfehle ich dann ein Umschwenken auf hr1 und die hervorragende journalistische Sendereihe "Schwarz-Weiss". Ansonsten: warum nicht einmal lange und aufmerksam Deutschlandradio Berlin hören? Oder aber Nordwestradio? Und wundern, was dort so alles an musikalischen Leckerbissen läuft. Sicher: Radio Brandenburg war etwas einmaliges, aber die Specials auf Radio Eins setzen sich doch auch noch deutlich von dem ab, was beispielsweise abends auf NDR 2 oder MDR Jump läuft. Man findet die Nischen im deutschen Radio, man muss nur aufmerksam nach ihnen suchen. Am Ende möchte ich noch ein Wort des Schweizer Publizisten Urs Frauchiger anbringen, das genau dem auch in diesem Forums-Thread falschen In-Mengen-Denken widerspricht: "Wenn hunderttausend Rundfunkhörer James Last hören möchten und ein einziger Schönberg, dann heißt die Lösung nicht hunderttausend Sendestunden für James Last und eine für Schönberg, sondern eine für James Last und eine für Schönberg". Eine Demokratie funktioniert nur, wenn sie ihre Minderheiten gleichrangig behandelt.
 
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