Da beschwert sich halt niemand mit einem Groll, als sollte sein Wohnzimmer in fünf Minuten dem Erdboden gleich gemacht werden, dass der "Nachtclub" jetzt um 20 Uhr statt um 0 Uhr gesendet wird.
Die Kritik beim Thema Nachtclub dürfte sich eher darauf beziehen, dass nahezu die Hälfte der moderierten Sendezeit beim Abschieben auf NDR Blue verlorengegangen ist und die einzelnen Sendungen nur noch eine Stunde lang sind, nicht jedoch auf die (für mich grausige und meist nur durch DVB-Direktaufnahme erträgliche) einstige Sendezeit. Man kann immerhin die Sendungen weit zurück online nachhören, wenn auch wieder nur in 128 kBit/s MP3:
Sendung verpasst? Gar nicht schlimm! Hier gibt's die Nachtclub Sendungen zum Nachhören.
www.ndr.de
Ja, ich weiß, manchen ist das 20 Uhr nun wieder zu früh... entscheidend ist aber, dass wertvoller Inhalt verlorengegangen ist.
Haarspalterei, weil der Übergang fließend ist und Neues nicht dauerhaft entstehen kann, ohne Altes wegzulassen.
Auffällig ist aber, was weggelassen wird: meist relevanter Inhalt, Einzigartiges, Wertvolles. Ohne dass es entsprechenden Ersatz gäbe. Ich muss da z.B. an
und die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Internets Rundfunks. Ende des Jahres geht bei taktlos ja das Licht aus, nach 18 Jahren und über 180 Sendungen, alle mit Theo Geißler in der Moderation, der nie erkrankt oder unpässlich eine Sendung zu moderieren... Weiterlesen →
blogs.nmz.de
denken. Dabei wäre diese Reihe heute noch wichtiger als vor 5 Jahren.
Oder die "Weitwinkel"-Reportagen von Bayern 2.
Oder, um noch weiter zurück zu gehen, die Popkultur-Sendungen auf hr1. Welchem "Neuen" mussten die damals weichen? Genau wie hr XXL als Gesamtprogramm. Da wissen wir wenigstens, welchem "Neuen" es weichen musste - und da hätte ich gern drauf verzichtet, damals, als noch altersmäßig Zielgruppe.
Gegen "Neues" habe ich nichts einzuwenden, wenns denn auch einen Wert hat.
Oder ist es vielleicht ein psychischer Effekt: das Allerweltszeug kann man vielleicht auch weglassen, ohne dass es groß jemandem auffällt, während weggelassenes Wertvolles einfach schmerzlich auffällt?
Viele 'Funk'-Channels zum Beispiel?
Gut, nicht mehr meine Zielgruppe, aber als jemand, der sich durchaus mit Medien befasst (wenngleich wenig mit TV und viel mit Hörfunk), müsste ich ja eigentlich wissen, was da läuft. Ganz ehrlich: wenn mir nicht jemand vor 2 oder 3 Jahren in Berlin am Strand aufm Smartphone BBB gezeigt hätte, würde ich das wohl heute noch nicht kennen. Woher denn auch? Ich kenne doch auch nicht den Videostream eines Kunst-Studienganges einer US-amerikanischen Universität (den habe ich jetzt frei erfunden) oder den Videostream eines norwegischen Rentier-Jägers (den habe ich ebenfalls jetzt erfunden).
Im Ernst: warum läuft sowas nicht auch im linearen Fernsehen? Gerade die BBB-Filmchen sind da sogar teilweise zu haben - bei extra3. Muss man aber auch erstmal wissen, dass es davon mehr gibt und die einen eigenen Kanal haben.
Danke für den Hinweis. Kannte ich bislang nicht (!). Offenbar bin ich nicht so online-süchtig, wie mir von der "älteren Generation" gern vorgeworfen wird (so Sachen wie WLAN-Nutzungsverbot beim Besuch von Onkel und Tante kenne ich, ich wäre ja "zur Erholung" dort und da ruft man keine Emails ab und so).
Würde sowas statt irgendwelcher Semipromi-Interviews und Boulevard-News im linearen Fernsehen laufen, hätte es gewiss mehr gesellschaftliche "Einschlagskraft", selbst wenn es die eigentlich gewünschte Zielgruppe vielleicht gar nicht in deutlich größerer Zahl erreichen würde. Nur so mein Bauchgefühl. Im Netz versendet sich sowas doch zwischen Millionen anderer Angebote.
Auch davon habe ich bis jetzt noch nie gehört. Kein Scheiß, ist wirklich so.
Offenbar geht der Schrot, den die ARD online verschießt, an mir weitgehend vorbei.
Ja, das ist mir natürlich bekannt. Und da schätze ich tatsächlich, dass es online steht - und zwar als Transkription. Ich bin im "diagonal-drüberlesen" wesentlich schneller als im linearen Hören. Ich nutze das Update also im "schnellen Vorlauf".
Meine Mutter, knapp 83, zahlreiche sogenannte "Vorerkrankungen", medizinisch sehr interessiert und bis vor wenigen Wochen wie viele andere ihres Alters noch ungeimpft, wollte auch oft wissen, was Drosten sagt. NDR Info mit der Kurzfassung hätte sie im Wohnzimmer auf der Anlage (Kabelanschluss) empfangen können, das war ihr aber zu aufwendig (des dort-sitzen-bleiben-Müssens wegen). Sie hat das also wohl nie genutzt. An die volle Onlinefassung wäre sie gar nicht rangekommen - sie weiß nicht, wie ein Computer zu bedienen ist. Zuweilen war es dann so, dass ich ihr die Kernpunkte, nachdem ichs gelesen hatte, nannte. Im Sendegebiet des MDR wohnend war es für sie einfacher, den Kekulé auf MDR Aktuell zu hören - der kommt auch im kleinen tragbaren Quäke-Radio, das sie zwischen Schlafzimmer und Bügelkeller herumtragen kann.
Sehr schräg ist, wenn dir dann deine Mutter erzählt, was Drosten gesagt hat - nachdem sie davon Tage später 5 Zeilen in einem Corona-Artikel der regionalen Tageszeitung zitiert fand. Mediennutzung im Jahre 2020/21 kann auch so aussehen. Aber die "Visite"-Sendung im NDR-TV, die verpasst sie eigentlich nie. Da setzt sie sich eine Stunde am Dienstag abend vor den Fernseher. Es geht also, wenns zur passenden Zeit im passenden Kanal läuft. Und schon der Unterschied zu "36 Jahre jünger": wenn Mutter mich informiert, dass "jetzt in der Visite-Sendung" was läuft, das sie für mich relevant hält, und mich bittet, mir die Sendung doch anzuschauen, mache ich das natürlich nicht. Ich setze mich doch nicht eine Stunde vor einen Livestream (einen echten TV als Gerät besitze ich gar nicht). Ich gehe dann am nächsten Tag in die Mediathek oder auf die Sendungshomepage und hole genau diesen Beitrag. Und nur diesen. Ohne die Information einer lineares-TV-Nutzerin hätte ich den dann also nie gefunden.
Irgendwas muss das lineare TV wirklich noch den unendlichen Weiten des Internets voraus haben. Wie lange noch?