"ARD-Zukunftsdialog"

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Es geht doch darum, Infos, Wortunterhaltung, Kultur, Musik in seiner Breite abzubilden.
Tja... wenn das der gemeinsame Wunsch der Bevölkerung in diesem Land wäre, hätten wir wohl viele Probleme weniger - auch außerhalb des Rundfunk-Universums.

Es geht doch schon damit los, dass eine zumindest lautstarke Bevölkerungsgruppe nicht "belehrt" werden will. Also: sie will z.B. nicht wissen, was die Menschheit auf und mit diesem Planeten anrichtet. Andere schaffen es mit ihrer Abneigung gegen bestimmte Berichterstattung sogar, die Beitragsanpassung zu blockieren (das war ja eines der Themen, neben dem trotzigen "ich will aber auch ein ganz wichtiges ARD-Gremium in meinem Heimatdorf haben"). "Popdudel und möglichst wenig Wort" wirkt mir manchmal wie das Angst-Konzept der ARD-Hörfunkentscheider, um möglichst nicht zu "polarisieren". Damit machen sie dann auf den Popwellen übel langweiliges Programm.
 
Des Pudels Kern:
Dieser "ARD-Zukunftsdialog" ist eine PR-Aktion. Die ÖR geraten in eine Rechtfertigungs-Ecke, müssen ihr Gebühren- bzw. Haushalts-Abgaben-Privileg rechtfertigen: "Wer sich rechtfertigt, klagt sich an!" ...
ICH nehme das so wahr: Die ÖR haben durchaus 'bessere' Angebote im Vergleich zur privaten Konkurrenz. Allerdings habe ich 'Bauchschmerzen', wie mir da so quasi grenzenlos 'Zwangs-Abgaben' vom Konto abgebucht werden. Die Kontrolle via KEF und Rundfunkräte sind eine Farce.
 
lg74

Das "Angst-Konzept" der ARD besteht ein wenig darin, aus Angst vor dem Tod Selbstmord zu begehen. Diese extreme Selbstkommerzialisierung wird die ARD am Ende umbringen.

"Lautstarken Bevölkerungsgruppen" muss die ARD mit Gelassenheit begegnen.

Das Problem ist: Die ARD hat sich seit Jahren ihr eigenes Grab selber geschaufelt. Mit blinder Zerstörungswut hat sie ihre Magazinwellen immer mehr entkernt. Jetzt ist der Schaden erfolgreich und für jeden hörbar herbeigeführt und kann nicht von heute auf morgen beseitigt werden.

Warum hat die ARD sich nicht an ihren europäischen Pendants orientiert, die diesen Weg der Selbstzerstörung nicht gegangen sind?
 
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ARD und ZDF dürfen soweit mir bekannt nichtmal im Bereich Technik Synergieeffekte nutzen. Kartellrecht und so. Kannste dir nicht ausdenken, auf der anderen Seite sollen sie fusionieren nach manchen Vorstellungen aus dem Öffi-Spielplatz-Sandkasten und nach den Wünschen mancher Politiker.
 
Als Kai Gniffke die sinnvolle Kooperation im Verwaltungsbereich zwischen SR und SWR vorschlug, ist ihm kein einziger Intendantenkollege beigesprungen. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Das fand ich bezeichnend.
 
ARD und ZDF dürfen soweit mir bekannt nichtmal im Bereich Technik Synergieeffekte nutzen. Kartellrecht und so.
Kartellrechtsverstoß ist schon, wenn sie aufgrund der einheitlichen Vorgabe der KEF, die Kabeleinspeisegebühren zu kündigen, die auch gemeinschaftlich tun.

Gottschalk hat ein Vorschlag :wow:

aus der beliebten Kategorie "Wir bündeln alles in einer einzigen Organisation, und die macht dann alles genau so, wie ich es für richtig halte."
 
Gottschalk hat ein Vorschlag :wow:

Die Argumentation von ihm ist lustig... Zwischen ARD und ZDF zu unterscheiden traut er einem Jugendlichen also nicht mehr zu.

Da fragt man sich doch, wie jener 14jährige dann mit mehr als einem Streaminganbieter zurecht kommen soll, gemäß dem Gottschalk'schen Theorem dürfte es dann ja auch nur noch einen einzigen Streaminganbieter geben. Und RTLSAT1PRO7RTLIIKABEL1 müßte ebenfalls zu einem einzigen Sender fusioniert werden, um die jugendliche Zielgruppe nicht zu überfordern o_O
 
Organisatorische Reformen mögen angezeigt sein, sind aber nicht das Hauptproblem von ARD und ZDF. Die inhaltlichen Defizite wiegen viel schwerer.

Ein Beispiel vom vergangenen Montag: Das Tages- und Abendprogramm von "Das Erste" bestand fast ausschließlich aus Telenovelas (100min), Dokusoaps (100min), Gameshows (125min), Boulevardmagazinen (95min), einer Tierdoku (45min), einem Krimi (55min) sowie einer überflüssigen (x-ten) Corona-Talkshow ohne Erkenntnisgewinn (75min) und ein bisschen Befindlichkeits-TV "Frauen unter Druck, wie Frauen im 21-Jahrhundert leben" (45min).

Erst um 23:35 Uhr folgte was Substanzielles und Wichtiges: "Rastatter Prozesse", ein Dokumentarfilm über erstmalig Wissenschaftlern, den Medien und damit auch der Öffentlichkeit zugängliche Akten zu während der Nazi-Herrschaft begangenen Verbrechen in Konzentrationslagern innerhalb der späteren Französischen Besatzungszone.

Den inhaltlich äußerst relevanten, spannenden, komplexen, aber sehr verständlichen Dokumentarfilm "System Error - Wie endet der Kapitalismus" hat das ZDF gleich ins Nachprogramm von 3sat verschoben.

Der Pöbel wird mit seichtem Mist zugeschissen. Alles, was ans Eingemachte geht und die Masse in Aufruhr versetzen könnte, im Programm versteckt.
 
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Steile These:
Organisatorische Reformen mögen angezeigt sein, sind aber nicht das Hauptproblem von ARD und ZDF. Die inhaltlichen Defizite wiegen viel schwerer.

Der Pöbel wird mit seichtem Mist zugeschissen. Alles, was ans Eingemachte geht und die Masse in Aufruhr versetzen könnte, im Programm versteckt.
Dazu passen auch die PR-Aktionen, die mir im N3-Fernsehen auffielen: Per Skype, Teams, oder sowas geben echte(?) Zuschauer Feedback zu Sendungen wie "Panorama3" oder "Markt". Dort tut z. B. der Moderator Jo Hiller so, als sei das ein ganz persönliches Online-Gepräch mit einem Zuschauer. Irritierend, wie da das Programm belobhudelt wird. Das provoziert Zweifel an der Authentizät. - Und im Abspann der Spots: Der ARD-Werbetrailer "ARD ... wir sind deins!" - ARD macht täglich Programm für 80 Mio begeisterte Zusachauer und Hörer. - Ist das nicht alles Fake???
Ich bin gespannt, wie ARD ihren 'Zukunftsdialog' auswertet, und welche Ergebnisse präsentiert werden.
 
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Oh-oh-eyoohh-o.

Der Pöbel wird mit seichtem Mist zugeschissen. Alles, was ans Eingemachte geht und die Masse in Aufruhr versetzen könnte, im Programm versteckt.
Der MDR war da gestern mutiger: da kam der relevante Inhalt um 20:45 Uhr. Gerade im MDR-Sendegebiet dürften solche Berichte bei durchaus relevant vielen Menschen für Zorn sorgen - nicht wegen der Tatsachen, sondern wegen der Benennung selbiger:

 
Die Argumentation von ihm ist lustig... Zwischen ARD und ZDF zu unterscheiden traut er einem Jugendlichen also nicht mehr zu.
Ich finde es vielleicht nicht lustig, aber doch zumindest komisch, daß er selbst bei der Darlegung irgendwie davon auszugehen scheint, daß er selbst als Teil der ÖR irgendwie mal für Information und Kultur stand ... Der muß gute Sachen zum Frühstück kriegen, die hätt' ich auch gern mal ... 🌈

Der Pöbel wird mit seichtem Mist zugeschissen. Alles, was ans Eingemachte geht und die Masse in Aufruhr versetzen könnte, im Programm versteckt.
Ist doch nicht erst seit gestern so, daß einige Themenbereiche eher ins Spätprogramm verbannt werden. Anscheinend ist man seit Jahr und Tag der Meinung, die Leute, die anspruchsvolle Filme, klassische Musik, angeregte Diskussionsrunden mit intellektuell halbwegs wachen Gästen oder eine komplexe Dokumentation zu schätzen wissen, verfügten über denselben Biorhythmus wie die Fans von blutrünstigen Slasher-Streifen, barbusigen Damen (oder wenigstens Frauen) oder der einsitgen Tafel zum Sendeschluß. Wahrscheinlich konnte man von diesen immerhin erwarten, daß sie imstande waren, einen Videorekorder zu programmieren.
Aber wenn ich mal so 40 Jahre zurückblicke, sehe ich da niveautechnisch vergleichsweise wenig, das sich wenigstens im Sendeaufbau verändert hätte. Gut, Damals™ gab's vielleicht noch einige Sprachkurse, ggfs. einiges an Kinderprogramm für diejenigen, die die Schule an dem Tag erfolgreich hinter sich gebracht hatten, und noch was Vereinzeltes aus Wissenschaft und Technik, damit man sich sicher sein konnte, daß man auf der richtigen Seite des Fortschritts lebte, aber sonst ... okay, inhaltlich mag's weitere, deutlichere Unterschiede geben; ist nur mittlerweile die Frage, inwieweit die Sender dafür überhaupt noch direkt verantwortlich sind ...

Gruß
Skywise
 
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Organisatorische Reformen mögen angezeigt sein, sind aber nicht das Hauptproblem von ARD und ZDF. Die inhaltlichen Defizite wiegen viel schwerer.

[...]

Der Pöbel wird mit seichtem Mist zugeschissen. Alles, was ans Eingemachte geht und die Masse in Aufruhr versetzen könnte, im Programm versteckt.
Da bin ich absolut bei Dir, und das wäre auch DER Hebel, an dem man ansetzen müßte:

Der ÖR müßte sämtliche Spartenkanäle (Hörfunk wie TV) einstellen und stattdessen all die jetzt ausgelagerten hochwertigen Inhalte wieder in ihre (wenigen!) Hauptprogramme integrieren.

Im Idealfall hätte man dann folgende Struktur:

TV:

- ARD: Informations- und Kulturprogramm
- ZDF: Unterhaltung und Sport
- Dritte: Regionale Inhalte und Spielwiese für experimentelle Programme

Radio:

- 1. Programm: Regionale Inhalte (Sprache und Musik) und aktuelle Informationen
- 2. Programm: Kultur, Hörspiel, Klassik, Jazz, Kinderfunk
- 3. Programm: Chart-lastige Unterhaltung, sowie Jugendprogramm

That's it.
 
Deine Radiostruktur erinnert mich an die aktuelle Aufteilung der drei landesweit empfangbaren Hörfunkprogramme der italienischen RAI.
 
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Radio:

- 1. Programm: Regionale Inhalte (Sprache und Musik) und aktuelle Informationen
- 2. Programm: Kultur, Hörspiel, Klassik, Jazz, Kinderfunk
- 3. Programm: Chart-lastige Unterhaltung, sowie Jugendprogramm

Wo läuft dann z.B. Popkultur? Auf der Kulturwelle? Also da, wo dann die Klassik-Freunde wütend sind, dass keine Klassik läuft? Auf der Jugendwelle? Was sich mit "Chart-lastiger Unterhaltung" so dermaßen beißen würde, dass man zwischen allen Stühlen säße?

Sollte das "Jugendprogramm" dann ein massentaugliches Jugendprogramm sein oder ein "Szeneprogramm"? Oder mit Teilung tagsüber / abends? Solange es - und sei er auch nicht finanziell begründet - "Quotenzwang" gibt, wäre das auch weitgehend unmöglich, denn die, die abends verstört wegschalten, sind am nächsten Morgen auf der privaten Morgenshow. Falls Jugendliche überhaupt (wieder) Radio hören sollten...

Ich befürchte, so einfach wäre das alles nicht. Falls man die "Massenbespaßung" den Privaten komplett überlassen würde, könnte man freilich etwas mutiger zur Sache gehen. Aber dann ist wieder die "Beitragspflicht für alle" ein Thema, das automatisch hochkäme.

Was ich mir in den vergangenen Jahren mehrfach gewünscht habe: Kooperation zwischen den Anstalten im Sinne von "ihr könnt dieses gut, wir haben dafür keine guten Leute, wir können jenes gut - lasst und beide beides finanzieren und in beiden Sendegebieten ausstrahlen". So hätte ich mir z.B. die Nachtclub-Redaktion des NDR auch gut in den Sendegebieten des hr und des MDR auf der Antenne vorstellen können (natürlich nur, wenn da eben keine quoten- oder angstbedingten Formatzwänge bestehen würden) - stattdessen wurde der Umfang des von dieser Redaktion bestrittenen Programms nun derbe zusammengestrichen und auf NDR Blue abgeschoben. Auch hätte ich mir ein "taktlos"-Magazin als in Bayern, Mitteldeutschland und vielleicht Südwestdeutschland herumwandernd und -sendend gewünscht, mal aus diesem, mal aus jenem Funkhaus, von allen Anstalten gemeinsam finanziert und auch gemeinsam ausgestrahlt. Die Themen von "taktlos" sind ja auch jenseits der Bayerischen Landesgrenze akut - immer noch. Die Sendung gibt es aber nicht mehr.
 
Schauen wir wieder nach Italien: RAI Uno (Information/Wort) und RAI Due (Popularmusik/Unterhaltung Wort) sind mit den kommerziellen Konkurrenten wie RTL 102.5 und RDS die reichweitenstärksten Programme. Die RAI ist dabei im Vergleich zu ARD und ZDF sehr "sparsam", verfügt über Einnahmen von 2,58 Mrd. € pro Jahr.

Hier die Programme der beiden RAI-Champions im Detail:
https://www.raiplayradio.it/radio1/palinsesto
 
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Wo läuft dann z.B. Popkultur? Auf der Kulturwelle? Also da, wo dann die Klassik-Freunde wütend sind, dass keine Klassik läuft? Auf der Jugendwelle? Was sich mit "Chart-lastiger Unterhaltung" so dermaßen beißen würde, dass man zwischen allen Stühlen säße?
Popkultur a la Zündfunk würde ich auf der Kulturwelle belassen. Das sind Inhalte mit Einschaltimpuls, also solche, die man gezielt stundenweise einschaltet. Analog zur Klassik, die ich keinesfalls 24/7 senden und damit auf ein Dudelprogramm der "größten Hits von Mozart bis Beethoven" reduzieren würde.

Sollte das "Jugendprogramm" dann ein massentaugliches Jugendprogramm sein oder ein "Szeneprogramm"? Oder mit Teilung tagsüber / abends?
Natürlich mit Teilung. Von 8 bis 13 Uhr wäre es sinnfrei, Inhalte zu senden, die U20 interessieren, und auch abends würde ich eher in die Richtung gehen, die Du mit "Szeneprogramm" bezeichnet hast.

Solange es - und sei er auch nicht finanziell begründet - "Quotenzwang" gibt, wäre das auch weitgehend unmöglich, denn die, die abends verstört wegschalten, sind am nächsten Morgen auf der privaten Morgenshow. Falls Jugendliche überhaupt (wieder) Radio hören sollten...
Wer Radio nur als Hintergrundberieselung braucht, der ist bei den Privaten genau richtig aufgehoben.

Die öffentlich-rechtlichen Programme sollen dagegen raus aus dem Niveau-Tal und höherwertigere Inhalte bringen, auch wenn das Risiko besteht, dass die Quoten sinken. Aber besser niedrigere Quoten, als überflüssige Programme.
Ich befürchte, so einfach wäre das alles nicht. Falls man die "Massenbespaßung" den Privaten komplett überlassen würde, könnte man freilich etwas mutiger zur Sache gehen. Aber dann ist wieder die "Beitragspflicht für alle" ein Thema, das automatisch hochkäme.
Es ist ja nicht so, dass auf sämtlichen Kanälen nur arte-Niveau und höher angeboten wird. Deswegen sollen ja auch "normale" Unterhaltungsprogramme gesendet werden, nur eben nicht mehr 24/7 auf den Hauptprogrammen. Und was den Rundfunkbeitrag betrifft - hochwertige Inhalte schließen ja niemanden aus, im Gegenteil, hier werden ja wieder Lücken geschlossen, die seit 20 Jahren offen sind.
 
Die ARD sollte einfach mal etwas lockerer werden. Ich sag nur: "Guten Abend meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Tagesschau." Hier wird durch Steifigkeit Seriosität vermittelt. Dabei sollte man sich wirklich fragen, wie seriös und vor allem "neutral" die Hauptnachrichten der ARD (Das Erste) tatsächlich sind.
 
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Passend zum Thema:
Das gab ja schon eine Welle, als Fr. Strobl auf den Super-Job "ARD-Programmchefin" gehieft wurde. - Wie viel Vitamin B gab da Pappi Schäuble??? - Bei ARD-Personalien kommen einem spontan die Gedanken zu Amigo-Pöstchen-Schachereien.
Nun gab Fr. Strobl dem RND ein Interview. Mein spontaner Eindruck: "Da hat aber jemand Kreide gefressen!" - Ich bin gespannt, was Fr. Strobl in ihrem Job wuppen wird: Frühstücksdirektorin, oder eine Frau, die ihr Gehalt nicht nur bekommt, sondern wirklich verdient!
 
Aus dem Interview:

"Entscheidend ist, dass wir am Ende Angebote für alle haben. Wir brauchen ein diverseres und vielfältigeres Programm, in dem sich wirklich jede und jeder im Land wiederfinden kann – natürlich mit hoher Relevanz und Qualität."

"Für alle"? Das dürfte sehr schwierig werden aufgrund der radikalen Ablehnung, die zumindest in Ostdeutschland ca. 25% der Menschen elementarsten und international anerkannten Grundregeln guten Zusammenlebens entgegenbringen. Und auch angesichts der ebenso radikalen Ablehnung naturgesetzlicher Realitäten, die dann, wenn sie im Programm benannt werden, als "Belehrung" und eben als "Staatsfunk" bezeichnet werden.

Oder will man jetzt auch Programm für Faschisten, Rassisten, Reichsbürger und Leugner der anthropogenen Erderhitzung machen? Ich hoffe doch nicht. Und mit-dem-Programm-"Abholen" solcher Menschen dürfte illusorisch sein.


"Wohin es führt, wenn öffentlich-rechtlicher Rundfunk nur noch in der Nische stattfindet, lässt sich anschaulich in den USA beobachten. Dort bestimmen finanzkräftige Konzerne die gesellschaftliche Debatte."

Wenn ich in meiner Heimatregion schaue, wer die "gesellschaftliche Debatte" führt, sehe ich vor allem weder von öffentlich-rechtlichen Anstalten noch von mit deutschen Landesmedienanstalten lizensierte Programmveranstalter, sondern Internet-Kanäle und -Gruppen. Daher beziehen die Leute das tägliche Futter für den Hass, der das Land vergiftet.


"Wir haben als öffentlich-rechtliche Sender eine Wächterfunktion, wir sind ein Pfeiler eines demokratischen Zusammenlebens, deshalb müssen wir für die Bürgerinnen und Bürger relevant sein."

Ich nehme, wenn ich "Heimatkontakt" habe, eine radikale Ablehung dieses "demokratischen Zusammenlebens" wahr - bei ausreichend vielen Menschen, um die Zivilgesellschaft zersetzen zu können. Ist das in der ARD immer noch nicht "ganz oben" angekommen oder wagt man nur nicht, es zuzugeben?


"Es wäre ein Fehler, die Unterhaltung den Privaten zu überlassen."

:thumbsup:


"Ich glaube auch, dass Zugezogene uns überhaupt nicht auf dem Schirm haben, weil wir nicht die Vielfalt und Diversität widerspiegeln, die wir brauchen."

Oh, ich sehe schon den Schaum vom Mund bei den Volksgenossen: jetzt auch noch Programm für die, die man am liebsten...?


"Es gibt im Moment diese von verschiedenen Strömungen und Stimmungen geprägten Gruppen, die das Gefühl haben, „die da oben“ machten gemeinsame Sache – nicht nur ARD und ZDF, sondern „die Medien“ insgesamt, der Staat, die Politik."

Man kann das auch klar benennen: das sind die, die die Zivilgesellschaft zur Hölle fahren sehen wollen und die dazu auch bereit sind, auf ihr eigenes Wohlbefinden künftig zu verzichten, wenn sie nur irgend jemand anderen damit schädigen können.


"Wir müssen aufpassen, dass uns nicht ganze Bevölkerungsgruppen verloren gehen."

Die sind bereits verloren gegangen. Da steht die ARD nicht alleine da. Mir ist im Laufe der vergangenen Jahre auch die eine Hälfte der Herkunftsfamilie wegen nicht als solchem wahrgenommenen (da als normal empfundenem) Rassismus und Rechtsextremismus abhanden gekommen, die andere Hälfte zu einem Drittel wegen offiziell diagnostizierter Psychose mit inzwischen offenbar Naturgesetz-leugnender und rechtsextremer Symptomatik und zu einem weiteren Drittel wegen Aluhut, Chemtrails, Impfgegnerschaft und Putin-Fanboy-Getue. Anderen sind die Ehen zerbrochen wegen Abwanderung ins Querdenker-Lager. In den USA füllen QAnon-Familientragödien die entsprechenden Foren. Die Risse gehen überall durch, im Kleinen, im Großen.

Offenbar ist der Wunsch nach einer Art "gemeinsamen Dach", unter dem letztlich alle Menschen Unterschlupf suchen, inzwischen wirklich nur noch Wunsch oder Illusion, aber nicht mehr realisierbar. Es gibt diese gemeinsame Geschichte, die innerhalb der Bevölkerung zusammenhält, nicht mehr. Dafür schillern und blühen die Psychosen gar wunderbar. Das "gemeinsame Dach" wäre eigentlich die Realität und wären die Naturgesetze - aber davon sind wir zu weit entfremdet, so dass Parallelwelten entstehen konnten, in denen scheinbar auch andere Realitäten gelten. Scheinbar nur, aber doch leider sehr wirkungsvoll.

Ich habe inzwischen gelernt, das Trennende zu akzeptieren und da auch keine Energie mehr zu investieren, um irgendeine Art von "Verbindung" wiederherzustellen. Solange es hinsichtlich seiner maximalen Konsequenzen höchstens "lästig" für einen selbst und "lächerlich" für den anderen bleibt ("Flacherdler"), lasse ichs durchgehen. Wenn es gefährlich wird (Impfgegner, Pandemie-Leugner, Verbreiter von Lügen, die der Zersetzung der Zivilgesellschaft dienen), gibt es von mir Rückzug (nennt man glaube ich heute "Entfreundung") und wenn nötig wird auch entsprechendes Kontra bzw. Bekämpfung als Antwort.

"Ich könnte jetzt ketzerisch fragen: Ist es unsere Aufgabe, sympathisch zu sein oder zu werden? Es ist unsere Aufgabe, relevant zu sein."

:thumbsup:

Eben genau das: "Sympathie" ist etwas, das von der Innenwelt desjenigen abhängt, der sie empfindet. Sie sagt damit nichts über den realen Wert dessen aus, was als sympathisch empfunden wird oder eben auch nicht. Und es gibt durchaus Inhalte, die ich widerwärtig finde, aber die, die diese Inhalte ins TV oder ins Radio bringen, als überaus mutig und sympathisch (im Sinne von "mit denen könnte ich wahrscheinlich im täglichen Leben gut auskommen"), weil diese Inhalte leider wichtig sind. Die Frau 3 Häuser weiter und die Frau im Haus gegenüber an meinem Heimatort wird solche "widerlichen Machwerke", solchen "Staatsfunk" hingegen hassen - und die, die für ihn arbeiten, gleich mit dazu. Ein Beispiel.


"Ich zweifele aber daran, dass die kritischen Kommentierungen, die wir in den sozialen Netzwerken lesen oder per Mail und Brief erhalten, wirklich die Mehrheit repräsentieren."

Damit dürfte Frau Strobl Recht haben. Hoffe ich zumindest.

Wenn ich in mein Umfeld schaue: von denen, die mir aus lange vergangener gemeinsamer Zeit als nahestehend geblieben sind, gibt es zwar Kritik an den Öffis (wegen Kulturabbau, wegen zu vieler als banal empfundener Inhalte etc.), andere Angebote werden hingegen genutzt und auch wertgeschätzt, aber es erfolgt keine aktive "Parteinahme" für die Öffis, es gibt also keine Leserbriefe in den Tageszeitungen, die der dort zumindest in meiner Heimatregion gern vorgetragenen Ablehnung und Diffamierung der Öffis widersprechen - und in sozialen Medien wird sowieso kein Kontra gegeben - da ist niemand von "meinen Leuten". Die sind mit Beruf und Familie gut abgesättigt, ein aktives Auftreten in der Öffentlichkeit findet da nicht statt (bis auf bei einem, der sich als promovierter Physiker bei Castor-Transporten von der Polizei hat wegtragen lassen).

Soweit mir bekannt bin ich der einzige (!) aus meinem einstigen schulischen / universitären Umfeld, der überhaupt online aktiv ist - und das auch nur in Foren. Und ich habe schon weder Twitter noch Facebook. Ich wüsste auch nicht, wie ich das weitere Eintauchen in diese gesellschaftlichen Niederungen ohne therapeutische Begleitung überstehen sollte. Mir reicht schon die BILD-Schlagzeile einmal pro Woche im Kassenbereich des Supermarktes, um den Rest des Tages Angst vor der Zukunft zu haben.


"Aber wir dürfen unser lineares Programm nicht einfach in die Mediathek stellen und dann denken, damit sei die Sache erledigt."

Ich erinnere mich da an eine Aussage eines in einer kleinen ARD-Anstalt ziemlich im Zentrum Deutschlands, wonach dort die Formate vorrangig für Online produziert werden und im noch existierenden linearen Programm nur noch Lückenfüller zwischen den wenigen Live-Events sind. Das wäre dann also heute schon genau anders herum.
 
Ich erinnere mich da an eine Aussage eines in einer kleinen ARD-Anstalt ziemlich im Zentrum Deutschlands, wonach dort die Formate vorrangig für Online produziert werden und im noch existierenden linearen Programm nur noch Lückenfüller zwischen den wenigen Live-Events sind. Das wäre dann also heute schon genau anders herum.
Vermutlich meinen wir dieselbe Anstalt.

Die glaubt, mit ihrer Flaggschiff-Sendung alles auf eine Karte setzen zu müssen und jetzt nicht mal Geld hat, um die Spätausgabe mit einem Moderator/einer Moderatorin zu bestücken. Stattdessen redet man sich heraus, daß die Sendung halt YouTube-gerecht ist.

Alles, was nur gehen kann, wird auf "digital" eingeschworen. Dabei will die meisten Sendungen auch digital niemand hören oder schauen. Daß es eher um massentaugliche Inhalte gehen sollte als um Ausspielwege, scheint sich noch nicht rumgesprochen zu haben.

Der ÖR-Rundfunk ist nicht zukunftsfähig, weil er sich fortlaufend verzettelt. Spartenprogramme? Gehören sofort abgeschafft. Von mir aus können auch die dritten Programme ihre Sendungen gerne um Mitternacht einstellen. Mag sein, daß eine automatische Sendeabwicklung so gut wie nichts kostet, aber jeder gesparte Euro ist hilfreich.
 
Vereinigtes Königreich: BBC
Österreich: ORF
Schweiz: SRG
Italien: RAI

Deutschland: ARD, ZDF und Deutschlandradio
Warum drei? Warum bitte reicht nicht eine Senderfamilie?
 
Weil die Politiker der Fünfziger ein zweites Fernsehprogramm wollten, was regierungstreuer ist und eine Radio, was nicht unter der Regie der einzelnen Bundesländer steht.
 
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