"ARD-Zukunftsdialog"

Heute muss die ARD in "SPIEGEL Online" ordentlich Prügel einstecken. Spiegel erkennt den größten Umbau der ARD seit Bestehen und gibt unter dem Titel

"Das wird ein heißer Herbst für die ARD"

einen Überblick über die Widersprüche ihrer Kritiker.

Ich habe mal Wesentliches zusammengefasst:

"Die ARD erteilt einem regelmäßigen Klima-Update die endgültige Abfuhr – und die eigenen Mitarbeiter haben Angst vor »Todeszonen« im Programm.
Vor über einem Jahr hatte die »Initiative Klima vor acht« die ARD in einer Onlinepetition aufgefordert, vor der »Tagesschau« eine regelmäßige Sendung im Stile des Formats »Börse vor acht« zur Klimakrise zu senden.
Expertise, Unterstützung und gute Ratschläge bekommt die ARD momentan von allen Seiten angeboten. Genauer gesagt: Die Anstalt steht unter Beschuss wie selten zuvor. Petitionen und offene Briefe erreichen die Programmdirektion in München zum Teil im Stundentakt. Sie stammen von zuarbeitenden Interessenverbänden, aber auch immer mehr aus dem eigenen Haus.
Erst am Montag wandte sich eine Gruppe aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Umfeld von ARD-Politmagazinen wie »Panorama« und »Monitor« an die Programmverantwortlichen um ARD-Frontfrau Strobl, um gegen den geplanten mediathekenkompatiblen Umbau der Formate Einspruch zu erheben. Wenig später schickten Korrespondenten und Ex-Korrespondenten des Hauses einen Appell an die gleiche Adresse, die angedachte Verschiebung des »Weltspiegel« vom frühen Sonntagabend in die Montagnacht zurückzunehmen.
Zu den Unterzeichnern des Papiers, das dem SPIEGEL vorliegt, gehören öffentlich-rechtliche Galionsfiguren wie Sonia Seymour-Mikich, Claus Kleber oder Thomas Roth. Sie sehen das Traditionsformat in die »Todeszone« des ARD-Programms abgeschoben.
Dass der Protest sich häuft und der Einspruch immer drastischer vorgetragen wird, hängt damit zusammen, dass die ARD vor dem wohl größten Umbau seit Bestehen steht.
Die jetzt angeschobenen Strukturreformen greifen den Gedanken der Flexibilisierung schon auf, indem sie das Verhältnis von linear ausgestrahlten Inhalten und Mediathekenbefüllung neu justieren. Das führt zu den neuen Verteilungskämpfen und Strategiedebatten.
Warum macht die ARD da nicht ernst mit ihrer proklamierten Jagd aufs U-40-Publikum – und präsentiert ein kluges modernes Klimaformat direkt vor der »Tagesschau«?"

 
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Noch ein kurzes Beispiel, wie Relevantes in der "ARD-Todeszone" entsorgt wird.

In zwei Monaten ist Bundestagswahl. Auch vor diesem Hintergrund hätte die äußerst erhellende Doku "Die Story im Ersten: Geld.Macht.Politik" gestern nicht um 22:55, sondern um 20:15 Uhr gesendet werden müssen.

Anscheinend will man die durch zu viel Seichtes in der prime time sedierten Zuschauer nicht wecken oder gar erschrecken. Vielleicht ist die Entsorgung der Sendung jenseits der prime time auch eine Strategie der ARD, die in der Doku kritisierten Politiker nicht zu sehr zu reizen. Eine Gebührenerhöhung hat die €DU (in dem Fall Sachsen-Anhalts) ja bereits vorerst gestoppt.

 
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Das HR-Fernsehen schwächt die Magazinberichterstattung zugunsten von Dokumentationen, und die "hessenschau" am späten Abend ist inzwischen unmoderiert und reserviert Sendezeit für ein bis zu achtminütiges Schwerpunkthema, das bereits zwei Stunden früher im Netz ausgestrahlt wird.

Alle Eigenproduktionen sollen erst in der Mediathek und erst danach linear ausgestrahlt werden.

 
Der HR schafft sich selber ab. Im Radio nur noch belangloses Geklimper und im TV nur noch Lückenfüller. Hauptsache man kann ständig irgendwelche dümmlichen Verkehrszeichen einblenden.
Wenn man keine Inhalte hat, dann bitte wieder die HR-Katzen in Dauerschleife senden!
 
Das Problem von HR und anderen Öffis, die jetzt alle Kanonen auf ihre Online-Performance richten: Das können andere besser!

Das aber, was HR und die übrigen Öffis eigentlich könnten, wenn sie nur wollten, nämlich gescheite lineare Radio- und Fernsehprogramme anzubieten, das vernachlässigen sie sträflich wie eine lästige Pflichtaufgabe, auf die sie keine Lust mehr haben.
 
Das können andere besser!
Ja, Sky z.B. Wenn ich an die Serie "Der Pass" (deutsch-österreichische Adaption von "Bro(e)n") denke !
Das war top produziert. Sowas bekommt FUNK / ZDF Neo in Jahrzehnten nicht hin.

Nur leider denken die betriebsblinden Herrschaften beim ZDF und in den ARD-Länderanstalten, dass sie ganz nah am Puls der Zeit sind und vor allem die jungen Leute auf Gottschalk, Wilsberg, Tatort etc. stehen.

Deshalb kann man sich auch solche Schwachsinnsaktionen wie den oberpeinlichen ARD-Gegenwartsmonolog sparen. Es wird sich solange nicht etwas ändern, bis die ARD aufgelöst wird.
Dann fängt das große Gejammere und Geschrei an: "Ach, hätten wir doch...wir durften ja nicht..."
 
Das lineare TV taucht beim hr eigentlich gar nicht mehr im Weltbild auf. Das ist lästiges Beiwerk. Soweit mir bekannt, zieht die Sendeabwicklung dafür sogar zum SWR um.

Langsam wird es echt ärgerlich!
Die ARD wird ständig aufgefordert zu sparen und dann macht sie mal einen entsprechenden Schritt (indem sie Sendeabwicklungen bündelt), dann ist es auch wieder nicht richtig?
 
Ich habe den Umzug nicht bewertet, ich habe ihn nur als Zusatzinfo gegeben. Dass der hr kaum noch Interesse am linearen TV zeigt, kann man aber tatsächlich kritisieren, oder?

Wenn ich mir Sparmaßnahmen der ARD anschaue, habe ich aber oft das Gefühl, es geht ums Schädigen der Substanz und nicht ums Sparen.

Wer 3 breite und 1½ schmale Astra-TP mit SDTV weiterbetreibt, aber den DVB-Hörfunk dafür durch Inkompatibilität ruiniert, spart an der falschen Stelle.

Wer jedes Jahr über 30 "Tatorte" produziert und dafür 14 Cent monatlich aus dem Rundfunkbeitrag eines jeden Haushalts entnimmt, aber z.B. mir als nicht-Krimi-Gucker (nichtmal TV-Besitzer) im Laufe der vergangenen 30 Jahre fast komplett die Autorensendungen der Popkultur weggenommen hat (vorläufig letzter Akt: die Halbierung des NDR-Nachtclubs und seine Abschiebung aufs Automatenradio NDR Blue) und anderen Menschen die Literatursendung, die Sendung mit speziellen Richtungen in der Klassik, die Verdudelung der Kulturprogramme als "Begleitwellen" etc. spart aus meiner Sicht auch an der falschen Stelle. Er spart vor allem an kultureller Relevanz.
 
Diskutieren wir wieder ernsthaft Linear vs. Mediathek? Das hat auch schon fast ähnliche Ausmaße wie DAB Plus oder Minus...
 
Eigentlich sollte die Mediathek ja das Zusatzangebot zum linearen Programm sein und nicht umgekehrt. Und eigentlich sollte auch alles erst NACH einer gelaufenen Sendung dort abrufbar sein. So ist das ja auch gedacht.
 
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Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn eine Sendung "online-first" also um 18 Uhr in die Mediathek gestellt wird und dann in voller Länge um 19:30 im Regional-TV läuft. Was ich kritisiere, ist der zunehmende
"online-only"-Wahn! Es ist mittlerweile einfach nur noch lästig, dass dem Zuschauer immer häufiger nur noch Häppchen serviert werden und vor gefühlt vor oder nach jedem Beitrag in der Moderation darauf hingewiesen wird, dass man "den Beitrag in kompletter Länge online oder in unserer kostenlosen App" sehen kann. So ist das nämlich auch nichts anderes als Werbung. Wenn die App kostenpflichtig oder werbefinanziert wäre, würde ich das verstehen. So gibt es aber keine logische Erklärung dafür.

Was ist so schwer daran, Content, der einmal (für die Erstverwertung im Netz) produziert wurde und somit ohnehin für die nachfolgende Nutzung kostenneutral verfügbar ist, 1:1 in voller Länge im linearen TV zu senden? Stattdessen laufen Beiträge, wie der über den Nachbau einer Hansekogge, den ich mittlerweile dreimal (!) gesehen habe (1x Nordtour am Wochende, 2x heute bei "Land und Leute" und im "Nordmagazin") noch und nöcher, werden solange wiederholt, bis man die Texte mitsprechen kann.

Wirklich interessante Diskussionen und Interviews sieht man nur noch kastriert und finden in voller Länge nur noch online statt. Mir ist es aber zu blöd, während ich fern sehe, aus meinem Sessel aufzustehen und mich an den PC zu setzen, der sich üblicherweise nicht im selben Raum befindet. Und wenn ich schon das Smartphone zur Hand habe, kann ich darüber auch den Livestream in HD sehen, anstatt mich erst umständlich durch das Untermenü irgendwelcher Mediatheken klicken zu müssen, was unkomfortabel ist.

Die linearen Zuschauer, also meist das "konservative" Publikum, entrichtet den Rundfunkbeitrag in der selben Höhe, man enthält ihnen aber ganz bewusst bereits produzierte und bezahlte Inhalte vor! Das ist der Punkt, der mich ankotzt. Nicht, ob das ZDF seine Krimis zuerst bei Neo verheizt (mit dutzenden nervigen Einblendungen) und danach im Hauptprogramm (wieder mit dutzenden Einblendungen) oder andersrum. Können die ruhig machen, aber dann erwarte ich auch, dass Beiträge im TV ungekürzt und in voller Länge ausgestrahlt werden und man nicht nur eine abgespeckte "Light"-Version davon bekommt.

Die ARD forciert bewusst eine Zweiklassengesellschaft aus linearem Publikum und Second Screen Usern. Dann sollen sie auch die Rundfunkgebühren für die klassischen TV-Zuschauer auf einen "ermäßigten Beitrag" reduzieren, wenn diese Menschen nur noch die Hälfte des Programms zu sehen bekommen. Mit welchem Recht will man den linearen Nutzern die selbe Anzahl an Sendeminuten vorenthalten? An den Rechten kann es nicht liegen, da man europaweit unverschlüsselt auf Astra und weltweit im Netz sendet und generell nur nachsynchronisierte Fassungen, also keine Lizenzware mit Originalton verbreitet. Das Material steht ja ohnein zur Verfügung.

Ich verstehe nicht, dass man zusätzliche Hürden aufbaut, was zu Ungerechtigkeiten und Ungleichbehandlung der Zielgruppen führt. Das gleiche mit den Apps. Um z.B. in Norddeutschland auf dem Laufenden zu bleiben, müsste ich mir die Apps für NDR MV, NDR SH, NDR HH, NDR NDS, NDR Kultur, NDR Info und NDR 2 herunterladen. In Bayern die von BR24, Bayern 1, Bayern 3, Bayern 2, BR-Klassik, Puls und BR Heimat.
Stattdessen kann ich aber auch einfach ndr.de oder br-online.de im Browser eintippen, was soviel einfacher ist.
Noch besser ist natürlich der Videotext, hier erfahre ich alles Wichtige und Aktuelle aus erster Hand.
 
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Die ARD forciert bewusst eine Zweiklassengesellschaft aus linearem Publikum und Second Screen Usern. Dann sollen sie auch die Rundfunkgebühren für die klassischen TV-Zuschauer auf einen "ermäßigten Beitrag" reduzieren, wenn diese Menschen nur noch die Hälfte des Programms zu sehen bekommen.
Das ist tatsächlich ein rechtlich relevanter Aspekt. Ist Online-Only erlaubt, oder müsste das alles auch linear und ungekürzt zu sehen und zu hören sein?
 
Wahrscheinlich ist "online-only" nur eine weitere Todeszone der Öffis, wohin Programm-flow störende substanzielle Inhalte entsorgt werden.
 
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Wenn man keine Inhalte hat, dann bitte wieder die HR-Katzen in Dauerschleife senden!
Dann wäre es ökonomisch sinnvoller, den Sender abzuschalten. Denn der HR selbst hat die Viecher längst bei YouTube hochgeladen, wo man übrigens auch eine Dauerschleife aktivieren kann (Rechtsklick im Video -> Wiederholen):


Wahrscheinlich ist "online-only" nur eine weitere Todeszone der Öffis, wohin Programm-flow störende substanzielle Inhalte entsorgt werden.
So sieht es aus.... Daher werden diese reinen Online-Inhalte höchstwahrscheinlich auch irgendwann demnächst wieder eingstellt.

Hier liegt ein grundsätzliches Medienkonsum-Problem vor: Als Ende der 90er das Internet neu war, gab es die Zukunftsvision, dass das Internet künftig die verkrusten Radio- und Fernsehsender, Filmstudios, Buchverlage etc. überflüssig machen wird. Diese Prognose hat sich jedoch nicht bewahrheitet: Wo jeder veröffentlichen kann, tut es auch jeder - mit der Folge, dass der Konsument von der nunmehr gigantischen Auswahl erschlagen wird, und der einzelne Kulturschaffende es mit seinen i.d.R. begrenzten Werbebudgets nicht schafft, ausreichend Aufmerksamkeit und Reichweite zu generieren. Die irrsinnig große Auswahl führt naturgemäß zu einer immer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne der Konsumenten - und deshalb werden längere - und damit eben Programm-flow störende - Elemente tatsächlich ins Internet "entsorgt". Das mit der immer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne macht sich ja auch in der Musik bemerkbar. Hörte man in den 90ern noch regelmäßig Maxi-/Extended-/Club-Mixe im Radio, so werden sie heute den meisten Releases selbst im Dance-Musik-Bereich gar nicht mehr mitgegeben. Auch in der Disco funktionieren Lang-Versionen praktisch nicht mehr - von "Szene-Veranstaltungen" abgesehen.
 
@lg74
An dieser Stelle möchte ich auf das Medienmagazin von Jörg Wagner und Daniel Bouhs hinweisen. Hier kann man einen Jörg Wagner, in einer überraschend bissigen und direkten Art erleben.

Diskussion um ARD-Programmreform​

Medienmagazin | 24.07.2021 | 70 Min.

 
Danke! Interessante Diskussion, in der Tat. Sind wir mal ehrlich: Wir würden ihnen doch (fast) alle wünschen, dass sie erfolgreich sind. Aber wir glauben es nicht.

Danke auch für den Link in die Audiothek. Sie ist ja fertig! Hatte ich noch gar nicht bemerkt. Natürlich ohne RSS-Feeds. Die gab es vorher nicht, sollten kommen (so wurde mir geantwortet, Geduld, Geduld), sie kamen nicht. Warum auch? Weil ein Benutzer es sich wünscht? Weil viele Benutzer es sich wünschen? Ach, so: Weil vor allem Benutzer über 50 es sich wünschen, während die Audiothek sich doch an die andere Hälfte unter 50 richtet. Ja, dann… :(
 
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Das Problem von HR und anderen Öffis, die jetzt alle Kanonen auf ihre Online-Performance richten: Das können andere besser!
Das MÜSSEN die Öffentlichen-Rechtlichen genauso gut – wenn nicht besser – können! Es ist ein drittes Medium zu TV und Radio hinzugekommen ("Neuland"), das immer mehr Anteil am Gesamtkonsum hat. Darauf muss die ARD reagieren, um der Aufgabe nachzukommen, für die sie bezahlt wird – die Menschen zu erreichen. Die ARD hat als öffentlich finanzierte Institution eine Bringschuld.

Daher halte ich es für richtig und wichtig, sich über die Prioritäten in der (nicht allzu fernen) Zukunft jetzt koordiniert Gedanken zu machen, bevor man weiter Verzweiflungstaten begeht, wenn es zu spät ist.
 
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Das ist ganz einfach, ein Wandel in neue Wege muss sein aber das Problem ist die eine oder andere Hintertür, die dabei gezogen wird! Du bist ein Freier und machst plötzlich Inhalte fürs Internet statt fürs Fernsehen. Klingt ja erstmal egal, ist es aber nicht, weil die Bezahlung völlig unterschiedlich zwischen den beiden Sparten ist! Es geht ums Geld, Arbeit ist Arbeit und soll auch normal bezahlt werden. Dann würde es diese Diskussionen gar nicht so geben und die Mitarbeiter würden auch viel mehr selbst in die Hand nehmen, wo wir beim nächsten einfachen Thema wären. Da gibt es haufenweise Vorgesetzte und Abteilungsleiter, wo es doch sowas beim Rundfunk an vielen Stellen nicht braucht. Es beißt sich da oft einfach der Hund in den Schwanz. Die Sender sollten vielmehr die Inhalte vernünftig bewerben und die Gemeinschaft der Medienschaffenden stärken, dann würde es auch gewisse Doppelungen nicht geben.
Stattdessen ist jeder in diesem Medienozean mit einem Überlebenskampf beschäftig, was einfach sinnlos ist. Zur Ausrichtung sei noch etwas gesagt, Journalismus sollte und muss das Kerngeschäft sein, dass hat Zukunft und kann verbinden.

 
Es ist ein drittes Medium zu TV und Radio hinzugekommen ("Neuland"), das immer mehr Anteil am Gesamtkonsum hat.
Ich glaube, hier beginnt der Denkfehler. ÖR muss nicht jeden (neuen) Kanal bespielen. Es ist in der Vergangenheit ja auch niemand auf die Idee gekommen, dass die Öffentlich-Rechtlichen Tages- oder Wochenzeitungen machen sollten, weil diese ganz sicher wesentlichen "Anteil am Gesamtkonsum" haben. Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk ist nach dem Zweiten Weltkrieg in die Welt gesetzt worden, um eine staatsunabhängige (hat nicht ganz geklappt) Versorgung der Bevölkerung mit Radio- und Fernsehangeboten (hat geklappt) sicherzustellen.
Nichts anderes und nicht mehr.
Da heutzutage die Versorgung der Öffentlichkeit mit Radio- und Fernsehangebote auch ohne Öffentlich-Rechtliche gesichert ist, im Gegenteil, man sich vor Angeboten nicht mehr retten kann, wäre sogar zu hinterfragen, ob der Ursprungsauftrag nicht erledigt ist. Konsequent wäre es dann, die ÖR-Anstalten entweder dichtzumachen oder auf den freien Markt zu entlassen. Dafür will ich nicht plädieren, weil sie immer noch, trotz aller Mängel, ein gewisses Qualitätsniveau und eine unbestrittene Vielfalt (wenngleich zu den absonderlichsten Sendezeiten) garantieren.
Es gibt aber keinen Grund, warum diese Öffentlich-Rechtlichen Anstalten nun auch jeden neuen Kommunikationskanal bespielen sollten und sich dabei auf Kosten des Gebührenzahlers in nicht seriös finanzierbare Konkurrenz zu privaten Anbietern teils globaler Herkunft begeben sollten. Das Angebot ist gesichert, der Wettbewerb ist gesichert, die Auswahl ist riesig, die Qualität ist hoch (jedenfalls ist nicht zu erkennen, dass die Öffentlich Rechtlichen es besser können oder besser machen). Was soll das also?
 
Da heutzutage die Versorgung der Öffentlichkeit mit Radio- und Fernsehangebote auch ohne Öffentlich-Rechtliche gesichert ist, im Gegenteil, man sich vor Angeboten nicht mehr retten kann
Ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, wo die vielen Angebote wären im Hörfunk außerhalb der ARD, die mich in irgendeiner Weise ansprechen würden. Das "retten kann" ist angesichts des Mülls, der landauf, landab vom privatfunk üblicherweise versendet wird (und vom Großteil der Öffis leider auch) tatsächlich angebracht. Diese Dudler haben bei mir Hausverbot.

Aber Bayern 2? Oder manche Sendung auf SWR 2, WDR 3, BR Klassik, NDR Blue, ...?

Und wo ist eigentlich das regional kompetente nicht öffentlich-rechtliche Inforadio (bzw. das nicht öffentlich-rechtliche Hörfunkprogramm mit Informationskompetenz)?
 
Es ist ein drittes Medium zu TV und Radio hinzugekommen
Eigentlich nicht. Es ist ein neuer Sendeweg für TV und Radio. Aber durchaus mit neuen, zusätzlichen Qualitäten: Nonlinearität und Individualisierung.

ÖR muss nicht jeden (neuen) Kanal bespielen.
Eine Frage des Konzepts. Das Konzept der westlichen Alliierten war 100 % der gut Propaganda tauglichen elektronischen MassenMedien öffentlich, aber staatsfern aufzustellen. Bis Mitte der 80er wurde dieses Konzept beibehalten. Seitdem wurde dieser Prozentsatz weniger. Die Frage für die Zukunft lautet: soll der Anteil der ÖR am Medienangebot weiter sinken, oder nicht?

Eine „Bestands + Entwicklungsgarantie“ wurde vom Verfassungsgericht schon mal ins Spiel gebracht.
 
Die Frage für die Zukunft lautet: soll der Anteil der ÖR am Medienangebot weiter sinken, oder nicht?
Wenn der ÖR gute Argumente für ein von ihm geschaffenes erweitertes Medienangebot liefert, dann lautet die Antwort unbedingt "Nein!"
Wenn er aber weiterhin die guten Argumente systematisch abschafft oder in Spartenwinkeln versteckt, und stattdessen hinter den Quoten der Privaten herhechelt, dann ist die Antwort "Ja."
 
Es müssen klare Regeln her und eine klare Aufgabenteilung zwischen öffentlichen und kommerziellen Anbietern. Alles, was die Kommerziellen können, darauf müssen die Öffentlichen ab sofort verzichten. Allerdings müssen die jeweiligen Kernkompetenzen definiert und eingefordert werden. SAT 1 ruht sich seit Jahrzehnten auf seinem Schmalspurprogramm aus. Das gäbe es dann auch nicht mehr.

Also: Für ARD und ZDF keinen Fußball mehr. Den kaufen sie bislang den Kommerziellen weg, weil sie mit ihren Gebühren die Marktgesetze einfach außer Kraft setzen, das ist sinnloser Kannibalismus zwischen den beiden Systemen und Ressourcenverschwendung unter Einsatz öffentlicher Gelder. Dann: Keine seichten Serien, kein Bares für Rares, keine endlosen Tierbetrachtungen mit wenig Erkenntnisgewinn, keine 20 Talkshows in der Woche zur Corona mit denselben Gesichtern. Deren Zukunft heißt Arte, Phoenix, das Regionale aus den Dritten, ARD alpha, ZDF info, DLF, Bayern 2, Bayern Klassik, einen zu gründenden Jazz-Kanal.

RTL und SAT betreiben Newskanäle, Newsformate, investigative Magazine, Familienunterhaltung, amerikanische Spielfilme, eigenproduzierte, kommerziell erfolgreiche Filme und Serien, Frühstücksfernsehen. RTL Hörfunk landesweit und die großen kommerziellen Radiosender in den Bundesländern bekommen einen Auftrag inhaltlich vergleichbar dem, den RTL gegenüber dem luxemburgischen Staat zu erfüllen hat. Die restlichen kommerziellen Sender, sofern sie lebensunfähige Kleinstsender wie Radio Erft sind, werden zu leistungsfähigen Regionalsendern ausgebaut und dürfen dem Formatradio fröhnen.

Fertig ist die neue Medienlandschaft.
 
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