Beschaffung und Ausstrahlung historischer Sendungen am Beispiel der "Top 2000 D"

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
aää, what?

"Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich beim Südwestrundfunk für die freundliche Genehmigung der Ausstrahlung auf Radio RETROWELLE und bei Andreas Knedlik (www.digiandi.de), der uns die Mitschnitte zur Verfügung gestellt hat."

Die spielen keinen offiziellen Mitschnitt aus dem SWR-Archiv oder DRA, sondern einen privaten Mitschnitt, den der Digiandi gesammelt hat?
 
Ja, freilich senden sie einen privaten Mitschnitt. Der SWR hat sowas ja nicht selbst im Archiv. Das ist ja gerade das, was die Arbeit von Digiandi so wertvoll macht, denn gerade aus dem Bereich der Unterhaltungsprogramme ist ja wirklich sehr wenig vonseiten der Rundfunkanstalten archiviert worden.
Trotzdem muss der SWR aber seine Zustimmung erteilen, wenn ganze Programmstunden des alten SDR 3 (denn von dort wird die Aufnahme erfolgt sein) im Internet erneut gesendet werden sollen. Da geht es um Urheberrechte und solche Fragen sollten eindeutig abgeklärt sein, bevor man sowas auf Sendung schickt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im SWR-Archiv könnten sich höchstens ein paar einzelne Stunden der Marathon-Sendung finden, weil die in programmfreier Zeit des damaligen SDR-Fernsehens live aus den Studios parallel im TV ausgestrahlt wurde. Bei Youtube finden sich davon ein paar wenige Schnipsel.

 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: U87
Ja, freilich senden sie einen privaten Mitschnitt. Der SWR hat sowas ja nicht selbst im Archiv. Das ist ja gerade das, was die Arbeit von Digiandi so wertvoll macht,

Schlimm genug, wie die ÖR ihre Archive vernachlässigen.

Ich finde aber schon, dass man grundsätzlich klären sollte, wenn kommerzielle Unternehmen auf Mitschnitte zurückgreifen wollen, die private Sammler bewahrt haben und dem Digiandi zur Verfügung stellen, dass sie nicht komplett vergessen werden.

Ich kann nicht erkennen, dass sich ein ÖR dahingehend bemüht, den Digiandi zu unterstützen, die Mitschnitte öffentlich machen zu dürfen. Momentan kann man beim Digiandi aus rechtlichen Gründen ja nix online hören, sondern nur in der Datenbank recherchieren.

Ich stelle mal auch in den Raum, dass man eher die beteiligten Moderatoren und Redakteure um Nutzungsrechte bitten müsste, als Nachfolger der Sender, die das damals technisch ausgestrahlt haben. Es hört sich so an, als wäre es eine große Gnade, dass der SWR das erlaubt.
 
Schlimm genug, wie die ÖR ihre Archive vernachlässigen.
Naja, damals musste sowas ja noch alles auf physischen Datenträgern aufbewahrt werden, die Platz brauchten und eine Menge kosteten. Insofern ist es zumindest bis zu einem gewissen Grad nach meinem Dafürhalten nachvolziehbar, dass man sich beim Archivieren damals auf aufwendige Produktionen beschränkte und nur sehr vereinzelt Unterhaltungssendungen für die Nachwelt erhalten blieben. Allerdings lasse ich dieses Argument eigentlich nur für die Top 1000 X von 1989 gälten, denn damals war ja noch nicht abzusehen, was für eine Erfolgsgeschichte damals ihren Anfang nahm. Bei der Top 2000 D, um die es hier ja eigentlich geht, gebe ich Dir vollkommen recht. Da sendeten zwei Sender aus de facto immer noch zwei Staaten, die nach Jahrzehnten der Trennung gerade auf dem Weg waren, wieder zu einem zu werden und das Archiv erachtete es aus welchen Gründen auch immer nicht für bewahrenswert. Das ist in der Tat traurig, wenn dann private Mitschnitte von solchen radiophonen Großereignissen herhalten müssen, wobei es natürlich ein großes Glück ist, dass es Leute gibt, die die Sendung damals mitgeschnitten, aufbewahrt und irgendwann @DigiAndi überlassen haben.
Ich finde aber schon, dass man grundsätzlich klären sollte, wenn kommerzielle Unternehmen auf Mitschnitte zurückgreifen wollen, die private Sammler bewahrt haben und dem Digiandi zur Verfügung stellen, dass sie nicht komplett vergessen werden.
Bitte, wer wird vergessen? Die kommerziellen Unternehmen? Wohl kaum, denn sie sind ja jene, die die Sendung ausstrahlen. Digiandi? Der wohl auch nicht, denn wenn er vergessen worden wäre, stünde ja auf der Seite der Retrowelle nicht, von wem die Aufnahmen stammen. Allenfalls die Sammler von damals werden nirgendwo erwähnt und hier könnte man tatsächlich überlegen, ob sich da nicht vielleicht was machen lässt. Laut https://www.digiandi.de/sammlungen/bredow-schubert/ stammt der Mitschnitt von einem Hartmut Schubert. Den könnte man ja vielleicht nennen oder ein Interview im Programm der Retrowelle mit ihm führen oder etwas in diese Richtung.
Ich kann nicht erkennen, dass sich ein ÖR dahingehend bemüht, den Digiandi zu unterstützen, die Mitschnitte öffentlich machen zu dürfen. Momentan kann man beim Digiandi aus rechtlichen Gründen ja nix online hören, sondern nur in der Datenbank recherchieren.
Dass die Sender Digiandi nicht unterstützen würden, würde ich so nicht unterschreiben wollen. Die Hitparadenmitschnitte des SDR haben ihn ja, wie er auf der oben verlinkten Seite schreibt, nach einem Aufruf auf SWR 1 BW erreicht und schon häufiger gab es Sendungen bei verschiedenen Programmen, in denen er und sein Archiv vorgestellt wurden. Was nun die Unterstützung beim Veröffentlichen betrifft, so sind da wohl auch dem ÖR die Hände gebunden, was eben auch mit den Urheberrechten zu tun hat. Bei reinen Wortsendungen sähe das wahrscheinlich nochmals anders aus, aber ab dem Moment, wo da Musik dabei ist, interessieren sich die Verwertungsgesellschaften sehr für sowas und der gute Digiandi hätte wohl schneller Ärger am Hals, als er "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" sagen könnte. Aus gutem Grund wird er ja auch zum Beispiel die 23.000 digitalisierten Kassetten nur denen, die mitgespendet haben, in einer passwortgeschützten Cloud zugänglich machen. Und da ist das nächste Problem. Die Formulierung im Futur ist angebracht, weil ihm derzeit schon dafür keine ausreichende Leitung oder genügend Webspace zur Verfügung steht. Selbst, wenn man hier also einen Rahmenvertrag oder ähnliches zustande bekäme, wäre das tatsächliche Zugänglichmachen für die Allgemeinheit schon allein aus technischen Gründen gar nicht so einfach.
Ich stelle mal auch in den Raum, dass man eher die beteiligten Moderatoren und Redakteure um Nutzungsrechte bitten müsste, als Nachfolger der Sender, die das damals technisch ausgestrahlt haben. Es hört sich so an, als wäre es eine große Gnade, dass der SWR das erlaubt.
Aus den genannten Gründen: Ja, es ist wohl tatsächlich ein Entgegenkommen des SWR nötig gewesen, um die Sendung nun wieder im Internet senden zu dürfen. Neben der Tatsache, dass es sich bei der rechtlichen Komponente ja sogar schon um sowas wie Jingles und dergleichen handelt, kann man ja heute gar nicht mehr alle damaligen Mitwirkenden fragen. Thomas Schmidt weilt ja beispielsweise nicht mehr unter den Lebenden und auch, wenn er Digiandi ja sehr aufgeschlossen gegenüber stand, reicht allein diese starke Vermutung als rechtliche Absicherung eben nicht aus.
 
Bitte, wer wird vergessen? Die kommerziellen Unternehmen? Wohl kaum, denn sie sind ja jene, die die Sendung ausstrahlen.

Nein, ich meinte tatsächlich die auch bei der Retrowelle genannten Günter Schneidewind, Matthias Holtmann, Stefan Siller, Thomas Schmidt, Marion Brasch, Friedemann Leinert, Lutz Bertram und Uwe Wassermann.

Hattet ihr das neulich gelesen, es ging auch um den SWR:

... Jetzt sind die Kriminalklassiker endlich wieder zu hören: online im Netz. Voraussetzung dafür war eine detektivische Ermittlungsarbeit. Es ging – so wie im Krimi – ums Recht. Das Recht der Urheber und Beteiligten an ihren Leistungen. Als die Hörspiele erschienen, hatten selbst kühnste Science-Fiction-Autoren keine Vision von den künftigen medialen Verbreitungsmöglichkeiten. Deshalb sahen die Verträge damals einfach nur eine Ausstrahlung im Radio vor.

Und heute? Müssen die Kolleginnen und Kollegen, die sich bei uns um Lizenzen und Rechte kümmern, die Online-Rechte im Nachhinein erwerben. Bei allen, die mitgewirkt haben, oder bei deren Erben. Die muss man erst mal finden. Eine Mordsmühe. Aber es ist gelungen....


Gut, eine Hitparaden-Moderation ist wohl nicht mit einer Hörspielproduktion 1:1 zu vergleichen. Sind Moderatoren = Sprecher?
Aber man sieht, was alles beachtet werden muss. Die rechtlichen Probleme und Unsicherheiten wären wohl nur durch eine Gesetzesanpassung lösbar, dass "Radiosendungen" der ÖR_Sender nach einer gewissen Zeit als nutzungsfrei und allgemeinfrei definiert werden. Denn im jeweiligen Einzelfall eine Schöpfungshöhe festzusetzen, ist in der Praxis unmöglich.

Laut https://www.digiandi.de/sammlungen/bredow-schubert/ stammt der Mitschnitt von einem Hartmut Schubert.
Danke für den Link. Laut der Seite "existierte bis Anfang des Jahres 2017 kein digitalisierter Mitschnitt."

Das muss nicht unbedingt gleichbedeutend damit sein, dass es in den Archiven des SWR oder des DRA als DT64-Verwalter KEINEN Mitschnitt gibt. Ich habe festgestellt, dass oft keine Computer-Datenbank bei den Sendern existiert und gepflegt wird, die ALLE vorhandenen Archivsachen auflistet und durchsuchbar macht. Das können natürlich analoge Bänder oder DAT-Kassetten sein, die seit Jahrzehnten niemand angefasst hat. Aber man könnte recherchieren, ob es etwas im Archiv liegt und dann ggf. eine Digitalisierung anstoßen. Träumchen wäre natürlich, wenn sämtliche Archivschätze nach und nach digitalisiert und von extern durchsuchbar gemacht werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man könnte an der Stelle auch auf die berühmt-berüchtigte rias1 bzw. oldiestopten-Seite verweisen. Dort sind die Top2000D und noch jede Menge andere Rundfunkmitschnitte schon seit langem frei zugänglich. Bei der Seite stellte sich mir schon öfter die Frage, wie der das mit Gema und sonstigen Rechten eigentlich handhabt.

 
Bei der Seite stellte sich mir schon öfter die Frage, wie der das mit Gema und sonstigen Rechten eigentlich handhabt.
Ich frage mich da weniger wie, sondern eher ob überhaupt. Es gab da wohl auch schon mal vereinzelte Rüffel (siehe Eintrag 95 im Gästebuch: https://www.onlex.de/_gbuch.php?username=petelove) Die Konsequenz war, dass die Insulaner-Sendungen auf der Seite gesperrt wurden.
Übrigens: Erstaunlich viele Mitschnitte, die sich bei Rias1.de finden, hat Digiandi in seiner Datenbank, allerdings meist direkt digitalisiert. Womöglich ist also manch eine Datei, die Peter auf seiner Seite zur Verfügung stellt, ursprünglich mal aus dem Archiv von Andreas.
Laut der Seite "existierte bis Anfang des Jahres 2017 kein digitalisierter Mitschnitt."

Das muss nicht unbedingt gleichbedeutend damit sein, dass es in den Archiven des SWR oder des DRA als DT64-Verwalter KEINEN Mitschnitt gibt.
Naja, warum hätte denn Thomas Schmidt damals einen Aufruf an die Hörer starten sollen, wenn er vorher doch ganz einfach in den Archiven hätte nachschauen lassen können? Aber gut, sein Aufruf galt ja der 1989er Hitparade und womöglich waren die anderen SDR-Hitparaden inklusive der Top 2000D einfach eine schöne Dreingabe. Schon möglich, dass da vielleicht irgendwo ein offizieller, aber noch nicht digital erfasster Mitschnitt vorliegt.
 
Womöglich ist also manch eine Datei, die Peter auf seiner Seite zur Verfügung stellt, ursprünglich mal aus dem Archiv von Andreas.
Wohl eher umgekehrt:) Der Peter "sammelt" ja schon viel länger.

Naja, warum hätte denn Thomas Schmidt damals einen Aufruf an die Hörer starten sollen, wenn er vorher doch ganz einfach in den Archiven hätte nachschauen lassen können?

Mich würde wundern, wenn es irgendein Radio-Archiv gibt, in dem man "einfach nachschauen" lassen kann. Einfach ist da nie etwas und selbst aktuelle Mitarbeiter können nicht einfach ins Archiv stiefeln und da mal durch die Regale kramen. Wie gesagt, viele alte Sachen sind nicht nach Autoren, Sendungsnamen usw. katalogisiert. Und wenn etwas gefunden wird, muss jemand die Arbeitsstunden der Digitalisierung bezahlen. Dazu die rechtlichen Fragen. Also ja, es ist viel zielführender, nach privaten Mitschnitten zu fahnden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wohl eher umgekehrt:) Der Peter "sammelt" ja schon viel länger.
Nein, da bin ich mir doch relativ sicher. Digiandi hat die Mitschnitte zumeist in WAV 44,1 direkt vom jeweiligen Datenträger überspielt, während Peter auf Rias1.de oft nur MP3s mit höchstens 128 KBPS anbietet. Speziell bei einigen Aufnahmen von Sendern außerhalb Berlins glaube ich, dass sie erst Andreas und danach Peter vorlagen.
Mich würde wundern, wenn es irgendein Radio-Archiv gibt, in dem man "einfach nachschauen" lassen kann. Einfach ist da nie etwas und selbst aktuelle Mitarbeiter können nicht einfach ins Archiv stiefeln und da mal durch die Regale kramen. Wie gesagt, viele alte Sachen sind nicht nach Autoren, Sendungsnamen usw. katalogisiert. Und wenn etwas gefunden wird, muss jemand die Arbeitsstunden der Digitalisierung bezahlen. Dazu die rechtlichen Fragen. Also ja, es ist viel zielführender, nach privaten Mitschnitten zu fahnden.
OK, dieses Wörtchen "einfach" war von mir vielleicht etwas unglücklich gewählt. Ich hätte jetzt vermutet, dass zumindest die Kathalogisierung des Archivbestands inzwischen abgeschlossen sei. Aber gut, man lernt ja nie aus.
 
OK, dieses Wörtchen "einfach" war von mir vielleicht etwas unglücklich gewählt. Ich hätte jetzt vermutet, dass zumindest die Kathalogisierung des Archivbestands inzwischen abgeschlossen sei. Aber gut, man lernt ja nie aus.
Nehmen wir mal an, es gibt aus der Zeit vor 1990 ein Karteikarten-Archiv. Schön und natürlich auch hilfreich. Aber wer hat die Ressourcen, diese Karteikarten systematisch und komplett in eine Computer-Datenbank zu übertragen, seien es Zeitungen, Zeitschriften oder Sender? Viele haben irgendwann einen Schnitt gemacht und gesagt, wir führen ein digitales Archiv ab 2000 oder so und die älteren Sachen blieben eben liegen oder werden nur bei Bedarf gesucht. Wenn z.B. jemand stirbt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eigentlich sind die Schallarchivinhalte oftmals schon in den 80er Jahren in EDV-Form katalogisiert worden. Ich erinnere mich an DLF-Wunschnächte in den 80ern, in denen bisweilen betont wurde, alle Platten und Bänder seien ja zum Glück inzwischen digital katalogisiert und man müsse nur noch in seltenen Ausnahmefällen in der Handkartei blättern. Ob und inwieweit es diese frühen elektronischen Kataloge dann in heutige EDV-Systeme herübergeschafft haben, weiß ich aber auch nicht.

Es stimmt aber natürlich, und darüber haben wir ja schon an anderer Stelle öfter geschrieben, dass „normale“ Sendungen vor dem Zugänglichwerden großer Speicherkapazitäten heutigen Ausmaßes bestenfalls kurzfristig und in sehr mäßiger Qualität mitgeschnitten und für den Fall ernsthafter Programmbeschwerden vorgehalten wurden (Stichwort bzw. Suchbegriff „Assmann“).
 
Schlimm genug, wie die ÖR ihre Archive vernachlässigen.
Diese Äußerung zeugt von großer Inkompetenz. Bitte mal drüber nachdenken, über welche Volumina wir hier sprechen:

Möchte man sein Programm in halbwegs sendefähiger Qualität (das wären dann Mitschnitte mit 19 cm/s) vollständig auf Band (ja, zu jener Zeit gab es in Stuttgart noch Bänder) archivieren, benötigte man pro Tag und Programm 16 Bänder à 17 mm Regalplatz (Breite eines handelsüblichen Bandkartons), also (bei vier Programmen) über einen Regalmeter pro Tag. Pro Tag! Hätten die Anstalten seit, sagen wir zwischen 1950 und 2000, ihr Archiv „nicht vernachlässigt“, dann wären das (ich rechne überschlägig die Hälfte, weil es nicht alle Programme über den ganzen Zeitraum gab) 25 • 365,25 • 1 = 9,131 Kilometer Archivregal.

Ein Wickel Band war mit etwa 50 DM zu veranschlagen, das wären dann 800 DM pro Tag bzw. 7,3 Millionen DM, die in den Regalen ruhten. Den Regalplatz gibt es auch nicht umsonst, geschweige das Personal, das jeden Tag die Mitschnitte fertigen hätte müssen.

Der letzte Absatz bezieht sich auf ein Programm. Bei vieren hätten wir an die 20 Millionen für Bänder ausgegeben.

Noch Fragen, Kienzle?
 
Möchte man sein Programm in halbwegs sendefähiger Qualität (das wären dann Mitschnitte mit 19 cm/s) vollständig auf Band (ja, zu jener Zeit gab es in Stuttgart noch Bänder) archivieren,

Schuld war also dieser hohe Qualitätsanspruch, der am lieben Geld scheiterte.
Es gab doch damals auch Hifi VHS-Kassetten, dort konnte man locker 6 Stunden mitschneiden.
Manchmal erscheint es nützlich zu sein etwas lieber mittelmäßig zu tun als gar nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach komm’ mir doch nicht mit Mittelmäßigkeit! Die s.motzes, die sich dann über schlampige Sendequalität beschwerten, mag ich mir gar nicht ausmalen. Nicht umsonst wurden zum Beispiel die seinerzeit in hr1 ausgestrahlten Hitparaden aufwendigst restauriert, weil dem Hörer die Mittelmäßigkeit eben nicht zuzumuten gewesen wäre, zumindest nicht über längere Strecken! Schon mal dran gedacht, daß VHS scheiße zu archivieren ist? Und weiter wiederzuverwerten?
 
Schuld war also dieser hohe Qualitätsanspruch, der am lieben Geld scheiterte.
Ja, immer diese pösen, pösen Qualitätsfetischisten. Nur ihrendwegen gibt es heute so wenige Mitschnitte von Unterhaltungssendungen und @black2white muss andauernd nach Aufnahmen von Dieter Thomas Heck fragen. Das müsste doch alles nicht sein, wenn man damals einfach nur ein bisschen weniger hohe Ansprüche gehabt hätte. Dann klängen zwar alle Mitschnitte vor etwa 1990 wie Mittelwelle (inklusive Hörspiele oder Aufnahmen mit den Rundfunkorchestern), aber immerhin gäbe es Mitschnitte von Dieter Thomas heck.
 
Tatsächlich wäre es mit betriebssicherem Equipment möglich gewesen, zusammen mit dem Bild auf der HiFi-Stereo-Schrägspur auf VHS aufzuzeichnen. Dazu musste Input Bild (TV-Tuner) und Input Audio zusammengefügt werden. Habe selbst etliche Mitschnitte so archiviert. Sie sind inzwischen audiomäßig digitalisiert.

Kein Sender hat damals sein Tagesprogramm mitgeschnitten, bestenfalls mit 4,75cm/s (oder gar 2,38 cm/s?) für den Fall ernsthafter Programmbeschwerden (s.o.), später teilweise auf DAT. Selbst Spezialsendungen hat niemand als aufhebenswert erachtet. Wer hätte gedacht, dass heute Interesse an solchen Mitschnitten bestünde? Für die heutigen Sendungen gibt es, was das Tagesprogramm angeht, erst recht keinen Archivierungsbedarf, während einige wenige Glanzstücke (Reinke u.Ä.) so gut wie keinen größeren digitalen Platz mehr beanspruchen.

Und auch der muss nach technischer Weiterentwicklung immer wieder in neue Systeme überführt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Äußerung zeugt von großer Inkompetenz. Bitte mal drüber nachdenken, über welche Volumina wir hier sprechen:

Möchte man sein Programm in halbwegs sendefähiger Qualität (das wären dann Mitschnitte mit 19 cm/s) vollständig auf Band (ja, zu jener Zeit gab es in Stuttgart noch Bänder) archivieren, benötigte man pro Tag und Programm 16 Bänder à 17 mm Regalplatz (Breite eines handelsüblichen Bandkartons), also (bei vier Programmen) über einen Regalmeter pro Tag. Pro Tag! Hätten die Anstalten seit, sagen wir zwischen 1950 und 2000, ihr Archiv „nicht vernachlässigt“, dann wären das (ich rechne überschlägig die Hälfte, weil es nicht alle Programme über den ganzen Zeitraum gab) 25 • 365,25 • 1 = 9,131 Kilometer Archivregal.

Ein Wickel Band war mit etwa 50 DM zu veranschlagen, das wären dann 800 DM pro Tag bzw. 7,3 Millionen DM, die in den Regalen ruhten. Den Regalplatz gibt es auch nicht umsonst, geschweige das Personal, das jeden Tag die Mitschnitte fertigen hätte müssen.

Der letzte Absatz bezieht sich auf ein Programm. Bei vieren hätten wir an die 20 Millionen für Bänder ausgegeben.

Noch Fragen, Kienzle?
Ich darf Kienzle sein, Hauser? Einverstanden.

Also gut, ich entschuldige mich für den ungenauen Satz. Formuliere ich es anders: Als interessierter Hörer weiß ich eigentlich gar nicht genau, wie es um die Archive der ÖR-Sender und die darin enthaltenen Schätze bestimmt ist. Denn es gibt fast nie eine nennenswerte Öffentlichkeitarbeit. Wo sind die Webseiten, auf denen das jeweilige Archiv und die Arbeit der Mitarbeiter vorgestellt werden? Wo findet man schnelle Kontaktmöglichkeiten?

Ich habe in den letzten Monaten einige Anfragen gestellt. Entweder gab es gar keine Antwort, einmal wurde gleich die Recherche verweigert, da das zu aufwendig wäre und beim rbb wird man sofort auf die kommerziell ausgerichtete rbb media GmbH und ihre Preislisten verwiesen.

Also gut, dann klärt mich doch bitte auf, dass alles nur ein Kommunikationsdefizit sind. In Wirklichkeit sitzen da in den hellen Archivräume zahlreiche motivierte und kenntnisreiche Mitarbeiter, die bereits die gesamten Bestände katalogisiert und digitalisiert haben und mit ein paar Mausklicks jede Frage beantworten können. Aber sie arbeiten eben nur für interne Anfragen.

Ich habe auch nirgends geschrieben, dass alles digitalisiert werden könnte oder müsste (das wäre nur ein "Träumchen"). Aber man sollte doch wissen, was man aus Platzgründen entsorgen musste und was noch da ist. Und dieses Wissen auch mit seinen Hörerinnen und Hörern teilen. Ist das zu viel verlangt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Drei Dinge:

1. Wir wären froh, wenn wenigstens das gesamte, bislang nur analog verfügbare Archivmaterial komplett digitalisiert wäre. Das ist längst nicht der Fall. Übringens sind nicht alle Archiv-Säle so "hell", wie Du suggerierst. ;)

2. Sendungs-Mitschnitte wurden (siehe oben) nur ganz selten langfristig archiviert. Eher sind Hörermitschnitte die einzige Quelle, die - @DigiAndi sei Dank - bei ihm zusammenlaufen.

3.
Aber man sollte doch wissen, was man aus Platzgründen entsorgen musste
Deine Kinder kommen in 15 Jahren und fragen: Wo sind die Mitschnitte?
 
Zuletzt bearbeitet:
Drei Dinge:

1. Wir wären froh, wenn wenigstens das gesamte, bislang nur analog verfügbare Archivmaterial komplett digitalisiert wäre. Das ist längst nicht der Fall. Übringens sind nicht alle Archiv-Säle so "hell", wie Du suggerierst. ;)
Wer ist "wir"? Bist du Insider? Das mit dem "hell" war natürlich ironisch, aber auch hier weiß ich nicht, wie die Archive wirklich aussehen.

Mir ist natürlich klar, dass ein Projekt "alles vorhandene analoge zu digitalisieren" teuer und aufwendig ist.

2. Sendungs-Mitschnitte wurden (siehe oben) nur ganz selten langfristig archiviert. Eher sind Hörermitschnitte die einzige Quelle, die - @DigiAndi sei Dank - bei ihm zusammenlaufen.

3.

Deine Kinder kommen in 15 Jahren und fragen: Wo sind die Mitschnitte?

Ich bin ja selbst kein Radio-Moderator. Aber ich wundere mich immer wieder, wenn ich mit welchen kommuniziere, wie selten die sich selbst um ihre Sendungen kümmern und gekümmert haben. Ein schreibender Journalist hebt sicher seine Beiträge für sich auf, oder?

Byte.fm setzt alle Sendungen seit vielen Jahren in ein online-abrufbares Archiv und dokumentiert das Programm damit für die Nachwelt. Ich kann nicht ganz einsehen, warum das heutzutage z.B. bei Radioeins vom rbb nicht möglich sein sollte. Wollen die sich die Blöße geben, wenn sie in 20 Jahren eine "Radiolegenden-Sendung" über Anja Caspary machen wollen, dass sie hier im Forum oder beim Digiandi anfragen müssen:)

Ja, es gibt eine Zeit-Lücke zwischen den Radiozeitaltern analog und digital. Dass dort vieles bei den Sendern weg ist, lässt sich nicht mehr ändern, heißt aber nicht, dass heute nicht vernünftige Archivierungskonzepte erstellt und umgesetzt werden.
 
Mitschnitte von belanglosen Sendungen sind eher unwichtig. Wichtig wäre, dass die historischen Senderproduktionen aus den 40er Jahren und danach digitalisiert werden. Also beispielsweise die Produktionen der des "Südfunk Tanzorchesters"/SWR Bigband unter Erwin Lehn, der hr-Bigband und Vorläufer unter Willy Berking, Heinz Schönberger und anderen, des RIAS-Tanzorchesters unter Werner Müller ff., der NDR Bigband und Vorläufer unter Franz Thon ff., der WDR Big Band und Vorläufer unter Adalbert Luczkowsky ff., der SFB- Bigband und Vorläufer unter Paul Kuhn und anderen, des SFB-Streichorchesters unter Hans-Georg Arlt usw. usw., Von den Eigenproduktionen im Klassikbereich von Furtwängler bis heute will ich gar nicht reden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, da sollte man schon unterscheiden. Ich rede von Mitschnitten, in denen die redaktionelle Leistung des Moderators bzgl. gesprochenem Text und Musikauswahl im Vordergrund steht. Und wer will bei Ausstrahlung entscheiden, was "wichtig" oder "belanglos" ist?

Produktionen wie Konzerte, Hörspiele, Lesungen u.ä. sind ja eigenständig und unabhängig von Ansagen usw. Dass das eine eigene Kategorie ist, die in Gänze für Wiederholungen oder Wiederveröffentlichungen prädestiniert sind, steht außer Frage. Ich kann heute mit etwas Fleiß in Spotify die Top2000 Playlist einstellen, das ist aber letztendlich nicht das erhaltenswerte dieser Sendung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben