Gerade in den SPIEGEL Online-Kommentaren gelesen
Also von einem Leser/einer Leserin und nicht von der Redaktion?
Abgesehen von unzähligen Spartensendern und Radiosendern für jedes Bundesland.
Radiosender kosten "fast nichts", teils finanzieren sie durch Werbung (die ich dort nicht haben will) sogar Dinge quer.
ist neben üppigen Gehältern
Für eine Führungspitze überschaubarer Zahl. Mit Gehältern, die teils von Kreissparkassen-Vorstandsgehältern überboten wurden (Zahlen von 2014!):
Kein Journalist der Welt kann allein die Geschäftsberichte von 414 Sparkassen auswerten, darin Auffälligkeiten entdecken und auswerten. Das geht nur im Team. Deshalb haben wir eine virtuelle Redaktion aufgebaut, den CORRECTIV-CrowdNewsroom.
crowdnewsroom.org
Das Argument zieht umso weniger, je mehr man die Bezahlung andernorts kennt. Auch in den Medienhäusern:
Das Führungskräftemagazin für die Medienbranche, "kress pro", berichtet über die Gehälter von Managern und Chefredakteuren. Die Zahlen beziehen sich auf 2016. Im Fernsehen dominieren die beiden großen Senderketten das Gehaltsgefüge.
kress.de
die gesamte Altersversorgung
Wer da anfangen will, vertraglich vor Jahrzehnten in Aussicht gestellte Pensionszahlungen anzutasten, möge doch bitte mal vorher prüfen, wie das in der eigenen Verwandtschaft ankäme. Ein Bescheid von der Rentenkasse, "der Volkszorn will, dass wir Ihre Rente halbieren, wir wünschen guten Flug". Nee, das Kind ist vor Jahrzehnten in den Brunnen gefallen. Die derzeitige Methode des lebenslangen Prekariats für die nachfolgenden Generationen an ARD-Mitarbeitenden kann aber auch nicht die Lösung sein.
Ohne freie Produktionen und Zulieferer, die in ihrer Vergütung bis auf‘s Blut runtergehandelt werden, gäbe es kein Programm.
Eben, da stehts doch gleich direkt drunter.
Würde das ÖR seinem Auftrag nachkommen und qualitativ hochwertige Nachrichten und Bildung anbieten, hätte keiner damit ein Problem.
Doch - diejenigen, die jetzt gerade noch still halten, weil der - in ihren Augen - "Staatsfunk" seiner Aufgabe eher bieder und vor allem im Hörfunk ohne Biss nachkommt, würden dann zuerst austicken. Wenn statt gefühlten Stauzeiten, gefühlten Temperaturen und dem neuesten Hit von Max Giesinger (Oh-oh-eyoh-hoo) relevantes im Programm käme, wenn täglich benannt würde, wo es in der Gesellschaft brennt - da wäre aber was los.
Die heftigsten Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wollen ihn nicht weg haben, weil er Geld kostet, sondern weil er nicht in ihrem parteiischen Sinne berichtet, weil er ihnen nicht untersteht. Die, die am lautesten "Staatsfunk" schreien, wollen genau einen solchen überhaupt erst installieren - in ihrem Sinne natürlich.
Das eigentliche Probleme ist ein ausuferndes Programmangebot mit einem Fokus auf Unterhaltung
Sowas wirkt komisch, wenn wenige Zeilen weiter oben was von "
freie Produktionen und Zulieferer, die in ihrer Vergütung bis auf‘s Blut runtergehandelt werden" steht. Das ist, als wenn Querdenker in Berlin gegen die "Corona-Diktatur" und den "Maskenzwang" demonstrieren, während 15 m daneben Menschen ganz normal vor einem Café auf dem Gehweg sitzen - legal ohne Masken.
Das bedarf einer Erklärung, die freilich nicht gegeben wird. Was ist damit gemeint?
Ich erwarte von den Öffis, dass sie parteilich sind: pro Wissensgesellschaft, gegen Wissenschaftsleugnung. Pro Menschenrechte, gegen Menschenverachtung. Pro Wahrheit, gegen Lüge. Pro Planet, gegen Zerstörung des Planeten.
Ich weiß, genau solche "Parteilichkeit" wird von den Gegnern der Öffis dann ins Feld geführt.
Hatten wir gerade: nachträglich jemandem die vertraglich vor Jahrzehnten zugesicherten Bezüge zu kürzen, geht nicht. Punkt. Würde das eine öffentliche Rentenkasse machen, gäbe es Feuer aus allen Rohren auf "den Staat". Von den Öffis wird es erwartet für diejenigen, die da vor Jahrzehnten beruflich angefangen haben.
und ein überhöhtes moralisches Selbstverständlich
Das kann ich allerdings tatsächlich wahrnehmen. Und zwar in Bereichen, in denen sie derzeit massiv auf der Fahrt gegen die Wand sind. Außerhalb des Programmbereiches, aber mit heftigem Einfluss auf selbigen.
Einseitige politische Meinungen werden in verschiedenen Programmen verbreitet.
Richtig so! Faschismus und Zerstörung des Planeten, Leugnung von Wissenschaft, Hass und Hetze gelten zwar in diesem Land seit langem als gleichberechtigte "Meinung", sind aber Verbrechen am Leben. Und dürfen also nicht mit Rundfunkbeitrag alimentiert werden.
Warum ist das nur so schwer zu begreifen? Streiten die, die auf diesem Trip sind, auch mit der Grundschullehrerin des eigenen Kindes, weil die "2 + 3 = 7" als "falsch" bezeichnet und einen Punkt Abzug gegeben hat? Vielleicht könnte man sich ja wenigstens auf "6" als Ergebnis einigen, so in der Mitte zwischen der "Meinung" des Kindes und der "Meinung" irgendwelcher dahergelaufener Leute, die angeblich was mit Mathematik zu tun haben?
"Meinung" und "Fakten" sind zweierlei Dinge. Und die Öffis sind nicht dafür da, Lügen, Realitätsleugnung etc. zu verbreiten. Dort, wo "Meinungen" tatsächlich Relevanz haben, kommen diese Meinungen auch zum Ausdruck: Kunst, Kultur, auch unterschiedliche Parteien.
Dort, wo messbare Fakten dominieren, gilt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Falsche_Ausgewogenheit ist tödlich.