Ich höre DLF zur Information und SWR3 und co., um mir neue Songs, die ich noch nicht runtergeladen habe, im Nachgang runterzuladen. Außerdem läuft RTL Radio als Hintergrundberieselung bei Besuch.
Damit gehörst du exakt zu dem Target, auf das es die Radiomacher von heute abgesehehen haben - eine spezifische Gruppe von "Hybridhörern" zwischen 20 und 30, die sich vom Radio noch musikalisch "inspirieren" und in punkto Konsumverhalten beeinflussen lassen, die aber zugleich bis zu einem hohen Grad webaffin, multimedial sozialisiert und in Online-Netzwerken organisiert sind. Bei dieser Nutzergruppe macht sich der kommerzielle Multiplikatoreffekt kleiner werdender Playlists und begrenzter Rotationen voll bezahlt. Allerdings gehört etwa die Hälfte der Menschen innerhalb dieses Alterssegments bereits zur wachsenden, im nächsten Absatz beschriebenen Nutzergruppe, die das Gros der Unter-20-Jährigen ausmacht - und je weiter die Zeit voranschreitet, umso mehr schrumpft sie in sich zusammen.
Bei der Altersgruppe der 14-20-Jährigen ist die Radionutzung so stark zurückgegangen, dass man sie nur noch bei mehr oder minder unfreiwilligen Hörgelegenheiten "erwischt", entweder im Auto, in der Lehre oder am Arbeitsplatz; bei ihr kann man zumindest noch eine gewisse Zeit davon ausgehen, dass sie in ihren Kaufentscheidungen unterschwellig vom Radio beeinflusst wird und die wegen der kurzen Hörzeit dieser "Wunschzielgruppe" arg zusammengeschrumpfte, wiederholungsintensive Playlist ihre Wirkung halbwegs entfalten kann.
Diese Nutzerschicht ist bereits so stark mit dem Web verwachsen, dass man sie mit konventionellen Mitteln nie wieder zurückerobern kann. Je mehr Nutzungssouveränität sie erlangt und je mehr sich der High-End-Bereich auf mobile Applikationen und tragbare Kleincomputer fokussiert (Tablets, Smartphones...), um so weniger vermag man sie überhaupt noch zu erreichen. Ohne schlüssige Netzstrategie sind diese Hörer und alle nachwachsenden Generationen für alle Zeit verloren.
Mit hartnäckigem Chartdiktat spricht man nur noch Kinder und Teens bis 15 an, die sich jedoch samt und sonders bei Youtube und in diversen Netz-Communities zusammenrotten und das alte Dampfradio als hochgradig uncool empfinden. Trotz seiner Funktion als Lautsprecher und Hitpromoter kann das Radio bei den ganz Jungen kaum noch etwas ausrichten.
Käuferschichten jenseits der 30 und Musikformate, die einen etwas älteren Schwerpunkt aufweisen als der wahllose, vereinheitlichte und beinah zur Gänze im Ausland akquirierte Top-40/Hot-AC-Verschnitt werden von den in Deutschland maßgeblichen Radioallianzen rundweg abgelehnt, die Oldiesender sind nur eine billige Verlegenheitslösung und dienen als wichtiges Zubrot für den seiner Zukunft beraubten Beraterstand. Deshalb gibt es für die Masse der 25-65 keine adäquaten Angebote, für die Jüngeren allerdings auch nur den unattraktiven Eintopf quer über alle Wellen.
Über die Zukunft des UKW-Radios und die davon abhängenden Folgetechnologien entscheiden zwei Faktoren: Die Marktdurchdringung digitaler, netzkompatibler Mobilgeräte und das strategische Verhalten der Werbetreibenden. In Sachen Fixkosten und Kosten-Nutzen-Rentabilität wird die Ultrakurzwelle von Jahr zu Jahr unattraktiver, da helfen über kurz oder lang auch keine quasimonopolistischen Strukturen, die Außenstehenden den Marktzutritt erschweren oder versperren.