Es interessiert keinen mehr, da kannst Du Dir Deine MA sonstwo hinschieben. Das sagt nichts darüber aus, ob:
a) einer zuhört
b) einer bewusst EINschaltet
c) das, was er eingeschaltet hat auch hören WILL!
Du hast recht; - und dennoch sehe ich in Deiner Argumentation Schwachstellen.
Punkt a und b sind heutzutage völlig irrelevant geworden.
Radio, insbesondere privatwirtschaftlich betriebene Programme, erfüllt den Zweck, ein Maximum an Einnahmen zu generieren.
Leute, die bewusst einschalten um einer Radiosendung zu lauschen, sind aus mehrfachen Gründen in werbetechnischer Hinsicht kaum relevant:
- Kein Mensch hört heute länger als zwei Stunden gezielt zu; so viel Aufmerksamkeit kann niemand aufbringen
- Diejenigen, die noch wirklich zuhören, sind i.d.R. die ersten, die zu einem anderen Programm wechseln, sobald die Werbung läuft
- Eine unterbewusst wahrgenommene Werbung kann besser ihre Wirkung entfalten, als eine solche, die bewusst aufgenommen wird
Diejenigen, die heute für die Inhalte der Unterhaltungswellen verantwortlich sind, sind doch nicht doof: Die produzieren nicht absichtlich ein schlechtes Programm, das die Leute gar nicht einschalten wollen. Vielmehr sind die Programme inhaltlich dahingehend optimiert, dass Werbebotschaften am besten ihr Ziel erreichen können.
Die obigen Kriterien lassen sich dann am ehesten erfüllen, wenn ein Programm so gestaltet ist, dass es den Charakter einer optimalen Hintergrundberieselung trägt.
Genau das tun Radio ffn, NDR 2, Radio NRW, 1Live, Radio SAW, Jump, Radio FFH, hr3, RPR1, SWR 3 usw. (ob öffentlich-rechtlich oder privat macht inzwischen auch keinen Unterschied mehr: Die Öffis haben sich selbst dem Diktat der Gewinnmaximierung untergeordnet, obwohl sie es eigentlich gar nicht nötig hätten).
Was Punkt c anbelangt: Wer etwas bestimmtes hören möchte, lädt es sich als reine Musikfiles oder als moderierte Podcasts aus dem Internet.
Ausländische Rundfunkprogramme klingen tendenziell besser als deutsche.
Demnach müsste es zu erwarten sein, dass ausländische programmliche Konzepte in ökonomischer Hinsicht tragfähiger sind als inländische, dass also der hiesige Dudelfunk in absehbarer Zeit durch anspruchsvollere Programme abgelöst werden wird.
Wenn ich mir jedoch Radiostationen aus aller Welt per Webstream anhöre, gewinne ich den Eindruck, dass eine genau entgegengesetzte Entwicklung eingetreten ist: in fast allen Ländern scheint man das deutsche Dudelfunk-Modell adaptieren zu wollen, insbesondere in einstigen "Radio-Nationen" wie den Niederlanden, Großbritannien und den USA. Dortige Kommerzprogramme trauen sich auch immer weniger, seltenere Nummern in ihre Playlisten aufzunehmen, die zudem immer schmaler gestrickt zu sein scheinen.
Das grundlegende Problem dabei: Auf diese Weise katapultiert sich das Radio in die Bedeutungslösigkeit und wird zu einem reinen Hintergrundmedium.
Das ist halt der Preis der ausschließlichen Kommerzorientierung.